Man nehme einen doch schon nicht mehr ganz so taufrischen Chip und überlege, welche neue Produktlinie man etablieren und welchem Mehrwert man für den Endkunden generieren könnte. Letzteres natürlich erst einmal aus Sicht des Marketings, denn man muss ja die neue Produkt-Linie irgendwie am Markt etablieren.
Die älteren Gaming-X-Modelle sind nicht mehr zu bekommen und ganz offensichtlich auch EOL. Die eigene Armor-Serie ist quasi die Einsteiger-Karte in dieses Segment und nicht wirklich imageträchtig. Mit der neuen MSI Radeon RX 580 Mech 2 8GB will der Hersteller ganz offensichtlich beim Gaming-Publikum punkten, die Lücke füllen und holt hier und dafür (mal wieder) die ganz große Keule raus. Man muss sie ja auch irgendwie von allen anderen abheben. Geschenkt.
Nein, ich will ja eigentlich noch nichts spoilern, aber, der Titel des Artikels geht schon in die angedachte Richtung. Die GPU ist ja keine echte Neuentwicklung, sondern nur die Fortschreibung dessen, was AMD mit “Ellesmere” und Polaris 10 bereits vor zwei Jahren begonnen hat. Da unser Launchartikel “AMD Radeon RX 480 im Test: Kann Polaris gegen Pascal kontern?” bereits alle wichtigen theoretischen Grundlagen und tieferen Informationen zur Architektur enthält, gibt es auch keine wiedergekäuten Platzhalter.
Unboxing, Optik und Haptik
Mit einem Gewicht von nur 849 Gramm ist diese Karte nicht ganz so leicht wie manch andere RX 580, aber eben auch nicht übergewichtig, was auf einen vernünftig dimensionierten Kühler schließen lässt. Auch bei den Maßen ist die Karte eher oberer Durchschnitt. Sie besitzt eine Einbaulänge von 27,4 cm (Außenfläche Slotblende bis Ende der Kühlerbdeckung), womit es eine durchschnittlich lange Karte ist. Mit 12,5 cm Höhe (ab Oberkante Mainboardslot bis Oberkante der oberen Heatpipe) ist sie jedoch relativ hoch. Die Einbautiefe liegt mit 3,7 cm genau dort, wo man es für eine Dual-Slot-Karte auch erwartet.
Die zwei Torx-2.0-Lüfter mit einem Rotorblattdurchmesser von je 9,5 cm sitzen in einer Öffnung mit 10 cm Durchmesser. Insgesamt 14 Rotorblätter pro Lüfter sorgen mit ihrer speziellen Form vor allem für einen kräftigen Durchsatz und weniger für Verwirbelungen; sie erzeugen also etwas mehr statischen Druck. Ob und wie laut das Ganze dann wird, werden wir gleich noch sehen.
Die Backplate ist bei MSI fast schon ein Muss. Da man zudem auch auf den berühmten Sandwich-Rahmen an der Oberseite verzichtet, muss die Backplate mit stabilisieren. Kühlen kann sie nicht, was ein wenig bedauerlich ist. Dafür trägt sie mit ca. 0,5 cm noch etwas nach hinten auf und man muss aufpassen, dass das Hinterteil nicht mit überbreiten CPU-Kühlern im Mini-ITX Aufbau kollidiert.
Man sieht an der Unterseite der Karte bereits deutlich, dass MSI erneut bei den AMD-Karten auf die in dieser Leistungsklasse üblichen, horizontal angeordneten Lamellen setzt. Der Vorteil liegt darin, dass die erwärmte Abluft nicht gegen Seitenwand und Mainboard gedrückt wird, sondern zum Teil sogar direkt aus dem Gehäuse befördert werden kann. Außerdem sehen wir die drei 6-mm-Heatapipes aus vernickeltem Kompositmaterial, von denen zwei auch umlaufend an der Oberseite der Karte zu sehen sind.
Die Oberseite zeigt deutlich, dass MSI irgendwie der Designlinie treu zu bleiben versucht. Außerdem ist am Ende der Platine wieder der einzelne 8-Pin Spannungsversorgungsanschluss positioniert, der um 180° gedreht wurde. Auf einen beleuchteten LED-Schriftzug hat man nicht verzichtet. Es geht anscheinen nicht ohne RGB
Das offene Ende der Karte dient zum Abluftauslass, außerdem steht zumindest die Kühlerabdeckung etwas über.
Die Slotblende besitzt fünf Anschlüsse. Zwei VR-taugliche HDMI-2.0-Anschlüsse und zwei DisplayPorts 1.4 stehen dem Anwender zur Verfügung. Der DVI-D-Anschluss ist eine logische Ergänzung, die sich vor allem an Aufrüster mit älteren Monitoren richtet. Da die Slotblende jedoch auch zum Luftaustritt genutzt wird, ist dessen Anwesenheit kühltechnisch eher kontraproduktiv.
Technische Eckdaten
Abschließend werfen wir noch einen ersten Blick auf die rein technischen Daten. Der als maximaler Takt angezeigte Wert ist hier nicht nur eine Wunschvorstellung, die innerhalb des gesteckten Power- und Temperatur-Limits locker zu erreichen sein dürfte. Aber lassen wir uns überraschen, was darüber hinaus noch geht.
Verglichen mit den relevanten (Referenzkarten) sieht dies dann so aus:
Nvidia GeForce GTX 970 |
Nvidia GeForce GTX 1060 |
AMD Radeon RX 480 |
MSI RX 580 Mech 2 |
Sapphire RX 580 Nitro+ |
AMD Radeon R9 390X |
|
---|---|---|---|---|---|---|
Shader- Einheiten |
1664 | 1280 | 2304 | 2304 | 2304 | 2816 |
ROPs | 56 | 48 | 32 | 32 |
32 |
64 |
GPU | GM204 | GP106 | Ellesmere | Ellesmere (“Polaris 20”) |
Ellesmere (“Polaris 20”) |
Hawaii/ Grenada |
Transistoren | 5 Mrd. | 4.4 Mrd. | 5.7 Mrd. |
5.7 Mrd. | 5.7 Mrd. | 6.2 Mrd. |
Speichergröße | 4 GB | 6 GB | 8 GB | 8 GB | 8 GB | 8 GB |
Interface | 256 bit | 192 bit | 256 bit | 256 bit | 256 bit | 512 bit |
GPU-Takt MHz |
1051+ | 1506+ | 1266 |
1380 |
1411 |
1050 |
Speichertakt MHz |
1750 | 1750 | 2000 |
2000 |
2000 |
1500 |
Testsystem und Messmethoden
Das neue Testsystem und die -methodik haben wir im Grundlagenartikel “So testen wir Grafikkarten, Stand Februar 2017” (Englisch: “How We Test Graphics Cards“) bereits sehr ausführlich beschrieben und verweisen deshalb der Einfachheit halber jetzt nur noch auf diese detaillierte Schilderung. Wer also alles noch einmal ganz genau nachlesen möchte, ist dazu gern eingeladen. Allerdings haben wir CPU und Kühlung erneut verbessert, um für diese schnelle Karte mögliche CPU-Flaschenhälse weitgehend auszuschließen.
Interessierten bietet die Zusammenfassung in Tabellenform schnell noch einen kurzen Überblick:
Testsysteme und Messräume | |
---|---|
Hardware: |
Intel Core i7-6900K @4,3 GHz MSI X99S XPower Gaming Titanium G.Skill TridentZ DDR4 3600 1x 1 TByte Toshiba OCZ RD400 (M.2, System SSD) 2x 960 GByte Toshiba OCZ TR150 (Storage, Images) Be Quiet Dark Power Pro 11, 850-Watt-Netzteil |
Kühlung: |
Alphacool Eisblock XPX 5x Be Quiet! Silent Wings 3 PWM (Closed Case Simulation) Thermal Grizzly Kryonaut (für Kühlerwechsel) |
Gehäuse: |
Lian Li PC-T70 mit Erweiterungskit und Modifikationen Modi: Open Benchtable, Closed Case |
Monitor: | Eizo EV3237-BK |
Leistungsaufnahme: |
berührungslose Gleichstrommessung am PCIe-Slot (Riser-Card) berührungslose Gleichstrommessung an der externen PCIe-Stromversorgung direkte Spannungsmessung an den jeweiligen Zuführungen und am Netzteil 2x Rohde & Schwarz HMO 3054, 500 MHz Mehrkanal-Oszillograph mit Speicherfunktion 4x Rohde & Schwarz HZO50, Stromzangenadapter (1 mA bis 30 A, 100 KHz, DC) 4x Rohde & Schwarz HZ355, Tastteiler (10:1, 500 MHz) 1x Rohde & Schwarz HMC 8012, Digitalmultimeter mit Speicherfunktion |
Thermografie: |
Optris PI640, Infrarotkamera PI Connect Auswertungssoftware mit Profilen |
Akustik: |
NTI Audio M2211 (mit Kalibrierungsdatei) Steinberg UR12 (mit Phantomspeisung für die Mikrofone) Creative X7, Smaart v.7 eigener reflexionsarmer Messraum, 3,5 x 1,8 x 2,2 m (LxTxH) Axialmessungen, lotrecht zur Mitte der Schallquelle(n), Messabstand 50 cm Geräuschentwicklung in dBA (Slow) als RTA-Messung Frequenzspektrum als Grafik |
Betriebssystem | Windows 10 Pro (1709, alle Updates), Treiber Stand 31.07.2018 |
MSI Radeon RX 580 Mech 2 8G OC, 8GB GDDR5, DVI, 2x HDMI, 2x DP
- 1 - Einführung, Unboxing und Daten
- 2 - Platinenlayout und Spannungsversorgung
- 3 - Gaming-Performance 1920 x 1080 Pixel (Full-HD)
- 4 - Gaming-Performance 2560 x 1440 Pixel (WQHD)
- 5 - Leistungsaufnahme im Detail
- 6 - Temperaturen, Taktraten und Wärmebildanalyse
- 7 - Kühlerdetails und Geräuschentwicklung
- 8 - Zusammenfassung und Fazit
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