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The Good, the Bad and the Ugly – Alle Z590 XOC-Mainboards im großen Roundup

Asus Maximus XIII Apex

Die Apex Boards von Asus gibt es schon seit vielen Generationen und auch ich benutze in meinem Hauptrechner ein Maximus XII Apex zusammen mit einer Comet Lake CPU. Entsprechend war meine Erwartungshaltung an das Nachfolger-Board relativ hoch und ich habe es als defakto Benchmark verwendet, um die Konkurrenten darüber oder darunter einzusortieren. Dies, zusammen mit Verzögerungen meinerseits, ist auch der Grund weshalb es kein dediziertes Review zu dem Board gab. Dies möchte ich auch mit diesem Beitrag teilweise wieder gut machen, denn das Mainboard ist nicht umsonst als die Basis für alle unsere DDR4 RAM-Tests auf der Intel Plattform nahezu von Anfang an gesetzt.

Beginnen wir zunächst mit Verfügbarkeit und Preis, was heutzutage wichtiger ist denn je. Asus tut gut daran, immer pünktlich zum Launch bereits ihre high-end Boards auf den Markt zu bringen, so auch das M13A. Entsprechend haben auch viele Enthusiasten und Overclocker zu Beginn der Rocket Lake Ära direkt zu diesem Board gegriffen. Denn zu diesem Zeitpunkt gab es mit dem Gigabyte Z590 Aorus Tachyon nur einen frei erhältlichen Konkurrenten, aber nur zu homöopathischen Stückzahlen.

Aber auch wenn man damals eine größere Auswahl gehabt hätte, wäre das M13A dennoch an Platz 1 der meisten Interessenten geblieben. Hauptgrund dürfte das vertraute BIOS-Layout und die hohe BIOS Update-Kadenz sein. Zwar werden neue Versionen selten auf der offiziellen Asus Website angeboten, dafür aber umso mehr von Asus Ingenieuren wie Safedisk oder Shamino auf diversen Overclocking Foren. „Maximus XIII Apex Beta BIOS“ reicht oft schon als Google Suche, um einen Build zu finden, der oft nicht älter als eine Woche ist.

Entsprechend schnell werden daher auch Bugs behoben, die eine neue Plattform zwangsläufig immer hat, und neue Features eingebracht, wie z.B. das OCTVB bei Rocket Lake, also eine Erweiterung von Intel’s Thermal Velocity Boost, wo die Boost Schritte und Temperatur-Schwellwerte zusätzlich vom Nutzer angepasst werden können. Ein weiterer positiver Effekt der schnellen Updates ist die Kompatibilität mit vielen verschiedenen Arbeitsspeicher Modulen, ihren Speicher-ICs und Platinen-Layouts. Wo auf manchen Boards z.B. nur Samsung B-Die in einem Single-Ranked A2 Layout wirklich gut funktioniert, konnte man auf das Maximus XIII Apex nahezu von Anfang an jeden RAM stecken und an seinem jeweiligen Limit betreiben, sei es Hynix DJR, Micron 16 GBit RevB, 8 Gbit RevE, Samsung 8 Gbit B-Die, C-Die etc., in single- oder dual-rank Topologien.

Fairerweise muss man sagen, dass es Micron RevB und Hynix DJR Chips ein paar Kinderkrankheiten gab, wie die variierende Stabilität zwischen Reboots oder Instabilität beim manuellen Setzen weniger, spezieller Timings, aber auf anderen Boards gab es die selben Probleme, wenn die ICs überhaupt so weit unterstützt wurden. Hier würde ich also weniger Asus und dem Board die Schuld geben und mehr Intel und ihrem IMC-Microcode.

Stichwort Intel, hier hält sich Asus mit ihrem BIOS Layout leider nicht immer an die Vorgaben, sodass gerne mal der Namen einer BIOS-Option oder einer Spannung anders heißt. Aber im Gegenzug ist das BIOS Layout seit vielen Generationen unverändert und für Neulinge gibt es auch eine Suchfunktion mit der Taste F9, die gut funktioniert und mit der sich auch die im fünften Untermenü versteckte Training-Funktion sehr einfach finden lässt. Eine Favoriten-Funktionalität gibt es natürlich ebenfalls und auch die in-OS Software ist eine weitere Erleichterung bei der Benutzung.

Mit dem Tool „TurboV Core“ lassen sich aus dem OS heraus Multiplikatoren für Kerne und Cache einstellen, die BCLK leicht verändern und auch die wichtigsten Spannungen anpassen. Die Software muss zwar installiert werden, ist also nicht „portable“, dafür aber ein Leichtgewicht mit sehr wenig Last laut Task Manager. Ein weiteres, unglaublich nützliches Tool ist MemTweakIt, mit dem sich RAM-Timings im laufenden Betrieb ändern lassen. So kann man beispielsweise während ein Speicher-Stresstest läuft einzelne Einstellungen anpassen und sich so relativ schnell und einfach an das Limit herantasten. Als grandioser Bonuspunkt funktioniert die Software auch auf allen andern Z590 Boards, ob das nun von Asus gewollt ist oder nicht – bitte, Asus, lasst das so! 😉 Einzige Voraussetzung ist, dass „Realitme Memory Timing“ im BIOS aktiviert ist.

 

Aber Asus hat sogar noch ein weiteres, überaus nützliches Software Tool, „Tool.exe“. Ja, es heißt einfach nur „Tool.exe“ bzw. „Worktool“, kann aber weitaus mehr als der unscheinbare Name im ersten Moment vermuten ließe. Nahezu alle Funktionen des Mainboards lassen sich damit aus dem OS heraus bedienen, was für Overclocking extrem nützlich ist. Beispiele sind das Ändern der Load Line Calibration, das Aufheben von Leistungslimits, das Anpassen der V/F Kurve, Auslesen der Arbeitsspeicher-SPDs und vieles, vieles mehr. Natürlich sollte man auch hier genau wissen, was man tut, und entsprechend wird die Software auch nicht offiziell von Asus auf der Website, sondern wieder nur in Foren veröffentlicht, aber für Bastler und Tuner ist diese eigentlich zur internen Entwicklung konzipierte Software unglaublich wertvoll!

Nach der ganzen Euphorie möchte ich jetzt aber auch zu ein paar negativen Punkten kommen, die es nun mal gibt. Mein größter Kritikpunkt ist das unverlässliche RTL-Training. Hier gab es bereits beim Vorgänger immer mal wieder Probleme, dass sich die Werte von Boot zu Boot stark verändern, oft auch nur für einen der beiden Arbeitsspeicher-Kanäle. Die Folge sind inkonsistente Latenzen beim Speicherzugriff. Die „Round Trip Latency“ Option, mit der optimierte RTLs trainiert werden können, funktionierte auch mehrere Wochen nach dem Launch noch immer nicht zuverlässig und manuell gesetzte Werte wurden vom Board einfach ignoriert. Mir ist bewusst, das ist Nörgeln auf hohem Niveau, aber besonders bei einem Overclocking-Board ist das schade.

Ein paar weitere kleine Kritikpunkte sind das Fehlen von Knöpfen auf dem Board zum Ändern der BCLK und der relativ eingeschränkte Funktionsbereich der BCLK-Änderung mit TurboV Core. Hier friert das Board oft schon bei Abweichungen von 1 MHz zum Boot komplett ein. Als letzten Kritikpunkt möchte ich noch das relativ langsame BIOS-Wechseln ansprechen. Das Board hat zwar zwei BIOS-Chips zwischen denen mit einem Knopf hin- und her-getogglet werden kann, aber beim ersten Start von einem BIOS-Chip, muss das Board immer erst eine interne Flash-Routine abwickeln, was mehrere Minuten und Reboots dauert. Asus wird vermutlich einen guten Grund für diese Krücke haben, aber auf keinem anderen Z590-Mainboard dauert das BIOS-Wechseln so lange.

Das war es auch schon an Kritik, zurück zum Positiven. Nützliche kleine Helferlein sind die „Eventual“ Spannungen, also Spannungen, die nach dem Post und Memory Training nochmal ihren Wert ändern können und damit verbunden auch das hohe Tuning-Potential für viele Timings. So lassen sich beispielsweise tCWL und Tertiär-Timings oft einen oder zwei Ticks straffer setzen als auf jedem anderen Board. Ich weiß nicht wie Asus das schafft, aber es funktioniert und bringt das kleine bisschen Mehrleistung bei selber Taktrate in einigen Benchmarks. Das Board verwendet übrigens „herkömmliche“ Through-Hole DIMM-Slots.

Des weiteren hat das Board natürlich die schon fast zum Standard gewordenen Features, wie einen äußerst effiziente 8-Phasen VCore-Spannungsversorgung mit 16 parallelen Smart Power Stages und passivem Kühlkörper, IO mit massig USB-Ports, Wi-Fi und sogar dedizierten PS/2 Ports für Windows XP-Kompatibilität, Onboard-Knöpfe für Power, Reset, Retry, Safe Boot und Schalter für LN2-, Slow-Modus, RSVD, Vlatch und Full Speed-Modus für alle Lüfter-Anschlüsse auf dem Board. Ach und 2-way SLI unterstützt das Board auch, falls jemand im Jahre 2021 noch verrückt genug dafür ist. Auf die restlichen Features und die Konnektivität will ich nun gar nicht weiter eingehen, das könnt ihr auch selbst und einfacher bei Asus auf der Website einsehen.

Die Kombination aus früher und reichlicher Verfügbarkeit, umfangreichen Tuning-Optionen, sehr guter Kompatibilität mit den meisten Speicher-ICs und häufigen BIOS-Updates macht das das Maximus XIII Apex für mich nach wie vor zur ersten Wahl für unsere Arbeitsspeicher-Testplattform auf Z590. Aber auch als Waffe in Overclocking-Wettkämpfen erfreut sich das M13A nach wie vor an großer Beliebtheit. So konnte ja auch damit die Stage 2 des G.Skill Tweakers Contest auf Hwbot mit dem Benchmark PyPrime 2B gewinnen.

Zum anderen eignet sich das Board auch sehr gut für die Verwendung in einem high-end Gaming-PC für Enthusiasten und entsprechend ist es wohl das beliebteste um am weitesten verbreitete XOC-Mainboard dieser Generation. Dank mittlerweile auch noch stark gesunkenem Preis relativ zum Launch ist das Maximus XIII Apex von Asus ein OC-Alleskönner auf der Z590-Plattform und damit fast schon ein Must-Have für jeden Overclocker mit Intel-CPUs dieser Generation. Entsprechend möchte ich hiermit einen klaren Kauftipp aussprechen und nachträglich den „Recommended Buy“ Award an das Asus Maximus XIII Apex verleihen.

ASUS ROG Maximus XIII Apex (90MB16E0-M0EAY0)

 

 

Kommentar

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O
Oese72

Mitglied

38 Kommentare 11 Likes

Hallo Xaver,
auch wenn OC nicht mein Thema ist und die Wahrscheinlichkeit, das ich nochmal mit einer Intel 500er Plattform in Berührung komme sehr gering ist habe ich Deinen Artikel gerne gelesen. Selten bekommt man heutzutage Hintergrundwissen ohne Effekthascherei verständlich aufbereitet - Vielen Dank dafür.

Antwort 5 Likes

T
Testknecht

Neuling

4 Kommentare 0 Likes

Vielen Dank für den Test. Auch wenn ich nie so ein Board kaufen werde, fand ich deinen Artikel sehr spannend. Dein sehr gutes Detailwissen ist hierbei viel mehr Wert als eine journalistische Ausbildung. Artikel wie dieser sorgen dafür, dass Igorslab sich deutlich von den 0815 Hardwareseiten positiv abhebt.

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et-alien

Neuling

2 Kommentare 0 Likes

Danke für den anschaulichen Test der 11th Intel Generation und der dazugehörigen Top Z590 Mainboards. Leider ist bei dem allumfänglichen "Alder Lake Hype" nichts ähnliches im deutschsprachigen Raum zu finden ... Und das bei der Chipkrise, der Verfügbarkeit z.B. DDR5 und dem bei Euch auch schon beleuchteten Kühlproblem des Sockel 1700. Von den bis jetzt noch unbekannten Kinderkrankheiten der neuen Z690 Boards ganz zu schweigen.
Der wichtigste Punkt dieses Tests ist bereits in der Einführung erwähnt: "... stellen die Boards den Gipfel an DDR4 Technologie dar ..."
Wer also ein stabiles Top OC System zusammen bauen möchte, sollte aus meiner Sicht hier zuschlagen und Alder Lake sowie DDR5 noch reifen lassen ;-)

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Igor Wallossek

1

10,193 Kommentare 18,806 Likes

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Xaver Amberger (skullbringer)

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