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Intel Core i9-10900K im Vielseitigkeits-Test. Wo liegen die Stärken und Schwächen des letzten 14-nm-Boliden?

Da Intel den Core i9-10900K explizit als Gaming-CPU bewirbt, habe ich zunächst auch mal etwas im Gaming gemessen. Wir erinnern uns ja noch an die beiden Vergleiche von 720p und 1080p. Das habe ich einmal etwas weiter getrieben und 720p mit drei verschiedenen Qualitäts-Einstellungen, sowie 1080p, 1440p und 2160p mit maximaler Qualität gebenchmarkt und dabei noch parallel gleich die Leistungsaufnahme gemessen.

Bringt man die Durchschnittswerte mal auf einen Balken, dann sieht man auch, dass der Core i9-10900K im GPU-Limit unter Ultra-HD gar nicht so viel schluckt wie beim voll entfesselten Frame-Tornado auf 720p. Auf den ersten Blick könnte man das sogar richtig gut finden, aber…

…wenn man das mal in FPS pro Watt umrechnet, ist die 720p-Variante fast doppelt so effizient! Mit steigender GPU-Last sinkt zwar die Leistungsaufnahme signifikant, aber der „Wirkungsgrad“ gleich mit.  Dieser Effekt trifft aber eigentlich alle CPUs – mehr oder weniger und er belegt auch das „Grundrauschen“, das so eine CPU immer an der Spannungsversorgung erzeugt.

Die nächste Grafik zeigt sehr deutlich, warum ich so viel Zeit in die ganzen Real-World-Applikationen investiert habe. Die ersten fünf Einträge bis einschließlich Creo 3D belasten nur 4 Kerne oder weniger. Da sind die generierten maximal 41 Watt ein gutes Indiz, dass der Core i9-10900K durchaus sparsam sein kann, wenn nicht alle Töpfe am Einspritzer hängen. Lässt man jedoch allen 10 Kernen freien Lauf, dann wird es fast schon bösartig. Die maximal 255 Watt werden, so hat es Intel ja selbst kommuniziert, nur kurz erreicht, trotz Chiller und bösen Absichten, das noch zu toppen. Das klappt dann nur, wenn man manuell Hand anlegt, aber will man das überhaupt noch?

Abschließend habe ich die unzähligen Leistungsaufnahmemessungen noch einmal zusammengefasst und den Werten des Ryzen 9 3900X gegenübergestellt. Was Intel wirklich im Griff hat und woran AMD bei den großen Desktop-CPUs noch arbeiten muss, ist die Leistungsaufnahme im Idle.  Hier liegen wirklich Welten dazwischen. Auch im normalen Konstruktions- oder Zeichenalltag hat der i9-10900K deutlich die Nase vorn und dieser Vorsprung endet erst, wenn man anfängt zu spielen. Und es kehrt sich umso stärker zum Rückstand um, je mehr Kerne wirklich ausgelastet werden.

Dieses feucht-fröhliche Strom-Sauf-Gelage gipfelt dann in den bereits erwähnten 253 Watt, wobei dies ein eher kurzes Vergnügen ist. Aber man kann locker 215 und mehr aus dem i9-10900K pressen, solange die Kühlung mitspielt. Betrachtet man dann z.B. Blender, dann ergibt sich ein eher desaströses Bild, denn der i9-10900K benötigt für die leicht schlechtere Renderzeit gegenüber dem Ryzen 9 3900X sogar reichlich 47 Watt mehr aus der Steckdose. Das erklärt dann auch, warum Intel diese CPU so sehr fürs Gaming bewirbt, wobei man fair bleiben muss und viele Anwendungsfälle finden kann, wo sie durchaus auch im semi-professionellen Bereich noch gut mitschwimmt.

Den Bereich Video-Encoding habe ich deswegen dann am Schluss sogar auch bewusst ausgeklammert, zumal NvEnc auf den GeForce RTX dem klassischen CPU-Encoding wohl bald den Rang ablaufen wird. Da muss man nicht noch die Umwelt aufheizen, wenn es auch effizienter geht.

Viel mehr muss man dann auch gar nicht zur Leistungsaufnahme schreiben, denn sogar Intel kennt die Stärken und Schwächen dieser CPU nur allzu gut. Da muss man dann auch nicht durch das Heranziehen noch weiterer Negativbeispiele schadenfroh nachtreten, sondern sich besser auf das konzentrieren, was zumindest annährend ebenbürtig ist. Allerdings sind das dann Szenarien, wo man eigentlich gar keinen 10-Kerner bräuchte. Finde den Widerspruch…

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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