Messungen, Fehler und Reproduzierbarkeit
Das die Ergebnisse der Ohrstöpsel passen, muss man nicht weiter ausführen, dafür wurde die Ausgangs-Lösung ja explizit hergestellt und auch schon einige Zeit in einem Labor genutzt. Wir sehen hier die Kurven für den linken Kanal (Gelb) und den rechten Kanal (Violett) als übereinander gelegte Graphen.
Aber das mit dem Over-Ears ist schon knifflig. Beginnen wir mit dem Gummi-Ohr auf der gepolsterten Platte (mein simulierter Kopf) Ich nutze hier zur Veranschaulichung nahezu ungeglättete Kurven. Im ersten Durchlauf habe ich den Kopfhörer viermal aufgesetzt, abgenommen und neu aufgesetzt, also insgesamt vier Mal einzeln gemessen und die Kurven dann übereinander gelegt.
Die drei ersten Messungen nutzen beim Positionieren die von mir angesprochenen Kanten als Orientierungshilfe, wobei ich dann beim vierten und letzten Versuch (gelbe Kurve) den Hörer bewusst etwas schief aufgesetzt habe. Alle drei Messungen mit der Positionierungshilfe decken sich, zumindest im Bereich akzeptabler Toleranzen, wirklich nahezu perfekt. Nur der lieblos draufgesetzte Hörer weicht da etwas ab, aber auch nicht allzu viel. Ziel erreicht, würde ich mal so sagen.
Diese Kurve zeigt übrigens auch die komplexe Filterwirkung des Kopfes, des Außenohres (Pinna) und des Rumpfs. Die leichte Überhöhung bei ca. 3 KHz ist ja am Ende auch das, was ich immer in meinen Sound-Tests der Kopfhörer für die Lokalisierung und Räumlichkeit als empfindlichsten Bereich des Gehörs predige und was man auch als HRTF (Head-Related Transfer Function) kennt. Die Amplituden-Auswertung in diesem Frequenzbereich ist neben den ebenfalls auftretenden Laufzeitdifferenzen zwischen den Ohren ja die wesentliche Grundlage unseres „räumlichen“ Hörens und nicht künstliche 5.1-Surround-Spielereien.
Wenn man das eingesetzte Ohr jetzt einfach nur herausnimmt und die große Öffnung so lässt, wie sie ist, dann misst man leider komplett unbrauchbaren Murks. Man erhält ein nicht passendes, riesiges Innenvolumen und verzeichnet im Tieftonbereich sogar einen Moden-ähnlichen Effekt mit partieller Auslöschung und Überhöhung. Es ist komplett wertlos
Damit kommt man also nicht hin und man muss, will man das Ohr weglassen und einfach aufliegend messen, ein dünneres Kissen mit speziell angepasster Öffnung nutzen, damit die Abstände wieder stimmen. Schön, dass mein System modular ist und man viele Teile anbauen oder einfach austauschen kann. Das Ergebnis dieser neuen Messung sieht dann mit dem gleichen Kopfhörer so aus (Violett mit Ohr, Gelb mit flacher Polsterplatte), dass es eher einen Sinn ergibt. Trotzdem würde ich, im direkten Vergleich, die Version mit dem nachgebauten Gehörgang vorziehen, da vor allem alle Töne ab den oberen Mitten deutlich plastischer und realer abgebildet werden. Das Gesamtbild dieser Variante ist noch etwas zu dumpf. Aber diesen Part werde ich definitiv noch optimieren, da muss ich noch einmal die Abstände genau austesten und messen.
Zusammenfassung und erstes Fazit
Was will man eigentlich messen? Diese Frage muss man sich natürlich stets erst einmal selbst beantworten. Will man den genauen Frequenzverlauf messen, den der Schallwandler direkt an einem Messmikrofon erzeugt, indem man die Ohrmuschel plan auf eine Platte mit eingesetztem Mikrofon legt? Dann ist man in etwa da, wo ich selbst bereits mit dem Kunstkopf und den OKM war, weil die Mikrofone außen aufsaßen und man den Gehörgang nie mit einbeziehen konnte. Oder will man wirklich das messen, was an einem (nachgebauten) Ohr wirklich ankommt, indem man anatomische Gegebenheiten mit einbezieht? Ich glaube, ich werde mich doch für die Variante mit dem Gummi-Ohr entscheiden, weil es meinem Hörempfinden auch subjektiv deutlich näher kommt.
Ich bin noch nicht ganz zufrieden, aber fast und zudem wirklich glücklich, dass ich für die Over-Ears so eine gute Reproduzierbarkeit hinbekommen habe. Ob und wie man für die später folgenden Kopfhörertests dann noch diverse Dinge vorab ändert, das muss ich noch entscheiden. Vielleicht hilft mir da ja auch Eurer Feedback noch etwas weiter. Aber das mit dem Bohrständer, dem Leder und den Schaumstoffplatten hat schon fast richtigen Unterhaltungswert. Mächtig gewaltig, würden Egon, Benny, oder Kjeld sicher sagen. Falls die noch jemand kennt. 😀
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