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EDIFIER HECATE GX05 Gaming TWS Earbuds im Test – Spaßig, spacig oder beides?

Was steckt eigentlich hinter dem mystischen “Hi-Res Audio” Label auf der Verpackung?

Zunächst vorab: es handelt sich NICHT um HRA (High Resolution Audio), aber die Ähnlichkeit ist nicht ganz unabsichtlich so gewählt worden. Die JAS (Japan Audio Society) als federführende Organisation hinter dem von Sony vor Jahren erstmals auf einem eigenen Plattenspieler genutzten Label schreibt z.B. für analoge Geräte vor, dass bei Kopfhörern (um die es ja geht) eine “Speaker and headphone performance of 40 kHz or above” zu erreichen sei. Dieses Label wird auch nicht “verliehen”, sondern man muss dafür einfach nur bezahlen.

Wie viele Menschen wurden von diesem scheinbar glanzvollen Siegel verführt, in dem Glauben, sie würden ein überlegenes Produkt erhalten? Nun, es ist Zeit, das Märchen zu entlarven. Zunächst einmal, was bedeutet “Hi-Res Audio” im Kontext der JAS wirklich? Es ist eine Definition, die vorschreibt, dass das Produkt fähig sein muss, Frequenzen von 40 kHz oder mehr wiederzugeben. Aber ich muss mal einhaken: Wann war das letzte Mal, dass ein Leser eine Frequenz von 40 kHz gehört hat? Das kann keiner, weil das menschliche Gehör in der Regel nur bis zu 20 kHz wahrnehmen kann (meist sogar viel weniger). Warum also ein Label, das auf einer Fähigkeit beruht, die wir als Menschen gar nicht nutzen können?

Denn die JAS sagt nichts zur eigentlichen Wiedergabequalität und den geforderten Parametern, sondern man schraubt lediglich die Obergrenze des Frequenzbereiches auf das Doppelte herkömmlicher Schallwandler nach oben, ohne jedoch irgendwelche Toleranzgrenzen vorzugeben. Was dann am Ende wirklich gut klingt, darf nämlich jede Firma ganz für sich allein entscheiden: “Listening evaluation process is added and final decision as Hi-Res Audio product to be proved according to each company’s sound evaluation standard“. Aber wir werden natürlich wie immer selbst probehören, nachmessen und objektiv urteilen.

Das führt zu einer Menge von Missverständnissen und Irreführungen. Denn während das Hi-Res Audio Zertifikat der JAS suggeriert, dass das zertifizierte Produkt eine überlegene Klangqualität liefert, ist das nicht unbedingt der Fall. Ein Kopfhörer oder Lautsprecher kann bei den Frequenzen noch so hochauflösend sein, wenn er schlecht konstruiert oder abgestimmt ist, wird er trotzdem schlecht klingen. Außerdem sollte man bedenken, dass nicht alle Hi-Res Audio zertifizierten Produkte gleich sind. Einige sind vielleicht tatsächlich in der Lage, 40 kHz oder mehr wiederzugeben, aber die Qualität und Art der Wiedergabe variiert stark. Manche können diese Frequenzen vielleicht nur mit starkem Rauschen oder Verzerrungen wiedergeben. Ein Zertifikat sagt nichts über die Qualität aus, es besagt lediglich, dass eine bestimmte technische Spezifikation irgendwie erreicht wurde.

Was mich am meisten frustriert, ist, dass viele Verbraucher glauben, dass sie, wenn sie ein Hi-Res Audio zertifiziertes Produkt kaufen, automatisch eine bessere Audioerfahrung bekommen. Aber das ist einfach nicht der Fall. Es gibt so viele andere Faktoren, die die Klangqualität beeinflussen, wie die Qualität der Aufnahme, das Mastering, die Quelle des Audiomaterials und nicht zuletzt das eigene Gehör. Das Hi-Res Audio Zertifikat der JAS ist im Grunde genommen nur ein fieses Marketing-Tool.

Es sagt wenig bis gar nichts über die tatsächliche Qualität des Produkts aus und es führt die Verbraucher in die Irre, indem es ihnen vorgaukelt, dass sie etwas bekommen, was sie in Wirklichkeit gar nicht bekommen können. Es ist höchste Zeit, dass wir über die Wahrheit hinter diesen Zertifikaten aufklären und die Verbraucher dazu ermutigen, ihre Kaufentscheidungen auf Fakten und echter Qualität, nicht auf glitzernden Labels, zu basieren. Denn die bezahlt man ja am Ende sogar noch mit. Und eines muss ich auch klarstellen: Edifier, also HECATE, hätte es beim GX05 gar nicht nötig gehabt!

Technische Daten

Bauart: In-Ear (True Wireless, bügellos)
Ohrkanalhörer: Geschlossen
Mikrofon: Integriert
Verbindung: Bluetooth 5.3
2,4 GHz Wireless via Dongle
Treiber: 10 mm
Frequenzbereich: 20 Hz – 40 kHz
Audio-Protokoll: A2DP, AVRCP, HFP, HSF
Audio-Codec: SBC, LDHC5.0
Akkulaufzeit: 4,5 Stunden (Bluetooth)
4 Stunden (2,4 GHz)
Reichlich 11 zusätzl. Stunden via Ladecase
Gewicht: 107,6 g netto komplett
4,9 g  pro Ohrhörer
Anschluss:
USB-C

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echolot

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Danke für den ausführlichen Test. Der Messaufbau ist aber mal so richtig relatitätsnah. Bringt ein Platinüberzug überhaupt Vorteile? Wenn ja warum.

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heavy-user

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Platin - eventuell um Allergien zu vermeiden?

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eastcoast_pete

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+1 Wär zumindest wegen des Kupfer darunter uU keine schlechte Idee!

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eastcoast_pete

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@Igor Wallossek : Interessante Stöpsel, und guter Test. Der ganze Blödsinn (muss man schon so sagen) mit dem Hi-Res Audio Label verstehe wer will. Um die 40 kHz nutzen zu können, muss man schon auf den Hund kommen oder selber zu Canis irgendwas gehören, denn die können ja Ultraschall hören. Bei mir ist schon lange vor der Hälfte Schluss.
Für €80 wären die Edifyer in der Tat eine Überlegung wert. Ich mag in-ear (Stöpsel) für Anrufe sowieso nicht gerne (lieber ein dediziertes ANC Mono Headset mit boom Mikrofon dafür), und daher wäre die gute Klangqualität der Stöpsel ohne ANC ein echtes Kaufargument. Die Idee mit dem 2.4 GHz low latency Dongle finde ich auch gut.

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seha

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Wofür nutzt ihr solch Stöpsel eigentlich?
Für sowas wie Laufen, Radfahren o.ä. kann ich mir einen Mehrwert gegenüber anderen Lösungen vorstellen. (keine bewegliche Masse, nicht im Weg für den Helm...)
So normal im Alltag (Büro, Straße...) finde ich die jedoch oftmals nervig. Keine Ahnung wie oft ich das schon hatte, dass man z.B. jemanden im Büro anspricht und der nicht reagiert. Bis man dann aufgrund von drüber hängenden Haaren oder allgemein kleiner Bauform dann mitbekommt wo das "Problem" liegt...

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Igor Wallossek

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Meistens unterwegs. Ich lasse mich z.B im Flugzeug oder in der Bahn ungern als Bose-Opfer (ersetzen durch Beats, B&W und den ganzen anderen Hipster-Rotz) klassifizieren. Wenn, dann unverdächtige Stöpsel, ich bin ja kein Werbebanner.

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RazielNoir

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InEars zum Joggen hab ich noch keine gefunden, die in meiner Ohrmuschel halten. Ausser welche mit Over-Ear-Bügel, und die klangen bisher Unterirdisch. Gut, beim Joggen zu vernachlässigen, da irgendwann sowieso das eigene Atemgeräusch die Musik anfängt zu überlagern, außer man dreht weit auf. Und das ist im urbanen Gelände eher nicht ratsam.

Ich hab mit den Sony's WF1000MX4 die für mich passenden InEars für Alltag. Was nervt, ist die niedrige Laufzeit. Creative schafft es bei den Outlier nominal das 3fache. Bei ähnlich großen Kopfhörergehäuse.

Und das Hi-Res Label....

Naja. Die Sony MDR-A1 tragen das Label, was mir wurscht ist. Sie sitzen bequem (mittlerweile mit den 3-Paar ErsatzMuscheln) und bieten mir an den NWZ-A45 ungetrübten Musikgenuss. Oder an einem Marantz MCR-611. Oder an dem Teac AI301-DA am PC. In einer für mich ausreichenden Wiedergabequalität. Mehr als CD-Qualität brauchts nicht, den Unterschied zu einigen Titel von High Resolution Audio Portalen hab ich mit noch nicht festgestellt.

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XXL

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80 Kommentare 17 Likes

ich springe immer gern zuerst zur letzten Seite, weil dort meist, sofern vorhanden ein Video zum Artikel verlinkt ist :LOL:

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eastcoast_pete

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Einfach modden mit zwei Punkten über dem "o", und fertig ist's 😀.
Aber im Ernst, das einzige Bose ANC Ding das ich mir je gekauft habe (sehr billig new-in-Box auf der Bucht geschossen) ist ein in-Ear (Stöpsel-artig) Teil mit 3.5 mm Klinke für unterwegs (v.a. beim Schnellgehen, AKA Power Walking, und im Flieger). Und auch nur deshalb gekauft, weil mir mein anderes Billig ANC mit Stöpsel und Klinke von AT kaputt ging, und ich ganz ohne war. Mittlerweile hab ich wieder eins (billig gebraucht erworben, wird nicht mehr hergestellt). Warum ich das gekauft habe? Das AT läuft nämlich mit einer regulären Mikro (AAA) Batterie; für ca. 40 Stunden.
Was interessant ist: subjektiv ist das AT besser als das Bose, und das Bose wird auch ziemlich basslastig wenn man ANC zuschaltet.
Edlere und drahtlose Stöpsel (zB die guten SONY oder Sennheiser) mit Bluetooth und ANC sind zwar sehr deutlich besser, aber wenn eins davon beim Sporteln rausfällt ist's ärgerlich, und laden darf man auch nicht vergessen. Mit den Dingern mit Klinke kann man auch ohne Batterie oder Akku noch Musik hören. Bei Drahtlosen bleibt einem da nur selbst Musik machen (Singen oder Pfeifen 😁.)

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Klicke zum Ausklappem
Igor Wallossek

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10,398 Kommentare 19,364 Likes

Im Flugzeug ist das beste ANC immer das Ticket für die ersten Reihen, allerdings immer aufs Neue teuer erkauft. Aber wenn man hinten sitzt und sich ein antiautoritär erzogenes Gör mal wieder nachts im Dauerlauf übt, kurz Bein raushalten und sich schlafend stellen. Dann hoppelt das Gör im anderen Gang. Geht auch.

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escosse

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22 Kommentare 2 Likes

Das Problem hatte ich auch. Bis ich die Jabra 85t gekauft habe, die halten in meinen Ohren beim Joggen einfach super.

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Fazzo

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32 Kommentare 6 Likes

@Igor Wallossek
Hallo Igor, vielleicht könntest Du auch mal die Teufel Airy TWS 2 im Vergleich testen. Ich habe sie im Sale bei Teufel für 99,90 € + Versand gekauft, als sie gerade neu erschienen sind.
Eigentlich habe ich sie mir für Webex-Konferenzen beruflich gekauft, aber mittlerweile habe ich festgestellt, dass sie auch beim Musikhören oder Videoschauen einen sehr guten Klang haben und bin sehr zufrieden mit dem Klang.
Auch das Noise-Cacelling funktioniert m.E. relativ gut.
Das Beste ist aber m.E. wirklich der Sound.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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