So, nun gilt es endlich! Ich habe für jedes Pad jeden Run dreimal durchgeführt und zur Kontrolle den letzten dann sogar über eine Stunde laufen lassen. Nach 4 bis 5 Minuten haben alle Komponenten die Betriebstemperatur erreicht und nach ca. 10 Minuten schwankt auch kaum noch etwas. Mit den kleineren Abweichungen in den Kurven von 1 bis 2 Grad kann man locker leben, denn diese resultieren nicht aus der Kühlung, sondern leicht wechselnden Lasten. Das sieht man vor allem bei den besseren Pads immer sehr deutlich.
Schauen wir zunächst auf die blaue Kurve. Das ist unser Referenz-Pad mit der Wärmeleitfähigkeit von 11 W/(m*K), also auf dem Papier eigentlich sogar das schwächste Pad im Test. Doch was sehen wir zu unserer Überraschung? Das Referenz-Pad schlägt die beiden Pads mit den aufgedruckten und ausgelobten 12 W/(m*K) sogar deutlich bis hin zu einer kompletten Deklassierung! Doch fangen wir mit dem besseren der beiden Pads an und kommen dann zur Hinrichtung, denn anders kann man das Ergebnis kaum noch bezeichnen.
Dem EC360 von Jaden Technologies GmbH würde ich in der Realität eine Wärmeleitfähigkeit von maximal 8 W/(m*K) bescheinigen, aber nie im Leben die aufgedruckten 12 W/(m*K). Mit den 60 °C liegt man zudem nur knapp unterhalb dessen, was unser etwas günstigeres Referenzpad mit 7 W/(m*K) auch schafft. Preislich nehmen sich beide Pads allerdings in der Relation zur Temperatur nichts und wäre der Aufdruck beim EC360 Silver wenigstens ehrlich, dann würde dieses Pad sogar richtig gut im Rennen liegen. So aber ist es leider eine bewusste Irreführung des Kunden, aber wenigstens keine finanzielle Abzocke. Das mal zur Ehrenrettung, denn ich bin auch fair. Vielleicht wusste es der deutsche Importeur auch nicht besser, sondern hat dem Supplier blind vertraut.
Genau diese Milde kann ich beim GP-Extreme von Gelid nicht mehr walten lassen, denn mit satten 80 °C kühlt es kaum besser als das Pad mit 3 W/(m*K) aus der absoluten Einsteigerklasse! Hochgerechnet liegt man hier nur zwischen 4 und 5 W/(m*K) und mir erzählt niemand, dass ein erfahrener Abfüller wie Gelid das nicht selbst besser wusste. Auf so ein Pad dann irreführende 12 W/(m*K) aufzudrucken und es zudem für so einen Preis zu verkaufen ist nicht nur frech, sondern der Kunde wird komplett übervorteilt!
Zusammenfassung und Fazit
Wir sehen einmal mehr, dass der Kunde am Ende gar nicht wissen kann, was er da eigentlich kauft. Blindes Vertrauen in die Aufdrucke ist also komplett fehl am Platz und man merkt immer wieder, dass die Anbieter solange forsch und übermütig bleiben, wie keiner das Ganze wirklich einmal nachprüft. Wir sind natürlich keine Normierungs- und Prüfstelle, aber für eine objektive Einschätzung reicht der Testaufbau allemal aus. Denn er zeigt eines sehr eindrucksvoll: die Unterschiede zwischen den Produkten sind wirklich immens.
Kommen wir zur Beurteilung der beiden getesteten Pads. Beim EC360 Silver würde ich das Preis-/Leistungsverhältnis sogar als angemessen betrachten, denn das EC360 Silver macht im Rahmen des Kaufpreises genau das, was die Referenz eine Performance-Klasse tiefer in der Relation zum Preis/cm² auch tut. Nur stimmt die Angabe mit den 12 W/(m*K) nie im Leben, was man getrost als Irreführung bezeichnen muss. Das ist schade, denn es ist eigentlich ein recht brauchbares Pad mit guten Hafteigenschaften und einer zweckmäßigen Konsistenz. Kann man kaufen, aber mit geschlossenen Augen und dem Wissen, was man wirklich erwirbt.
Das GP-Extreme von Gelid hingegen ist ein kompletter Fehlkauf. Das Pad ist zwar eingeschränkt benutzbar, spielt aber in der alleruntersten Liga. Ich bin mir fast sicher, dass der getrocknete und breitgewalzte Bodensatz aus dem Knie meines Laborwaschbeckens nicht schlechter kühlt. Ja, es ist etwas zwischen Wärmequelle und Kühler, aber für diesen Preis und diesen Eigenschaften ist es komplett durchgefallen. Wer diesem Pad 12 W/(m*K) bescheinigt, hat entweder die Zahl mal eben so ausgewürfelt, oder aber bewusst gelogen.
Deshalb gibt es dafür von mir auch die explizite Nicht-Kaufempfehlung. Viel schlechter geht es eigentlich auch gar nicht mehr. Ich benutze selten solch extreme Ausdrucksweisen, aber ich bin selbst jetzt nach einigen Stunden noch so geplättet und verärgert, dass sich Gelid so eine Abfuhr wirklich auch redlich verdient hat. Das kann man so einfach nicht machen. Punkt und Mülleimer.
Nachwort
Falls hier ein Anbieter von Wärmeleitpads mitliest: Für einen Test benötige ich lediglich ein 1-mm-Pad mit mindestens 100 x 100 mm Fläche für die drei Runs samt etwas Reserve und das Datenblatt samt Verfügbarkeitsnachweis (Geizhals, Amazon usw.). Die Postadresse steht im Impressum, die Kontaktdaten auch. Euer Vorteil ist ja, dass ich die Pads für Euch quasi kostenlos teste, der Nachteil ist allerdings die Veröffentlichung, die in jedem Fall darauf folgen wird, unabhängig vom Resultat.
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