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Aufdruck vs. Realität: Gelid GP-Extreme und EC360 Silver im Test – Wärmeleitpads mit angeblichen 12 W/(m*K)

Wasserkühlung ist ein Muss!

Um wirklich genau und objektiv urteilen zu können, brauche ich ein Medium mit möglichst konstanter Temperatur. Der Raum hat zwar bei Bedarf klimatisierte 20 °C, aber aufgrund der ganzen Einflüsse und mechanischen Gründe eines häufigen Umbaus samt Folgeschäden, setze ich lieber auf den bewähren Wasserblock, dessen Verhalten ich zudem gut kenne. Dazu kommt wie immer der Chiller mit Extra-Reservoir für den Kühlkreislauf der Grafikkarte. Den Intel Core i9-11900K habe ich thermisch bewusst entkoppelt und kühle ihn über einen zweiten Kreislauf mit einer anderen Wasserkühlung (Bild unten).

Das trägt ebenfalls zur Temperaturkonstanz bei und vermeidet unnötige Schwankungen. Man kann auf der nächsten Grafik gut erkennen, wie sich die Wassertemperaturen nach wenigen Minuten einpendeln und die Hysterese des Chillers am Ende ein Temperaturfenster von maximal 0.6 Grad am Intake des GPU-Kühlers ergibt. Da die Messung des GDDR6X-Hotspots in ganzen Grad erfolgt und zudem nicht so sehr schwankt, kann man alle Abweichungen unter einem Grad also locker vernachlässigen.

Darüber hinaus teste ich auch nicht auf der luftgekühlten Karte, weil der Umbau nach nur wenigen Malen den Kühler irreparabel schädigen würde (Gewinde, Stecker usw.), sondern auf einem Wasserblock, weil ich hier die Temperaturunterschiede noch viel deutlicher darstellen kann und sich die Gewindeeinsätze auch bei Bedarf ersetzen lassen. Ich verwende zudem die Referenzplatine von Nvidia ohne V-Shape. Dieses kurze PCB benötigt nur 8 Schrauben (4x GPU, 4x Platine).

Zum Einsatz kommt wieder ein Alphacool GPX-N, den ich bereits separat getestet hatte und der im Labor quasi die Allzweckwaffe schlechthin ist. Der Vorteil ist hierbei, dass die VRM nicht direkt auf der gleichen Kupferplatte sitzen und somit auch kaum bzw. keinen Einfluss auf die neben der GPU positionierten GDDR6X-Module hat. Ein Gegentest mit den VRM ohne Pads ergab gerade mal einen Unterschied von rund einem Kelvin. Das passt also schon einmal. Und eleganter Weise braucht er ja die 1-mm-Pads. Volltreffer also.

Ich kühle den Wasserblock für alle Tests mit 20 °C kaltem Wasser (siehe oben) bei einem kontrollierten Durchfluss von ungefähr 160 l/h (Toleranzbereich zwischen 159 bis 161 l/h). Eine weitere Erhöhung bis auf 200 l/h ist nicht nur für den Alltag komplett unrealistisch, sondern sie bringt auch keinen weiteren Gewinn an Kühlperformance. Bis ca. 150 l/k konnte ich noch marginale Zuwächse verzeichnen, darüber hinaus nicht mehr. Deshalb setze ich den Durchfluss auf 160 l/h, um noch einen kleinen Puffer zu besitzen.

 

Die richtige Montage unter möglichst identischen Bedingungen

Auch diesen Punkt muss man berücksichtigen, denn der Speicher sitzt direkt neben der GPU und wird ja auch über die Platine mit aufgeheizt. Darüber hinaus würde eine dickere Schicht an Wärmeleitpaste ja auch den Abstand zwischen Kühler und Speichermodul negativ beeinflussen. Ich nutze hier die Sub Zero von Alphacool, die eine mittlere Viskosität besitzt. Die Federschrauben ziehe ich mit einem Drehmomentschrauber alternierend und diagonal über Kreuz fest (0.7 Nm). Das reicht, um die Paste auf die immer gleiche Schichtdicke zu drücken und den Überschuss rauszupressen.

Doch wieviel Paste braucht man eigentlich? Man muss den Kompromiss suchen und sicherstellen, dass es am Ende für den ganzen Chip reicht, dessen Wölbung berücksichtigt und Lücken kompensieren kann, ohne später herauszulaufen. Zunächst wiege ich die leere Platine und stelle das Endergebnis als Tara ein.

Um das genau und reproduzierbar hinzubekommen, wird die Paste im Sous Vide Wasserbad zunächst auf ca. 40 Grad erwärmt und es werden dann ca. 0.2 Gramm Paste als längliche Wurst auf den Chip appliziert. Das sollte man auch nicht verschmieren, denn die Wurst drückt sich so am besten komplett flach. Die GPU-Temperatur als Delta zum Wasser differiert da nie mehr als um 0,2 °C im Mittelwert über 30 Minuten nach dem kompletten Aufwärmen. Mehr wird man mit den mir zu Verfügung stehenden Mitteln auch kaum erreichen können.

So gerüstet, geht es nun ans Messen, denn wir wollen ja auch wissen, was läuft (oder vielleicht auch nicht). Oder es laufen die Tränen, je nachdem. ich weiß es schon!

Test System and Equipment
Hardware:
Intel Core i9-11900K
MSI MEG Z590 Ace
2x 16 GB Corsair DDR4 4000 Vengeance RGB Pro
1x 2 TByte Aorus (NVMe System SSD, PCIe Gen. 4)
1x 2 TB Corsair MP400 (Data)
Be Quiet! Straight Power 11 1000 Watt Platin
Cooling:
Alphacool Eisblock XPX Pro
Alphacool GPX-M RTX 3080 Reference
Case:
Microcool Banchetto 101
Monitor: BenQ PD3220U
Cooling:
Alphacool Eisblock XPX Pro
Alphacool GPX-M RTX 3080 Reference
Aqua Computer High Flow Next
Alphacool Chiller Eiszeit 2000
Thermal Imager:
1x Optris PI640 + 2x Xi400 Thermal Imagers
Pix Connect Software
Type K Class 1 thermal sensors (up to 4 channels)
OS: Windows 10 Pro (all updates, current certified or press drivers)

 

Kommentar

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RedF

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4,646 Kommentare 2,545 Likes

Wie schnell ein Anbieter doch in meiner gunst sinken kann.

Habe noch etwas von dem Gelid Pad in der Bastelkiste, kann ich jetzt eigentlich nur in die Tonne kloppen.

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T
Toacon

Veteran

340 Kommentare 133 Likes

Einfach schön zu lesen :ROFLMAO:

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G
Guest

Ein typisches Beispiel dafür, warum das Tun von Igor so wichtig ist.
Danke dafür.

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Igor Wallossek

1

10,166 Kommentare 18,742 Likes

Du kannst es durchaus verwenden, aber eben nur als 4 bis 5 W/(m*K) Pad. Immer noch besser als nichts, aber die Zahl ist echt gaga. Ich bin selbst heute noch angefressen. Ich habs mittlerweile auch mal von einem Bekannten mit eignem Pad proofen lassen, alle Replacements waren bei ihm auch besser.

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G
Guest

Das mit EC360 wundert mich. Bin mit meinen Silver 0,5er und dem Ergebnis eigentlich zufrieden.

Das „Made in China“ ärgert mich etwas… hatte sie extra bei https://www.coolsierra.de/ bestellt bzw. rausgesucht weil ich dachte „Made in Germany“. Die Seite suggeriert mir irgendwie Produktion in Deutschland.

Wollte irgendwann meine 3090 mit neuen Pads ausstatten aber das wird mir zu teuer, zumal ich schon gute Temps beim Speicher hab.

(Ich weiß natürlich das mein Pc zu 99% Made in China ist aber das war mir vorher klar.)

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Igor Wallossek

1

10,166 Kommentare 18,742 Likes

Die gemessenen Werte sind durchaus ok und der Abstand zwischen den Pads halbiert sich auch mit deren Stärke.
Die dünneren 0.5er genau auseinanderzuhalten ist schon deutlich schwieriger... :)

Die EC360 tun für den Preis genau was sie sollen, nur ärgert mich die falsche Angabe auf der Packung. Das ist übrigens auch der einzige Kritikpunkt im Review.

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Casi030

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11,923 Kommentare 2,337 Likes

Danke für den Test , gut das ich noch keine Pads bestellt habe.......
Hmmm die WLP mit 13,4 und auch das Graphite Pad interessiert mich dann doch schon sehr.CPU Testen ist da doch leichter für mich.

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G
Guest

Na klar, beim Vergleich von 0,5ern würde das Feld bestimmt nochmal etwas zusammenrücken.

Trotzdem hätte ich die Silver 1,0 näher an der Spitze erwartet. ✌️

Komisch ist ja, dass alle Pads(auf www.coolsierra.de) laut Hertseller-Angabe mit dem ASTM D5470 getestet wurden aber dann ein Pad nicht die Werte einhält wie aufgedruckt. 1x testen und dann auf Lebenszeit darauf verweisen? 🙁

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Martin Gut

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7,749 Kommentare 3,557 Likes

Danke für die Tests Igor. Die zeigen wieder mal wie geduldig das Papier ist auf dem die technischen Daten aufgeschrieben sind. o_O

Um die Wärmeleitfähigkeit genau zu bestimmen müsst man ein Prüflabor mit definiertem Aufbau verwenden. Die eine Seite müsste auf eine definierte Temperatur geheizt und die andere gekühlt werden so dass man den Wärmedurchgang durch eine definierte Fläche messen könnte. Um etwas mehr auszusagen müsste man den Test dann mit mehr oder weniger stark gepressten Pads durchführen.

Dein Aufbau zeigt natürlich besser, wie sich so ein Pad in der praktischen Anwendung auf einer Grafikkarte schlägt. Dazu siehst du, wie brauchbar die Handhabung des Materials ist.

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g
gadgetfreak

Mitglied

33 Kommentare 12 Likes

@Igor Wallossek Die Alphacool Eisschicht mit 11W/mk sind, vermutlich wegen deines Tests, überall ausverkauft. Dafür haben die jetzt "Alphacool Apex Soft Wärmeleitpad 11W/mk" gelistet und sogar direkt lieferbar. Wäre super wenn du denen vielleicht entlocken könntest wo der Unterschied zu den Eisschicht liegt! Vor allem weil Alphacool auf der Seite der Apex Soft mit deinem Award wirbt und nicht bei den Eisschicht!

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Igor Wallossek

1

10,166 Kommentare 18,742 Likes

Ich habe es hier im Artikel bei den Links und der Referenzseite bereits geupdatet. Ich hatte im Test die als Apex bezeichneten Pads mit dem neuen Namen. Reingefallen bin ich, weil es noch die alte Verpackung mit Eisschicht war. Kleines Geheimnis am Rande: es sind de facto die gleichen Pads. Made in Japan. 😜

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T
Thermaltake

Neuling

1 Kommentare 2 Likes

I don't speak german sorry for that I will write on English. I used to use Gelid pads but after seeing them dried up after short time period on VRMs I ditched them, plus they cost a lot for what they really worth. After Gelid I start to using EC360 pads, and they seems really OK for now. I used Silver, Gold, Premium ones. Hope to see how Gold and Premium perform on your test Igor.

Regards
Thermal.

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B
Breiminator

Neuling

2 Kommentare 0 Likes

Danke für den tollen Test. Bei mir sind gerade Gelid Extreme Pads aus Hong Kong angekommen, die werde ich dann doch nicht benutzen ^^

Nur eine Frage: Ich würde die Pads für Luft-Kühlung benutzen, du schreibst in deinen Tests, die 1mm sind optimal für Wasserkühlung. Kann ich die 1mm auch problemlos für Luft-Kühlung verwenden?

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RedF

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4,646 Kommentare 2,545 Likes

Die 1mm passen nur bei seiner Konfig von Garfikkarte und Kühler besonderst gut. Ob Luft oder Wasser ist erstmal egal.

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Smartengine

Veteran

145 Kommentare 134 Likes

@Igor Wallossek
Habt ihr auch so was wie einen lagzeittest geplant?
Bzgl. Austrocknung, Und verlust der Wärmeleitfähigkeit?

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B
Breiminator

Neuling

2 Kommentare 0 Likes

Ah ok. Ich werde den Standardkühler der Founders Edition weiterverwenden und hab diesbezüglich auch schonmal gelesen, dass 1mm zu dünn sind, da an manchen Stellen nicht genug Auflagedruck vorhanden ist. Mhm dann muss ich vllt doch die Gelid nehmen (hab sie in 1,5, 2 und 3 mm hier).

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S
SaschaT

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21 Kommentare 7 Likes

Igor hatte im ersten Vergleich mit den Referenz-Pads geschrieben, dass man die Pads auch aufeinander kleben kann, wenn ich mich richtig erinnere.

/edit: Er hatte es in den Kommentaren unter dem Artikel geschrieben.

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Andy197

Veteran

196 Kommentare 96 Likes

Ich kann auch etwas dazu sagen. Ich selbst hatte schon EC360 Silver und Gelid Pads, letztere aber als Ultimate mit 15W/mK.
BTW ich spreche hier von einer Mining Karte. Lüftergeschwindigkeit immer gleich. Raumtemperatur ungefähr die gleiche +-3°C oder so.
Die EC360 waren von der Temperatur gleich wie die Gelid (15W) nur hatten die EC einen gigantischen unterschied: Nach 30 Tagen ist die VRAM Temperatur über 10°C gestiegen! Das spiel hab ich 2mal mitgemacht und jedesmal stieg die Temperatur an. Zum Schluss hab ich Gelid Ultimate verwendet und es gab keine Probleme. Auch nicht nach 2 Monaten.
PS: Die EC360 Silver Pads verlieren stark an Öl. Vielleicht liegt es daran, dass sich das Silikonöl unter das Pad verflüchtigt und absetzt. Silikon ist ja nicht der beste Wärmeleiter...
Ob es durch das Mining verursacht war, weis ich nicht. Jedoch lag alles innerhalb der Spezifikation. Nur eben nahezu 24/7. Gelegentliches Zocken war auch dabei^^
Mich stört bei den Wärmeleitpads von Alphacool nur der Preis so enorm. Ist verdammt viel Geld für "Brösel"

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Wie jetzt?

Mitglied

55 Kommentare 44 Likes

Sehr schön wie hier wieder einmal mehr die Blender überführt werden. Aber bei mir hat sich jetzt eh´ Alphacool Eisschicht "eingebrannt". :p

@Igor Wallossek
So groß ist die ja nun auch nicht, oder?

Allen ein sonniges WE!

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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