Manchmal muss man auch auf seine Kinder hören und einmal einen Blindtest machen. Mal abgesehen davon, dass es ganz offensichtlich drei oder vier Adaptertypen mit unterschiedlichen Lötpads und Kabeln gibt, muss das Problem der heißen Kontaktflächen der äußeren Steckverbindungen ja einen Grund haben. Bereits zum Thema Bending schrieb ich bereits mehrmals, dass die starren Stifte in den an der Grafikkarte fest verlöteten Buchsen die Hülsen des Steckers aufbiegen können, wenn man diesen zu stark bewegt, wie z.B. beim Abknicken des Kabels.
Ich hatte mir meine bisher eingesammelten Adapter angesehen und auch noch einmal einen neuen, unbenutzten Adapter aus einem Grafikkarten-Karton entnommen und unters Mikroskop gelegt. Man sieht es sehr schön, dass vor allem der linke, äußere Stecker auf dem Bild voller Grate ist (was aber jeden Stecker treffen kann) und dass zudem keine der Kanten gefast oder wenigstens nachbearbeitet wurde. Das ging mir dann heute Nachmittag beim Autofahren durch den Kopf und dann kam mir eine Idee… Sollte der Grund für das Zerstören einzelner Kontakte wirklich so simpel sein?
Ich habe mich noch einmal hingesetzt und zuerst eine Radeon RX 6950XT angeschlossen, die auf die üblichen drei 6+2 Stecker setzt. Nimmt man ein nagelneues Netzteilkabel, dann geht auch dieses sehr schwer einzustecken. Nur sind die Kontakte natürlich deutlich massiver und haltbarer. Aber: hat schon mal jemand versucht, diesen Stecker absolut gerade und mit allen Kontakten gleichzeitig einzusetzen? Also mir ist das nicht gelungen. Wenn man sich selbst beobachtet, dann merkt man schnell, das man versucht ist, eine Seite zuerst reinzustecken und so den Stecker leicht schräg “einzufädeln”.
Und nun kommen meine beide Kinder und die eigene Frau ins Spiel, die solche Stecker noch nie in ihrem Leben in so eine Grafikkarte eingesteckt hatten. Es war jetzt sehr interessant zu beobachten, wie die jeweilige Person an die Sache herangegangen ist. Gerade? Geht nicht. Breite Seite, also Masse oder 12 Volt ging auch nicht – zu viele Kontakte und Grate. Und so nimmt man sich am Schluss dann doch die Seite des geringsten Widerstandes, also die mit den zwei Kontakten. Drei Personen, dreimal der gleiche Entschluss und alle drei sind Rechtshänder.
Alle drei haben dabei den ersten bzw. letzten 12-Volt-Anschluss zuerst eingesteckt, weil sie den Stecker leicht abgewinkelt hielten, und dann erst den zweiten dieser Kante. Der Grund für die Ausrichtung und warum es immer der gleiche Stecker war liegt auch daran, dass man nur eine offene Seite hat, denn die anderen sind durch den scharfkantigen Kühler begrenzt! Danach hatten dann alle drei den restlichen Teil des Steckers eingesetzt und diesen somit wieder gerade gerückt. Ein kurzes Video zeigt das Ganze, wobei die drei Testpersonen nacheinander im Raum waren, jeweils nichts vom anderen gesehen hatten und doch exakt gleich vorgingen.
Auch das Entfernen des Steckers ist nicht ganz so ohne. Durch die eingedrückten Grate hält der Stecker auch ohne thermische Verformung bereits schon bombenfest.
Zusammenfassung und Fazit
Die heutigen Tests sind natürlich nur Momentaufnahmen und die Folgerung, dass man sich immer irgendwo eine kleine Kante zum Auflegen und Einsetzen sucht, mag in ihrer Aussage durchaus stimmen. Die am Stecker festgestellten Konstruktions- und Herstellungsfehler, das Drama beim Bending einschließlich der dadurch mechanisch beschädigten Kontakte sind nur eine Seite. Das Fehlerbild insgesamt ist mittlerweile viel zu komplex, als dass man sich hier noch zu 100% festlegen konnten, was bei wem und welchem Adapter nun der primäre Auslöser war.
Aber allein der heutige Versuch, bei dem alle drei Unbeteiligten exakt den gleichen “Fehler” gemacht haben, spricht durchaus Bände. Denn Eines sollte man ja auch beachten – von NVIDIA kam bisher zum Thema eigentlich gar nichts. Sollte man dort mehr wissen und sich bereits sicher sein, dass ein Steckeraustausch gar nicht alle Probleme beseitigen würde? Dann bliebe aber eigentlich nur die Schlussfolgerung übrig, dass der 12VHPWR insgesamt eine wackelige Geschichte ist, bei dem sehr schnell sehr viele Faktoren zusammenkommen können (es aber nicht müssen), um einen sicheren Betrieb zu verhindern. Am Ende hätten dann viele Recht und trotzdem niemand eine echte Lösung. Auch keine schöne Perspektive.
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