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The Good, the Bad and the Ugly – Alle Z590 XOC-Mainboards im großen Roundup

EVGA Z590 Dark

Die Dark Serie von EVGA ist bei Enthusiasten schon seit vielen Generationen eine beliebte Alternative zu den anderen großen Mainboard-Herstellern. Geringere Produkt-Mengen, dafür mit höherer Qualität und Spezialisierung auf die jeweilige Plattform war mit ein Kaufgrund für die deutlich selteneren und damit teureren Modelle von EVGA. Auch das Z590 Dark ist mit seinen 620 Euro UVP das teuerste Board im heutigen Vergleich, was natürlich eine gewisse Erwartungshaltung mit sich bringt.

Aber gleich zu Beginn, wenn man das Board mit seiner Verpackung in die Hand bekommt wirkt es wirklich hochwertig und „premium“. Der nackte, schwarze Umkarton vermittelt einen selbstbewussten Eindruck und das innere ist ebenso schlicht und hochwertig. Neben einer Vielzahl an Zubehör-Teilen ist auch eine nackte Platine des Boards inkludiert, das mit Standoffs als Testbench genutzt werden kann. Zudem werden die Treiber und Tools auf einem EVGA-gebrandeten USB Stick geliefert. Einen beeindruckenderen ersten Eindruck muss man erst mal schaffen.

Weiter geht der äußerst positive Eindruck bei der Material-Wahl und -Verarbeitung des Boards. Wieder 8 reale Phasen mit insgesamt 16 90 A Smart Power Stages sorgen um den 90 Grad gedrehten Sockel für mehr als genug Spannungsversorgung für die CPU. Darauf aufgesetzt ist ein massiver Kühlkörper aus reinem Kupfer, der sich mit einer Heatpipe bis zum Chipsatz erstreckt und zusätzlich zwei 40 mm Lüfter integriert. Bei den nun an der Oberkante des Boards befindlichen DIMM-Slots kommen ebenfalls SMT Bauelemente zum Einsatz für höhere Signalintegrität. Besonders mit Samsung B-Die Modulen, für die das Board optimiert ist, lassen sich ein bis zwei Divider mehr Takt stabil betreiben als auf allen anderen Boards.

Während andere Boards nur Messpunkte für die diversen Spannungen haben, integriert das Z590 Dark zwei ProbeIT Anschlüsse mit Messbuchsen, an die Multimeter deutlich einfacher angeschlossen werden können. In der oberen rechten Ecke befinden sich zudem LEDs, um die Präsenz jeder einzelnen Spannung anzuzeigen, was besonders bei exotischen Kühllösungen das Debugging einzelner ausgefallener Spannungen, z.B. durch Kondensation auf dem jeweiligen VRM, stark erleichtern dürfte. Weiter gibt es oben rechts einen doppelten Postcode Display, der zugleich als Anzeige für eine konfigurierbare Spannung genutzt werden kann, wobei die Auswahl hier nur auf die wichtigsten beschränkt ist. Darunter finden wir onboard Knöpfe für Power und Reset, wobei letzterer gleichzeitig im ausgeschalteten Zustand als BIOS Flashback zusammen mit dem benachbarten on-board USB A Port fungiert – praktisch.

Der „Safe Boot“ Knopf neben an funktioniert anders als auf allen anderen Boards, da hier kein vordefiniertes Profil ähnlich den „Optimized Defaults“ einmalig gebootet wird, sondern der letzte erfolgreich gebootete Konfigurations-Stand des BIOS. Dies kann von Vorteil sein, um sich extensive Training Zeiten zwischen stark unterschiedlichen Profilen zu sparen, kann aber auch frustrierend sein, wenn die letzte Einstellung nicht ganz stabil war und das Board dann im BIOS abstürzt oder sich aufhängt. Zudem hat das Board keinen Retry Knopf, der einen kalten Restart des Systems forciert. Es kam in meinen Tests oft genug vor, dass sich das Board so aufgehangen hatte und ich zum Netzteil-Schalter greifen musste, dass ich den Retry Knopf vermisst habe.

Die früheren BIOS Probleme mit Spannungs-Limits, die es gar nicht geben sollte oder Initialisierungs-Probleme mit dem Postcode „7F“ wurden seit unserem Review zum Glück größtenteils von EVGA gefixt, sodass die Benutzung mittlerweile angenehmer geworden ist. Zudem hat das Board 3 BIOS-Chips, zwischen denen mit einem on-board Schalter gewählt werden kann, sodass man noch mehr BIOS-Versionen bzw. Profile abspeichern kann. Nebenan gibt es noch einen Schalter für Slow-Mode und für die 5 PCIEe Slots, wovon 3 tatsächlich M.2 Slots sind.

Onboard-Knöpfe zum Ändern der BCLK oder Multiplikatoren gibt es hingegen nicht. Sämtliche Steuerung des Boards nach dem Boot erfolgt über die X1 Eleet Software aus dem OS heraus. Diese funktioniert gut, verbraucht wenige Ressourcen und unterstützt zudem das Ändern von RAM-Timings im laufenden Betrieb. Es gibt zwar ein paar Besonderheiten, wie z.B. die Timings tREFI oder tRAS, die sich nicht auf ihr Maximum bzw. Minimum setzen lassen, das die CPU unterstützt. Insgesamt wirkt die Software aber sehr ausgereift und integriert zudem Monitoring-Funktionalität und das Steuern der integrierten RGB-Beleuchtung, was auch immer die auf einem „Dark“ zu suchen hat. 😛

Bei der Nutzung des Z590 Dark wird klar, dass es sich um ein Mainboard handelt, das speziell für den Betrieb unter LN2 konzipiert ist. Der Arbeitsspeicher lässt sich zwar sehr gut konfigurieren, aber nicht wirklich präzise an sein Limit fahren. Das Konzept sieht eher vor, dass man eine RAM Einstellung für LN2 findet, diese zwischen Benchmark-Läufen nicht mehr ändert und stattdessen die CPU bzw. GPU für mehr Leistung pusht. Für mich als Overclocker ohne exotische Kühlmittel ist das natürlich eher ungünstig, aber wenn wir uns die Ergebnisse des Overclockers CENS auf Hwbot ansehen, wird das Potential des Boards deutlich. 2-Way SLI unterstützt das Board übrigens ebenfalls.

Das EVGA Z590 Dark ist nicht für jedermann und wer es haben will, der hatte es wahrscheinlich schon lange vorbestellt. Die Verfügbarkeit war bereits zum Launch äußerst beschränkt und wer heute noch ein Modell erwerben will, muss sich wahrscheinlich auf dem Gebrauchtmarkt umsehen. Es ist ein wirkliches „Halo-Produkt“ der Marke EVGA, das zeigt, was auf der Intel Z590 Plattform machbar ist, wenn man komplett auf Vernunft verzichtet. Es bleibt daher für mich beim „Performance Booster“ Award für das EVGA Z590 Dark.

 

Kommentar

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O
Oese72

Mitglied

38 Kommentare 11 Likes

Hallo Xaver,
auch wenn OC nicht mein Thema ist und die Wahrscheinlichkeit, das ich nochmal mit einer Intel 500er Plattform in Berührung komme sehr gering ist habe ich Deinen Artikel gerne gelesen. Selten bekommt man heutzutage Hintergrundwissen ohne Effekthascherei verständlich aufbereitet - Vielen Dank dafür.

Antwort 5 Likes

T
Testknecht

Neuling

4 Kommentare 0 Likes

Vielen Dank für den Test. Auch wenn ich nie so ein Board kaufen werde, fand ich deinen Artikel sehr spannend. Dein sehr gutes Detailwissen ist hierbei viel mehr Wert als eine journalistische Ausbildung. Artikel wie dieser sorgen dafür, dass Igorslab sich deutlich von den 0815 Hardwareseiten positiv abhebt.

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et-alien

Neuling

2 Kommentare 0 Likes

Danke für den anschaulichen Test der 11th Intel Generation und der dazugehörigen Top Z590 Mainboards. Leider ist bei dem allumfänglichen "Alder Lake Hype" nichts ähnliches im deutschsprachigen Raum zu finden ... Und das bei der Chipkrise, der Verfügbarkeit z.B. DDR5 und dem bei Euch auch schon beleuchteten Kühlproblem des Sockel 1700. Von den bis jetzt noch unbekannten Kinderkrankheiten der neuen Z690 Boards ganz zu schweigen.
Der wichtigste Punkt dieses Tests ist bereits in der Einführung erwähnt: "... stellen die Boards den Gipfel an DDR4 Technologie dar ..."
Wer also ein stabiles Top OC System zusammen bauen möchte, sollte aus meiner Sicht hier zuschlagen und Alder Lake sowie DDR5 noch reifen lassen ;-)

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Igor Wallossek

1

10,159 Kommentare 18,734 Likes

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About the author

Xaver Amberger (skullbringer)

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