Warum sollte es eigentlich immer nur AMD treffen, wenn es durch eine Umstellung der Architektur zu anwendungsspezifischen „Einbrüchen“ bei der zu erwartenden Performance kommt oder einfacher ausgedrückt, die CPU in bestimmten Anwendungen einfach nicht das liefert, was man sich von ihr versprochen hat?
Wir sind ja bereits auf die Unterschiede zwischen Broadwell-E und Skylake-X eingegangen, allerdings werden wir nun im weiteren Verlauf der Gaming- und auch Workstation-Benchmarks sehen, was dies mangels Anwendungs-Optimierung im einzelnen Fall in der Realität bedeuten kann. Hier trifft es nun Intel vereinzelt mit voller Macht und es zeigt einmal mehr, wie wichtig später die passenden Nacharbeiten sein können. BIOS, Treiber, Anwendungsoptimierung – man darf sich frei etwas aussuchen oder sich gleich alles in die Tasche stopfen.
Civilization IV AI-Test vs. VRMark
Betrachten wir nun die beiden nachfolgenden Benchmarkergebnisse! Der AI-Test von Civilization VI reflektiert exakt das, was man auf Grund der unterschiedlichen Taktraten und Architekturen erwarten könnte. Soweit ist die Welt also noch heil und der Tester mit sich und der Hardware zufrieden.
Doch spätestens, wenn man VRMark absolviert hat, kommt man ins Grübeln. Was zur Hölle ist hier eigentlich passiert? Der nominell in allen Belangen eigentlich deutlich langsamere Core i7-6950X wischt plötzlich mit dem Core i9-7900X den Fußboden auf? Man muss sich die nachfolgende Grafik wirklich einmal auf der Zunge zergehen lassen:
Mesh statt Ringbus – Optimierung tut Not
Doch was ist passiert? Da uns derartige Ausreißer nach unten im gesamten Benchmarkverlauf mehrmals aufgefallen sind, haben wir Intel kontaktiert und unsere Messergebnisse kommuniziert. Die Antwort haben wir bereits auf Seite Zwei im Original zitiert, denn es zeigt sehr schön die Hürden, mit denen sogar ein Player wie Intel stark zu kämpfen hat, wenn es um etwas technisch Neues geht.
Intel kämpft somit, wie schon AMD bei Ryzen, mit einem Problem, welches die Optimierung der Software auf die jeweilige Plattform hin betrifft und sich vom Quellcode bis zu den Kompilaten hinzieht. Betrachten wir deshalb Civilization IV zunächst noch einmal im Detail, denn der AI-Test ist ja nicht alles.
Civization IV und die Tücken des Objekts
Wenn wir das Spiel nämlich als Gesamtkunstwerk betrachten, ist der Vorsprung des Core i9-7900X aus dem AI-Test plötzlich Geschichte und die CPU wird geradezu zersägt. Werfen wir zunächst den Blick auf die nackten FPS-Zahlen:
Die absoluten Frameraten an sich sagen natürlich noch nicht alles über die Immersion aus und das subjektive Empfinden könnte ja völlig anders aussehen. Doch im Fall von Civilization VI liegt der Nachteil des Core i9-7900X klar auf der Hand. In der nachfolgenden Chartsgalerie zeigen vor allem die Frametimes und der unbestechliche Uneveness-Index sehr deutlich, dass das subjektive Feeling sogar noch schlechter ausfallen könnte, als es die puren FPS-Zahlen vermögen!
Wir werden deshalb im weiteren Verlauf der Gaming-Tests den Schwerpunkt auf diesen Umstand legen und die Grafik für die FPS-Zahlen und die detaillierten Chartsanalysen für jedes Spiel getrennt untereinander gegenüberstellen. Doch auch bei den Workstation- und HPC-Tests werden wir noch einmal auf die Mesh-Problematik zurückkommen (müssen).
- 1 - Einführung und Übersicht
- 2 - Intels Fabric - Mesh statt Ringbus
- 3 - Cache und Latenzen, IPC, AVX und Kryptographie
- 4 - Chipsatz, Testsystem und -methoden
- 5 - Problemanalyse mit Civilization VI und VRMark
- 6 - AotS Escalation, Battlefield 1, Deus Ex: Mankind
- 7 - GTA V, Hitman, Shadow of Mordor
- 8 - Project Cars, Rise of the Tomb Raider, The Division
- 9 - Workstation und HPC
- 10 - Leistungsaufnahme und Übertaktung
- 11 - Temperaturverläufe und thermische Probleme
- 12 - Zusammenfassung und Fazit
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