Grafikkarten Praxis Testberichte VGA

Abgeknickt mit 600 Watt: be quiet! 12V-2×6 / 12VHPWR 90° Winkelkabel im Test

Belastungstest und Temperaturen

Ich teste die Asus-Karte bewusst erst einmal nicht im Gehäuse, sondern bei einer Raumtemperatur von 25 °C. So lassen sich die Deltas zwischen Platinen- und Steckverbinder-Temperatur besser erkennen und ich kann auch besser messen. Natürlich habe ich die Karte auch am Schluss, nachdem ich mir sicher war, dass nichts Böses passiert, mal in den privaten PC eingebaut und den 90° CableMod-Adapter v. 1.1 gegen das Winkelkabel von be quiet! getauscht. Da ich mit der IR-Kamera nicht ins Gehäuse komme (Kabel ist ja nach unten abgeknickt), müssen es dann wieder die üblichen, angeklebten oder eingesteckten K-Sensoren richten.

Wichtig zu wissen: Ja, man kann die Asus-Karte auf 600 Watt Power-Limit anheben. Allerdings gehen nur maximal 563 Watt wirklich über der 12V-2×6 Anschluss, der Rest wird über den PCIe-Slot geliefert. Das ist ein Fakt, der mir öfters sauer aufgestoßen ist, wenn man von 600 Watt am Anschluss spricht. Nur schaffen das weder die Strix noch NVIDIAs Founders Edition!

Im offenen Aufbau werden die Kabel nach 30 Minuten Furmark ganze 54 °C warm (K-Sensor), wobei die Platine unter dem Header auf die 60 °C zusteuert (Massebereich der Gnd-Pins rund 3 Grad weniger). Das Gehäuse des Winkelverbinders liegt zwischen 45 °C (IR) und 52 °C (K-Sensor innen).

Im eingebauten Zustand im Gehäuse und ordentlicher Gehäuselüftung im Fractal Meshify 2 XL steigen alle Temperaturen im Schnitt um 10 bis 20 Grad. Das ist nichts, was auch nur in irgendeiner Weise schädlich sein könnte, beweist aber leider auch, dass wohl das eine oder andere entstandene Problem mit anderen Adaptern, Kabeln oder auch dem CableMod-Adapter eher auf eine ungenügende Lüftung (und damit Kühlung) zurückzuführen sein dürfte. Wenn ich die Gehäuse- und Radiatorlüfter mit rund 1000 rpm laufen lasse, dann steigt die Platinentemperatur auf über 80 °C an und an den Plus-Pins sind es sogar schon über 87 °C. Damit verringert sich das Delta bereits auf sehr geringe 18 Grad bis zur definierten Maximaltemperatur des Steckverbinders, die zudem nicht für den Dauerbetrieb freigegeben wurde!

Ich habe hier noch in den Restbeständen den Prototypen eine CableMod-Adapters mit Abschaltvorrichtung bei 105 °C und habe diesen mal mit der 600-Watt-Strix gegengetestet. Bei rund 600 rpm der insgesamt vier Gehäuselüfter und halben einer Stunde Furmark ist der dann ausgestiegen und hat brav abgeschaltet, was zu erwarten war. Interessant ist, dass das 90° Winkelkabel exakt so performt, wie das normale 16-Pin-Kabel von be quiet!, das dem Netzteil ab Werk als Zubehör beilag, wenn man sich dort an den Biegeradius hält.

Außerdem spielt die Entfernung zur Seitenwand eine sehr wichtige Rolle! Und ich muss es mal so hart sagen: Wer nicht die geforderten 3 bis 4 cm für einen normalen Biegeradius eines üblichen Netzkabels hinbekommt, der benutzt für so eine 600-Watt-Karte definitiv das falsche Gehäuse und trägt gewissermaßen sogar eine nicht unbedeutende Mitschuld an der Steckermisere! Ich zeige Euch mal ein Schema aus einem älteren Artikel von mir, der die Luftbewegung und -Verteilung zwischen der Grafikkarte und dem Gehäuse thematisiert hatte, denn das Thema ist alles andere als neu!

Auch wenn hier zwei normale 6+2 Pin Stecker zum Einsatz kamen – das Prinzip ist trotzdem das gleiche. Rund 30% der heißen Abluft gelangen zurück zu den ansaugenden Lüftern, wenn der Abstand unter 4 cm sinkt, und verbleiben im Kreislauf! Da hilft auch die Konvektion nichts, da der Luftstrom zu stark ist. Genau das ist die Crux bei diesen Aquariengehäusen, da sie thermodynamisch meist unterdurchschnittlich designt wurden. Dass dann der so knapp bemessene 12V-2×6 Steckverbinder mit viel zu wenig Headroom dahinschmilzt wie ein Vanille-Eis mittags um 12 Uhr am Strand von Dubai, das sollte eigentlich niemanden verwundern.

Zusammenfassung und Fazit

Das 90° Winkelkabel von be quiet! (CH-7710) performt genauso gut wie das native, den Netzteilen beiliegende Kabel, reduziert den Biegeradius aber erheblich! Bei Außenlängen des eingesteckten Verbinders von nur 2 cm, kann man den Radius auf rund 1 cm reduzieren. Das ist sehr gut und wurde vor allem auch technisch überzeugend und sauber gelöst. Was leider nicht geht, sind Asus-Karten mit dem Flip-Header und stehendem Aufbau (Riser), wo das Kabel dann in Richtung Gehäusewand zeigt. Da be quiet! aus technischen Gründen auf eine gespiegelte Variante verzichtet, ist das für betroffene Anwender natürlich ein Ausschlusskriterium.

Wer seine Karte waagerecht und damit horizontal verbaut und auch direkt ins Mainboard steckt, der muss damit leben, dass das Kabel nach oben weggeführt wird. Ob man das dann mag, sein mal dahingestellt. Das kann jeder für sich entscheiden. So viel zu den Einschränkungen, denn ansonsten verhält sich der Winkelstecker wie ein natives, gerades Kabel. Genau deshalb erhält es auch den Editor’s Choice von mir für die technische Umsetzung. Einen Kauftipp werde ich hingegen nicht aussprechen. Das hat aber nichts mit diesem Winkelkabel oder be quiet! zu tun, sondern liegt am 12V-2×6 Steckverbinder, der einfach nur sinnlos normiert wurde. Dafür kann ich generell keinerlei Empfehlungen aussprechen, denn die Gründe sind ja bekannt.

Allerdings würde ich für dieses Kabel, solange alle Umstände wie Gehäuse und Lüftung der Karte sowie eine maximale Last am Steckverbinder von maximal 400 bis 450 Watt passen, eine Kaufempfehlung aussprechen, denn das Kabel ist besser als der originale Adapter von NVIDIA. So weit würde ich da noch mitgehen, ohne mir wieder irgendeine Befangenheit unterstellen zu lassen. Das alles ändert zwar nichts an den Unzulänglichkeiten dieser Verbindung, aber es lindert die Symptome durchaus messbar. Nicht anderes hatte ich erwartet und ich werden dieses Kabel, neben dem CableMod-Prototypen mit der 105-Grad-Abschaltvorrichtung, ab jetzt auch im Testsystem einsetzen.

be quiet! 12V-2x6 / 12VHPWR 90° Cable PCI-E (BC073)

MindfactoryZentrallager: 5 Stück lagernd, Lieferung 1-3 WerktageFiliale Wilhelmshaven: 5 Stück lagerndStand: 30.04.24 09:5115,68 €*Stand: 30.04.24 09:52
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Kommentar

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Rizoma

Veteran

169 Kommentare 134 Likes

Bin mittlerweile der Meinung das die fälle von geschmorten Verbindungen an den 600W und ungünstigen Fertigungstoleranzen schuld sind. Wenn der Biegeradius eine Rolle spielen würde wären die Cablemod Adapter nicht ebenfalls betroffen. und die Kabel wie das 90° hier von BQ würde es so nicht geben da die den Vorgeschlagenen Biegeradius definitiv nicht einhalten.

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Igor Wallossek

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10,207 Kommentare 18,849 Likes

Der vorgeschlagene Biegeradius normaler Kabel betrifft das Biegen NACH dem Crimpen und Verpressen. Da das Winkelkabel vorher gebogen wurde und das Längen erst nach dem Einpressen passiert, sind alle Kabel mit gleichem Druck verpresst - perfekt. Das mit dem empfohlenen Radius bezieht sich NUR auf Kabel, die der Endanwender NACHTRÄGLICH biegen will. In meinen vorherigen Artikeln habe ich ja nun wirklich ausführlich beschrieben, was passiert, wenn Header mit verbogenen Pins daherkommen. Gecrimpte Kabel können das kompensieren, da sie flexibel in der Drehung sind. Die Adapter hingegen nutzen feste Gegenstücke und deren fest verlötete Federkontakte lassen sich so nicht in Bezug auf die Pin-Position führen.

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Oryzen

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306 Kommentare 181 Likes

Für Luftkühlung stimme ich uneingeschränkt zu, aber auch für wassergekühlte Systeme braucht es eine aktive Mindest-Umluft. das geht i.d.R nicht völlig passiv.

Tweak Town Streacom and CALYOS are set to showcase the all-new fanless SG10 PC --> Hersteller Streacom: Fanless Gaming PC Case
Bei diesem Design unterstelle ich einen gewollten Kammineffekt, der wie ein Pull-Lüfter wirkt. Aber selbst dessen 600W Gesamt (!)-Passiv-Leistung reicht nicht aus für den Nennbetrieb;)

Wer die von Igor genannten Bedingungen überschreitet (Leistung), dem empfehle ich das Einlöten statt egal was für Steckerlösungen. Die machen nur zusätzlichen RI.

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ssj3rd

Veteran

218 Kommentare 155 Likes

Machst du evtl. auch ein Test zum Seasonic Ableger?

Hätte eigentlich auch ganz wunderbar in diesen Test hier gepasst, dann hättest du gleich die einzig beiden offiziellen Hersteller 90° Kabel abgefrühstückt gehabt.

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RazielNoir

Veteran

339 Kommentare 112 Likes

Wie schon im Artikel beschrieben: Endkonsequenz einer causalen Kette von Fehldesign.
- bis zu 600W auf den auf der GPU-Seite
- bis zu 410W auf CPU-Seite
der Rest des Strombedarfs geht fast als Grundrauschen unter...
auch wenn es kombiniert fast nie auftreten dürfte, ist die Richtung die falsche.

Energiebedarf, der fast ausschließlich in Wärme umgewandelt wird, bedingt Kühllösungen, die immer aufwändiger werden und zusätzlich Strom benötigen. Umdenken auf Herstellerseite hat bisher nur bei Apple stattgefunden...

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rizzorat

Neuling

6 Kommentare 2 Likes

Ich hab mir letzte Woche nen neuen Rechner zusammen gebastelt und habe auch selbiges Kabel verbaut.

Bequiet Straight Power 12 (850Watt), an einer ASUS TUF 4080 Super in einem bequiet 901 Gehäuse. Ich glaube mehr Raum kann man der Sache nicht geben. Und das ganze hat mehrere Gaming sessions bereits ordentlich überstanden.

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Oryzen

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306 Kommentare 181 Likes

Es sind leistungsbedingt nahezu ausschließlich die 4090 betroffen. Mit den anderen Karten kommt man gar nicht in den Bereich... :sneaky: also alles gut.

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Starfox555

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1,484 Kommentare 750 Likes

Danke für den Test und es ist sicherlich beruhigend zu wissen, dass die sauber gefertigten Federkontakte mit genug Spiel genügend Flexibilität aufweisen, um sich selbst gegenüber den krümmsten Pömpel Pins entsprechend anzupassen.

Wenn ich die Einleitung richtig verstanden habe, dann gibt es jedoch noch, (so war es mir zumindest bisher verständlich), auch bei der Pömpel-Header-Fertigung gewisse Differenzen bei der Pinnform (Kontaktflächen), Position (Verbiegung), Durchmesser (aus Press mach Spielpassung), Geradheit (Keine ausreichende Richtung der Drähte an der Drahtbiegemaschine), als auch Abweichungen in der Fertigung durch uneindeutige Toleranzanganen. Was zu Variationen, also ein er ungleichmäßigen Belastung der Kontakt-Flächen führen kann und somit höhere Temperaturen verkausulieren könnte?

Demnach wäre es nach wie vor eine gewisse Lotterie innerhalb der "Promille-Fälle" für die ab 425 Watt dann nicht immer nur der DAU verantwortlich gemacht werden kann, selbst wenn das Gehäuse groß genug und ausreichend gekühlt ist?

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arcDaniel

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1,616 Kommentare 878 Likes

Getestet wird ein Kabel und am Ende überwiegt nicht das Kabel, sondern die Asus-Karte mit schlechtem Platinen Layout getoppt mit einem nicht genormten Stecker...

Hat schon jemand und hier ein Wink an @Igor Wallossek den Stecker einfach mal mit neutralen 600W getestet? Netzteiltestgerät müsste das doch können?

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R
RazielNoir

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339 Kommentare 112 Likes

Das sollte eigentlich bei Produkten, die u.a. für den DIY-Markt gefertigt werden, ein Designgrundsatz sein: DAU-fähig!

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Megaone

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1,746 Kommentare 1,645 Likes

Ernsthaft, und auf die Gefahr hin mich als Depp zu outen, aber wie schließe ich das Kabel an ein Netzteil an, welches nicht über einen PCI 5.0 anschluss verfügt?

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SpotNic

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Garnicht, dafür brauchst du Adapterkabel die es von BQ & Co auch gibt, aber leider nicht abgewinkelt.

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Starfox555

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Das Kabel von Be Quiet! Mit seinen Eigenschaften habe ich im ersten Textabsatz ausdrücklich gelobt, das andere waren für mich noch offene Fragen...

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Megaone

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Danke für die Info. Dennoch glaube ich das die Mehrzahl der 4090er mit "alten" Netzteilen betrieben wird, die diesen Anschluss nicht haben. Muss man irgendwie alles nicht verstehen.

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Igor Wallossek

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10,207 Kommentare 18,849 Likes

600 Watt aus dem Labornetzteil sind Pillepalle, das lohnt nicht. Erst die HF führt zu den thermischen Problemen und höheren Übergangswiderständen, nicht die konstante Gleichspannung. Das Thema hatte ich in einem der ersten meiner Artikel schon durch. Ich bin stationär sogar bis 960 Watt gekommen, mehr gibt das Netzteil nicht her. Gleichspannung halt, kein Hochfrequenzmüll.

Ich kann nur testen, was ich habe Seasonic hat nichts geschickt. Vielleicht liest ja Nils noch mit? :)

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S
SpotNic

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953 Kommentare 396 Likes

Bin ich bei dir, wäre auch so ein Kandidat.

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S
S.nase

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1,349 Kommentare 453 Likes

Durch HF(hochfrequente Stromschwankungen) enstehen bei zu hohen Kontaktwiderständen zusätzliche SpannungsSpitzen im Kabel. Diese zusätzlichen Spannungsspitzen werden von den Kondensatoren mehr oder weniger gut geglätte/ausgeglichen/begradigt. Für diesen Spannungsausgleich zwischen Kondensatoren und Kabel sind aber zusätzliche Stromspitzen notwendig, die den Steckerkontakt zusätzlich belasten.

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arcDaniel

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1,616 Kommentare 878 Likes

Das Kabel loben ist die eine Sache. Ich sehe eher das Problem, dass es mittlerweile viele gute Kabel gibt, Asus aber den allergrössten Mist produziert hat und dennoch als Testplattform herhalten darf/muss.

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Igor Wallossek

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10,207 Kommentare 18,849 Likes

Wenn es mit dem Flip-Header geht, gehen die richtigen auch.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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