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Aufdruck vs. Realität: Gelid GP-Extreme und EC360 Silver im Test – Wärmeleitpads mit angeblichen 12 W/(m*K)

Vier Leistungsklassen: Welche Pads wählen wir als Referenz?

Wie will man solche Pads eigentlich überprüfen? Die Absicht hinter dem Test ist eine Einteilung in vier Leistungsklassen, denn dass ein Pad (100 x 100 x 1 mm) für unter 20 Euro nicht an eines für 100 Euro in der gleichen Größe heranreicht, sollte auch logisch nachvollziehbar sein. Doch auch die Zwischenstufen zwischen beiden Extremen sind hier sehr interessant, denn oftmals ist etwas weniger gleich deutlich preiswerter und für den angedachten Zweck meist auch noch völlig ausreichend.

Als Ausgangspunkt nutze ich exakt die Pads, die auch NVIDIA auf der originalen GeForce RTX 3080 FE nutzt. Den Weg dieser weichen und bröseligen Pads habe ich seinerzeit bis zum Hersteller nachverfolgen können und nutze diese ebenfalls für meine Tests als Vergleichswert in der niedrigsten Leistungsklasse. Denn wenn wir ehrlich sind, es ist wirklich kein High-End, aber dafür auf Haltbarkeit und möglichst weiche Konsistenz ausgelegt, ohne dass hier Silikon ausbluten kann wie bei so vielen ultra-soften Pads.

Leistungs-Klasse Wärmeleitfähigkeit Test-Muster
Einsteigerklasse < 5 W/(m*K) Alphacool Eisschicht Ultra Soft 3 W/(m*K)
Mittelklasse 5 bis 8 W/(m*K) Alphacool Rise Ultra Soft 7 W/(m*K)
Oberklasse 9 bis 12 W/(m*K) Alphacool Apex 11 W/(m*K)
High-End > 12 W/(m*K) Alphacool Apex 14 W/(m*K)

Genau an dieser Stelle kommen nun drei weitere Produkte von Alphacool mit ins Spiel. Neben dem einfachen weißen Pad habe ich für jede Leistungsklasse nach langem Suchen und Nachfragen ein jeweils passendes Pad bei diesem Anbieter gefunden, das in etwa auch die angestrebte Wärmeleitfähigkeit besitzt bzw. diese sogar leicht übertrifft. Darüber hinaus stimmt die Dicke und die Pads haben sehr guten Kontakt, bluten nicht aus (Silikon) und sind auch nicht zu hart oder billig aufgeschäumt. Ein anonymer Privatkauf, ein Austausch mit Kollegen und Gegentests haben meine Auswahl dann bestätigt.

So kommt im Test-Portfolio (siehe Tabelle oben) neben dem Einsteiger-Pad auch das relativ neue Pad mit 7 W/(m*K) zum Einsatz und dazu noch eines mit 11 W/(m*K) sowie ein Pad mit 14 W/(m*K). Doch so ein Pad-Test will wohl durchdacht sein, um alle Eventualitäten auszuschließen und um die Messtoleranzen möglichst klein zu halten. Deshalb habe ich beim Aufwand auch nicht gespart und etwas weiter ausgeholt. Und warum nun  eigentlich eine Referenz? Ich brauchte einfach Pads, deren Angaben ich auch Glauben schenken kann, wenn man so eine Vergleichsreihe beginnt. Denn umso höher die Angaben des Anbieters zur Wärmeleitfähigkeit, umso mehr gesundes Misstrauen sollte man auch besitzen. Das haben meine Tests im Labor über immerhin schon 5 Jahre leider immer wieder bewiesen.

Bei den günstigeren Pads muss ja keiner schummeln, aber alles ab 5 W/(m*K) wird auch schnell mal zur Wundertüte, auch preislich. Da sind dann diverse chinesische OEM bereits im Pinocchio-Land, die ihrerseits diverse Weiterverkäufer und Label beliefern, mit einer massiven Überbewertung gleich ab Werk. Es gibt natürlich auch gute Beispiele mit brauchbaren Angaben, die man aber erst einmal finden muss. Genau das habe ich Euch natürlich abgenommen. Aber es kostet erst einmal viel Zeit und unzählige Tests.

Ich werde für die Tests generell Pads mit 1 mm Dicke nehmen, da sie nicht nur ideal zum Wasserblock passen, sondern im Test aussagefähiger sind, als viel dünnere Pads, bei denen dann die Unterschiede schon mal in Richtung Messtoleranz abdriften können. Dicker geht natürlich immer, aber dünner würde einen enormen Mehraufwand für eine identische Aussage bedeuten. Also bleibt es bei den 1 mm Pads, den Rest kann sich jeder selbst ableiten, da der reale Wärmewiderstand ja proportional zur Dicke der Pads steigt bzw. fällt. Ergo: je dicker das benötigte Pad sein muss, umso mehr kommt es auf dessen Wärmeleitfähigkeit an. Simple Physik also.

Wir sehen übrigens im Bild ganz oben so ein bläuliches und stark bröseliges Pad mit bereits verwendeten Streifen als Beleg, das als Block mit 100 x 100 x 1 mm bereits knapp 85 Euro kostet und von der Konsistenz eher an hochviskose Wärmeleitpaste erinnert. Geld schießt keine Tore, aber es kühlt. Zumindest in diesem Fall. Aber wir wollen uns dann später lieber auf unsere Testobjekte konzentrieren, denn die sind ja auch eher bezahlbar.

 

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RedF

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4,662 Kommentare 2,552 Likes

Wie schnell ein Anbieter doch in meiner gunst sinken kann.

Habe noch etwas von dem Gelid Pad in der Bastelkiste, kann ich jetzt eigentlich nur in die Tonne kloppen.

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T
Toacon

Veteran

340 Kommentare 133 Likes

Einfach schön zu lesen :ROFLMAO:

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G
Guest

Ein typisches Beispiel dafür, warum das Tun von Igor so wichtig ist.
Danke dafür.

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Igor Wallossek

1

10,193 Kommentare 18,805 Likes

Du kannst es durchaus verwenden, aber eben nur als 4 bis 5 W/(m*K) Pad. Immer noch besser als nichts, aber die Zahl ist echt gaga. Ich bin selbst heute noch angefressen. Ich habs mittlerweile auch mal von einem Bekannten mit eignem Pad proofen lassen, alle Replacements waren bei ihm auch besser.

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G
Guest

Das mit EC360 wundert mich. Bin mit meinen Silver 0,5er und dem Ergebnis eigentlich zufrieden.

Das „Made in China“ ärgert mich etwas… hatte sie extra bei https://www.coolsierra.de/ bestellt bzw. rausgesucht weil ich dachte „Made in Germany“. Die Seite suggeriert mir irgendwie Produktion in Deutschland.

Wollte irgendwann meine 3090 mit neuen Pads ausstatten aber das wird mir zu teuer, zumal ich schon gute Temps beim Speicher hab.

(Ich weiß natürlich das mein Pc zu 99% Made in China ist aber das war mir vorher klar.)

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Igor Wallossek

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10,193 Kommentare 18,805 Likes

Die gemessenen Werte sind durchaus ok und der Abstand zwischen den Pads halbiert sich auch mit deren Stärke.
Die dünneren 0.5er genau auseinanderzuhalten ist schon deutlich schwieriger... :)

Die EC360 tun für den Preis genau was sie sollen, nur ärgert mich die falsche Angabe auf der Packung. Das ist übrigens auch der einzige Kritikpunkt im Review.

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Casi030

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11,923 Kommentare 2,338 Likes

Danke für den Test , gut das ich noch keine Pads bestellt habe.......
Hmmm die WLP mit 13,4 und auch das Graphite Pad interessiert mich dann doch schon sehr.CPU Testen ist da doch leichter für mich.

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G
Guest

Na klar, beim Vergleich von 0,5ern würde das Feld bestimmt nochmal etwas zusammenrücken.

Trotzdem hätte ich die Silver 1,0 näher an der Spitze erwartet. ✌️

Komisch ist ja, dass alle Pads(auf www.coolsierra.de) laut Hertseller-Angabe mit dem ASTM D5470 getestet wurden aber dann ein Pad nicht die Werte einhält wie aufgedruckt. 1x testen und dann auf Lebenszeit darauf verweisen? 🙁

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Martin Gut

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7,774 Kommentare 3,572 Likes

Danke für die Tests Igor. Die zeigen wieder mal wie geduldig das Papier ist auf dem die technischen Daten aufgeschrieben sind. o_O

Um die Wärmeleitfähigkeit genau zu bestimmen müsst man ein Prüflabor mit definiertem Aufbau verwenden. Die eine Seite müsste auf eine definierte Temperatur geheizt und die andere gekühlt werden so dass man den Wärmedurchgang durch eine definierte Fläche messen könnte. Um etwas mehr auszusagen müsste man den Test dann mit mehr oder weniger stark gepressten Pads durchführen.

Dein Aufbau zeigt natürlich besser, wie sich so ein Pad in der praktischen Anwendung auf einer Grafikkarte schlägt. Dazu siehst du, wie brauchbar die Handhabung des Materials ist.

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g
gadgetfreak

Mitglied

35 Kommentare 12 Likes

@Igor Wallossek Die Alphacool Eisschicht mit 11W/mk sind, vermutlich wegen deines Tests, überall ausverkauft. Dafür haben die jetzt "Alphacool Apex Soft Wärmeleitpad 11W/mk" gelistet und sogar direkt lieferbar. Wäre super wenn du denen vielleicht entlocken könntest wo der Unterschied zu den Eisschicht liegt! Vor allem weil Alphacool auf der Seite der Apex Soft mit deinem Award wirbt und nicht bei den Eisschicht!

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Igor Wallossek

1

10,193 Kommentare 18,805 Likes

Ich habe es hier im Artikel bei den Links und der Referenzseite bereits geupdatet. Ich hatte im Test die als Apex bezeichneten Pads mit dem neuen Namen. Reingefallen bin ich, weil es noch die alte Verpackung mit Eisschicht war. Kleines Geheimnis am Rande: es sind de facto die gleichen Pads. Made in Japan. 😜

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T
Thermaltake

Neuling

1 Kommentare 2 Likes

I don't speak german sorry for that I will write on English. I used to use Gelid pads but after seeing them dried up after short time period on VRMs I ditched them, plus they cost a lot for what they really worth. After Gelid I start to using EC360 pads, and they seems really OK for now. I used Silver, Gold, Premium ones. Hope to see how Gold and Premium perform on your test Igor.

Regards
Thermal.

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B
Breiminator

Neuling

2 Kommentare 0 Likes

Danke für den tollen Test. Bei mir sind gerade Gelid Extreme Pads aus Hong Kong angekommen, die werde ich dann doch nicht benutzen ^^

Nur eine Frage: Ich würde die Pads für Luft-Kühlung benutzen, du schreibst in deinen Tests, die 1mm sind optimal für Wasserkühlung. Kann ich die 1mm auch problemlos für Luft-Kühlung verwenden?

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RedF

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4,662 Kommentare 2,552 Likes

Die 1mm passen nur bei seiner Konfig von Garfikkarte und Kühler besonderst gut. Ob Luft oder Wasser ist erstmal egal.

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Smartengine

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@Igor Wallossek
Habt ihr auch so was wie einen lagzeittest geplant?
Bzgl. Austrocknung, Und verlust der Wärmeleitfähigkeit?

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B
Breiminator

Neuling

2 Kommentare 0 Likes

Ah ok. Ich werde den Standardkühler der Founders Edition weiterverwenden und hab diesbezüglich auch schonmal gelesen, dass 1mm zu dünn sind, da an manchen Stellen nicht genug Auflagedruck vorhanden ist. Mhm dann muss ich vllt doch die Gelid nehmen (hab sie in 1,5, 2 und 3 mm hier).

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S
SaschaT

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21 Kommentare 7 Likes

Igor hatte im ersten Vergleich mit den Referenz-Pads geschrieben, dass man die Pads auch aufeinander kleben kann, wenn ich mich richtig erinnere.

/edit: Er hatte es in den Kommentaren unter dem Artikel geschrieben.

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Andy197

Veteran

196 Kommentare 96 Likes

Ich kann auch etwas dazu sagen. Ich selbst hatte schon EC360 Silver und Gelid Pads, letztere aber als Ultimate mit 15W/mK.
BTW ich spreche hier von einer Mining Karte. Lüftergeschwindigkeit immer gleich. Raumtemperatur ungefähr die gleiche +-3°C oder so.
Die EC360 waren von der Temperatur gleich wie die Gelid (15W) nur hatten die EC einen gigantischen unterschied: Nach 30 Tagen ist die VRAM Temperatur über 10°C gestiegen! Das spiel hab ich 2mal mitgemacht und jedesmal stieg die Temperatur an. Zum Schluss hab ich Gelid Ultimate verwendet und es gab keine Probleme. Auch nicht nach 2 Monaten.
PS: Die EC360 Silver Pads verlieren stark an Öl. Vielleicht liegt es daran, dass sich das Silikonöl unter das Pad verflüchtigt und absetzt. Silikon ist ja nicht der beste Wärmeleiter...
Ob es durch das Mining verursacht war, weis ich nicht. Jedoch lag alles innerhalb der Spezifikation. Nur eben nahezu 24/7. Gelegentliches Zocken war auch dabei^^
Mich stört bei den Wärmeleitpads von Alphacool nur der Preis so enorm. Ist verdammt viel Geld für "Brösel"

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Wie jetzt?

Mitglied

55 Kommentare 44 Likes

Sehr schön wie hier wieder einmal mehr die Blender überführt werden. Aber bei mir hat sich jetzt eh´ Alphacool Eisschicht "eingebrannt". :p

@Igor Wallossek
So groß ist die ja nun auch nicht, oder?

Allen ein sonniges WE!

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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