Audio/Peripherie Soundkarten Testberichte

Creative Sound Blaster GC7 im Test – Das Prinzip ist gut, das Finish schwächelt

Mikrofon und Aufzeichnungsqualität

Natürlich kann man das Mikrofon erst einmal in die dafür vorgesehene Buchse der Front stecken. Die Kopfhörerbuchse ist außerdem aber noch als TRSS-Buchse ausgeführt und man braucht für Headsets mit diesem Kombi-Stecker keinen extra Y-Splitter, dann klappt das mit dem Mikrofon auch gleich so. Gute Idee, noch ein Pluspunkt. Ich habe testweise den Audio-Device aufs Maximum gestellt und einmal ein normales Signal (FLAC Player)  eingespeist. Die Qualität ist wirklich gut und falls man sich hier über dumpfe Ergebnisse ärgern muss, liegt es wohl eher am Headset und einer möglichen Fehlanpassung über eine nicht optimale (zu niedrige) Impedanz des Mikrofons am 2 KOhm-Eingang der GC7.

Mit dem MMX300, einem Sound BlasterX H5 (erste Generation) und einem externen Tischmikrofon mit Phantomspeisung und Vorverstärker gab jedenfalls es nichts zu bemängeln. Ob und wie man die Möglichkeiten des digitalen Sound-Processings via GC7 dann nutzt, muss jeder für sich und mit seinem Gegenüber ausmachen. Ich empfinde das meiste als Firlefanz, aber man könnte so wenigstens seinem schwachen Mikrofon noch etwas den Allerwertesten retten. Dinge wie Crystal Voice gehören da natürlich mit dazu. Aber ein gutes Mikrofon ist nur durch ein noch besseres zu toppen. In Software ist es am Ende immer nur Ergebniskosmetik.

Wiedergabequalität und Effekte

Zur Auflösung der Ein- und vor allem Ausgänge schrieb ich ja bereits etwas. Dem eher Spiele-orientierten Anwender und Streamer wird das hier Gebotene locker reichen, einem eher Audio-Besessenen wir mir definitiv nicht. Genau das will und muss ich jetzt einmal erklären, ohne überheblich zu wirken. Die gesamten DSP-Spielereien wie Genre-optimierte Equalizer-Settings und den Scout-Mode,  sowie Super X-Fi muss man mögen oder sie besser sein lassen, je nach Geschmack.

Ein sehr guter, hochpräziser Kopfhörer wird erst einmal an Räumlichkeit nicht gewinnen, sondern mit Super X-Fi sogar einbüßen. Wobei hier auch die subjektiven Hörerfahrungen eines jeden Einzelnen zählen. Deshalb empfinden es ja die Anwender auch so unterschiedlich stark. Die einen geraten geradewegs in Verzückung, die anderen wenden sich mit Grausen ab. Musik und Super X-Fi gehen gar nicht, das widersterbt allen eigenen Hörerfahrungen in Konzertsäalen oder vor der Bühne komplett. In Spielen hängt die Immersion dann jedoch auch vom jeweiligen Spiel ab und dessen Soundmaterial und Engine. Da kann es durchaus Vorteile bringen. Kann, aber eben nicht muss. Sehen wir es als Nice-to-have, das ja Gott sei Dank on the Fly auch umschaltbar ist.

Kommen wir jetzt mal zur Wiedergabequalität ohne den ganzen Schnickschnack. Alles auf neutral und ab geht’s. Der Line Out und die angeschlossenen NuPro X-4000 RC sowie der XW-900 fühlen sich wohl. Das kann man abhaken und als gut befinden, egal ob nun optisch oder analog. Der als DAC verbaute AK4377AECB ist zwar die Sparvariante des AK4377ECB, aber dem Low-Power-Design der GC7 geschuldet. Klanglich ist der DAC ohne Kritikpunkte, das passt also schon mal. Doch was passiert, wenn man an der Front ein paar gute Schallwandler für den Kopf anschließt? Da wird sich nämlich schnell die Spreu vom Weizen trennen. Das war schon immer so.

Was als Erstes auffällt, ist der fehlende Punch. Damit meine ich die Pegelfestigkeit, die hier aufgrund der lächerlich geringen Ausgangsleistung des Verstärkers echt zum Spielverderber werden kann, wenn der Kopfhörerteil gut befeuert werden möchte. Zunächst habe ich einmal die Ausgangsleistungen und überprüft, wobei die Herstellerangaben mit etwas gutem Willen und Entgegenkommen durchaus stimmen.

  Hersteller Messung
32 ohms, Low Gain 51 mW 48 mW (2x 24 mW)
150 Ohms, High Gain 41 mW 36 mW (2x 18 mW)
300 Ohms 26 mW 22 mW (2x 11 mW)

Man sieht sehr gut schon anhand der Leistung, dass trotz Gain ein guter hochohmiger Schallwandler kaum eine Chance hat. Die rund 50 mW an 32 Ohm werden für die meisten Spaßkopfhörer und sogenannten Gaming-Headsets sicher ausreichen, für höherwertige Schallwandler wird es aber auch da schon knapp. Normalerweise setzt man hier ab 100 mW als Richtwert an. Ich habe keinen einzigen meiner Kopfhörer im jeweiligen Setting zur Vollaussteuerung bringen können. Ob man das jetzt braucht oder will, sei mal dahingestellt. Aber für 150 Euro hätte ich es dann schon ganz gern.

Das Problem liegt aber auch an der eher halbherzig umgesetzten Spannungsversorgung, die bei 480 mW bereits ins Limit rennt, obwohl man mit USB-C viel mehr Möglichkeiten gehabt hätte. Denn gerade der Tiefbass ist zwar gut ausmodelliert und präzise, rennt aber mangels Ausgangsleistung bereits ab mittleren Pegeln hörbar ins Limit. Verzerrungen bei Kanoneneinschlägen klingen leider grässlich. Man hört die Kappungen und ein gewisses Pumpen sogar schon vor den eigentlichen, etwas später einsetzenden Verzerrungen.

Mittel- und Hochton sind hingegen gut, weil die Leistung dann eigentlich sogar einigermaßen reicht. Das Grundrauschen ist eigentlich kaum bis gar nicht wahrnehmbar, je nach angeschlossenem Schallwandler und dessen Impedanz bzw. Empfindlichkeit. Man kann die Soundblaster GC7 auch recht neutral betreiben, auch dafür muss ich fairerweise mal ein Lob aussprechen, denn das ist bei solchen DSP-Lösungen nicht immer selbstverständlich.

Zusammenfassung und Fazit

Wer als Steamer oder reiner Gamer mit akutem Redezwang eine smarte Pultlösung mit blitzsauberer Bedienung und passenden Features sucht, ist hier recht gut aufgehoben. Dass die Selbstkontrolle beim Mithören etwas hinterherhängt (nicht ganz synchron), ist sicher ein kleiner Lapsus, der mich aber nicht groß gestört hat. Es wirkt auf den ersten Blick alles gut durchdacht und solide umgesetzt. Was dann aber auffällt, sind die Kleinigkeiten asiatischer Nonchalance, die einen echt in den temporärem Wahnsinn treiben können.

Die drei Betriebsmodi, wo eigentlich immer genau das fehlt, was der andere Modus vorher besser (oder überhaupt) kann und die etwas eigenwillige Beschneidung des Kopfhörer-Ausgangs auf nur 24-Bit mit 48 KHz Auflösung  sind reichlich unverständlich, da eigentlich unnötig. Das allein verhindert (neben der etwas zu geringen Ausgangsleistung des Verstärkers) dann leider auch den eigentlich verdienten Kauftipp, wobei ich sicher bin, dass sich die meisten mit diesen Dingen arrangieren können oder es gar nicht erst groß bemerken werden. Aber es stört mich nun einmal, weil ich für 150 Euro ein rundes Produkt erwarte und ich auch gegenüber den anderen Testobjekten fair bleiben muss.

Es ist definitiv ein gutes Produkt, brauchbar und für Steamer auch gut einzusetzen. Zu einem sehr guten Produkt fehlte diesmal aber etwas die klare und konsequente Linie sowie natürlich der Punch. Gaming ohne Wumms ist wie Hot Pot ohne Chili. Das sollten sie zumindest auch in Singapur bei Creative recht gut verstehen.

Creative Sound Blaster GC7

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Loki

Mitglied

85 Kommentare 23 Likes

Stolzer Preis für ein bissel Bling Bling, für die Kohle bekommt man soviel besseres 😁

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ArthurUnaBrau

Veteran

319 Kommentare 162 Likes

Würde ich auch sagen. Für den Preis kann man dann auch gleich zum Yamaha AG03 oder AG06 greifen, da ist man dann gleich - was die Anschlussmöglichkeiten angeht - im semiprofessionellen Bereich angelangt.

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e
eastcoast_pete

Urgestein

1,475 Kommentare 833 Likes

Stimme zu; für das Geld und den Aufwand hätte ich schon gerne die Möglichkeit, wenigstens einen mittelprächtig hochohmigen Kopfhörer anschließen und auch anhören zu können. Es sieht doch sehr danach aus, daß Creative hier aus ihren Lorbeeren von früher noch etwas Profit quetschen will. Schade eigentlich!

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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