Internet Netzwerk Testberichte

HPE Instant On (nicht nur) für kleine Firmen: Aruba Access Point AP22 mit Wi-Fi 6 und 1930 8G Class4 PoE 2SFP Switch im Test

Wi-Wi 6 im Alltag

Die Idee mit dem zweiten WLAN-Netzwerk war gut und in der Praxis hat sich das bisher ganz gut bewährt. Aruba bewirbt die Access-Points ja mit einer Zahl von bis zu 100 möglichen Clients, in der Spitze schaffe ich hier immerhin bis zu 42, mehr Geräte schaffe ich nie gleichzeitig ins zweite Netz zu bringen. Wi-Fi 6 schafft ja per se schon eine höhere Brutto-Datenrate, zumindest auf dem Papier. Doch interessanterweise profitieren sogar die PCs mit älteren Wi-Fi-5-Modulen noch vom neuen Access Point.

Das lässt sich recht einfach testen, indem man einmal größere Daten aufs NAS kopiert (und vice versa). Da schafft man, fast schon unabhängig von der Entfernung zum AP, um die 3 MB/s mehr in beiden Richtungen als mit der daneben hängenden Fritz!Box 7590, die ich noch nicht ersetzt habe. Das ist reproduzierbar und ein netter Benefit, der mir übrigens auch im Wohnzimmer weiterhilft. Dicker 500er Beton in Form eines massiven Treppenhauses haben Netflix & Co. in Ultra-HD immer zur sporadischen Ruckel-Orgie verkommen lassen. Doch ehe ich mir noch einen abbreche, tat es auch der zweite AP als Mesh-Repeater.

Und wenn man mal alles in diesem Raum zusammenrechnet (Smart-TV, Receiver, Entertain mit Wi-Fi-Ethernet-Umsetzer, Fire-TV, Alexa, 3 Tablets, bis zu 4 Smartphones, 6 Smart-Lampen, 4 Funksteckdosen, Thermostaten und Außenkamera), dann sind das in der Spitze auch schon 20 Clienten, nur hier. Geht neuerdings völlig klaglos. Zur Ehrenrettung der Kollegen von AVM muss man natürlich auch so fair sein und dazu anmerken, dass nicht die Aruba APs um Welten besser Radio können, sondern dass Wi-Fi 6 in der Summe einfach besser ist als meine alte Infrastruktur. Sogar im Zusammenspiel mit älteren Clienten, die den Standard noch nicht direkt nutzen können. Womit wir elegant wieder bei der Hürde der Anschaffungskosten angekommen wären, die keine mehr ist. Denn es rechnet sich mittlerweile. Doch es gibt ja nicht nur das Vergnügen…

Testsysteme, Oszillografen und weitere Geräte gehen via Switch und Zubehör ins Mesh

Das Ganze lässt sich nicht nur subjektiv fühlen (Streaming-Qualität, Internet-Zugriffe), sondern auch messen. Im Labor richtet es dann ein weiterer AP im „over the air“-Modus und ich war gespannt, welche Datenraten real zu meinem zentralen Rechner im Büro möglich waren, der direkt am Switch mit dem initialen Access Point hängt. Ich verzichte hier in diesem Test bewusst auf synthetische Messungen wie IPerf, weil die zu sendenden Daten etwas komplexer gestaffelt sind und jede Messung irgendwie abweicht. Aber ich vergleiche es zur parallel laufenden alten Konfiguration, die ja noch immer als konkurrierendes Netzwerk vorhanden ist. Bis hin zum Videostudio samt Green-Wall, wo ich den Videostream zum Medienserver schicke.

3D Scanner mit PC: Remote-Desktop und Datentransfer zum NAS

Betrachten wir nun die Datenraten an den verschiedenen Standorten. Die in Klammern gesetzten Zahlen beschreiben den Standort bzw. die Anzahl der Wände zwischen AP und Client. Die erste Zahl steht für die zu überbückenden Etagendecken (0, x bzw. 1, x), wobei in der zweiten Etage direkt über dem Raum mit dem AP 1 ein zweiter als Repeater steht. Die zweite Zahl nach dem Komma steht für die Anzahl der Wände bis zum nächstliegenden AP z.B. (x, 2) oder (x, 0), wenn sich der Client im gleichen Raum befindet. Alle in den Räumen befindlichen Clients waren zudem aktiv, so dass es auch keine Schönwetter-Messungen waren.

Das 2,4 GHz Band wird im 40-MHz-Modus betrieben, im 5-GHz-Band sind es 80 MHz. Hier muss man die neueste Firmware nutzen und ggf. auch manuell umschalten. Ich übertrage mit einem kleinen Softwareprogramm aus der eigenen Tool-Suite im Labor 5 Minuten lang Daten mit zufällig generiertem Inhalt auf den Hauptrechner. Dort lese ich aus einer 5 TB großen, geöffneten Datei diverse Random-Daten zurück, wobei das reine Lesen immer noch einen Tick schneller vollzogen wird als der Rest. Auch wenn die Differenzen zum Schreiben recht klein sind, auch das lässt sich messen. Als Clients dienten ausschließlich Wi-Fi-6-fähige Geräte.

Man kann keine Wunder erwarten, wenn es durch Decken und Wände geht, aber wer heute noch auf das 2,4 GHz Band setzt, wenn es Alternativen gibt, dem ist echt nicht zu helfen. Wobei der AP22 auch dort keine schlechte Figur abgibt. Die Datenraten liegen allesamt noch im brauchbaren Bereich, auch wenn man wirklich überlegen sollte, was sich ohne allzu großen Aufwand nicht doch auch per Ethernet lösen lassen könnte. Denn Aruba bietet auch größere Switches als den achtfachen Kollegen an. Oder eben ein Mitbewerber, je nach eigener Präferenz. Ansonsten eben 5 GHz und möglichst wenige bzw. nicht allzu abschirmende Wände. Mein Gründerzeit-„Bunker“ ist da eher ein abschreckendes Beispiel. Worst Case eben.

Die Leistungsaufnahme der AP ist auch bei längerer Auslastung erträglich. Ich habe an den Steckernetzteilen (deren Verluste mit inkludiert) rund 9 Watt gemessen. Die merkt man dann auch am Gehäuse, denn der AP wird etwas mehr als handwarm (bis zu 38 Grad). Die Leistungsaufnahme über PoE lässt sich nur im Differenzverfahren messen, indem man die Leistungsaufnahme am Switch mit und ohne den jeweiligen AP misst und vergleicht. Hier liege ich dann bei knapp 11 Watt, warum auch immer da noch 2 Watt dazugekommen sind. Die Temperatur des AP ist hingegen gleich. Der Switch liegt, ohne PoE zwischen reichlich 12 und ca. 17 Watt, je nach Beleuchtung und Instant On.

Zusammenfassung und Fazit

Das Experiment mit dem Wi-Fi 6 Netzwerk ist geglückt und ich bin aktuell am überlegen, wie ich diese Infrastruktur noch sinnvoll erweitern kann. Es ist gut zu wissen, dass diese Geräte mittlerweile durchaus erschwinglich sind und man beim Neueinstieg erst einmal nicht gar so tief in die Tasche greifen muss. Womit wir bei den verwendeten Produkten angekommen wären. Auch wenn ich einige Minuten gebraucht habe, um mich mit dem ganzen Instant On anzufreunden (ich stamme aus der Vor-App-Zeit), hat am Ende doch die Bequemlichkeit gesiegt. Der Preis für die Access Points ist wirklich ok, nur der Switch ist noch einmal eine ganz andere Geschichte, die man genau planen sollte.

Hier muss man überlegen, ob man PoE wirklich braucht. Für mich (und meine „Spionage“-Kameras) war es das ausschlaggebende Argument, wobei man den 1930  ohne PoE bereits für um die 100 Euro bekommt. Wer wirklich PoE will und braucht, legt noch einmal ca. 120 Euro drauf, wobei das Verhältnis fast schon 1:1 ausfällt. Also mit einem Euro pro Watt abrufbarer Leistung via Ethernet ist das auch noch bezahlbar. Und passiv ist dieser Switch dann immer noch, was auch ein Argument Pro ist.

HPE, also Aruba, hat es geschafft, Enterprise-Produkte recht clever auf das Level der semi-professionellen Anwender herunterzubrechen, denn selbst ein Café mit Freisitz sollte mittels Switch für die interne Infrastruktur und einem Access-Point (AP) fürs Kassensystem (inkl. mobiler Kartenlesegeräte), sowie einem weiteren AP für die Gäste bzw. sogar einem dritten „over-the-air“ AP für draußen mit dem obligatorisch eingeforderten Gäste-Hotspot locker hinkommen. Oder man nutzt den AP privat hinter einem älteren Router der kein Wi-Fi 6 kann und dessen WLAN-Funktion man dann einfach deaktiviert. Günstig ist auch das und damit auch sinnvoll.

Womit wir auch schon wieder durch wären, denn das Ganze ist so einfach zu handhaben, dass man fast gar keinen Artikel drüber schrieben bräuchte. Da ich aber immer wieder auf meine älteren Artikel hin angesprochen und gefragt wurde, wie es denn mal mit einem Update aussieht – hier ist es. Ihr seht einen zufriedenen Igor und Aruba wird sich, falls man diesen Artikel dort findet und liest, sicher auch freuen. Meine Anmerkungen zu den kleinen Fallstricken bzw. Unzulänglichkeiten darf man gern mit aufnehmen, denn ein Bridge-Mode sollte z.B. technisch recht einfach zu implementieren sein.

 

Kommentar

Lade neue Kommentare

F
Freelancera1

Mitglied

59 Kommentare 16 Likes

Ich habe letzte Woche auch meine alten TP-Link C7 Router in Rente geschickt. Je Stockwerk war je ein Router zuständig für das W-Lan, jeder per Ethernet angeschlossen. Habe mir jetzt 3 Deco x50 geholt welche Meshfähig mit Wi-Fi6 sind und die Daten dabei aber über das LAN übertragen bzw. auch Daten untereinander über das LAN austauschen. Eingang über Glasfasermodem, dann an die Fritzbox, danach wird alles über ein JGS524Ev2 von Netgear verteilt.
So kann jedes Gerät möglichst immer im 5GHz-WLAN bleiben und die 250/50Mbit auch stabil ausreizen.

Antwort Gefällt mir

pantsuki

Mitglied

35 Kommentare 5 Likes

Account zwang... absolut nicht meins. Selbst wenn keine Daten fließen...

Antwort 1 Like

TSH-Lightning

Mitglied

72 Kommentare 39 Likes

Ein schöner Erfahrungsbericht bzw. Test aus der Praxis. Gut zu sehen was da für relativ kleines Geld möglich ist. Was mich interessiert, wäre wie sich die Gerätschaft über einen längeren Zeitraum schlägt; ob Störungen auftreten und ob die einfach zu beheben sind.

Ich verfolge die Strategie: alles was stationär ist hängt an LAN, dass an 4 Standorte im EFH verteilt sind. Shield TV, Konsolen, Fire TVs, Thinkpad-Dock, PC, Drucker, Smart-TVs hängen alle am LAN. Nur für mobile Geräte wie Laptop, Smartphone und Tablets ist das WLAN da. Das spannt zentral im Treppenhaus eine uralt 7490 (mehr als VDSL50 geht hier eh nicht) auf, der Garten und EG/UG wird über einen AVM Repeater 2400 (hängt am LAN) versorgt. Ist für mich ausreichend.

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

10,163 Kommentare 18,734 Likes

Ich betreibe das jetzt schon fast 2 Monate so (richtig intensiv) und hatte bisher null Probleme damit. Ok, zweimal war der Strom weg (selbst schuld, Sicherung) und das Hochfahren ist jedesmal ausreichend für eine kurze Kaffeepause, aber sonst war nichts bisher. Das passt eigentlich. Wi-Fi 6 ist echt ein Zugewinn. Der Switch ist gut, spart einige Netzteile :D

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

10,163 Kommentare 18,734 Likes

Ich sehe das ja ähnlich, nur hat hier einfach die Bequemlichkeit gesiegt. Bleibt natürlich die Frage, was passiert, wenn deren Server mal abgeschaltet werden. Der Switch geht auch ohne genauso gut, da muss man nichts befürchten. Nur die APs sind ohne App und Zugang quasi tot. Genau deshalb kaufe ich, wenn Account nötig, lieber Sachen von Firmen, die es schon länger gibt (und hoffentlich auch noch geben wird). Bei HPE habe ich da eher weniger Bauchschmerzen. :D

Antwort Gefällt mir

u
u78g

Mitglied

70 Kommentare 14 Likes

schöner Artikel,gefällt mir (y)

ich wollte noch informativ erwähnen das der AP 22 auch in unserer Firma für Endkunden verwendet wird. Das sind mehrere tausend Geräte pro Jahr. Ich glaube mich zu erinnern das die AP22 die wir verwenden eine andere Firmware verwenden....ohne Account.

Vielleicht kann der Igor mal die Firmwareversion auslesen.....und wenn ich das nächste mal einen bei uns hier in die Hände bekomme, können wir dann vergleichen. :)

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

10,163 Kommentare 18,734 Likes

2.5.0 :)

Interessant, dass die Teile doch so verbreitet sind. Ich dachte schon, ich hab mal wieder was zu Unrecht Unterbewertetes gefunden, so wie die Kopfhörer morgen in Test. Da gibts Schäppchen-Alarm für Geizige :D

Antwort Gefällt mir

FfFCMAD

Urgestein

668 Kommentare 173 Likes

Wenns nur auf den Switch und POE ankommt, dann kann ich auch noch den HPE OfficeConnect 1820 empfehlen. Der ist "guenstig", klein und bringt auch ordentliche Unterstuetzung fuer POE fuer 4 der 8 Ports mit. Weitere Features wie die WiFi-Verwaltung sind da nicht bei, die braucht man da ja eigentlich auch nicht. (Die APs koennen ja untereinander quatschen.)
Der groeßte Unterschied zwischen dem 1930 und dem 1820 durfte sein, das der 1820 sein Netzteil extern hat und somit im Gehaeuse weniger Abwaerme entsteht. Der Aruba ist jedoch so gebaut, das die Abwaerme ebenfalls gut abgefuehrt werden kann.

Antwort Gefällt mir

FfFCMAD

Urgestein

668 Kommentare 173 Likes

In unserer Firma verwenden wir seit Ende 2017 aeltere APs von Aruba. Laufen wie der Teufel

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

10,163 Kommentare 18,734 Likes

Immerhin gut zu lesen, dass wir uns mal einig sind :D

Antwort Gefällt mir

B
Besterino

Urgestein

6,705 Kommentare 3,302 Likes

Echt schade, dass die APs offenbar nicht auch ohne App funzen (so wie die Switches, die eben ganz ohne Online-Gebimmse funktionieren).

Ich bin bei APs vor einigen Jahren bei Ubiquity gelandet. Funzen, ordentlich Durchsatz. So richtig cool finde ich die Konfiguration da aber auch nicht gelöst.

Antwort Gefällt mir

A
Art

Mitglied

47 Kommentare 8 Likes

"Smart Mesh-Technologie von Aruba" -> auf proprietären Kram (ob mit oder ohne Accountzwang) habe ich keinen Bock

Zugegebenerweise ist das einizige Mesh was ich aktuell betreibe auch proprietär (2x Fritz! 7362SL im EFH meiner Mutter - LAN/WiFi, DECT + Fax - war mit 2x 22 € unschlagbar günstig), aber ansonsten würde ich mich mit OpenWRT auseinandersetzen, anstatt mir Einbahnstraßen mit Vendor Lock-in von Aruba, TP oder Netgear anzuschaffen.

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

10,163 Kommentare 18,734 Likes

Nur mal zur Erinnerung: Thema war WiFi 6 :)

Antwort Gefällt mir

B
Besterino

Urgestein

6,705 Kommentare 3,302 Likes

Naja, aber auch Aruba und bei dem Online-Gedöns scheiden sich ja schon die Geister. :)

Antwort Gefällt mir

g
gadgetfreak

Mitglied

33 Kommentare 12 Likes

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung