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„RTX on“ aus der Sicht eines AMD-Users und „ist Turing jetzt wirklich tot?“

Zum Ende von Turings Lebenszyklus habe ich für mich persönlich noch einmal Revue passieren lassen, wie sich die RTX 2000 Serie geschlagen hat und welche Features wirklich punkten konnten. Mit der "kleinen" 2060 Super habe ich getestet, ob Raytracing schon für die breite Masse realisierbar ist, ob DLSS mittlerweile optisch vertretbar ist und wie viel 1440p Power man in dieser Preisklasse erwarten kann.

Bonus: RTX 2060 Super vs. Vega 64

Für den Vergleich der beiden Karten habe ich mir einige Spiele herausgesucht, die ich entweder selbst häufig spiele, oder die allgemein recht beliebt sind. Natürlich kann man solche Tests mit der Auswahl der Spiele maßgeblich beeinflussen, da Gameworks oder andere Bevorzugungen einen riesigen Einfluss auf das Endergebnis haben können. Wenn ich nur Unreal-Engine Spiele teste, dann wird die Geforce mit riesigem Abstand als Gewinner aus dem Vergleich hervorgehen – wenn ich nur Frostbite-Titel wähle, wird die Vega am Ende vorne liegen.

Ich erwähne das, weil die beiden gegenständlichen Karten performancetechnisch sehr nahe beieinander liegen und ich weder die eine noch die andere Karte durch die Auswahl der Spiele besonders gut dastehen lassen will. Einige werden jetzt aufschreien und bemängeln, dass die verwendete Vega mit einem Wasserblock ausgestattet ist und undervolted wurde, während die luftgekühlte Geforce mit ihren Standardeinstellungen läuft. Die Temperaturen – die bei der verwendeten KFA2 Karte übrigens trotz moderater Lautstärke beeindruckend niedrig sind – werde ich selbstredend nicht vergleichen.

Wer an den genauen Daten Interessiert ist, dem kann ich Igors Review zur KFA2 2060 Super EX empfehlen, welches sich 1:1 mit meinen persönlichen Beobachtungen deckt. Bleibt noch das Undervolting im Raum stehen. Ich nutze hier den „Sweetspot“ für Vega, der bei etwa 1500MHz GPU Takt mit einer Spannung von etwas unter 1000mV und 1000MHz Speichertakt liegt. Das sind Werte, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von allen Vegas von der Referenzkarte bis zum dicksten Custom-Modell erreicht werden können.

Außerdem traue ich es dem Großteil der User dieser Community zu, die entsprechenden Einstellungen mit wenigen Clicks selbst an ihren Geräten vornehmen zu können. Der Performance-Vorteil der Vega durch das Undervolting deckt sich in etwa mit dem moderaten Werks-OC der 2060 Super EX im Vergleich zum Referenzmodell und dient lediglich dem Zweck, der Vega das „Saufen“ etwas abzugewöhnen. Letzteres hat die Vega nämlich bitter nötig, denn wie meine Messungen ergaben, ist die 2060 Super bei quasi identischer Performance selbst der undervolteten Vega in puncto Effizienz immer noch meilenweit überlegen. Nun aber zu den Zahlen.

Testsystem:

CPU:

AMD Ryzen 7 1700X @ 4.0GHz @ 1.3V

Cooler:

EK Supreme Acetal Mod

MoBo:

ASUS Prime X470 Pro (AGESA 5406)

RAM:

16GB DDR4 3400 CL14 G.Skill Trident Z RGB

SSD:

Samsung 970 Evo 512GB + Sandisk SSD Plus 1TB

GPU 1:

Sapphire Vega 64 Nitro+ UV @ Bykski Block

GPU 2:

KFA2 Geforce RTX 2060 Super EX 1-Click OC

Case:

Corsair Carbide Air 540 Mod

Loop:

Alphacool 360mm Radiator + Watercool MoRa 2 1080 + Enermax Neochanger

PSU:

Seasonic Focus+ Gold 850W

OS, Driver:

Windows 10 2004, Nvidia 456.38, AMD 20.8.3

 

1440p Benchmarks

 

13 Game Average

 

Powerdraw

 

Fazit

Mein persönliches Fazit dieses Tests werde ich in zwei Teile splitten, denn ich muss neben der „RTX on“-Geschichte auch separat noch ein paar Worte zur RTX 2060 Super von KFA2 loswerden.

Turing Features

Bei den Features gibt es definitiv nichts zu meckern. Spielereien wir RTX Voice und Broadcast (was ich mangels Webcam nicht testen konnte) sind „nice to have“ und können durchaus sinnvoll eingesetzt werden. Insbesondere der NvEnc Video Encoder stellt für Hobby-Streamer eine kostengünstige Alternative zum Streaming-PC dar und kann darüber hinaus sogar bei der professionellen „Content-Creation“ die Rechenzeit beim Bearbeiten und Rendern von Videos signifikant verringern, sofern die Software GPU accelerated Rendering unterstützt.

Raytracing steck für mich aktuell noch in den Kinderschuhen und wenn ich mir die „RTX on Benchmarks“ der Turing und auch Ampere Grafikkarten ansehe, wird sich das wohl auch so schnell noch nicht ändern. Die Technologie ermöglicht ganz fantastische grafische Effekte und kann für eine nie dagewesene Immersion sorgen – benötigt aber extrem viel Rechenleistung und lässt die Framerates entsprechend sinken. Für Technik-Verrückte ist das definitiv eine höchst interessante Geschichte, aber sinnvoll einsetzbar ist es derzeit nur mit den leistungsfähigsten Grafikkarten vom Schlage einer 2080 Ti oder noch schneller, die eben nicht für jedermann erschwinglich sind.

Persönlich halte ich es für noch nicht voll einsatzfähig für die breite Masse und ob die eher subtilen Effekte den signifikanten Performance-Einbruch Wert sind, dass muss am Ende des Tages jeder für sich selbst entscheiden.
Der wahre Gamechanger ist – und das hätte ich nach der absolut desolaten und peinlichen ersten Implementierung absolut nicht gedacht: DLSS. Wenn Nvidia das noch weiter optimieren kann, dann könnte es vielleicht sogar ohne nennenswerten FPS-Verlust auch mit RTX On in naher Zukunft noch was werden.

KFA2 RTX 2060 Super EX 1-Click OC

Abschließend möchte ich noch ein paar Worte über die „aufgesuperte“ kleine Turing Karte loswerden, die mich äußerst positiv überrascht hat. Die 1440p-Performance ist durchweg solide und in Spielen mit DLSS Unterstützung sind teilweise sogar 2160p mit maximalen Details flüssig spielbar – oder eben mit hohen Framerates in 1440p. Die Temperaturen und die Lautstärke sind beim KFA2 Modell angenehm niedrig, da gibt es in Anbetracht des Preises (relativ zu den Mitbewerbern) absolut nichts auszusetzen.

Mit Leistung über dem Niveau der GTX 1080, plus den neuen Features, hat man hier gar nicht wirklich das Gefühl, ein Produkt der „Einsteigerklasse“ in den Händen zu halten. Dennoch halte ich den Preis des gesamten Turing Lineups für zu hoch und bin froh, dass Nvidia das mit den neuen Ampere Karten augenscheinlich wieder etwas nach unten korrigiert hat. Klar sind die neuen GPUs wieder ein Stück schneller und haben die Preise auf dem Gebrauchtmarkt etwas gedrückt (endlich!), aber gerade deshalb werden die Turing Karten vielleicht jetzt doch noch interessant, denn die Features sind wirklich klasse und nur weil jetzt schnellere Karten am Markt sind, werden die 2000er Serie Karten ja nicht automatisch „schlecht“.

 

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