Wichtige Vorbemerkung
Dass der Artikel heute etwas kürzer ausfällt als sonst, liegt auch daran, dass ich an den Messungen gescheitert bin. Das liegt an der Form der Earbuds, die zwar irgendwie am, aber nicht so recht im Ohr sitzen. Das veranschaulicht auch gleich das Dilemma und den Part mit der Fummelei im Titel. Während ich nach einigem Probieren im eigenen Ohr doch noch eine schöne Positionierung gefunden habe, war das beim Gummiohr des Messaufbaus nicht wirklich möglich, wenn man wirklich höhere Maßstäbe an des Messergebnis legt. Also besser gar keine Messung als eine vermurkste mit 5000 PS.
Sound-Check
Fangen wir mal unten im Keller an. Die größte Überraschung für mich war, dass ich tatsächlich einen ganz tiefen und rabenschwarzen Bass gehört habe. Ja, den echten Bass und nicht so einen angefetteten Mittelbass, der nur so tut, als wäre er der böse Bass. Das ist etwas, was ich in dieser Form in einem Ohrhörer bisher noch nie erlebt habe, obwohl ich schon recht viele ausprobiert habe. Die Tieftonwiedergabe ist bei richtigem Sitz des Hörers wirklich gut, ohne viel Abfall, dafür mit guten Pegeln.
Das Ganze zeichnet sich durch ausgezeichnete Wiedergabequalität aus, was zu einem straffen und sehr gut geschichteten Bass mit ausreichendem Körper und Fülle führt. Natürlich erwarte ich hier keine Subwoofer-Leistung im Stil meines XW-1200 oder ein extrem dynamisches Verhalten. Aber man darf auch nicht vergessen, dass ich hier über einem Ohrhörer schreibe. Im realen Leben genieße ich die meisten Musikarten am liebsten querbeet, und ich glaube, die meisten Hörer werden sehr zufrieden sein, wenn es nicht gerade ein Vertreter der Bassbomber-Fraktion ist.
Die Mitten, die bei mir mehr oder weniger unabhängig von der Passform sind, stechen als Höhepunkt heraus, mit einer geschmackvoll betonten Pose, die in einer lebhaften und vollmundigen Darbietung mit einem sehr natürlichen Klang resultiert. Darüber hinaus bleibt genug Raum, um Details klar aufzulösen und der EM5 klingt bei mir luftig und transparent mit guter Notenverlängerung und -zerfall, aber niemals scharf oder zischend. Schade, dass ich das nicht messen konnte, aber so ein Burst-Decay-Diagramm hätte das sicher gut belegen können. Die Präzision und Klarheit, besonders bei komplexen Gitarren-Soli, sind beispiellos, vor allem auch dann, wenn die Pegel etwas höher sind.
Mit offenen Ohrhörern, bei denen ich ja an passiver Geräuschisolierung verliere, gewinne ich durch ihre offene Bauweise im Gegenzug natürlich immens an Raum. Und genau dort brilliert der EM5 wirklich mit einer Klangdarstellung, die an große, gute, offene Kopfhörer erinnert. Er hat für mich die einzigartige Fähigkeit, eine räumliche und quasi holographische Szene mit ausgezeichneter Abbildung und der korrekten proportionalen Platzierung von Instrumenten, Einzelpersonen und Gruppen auch während der komplexesten und lautesten Passagen zu projizieren. Ein hervorragender Performer, der mich mit seiner Offenheit und dem einzigartigen Erlebnis außerhalb des Kopfes überrascht und auch die leisen Töne spielen kann.
Im Hochton und Superhochton wird es ein klein wenig belangloser, aber nie wirklich schlecht. Das ist dann wieder der übliche, angepasste Mainstream, was aber nicht abwertend gemeint ist.
Zusammenfassung und Fazit
Der Klang ist expansiv und luftig, mit einer ziemlich warmen Toncharakteristik. Der Bass ist schnell und kontrolliert, während der Mittelbereich lebhaft und offen ist, mit guter Transparenz und Detailwiedergabe. Der Hochtonbereich bietet Klarheit und Glanz, was dem Klang eine lebendige Präsenz verleiht. Gut gefallen haben mir auch die Klangbühne und Abbildung. Sie ist weitläufig und präzise, mit exzellenter Instrumententrennung und Quellenortung, was den EM5 sicher zu einem der besten Ohrhörer seiner Klasse in diesem Bereich macht. Der EM5 bietet wirklich eine einzigartige Kombination aus Vorwärtspräsentation, Detailreichtum und Klangfülle. Das muss man erst einmal so hinbekommen.
Der EM5 benötigt zudem keine extreme Verstärkung, was ihn sehr benutzerfreundlich und zu so ziemlich allem kompatibel hat, wo sich der Stecker reinstecken lässt. Er funktioniert hervorragend mit verschiedensten Audioquellen, ohne dass teure Verstärker erforderlich sind. Die Wahl des Abspielgeräts kann jedoch trotz allem den Klangcharakter beeinflussen, wobei eine Quelle mit höherer Qualität die Detailtreue und Klarheit des EM5 besser zur Geltung bringt. Sonst büßt man schnell ein, was man zuvor teuer erworben hat.
In Bezug auf die Anpassung und das Zubehör bietet der EM5 modulare Kabelverbindungen und vielfältige Ohrpolster-Varianten, was zur recht hohen Gesamtwertigkeit beiträgt. Obwohl der Preis für einen Ohrhörer schon recht hoch ausfällt, rechtfertigen die außergewöhnliche Bauqualität, der Komfort und vor allem die Klangqualität den Preis durchaus. Was hingegen Sorgen machen könnte, ist die Schwierigkeit, wirklich jeden Gehörgang zu beglücken. Und so war auch unsere Familie zweigeteilt. Ich persönlich komme bei längerer Tragezeit nicht wirklich damit klar, andere aber schon. Deshalb mache ich das auch nicht zur Pauschalkritik. Aber hinweisen sollte man schon darauf.
Kurz gefasst: Trotz der minimalen Isolationsniveaus aufgrund der offenen Bauweise der Earbuds und der potenziellen Geräuschdurchlässigkeit bieten die EM5 ein durchaus immersives Hörerlebnis mit einer klaren, lebendigen und diffus offenen Klangbühne, fantastischer Separation und einer einladenden Mitteltonpräsentation, die andere Earbuds oft vermissen lassen. Der Bass ist sowieso eine Klasse für sich.
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