Wer wie ich eine RTX 3090 Founders Edition (FE) zum Launch zur UVP erstehen konnte, der kann sich eigentlich nicht beschweren. Reichlich Leistung für 144 FPS in den meisten Spielen auch noch bei den höchsten Grafik-Einstellungen und, wenn wir ehrlich sind auch die Wertsteigerung von über 50%, tragen natürlich zur Wertschätzung bei. Nur gibt es wie so oft auch negative Facetten, in diesem Fall die Kühlung und besonders die des GDDR6X VRAMs.
Nvidia hat für Ampere alles auf die Beine gestellt, um den Founders Edition Kühler so leistungsstark und effizient wie möglich zu gestalten. 3 Slot Design und sogar eine beschnittene Platine für besseren Airflow sind wohl die markantesten Merkmale der RTX 3090 Variante. Und das funktioniert größtenteils auch ganz gut für eine Founders Edition, nur bei bis zu 400 W TGP, die sich der Pixelbeschleuniger ab Werk genehmigen darf, stößt eben auch die Physik ziemlich bald an ihre Grenzen.
Kochender GDDR6X trotz 3-Slot Kühler
Dies macht sich zum einen in der Geräuschkulisse der Lüfter bemerkbar, die nunmal bei Volllast mit über 70 % ihrer Maximaldrehzahl laufen müssen, um die Hitze im Zaum zu halten, und zum anderen bei den Temperaturen des GDDR6X. Wie Igor schon kurz nach dem Launch beleuchtet hatte, ist auch der Speicher bei Ampere ein durstiger Mitstreiter und macht einen wesentlichen Anteil der Gesamt-Leistungsaufnahme der Karte aus. Entsprechend Leistungsstark müsste dann eben auch der Kühler für die glühenden Speicherbausteine aus dem Hause Micron sein.
Konjunktiv beabsichtigt, denn während man sich bei der 3080 noch mit einem Pad-Mod behelfen und somit die Backplate zum Kühlen des Speichers auf der anderen PCB-Seite hinzu-macgyvern konnte, ist dieser Platz bei der 3090 bereits belegt, durch die zweite Hälfte der 24 GB an GPU-Arbeitsspeicher. An Wärmeleit-Pads hat Nvidia bei der 3090 zwar nicht gespart, aber die wenigen Quadratzentimeter an anodisierten Aluminium-Backplate sind bei dieser Zahl an Speicherchips bereits nach wenigen Sekunden Volllast überfordert und ohne aktiven Airflow nur ein Tropfen auf die heiße Platine.
Exemplarisch habe ich hier mal einen Speicher-intensiven Task gestartet, indem ich ein bisschen Etherium-Mining betrieben habe. Auch wenn die Excavator Mining-Software standardmäßig nur 8 GB des VRAM, also Grafik-Speichers, allozieren kann, und die GPU selbst nur Teil-ausgelastet wird, zeigt sich das Defizit des Kühlers bereits nach wenigen Sekunden. In HWInfo, das seit kurzem auch die GPU Memory Junction Temperature auslesen kann, sehen wir nach wenigen Sekunden die 110 °C Maximaltemperatur, wie sie von Nvidia und Micron spezifiziert wird, quasi das TJmax wie man es von CPUs kennt.
Auch wenn hier die Lüfter in die Hysterese schalten und mit 100 % Geschwindigkeit der Geräuschkulisse eines Staubsaugers ähneln, ist ihre Mühe vergebens, denn der Airflow der Lüfter erreicht den VRAM nie. Über die 110 °C hinaus geht die Temperatur zwar nicht, aber auch nur, weil nun der Arbeitsspeicher automatisch herunter getaktet wird, zu Lasten der Performance versteht sich.
Zwar ist Mining ein sehr Speicher-intensiver Usecase, aber auch hier wurde ja gerade mal ein Drittel der 24 GB VRAM der RTX 3090 alloziert und damit ausgelastet. Entsprechend ähnlich ist das Bild beim Gaming oder bei 3D-Benchmarks. Als reproduzierbaren und repräsentativen Usecase habe ich heute mal den 3DMark Port Royal bemüht und diesen je Testlauf 10 Minuten loopen lassen. Als Testeinstellungen dienen +100 MHz Core, +1000 MHz Memory, maximale Temperatur- und Leistungslimits von 90 °C und 115 % und die standard Lüfterkurve.
Wer jetzt vorschnell urteilt und der Übertaktung die zu hohe Wärmelast zuschreibt, den muss ich leider enttäuschen. Zwar braucht der Arbeitsspeicher im Stock-Betrieb ein paar Watt weniger und einige Sekunden länger um sich zu erwärmen, aber die Maximal-Temperatur bleibt die selbe. Eigentlich auch logisch, denn für die Wärmeabfuhr bleibt die Backplate ohne Airflow eine Sackgasse. Fairerweise muss man dazu sagen, dass die GPU Memory Junction Temperatur nur mit einer Genauigkeit von 2 °C ausgelesen werden kann, bedingt durch technische Gegebenheiten der GPU. Insofern könnte der Unterschied zwischen Stock und OC auch im Bereich eines Messfehlers liegen.
Unterm Strich bleibt das Ergebnis aber das gleiche: Während sich die GPU bei vertretbaren 70 °C einpendelt, erreicht der Speicher auch im 3DMark Port Royal nach kurzer Zeit die 100 °C-Marke und bleibt dort auch. Ebenfalls ist interessant, dass die standard Lüfterkurve eine gewisse Trägheit mit sich bringt und die Lüfter erst auf ihre finale Betriebsdrehzahl schalten, sobald 100 °C Speichertemperatur erreicht wurden – wieder Stichwort Hysterese.
Nur blöd, dass der Speicher nichts von dieser höheren potentiellen Kühlleistung abbekommt, da diese dort nie ankommt. Die GPU selbst wird zwar kühler, aber eigentlich gibt es dafür gar keinen wirklichen Grund, denn die ist mit knapp 80 °C eigentlich noch voll im Rahmen. Im Umkehrschluss wird leider die Geräuschemission deutlich höher – das Resultat: Man hört das Lüfter-Brummen durch Kopfhörer und Gamesound, was ganz schön nervig sein kann.
Lange Vorrede, kurzer Sinn: Ein anderer Kühler für die RTX 3090 Founders Edition muss her! Und hier kommt Alphacool ins Spiel, die und freundlicherweise einen Eisblock Aurora Acryl GPX-N RTX 3090 Founders Edition mit Backplate zur Verfügung gestellt haben. Heute sehen wir uns diesen im Detail an, montieren ihn auf eben jener 3090 Founders Edition Grafikkarte und vergleichen hinterher, was uns der Umbau an Kühlleistung gebracht hat.
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