Der heutige Artikel soll zeigen, wie man mit den Mitteln einer normalen Redaktion eine einigermaßen verlässliche Messung von sehr unterschiedlichen Schallwandlern hinbekommen kann, obwohl man natürlich schnell an gewisse Grenzen stößt. Das liegt vor allem auch daran, dass man eigentlich gleich drei optimierte und genormte Kuppler bräuchte, denn man unterscheidet zwischen In-Ear, On-Ears und Over-Ear Kopfhörern. Und genau diese Herausforderung hat mich wirklich gereizt, weil ich drei Messaufbauten in einem einzigen Gerät verbinden wollte. Und ich habe mich bei der Ideenfindung fast schon wie MacGyver gefühlt, als ich suchenden Auges durch den Baumarkt geschlendert bin oder einschlägige Websites nach einer Inspiration durchsucht habe. Denn man braucht schon eine zündende Idee zur Umwidmung käuflicher Produkte für den eigenen Zweck.
Was ich hier im Artikel nicht liefern möchte, ist eine genaue Nachbauanleitung. Da dürfen die Mitbewerber gern selbst aktiv tätig werden und sich das nötige Grundlagenwissen bei Bedarf noch aneignen und auch bei der praktischen Umsetzung gern selbst tüfteln. Sonst ginge ja auch der Spaß an so einer Herausforderung verloren. Aber ich werde genügend Transparenz bieten, um meine Lösung verstehen und bewerten zu können. Dann ist der Schritt zur eigenen Lösung nur noch ein kleiner.

Das Investment einschließlich aller Teile und Kalibrierung/Vergleichsmessung mit zwei Referenzplattformen samt Dienstleistung liegt bei reichlich 1000 Euro. Das mag nach viel klingen, aber in Anbetracht der Preise für fertige Lösungen ist das fast schon geschenkt. Es wäre natürlich auch deutlich günstiger gegangen, wenn man am Mikrofon etwas spart (ich habe hier gebrauchte, professionelle Technik erworben) und die Dienstleistungen weglässt. Wir sehen auf dem Bild eine fertige Lösung für In-Ears (nur wäre das allein ja nur eine reine 1/3-Lösung für die Ohrstöpsel) und zwei sehr gut nachgebildete “Gummi-Ohren” aus Silikon, deren Größe so gewählt wurde, dass sie dem Durchschnitt entspricht und auch unter alle zu testenden Over-Ears passen sollte. Dazu gab es noch ein Messprotokoll und eine Kalibrierungsdatei, Arta als Messprogramm besitze ich ja eh.
Das allein ist natürlich noch kein fertiger Messaufbau für alles, aber schon einmal eine gute Basis. Und so geht mein Dank auch an die Community für die vielen Kommentare, Anregungen und Einschränkungen, was so manchen “Goldstandard” auch in der Praxis in einem etwas anderen Licht dastehen lässt. Und ich kann jetzt schon spoilern, dass ich die Over-Ears sogar mit 2 Methoden messen werde, denn Gehörgang ist nun einmal nicht gleich Gehörgang. Doch kommen wir zurück zum Ausgangspunkt und den drei verschiedenen Messaufbauten samt Begründung und den dahinterstehenden Grundlagen.

Drei Prinzipien, ein Problem
Generell gilt, dass man zur Messung des Übertragungsverhaltens von Kopfhörern sogenannte Kuppler mit klar definierten Volumina und fest eingebauten, sauber kalibrierten Messmikrofonen nutzt. Für Einsteckhörer (In-Ears) und Kleinhörer (z.B. aus Hörgeräten) gibt es zwei international genormte Kuppler. Da hätten wir den sehr einfach aufgebauten 2-cm³-Kuppler (IEC 126) und den technisch deutlichen besseren Simulator für den abgeschlossenen Gehörgang nach IEC 711, wie ich ihn ebenfalls nutzen werde.
Einfachere Kopfhörer und Headsets als sogenannte On-Ears (siehe oben den Beyerdynamic links im Bild) bezeichnet man auch als Kopfhörer mit supraauralen Kissen. Für solche Kopfhörer (On-Ear) existieren mittlerweile zwei international genormte Kupplerformen, der sehr einfach aufgebaute 6-cm³-Kuppler (IEC 303) und das in seiner Technik schon deutlich bessere “künstliche Ohr” nach IEC 318, an die ich mich mit jeweils eigenen Umsetzungen angelehnt habe. Das mit dem Ohr ist gut, aber eben auch sehr speziell. Da kann ich später sowohl mit meinem nachgebauten “künstlichen Ohr” oder aber einer weichen Platte die Ergebnisse sehr gut vergleichen. Warum ich hier also doppelt messen werde bzw. sogar messen muss, das erkläre ich dann gleich noch im Detail.
Die dicken Over-Ears, also circumaurale bzw. Ohr-umschließende Kopfhörer, sind quasi die Königsklasse, wenn es um die Messung und vor allem um die Reproduzierbarkeit geht. Denn genau dafür gibt es ja noch gar keine genormten Kuppler. Die Gründe dafür liegen in Schwierigkeiten der Messtechnik und den vielen beeinflussenden Faktoren begründet, die eine sichere Reproduzierbarkeit fast unmöglich machen. Daher werden solche circumaurale Kopfhörer überwiegend mit entsprechend umgebauten Kupplern für supraaurale Kopfhörer gemessen, indem man zusätzlich eine eine flache und dämpfende Platte als Auflage für das circumaurale Kissen nutzt.
Da habe ich natürlich auch noch bei der Materialwahl viel experimentieren müssen, aber mit den Ergebnissen war ich später durchaus zufrieden. Da mich zudem diverse Vibrationen und Resonanzen von einem ersten Aufbau aus Holz schnell wieder abgebracht haben, bin ich auf eine sehr massive Lösung aus Stahl in Verbindung mit gut dämpfenden weichen Materialien für die Auflage gekommen. Wie ich das dann alles im Detail gelöst habe, das zeige ich Euch natürlich gleich. Einmal umblättern bitte!
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