Das Bessere ist des Guten Feind und genau deshalb haben wir nach nunmehr fast 40 getesteten Lüftern eine Bilanz gezogen, das Feedback der Leser ausgewertet und noch einmal nachgelegt. Der Aufwand steigt zwar noch einmal etwas an, aber viele Prozesse lassen sich durchaus auch automatisieren. Gerade die Frage, nach welchen Einheiten man das Ganze ausrichtet, hat uns dabei länger beschäftigt. Da die Lesser immer wieder eine Ausrichtung nach U/min statt CFM eingefordert haben, war das der Anlass, die Metriken und damit auch die Messreihen noch einmal komplett zu überarbeiten.
Ihr seht es schon am Teaser-Bild, dass wir nun die X-Achse an den Drehzahlen ausrichten, die sich vom minimalen bis hin zum maximalen Wert erstrecken. Die Y-Achse stellt wie gehabt die betreffenden Messergebnisse für jeden Drehzahlbereich dar, egal ob nun Volumenstrom, statischer Druck, Schalldruckpegel, Leistungsaufnahme und noch eine später implementierte Überraschungen mehr. Ich kann ja auch verraten, dass sich unsere Online-Datenbank bereits in Alpha-Phase befindet und wir deshalb den Schwerpunkt eines Vergleichs mit jeweils einem geeigneten “Referenz”-Lüfter aufgegeben haben. Es findet sich nämlich immer wieder mal einer, der noch besser ist und auch die Entwicklung bleibt nicht stehen. Deshalb werden Vergleiche über die neue Online-Datenbank flexibler und auch übersichtlicher, so dass ich sie aus dem eigentlichen Einzeltest ab sofort herausnehmen werde.
Das dient der Übersichtlichkeit und lässt in den Charts auch mehr Platz für Vergleiche innerhalb der Anwendungs-Szenarien des jeweils getesteten Lüfters. Ich werde deshalb auch, soweit es geht, auf die Balkendiagramme mit den drei festen Drehzahlen (500, 1000 und Max. U/min) verzichten und alles als Kurve über das gesamte Drehzahlband darstellen. Das erhöht zwar den Messaufwand ungemein, bringt für den Leser aber einen deutlich höheren Mehrwert. Ich werde Euch heute deshalb noch zeigen, wie wir was messen und wie die neue Ausgabe nun aussehen wird. Weniger Einzelcharts, dafür alles in wenigen Kurvendiagrammen.
Volumenstrom “Volumetric Airflow”
Beginnen wir chronologisch mit dem sogenannten “Durchsatz”. Als Maßeinheit verwenden wir in Zukunft primär cfm (cubic foot per minute) statt m³/h, weil es international so üblich ist und auch in fast allen Datenblättern so gehandhabt wird. Das Diagramm für m³/h wird es erst einmal weiterhin geben, aber es sagt ja am Ende nichts anderes aus. Es wäre schön, wenn Ihr in einer kleinen Umfrage Eure Meinung dazu äußern könntet, denn der Aufwand würde sich zumindest für die Grafiken ja halbieren.
Kommen wir nun zur neuen Grafik, die Ihr ja so ähnlich schon kennt. Ihr seht einen horizontalen Slider, der mit der Maus verschoben werden kann. So könnte Ihr links auf der Y-Achse den jeweiligen Wert genauer ablesen. Die U/min haben ja bereits 100-U/min-Schritte als Gitter-Raster hinterlegt, da können wir uns das Fadenkreuz gern sparen. Die Grafik enthält alle gemessenen Einbauvarianten vom Gehäuselüfter (blau), über den dünnen 25-mm-Radiator (gelb), den 45-mm-Radiator (grün) bis hin zum dicken 60-mm-Radiator (rot). Ihr dürft jetzt gern einmal mit den ersten beiden Grafiken spielen:
Das Ganze noch einmal in m³/h, wobei ich den Sinn der redundanten Kurvenverläufe nicht mehr sehe. Aber dafür haben wir ja die Umfrage oben.
Da es aktuell keine Quelle gibt, die realitätsnahe und verwertbare Daten auch im differenzierten Vergleich bietet, haben wir Einiges an Zeit (und leider auch Geld) investiert und unter Beratung eines großen deutschen Kühlgeräteherstellers einfach eine eigene Lüfter-Messtation entwickelt und dann auch im dortigen Labor kalibriert. Hier hat der Kollege Pascal Mouchel ganze Arbeit geleistet und das Ergebnis als Modell “Sarkophag I” kann sich mittlerweile durchaus sehen lassen. Der schwere und massive Korpus aus dicken MDF-Platten ist verschraubt, verleimt und schalldämmend ausgekleidet. Wie das alles funktioniert und was wir letztendlich messen können und was nicht, erfahrt Ihr heute.
Eine stark vereinfachte Version mit einem langen Rohr anstelle der Kammer, so wie sie z.B. Corsair den Testern angeboten hat, wäre zwar deutlich preiswerter und auch einfacher zu nutzen gewesen, ist aber so bauartbedingt dermaßen ungenau, dass man die Werte nur als grobe Schätzung mit vielen Fehlern betrachten kann. Der Druckabfall ist immens und eine seriöse Schallpegelmessung ist aufgrund des so entstandenen Resonanzkörpers schlicht unmöglich. Werte unterhalb von ca. 30 cfm sind kaum noch sinnvoll auszuwerten und sonderlich realitätsnah ist das dann auch nicht mehr. Deshalb haben wir diese Konstruktionsform auch schnell wieder aufgegeben.
Aktuell stellt sich ja immer die Frage, welche Charakteristik so ein 120- oder 140-mm-Lüfter wirklich besitzt. Nicht jedes Modell eignet sich auf allen Radiatorstärken und so mancher vermeintliche Kraftprotz büßt auf Radiatoren so viel an Druck ein, dass er kaum noch als geeignet zu bezeichnen ist. Die Angaben zu Volumenstrom (“Durchsatz”) und statischem Druck in den Datenblättern helfen da dann auch nicht weiter, wenn etwas auf einem Slim-Radiator noch gut funktioniert und bei einem 45-mm-Radiator bereits komplett versagt.
Auf dem Bild sehen wir die mittlere Trennwand zwischen den beiden Kammern, die den Lüfter und auch den Radiator trägt. Entkopplung wird natürlich groß geschrieben und bei der Berechnung des Volumens für die Kammern hatten wir dankenswerter Weise fachmännische Hilfe. Jede der Kammern ist zudem zweckmäßig mit Noppen-Schaumstoff ausgekleidet und materialtechnisch so ausgelegt, dass es kaum noch störende Einflüsse gibt. Die hinter dem Lüfter liegende “Bienenwabe” wurde uns von Black Noise und dem Kühlungs-Hersteller gleichermaßen empfohlen. Dadurch sind alle Kühler gleich gut eingebunden, weil jeder über einen anderen Austrittswinkel verfügt und genau das hiermit kompensiert werden kann. Durch die Bienenwabe gibt es jedoch keine Abrisskante und der Luftstrom ist direkt zum Auslass gerichtet.
Radiatoren und Lüfter werden mit einer eigenen Klemmvorrichtung entkoppelt und festgeschraubt. Auf dem Bild sieht man sehr schön die improvisierte Klemme mit dicken Unterlegscheiben und Dämmmaterial als Unterlage. Die Steuerung erfolgt über eine durch uns gekaufte Aquaero von Aqua Computer, so dass wir die Lüfter sowohl per Spannung (DC) oder auch per PWM regeln und testen können. Gebraucht wird beides, denn viele Lüfter, das wissen Einige nicht, lassen sich bei reiner Spannungsreglung gar nicht an die Unter- und Obergrenzen des Drehzahlbandes bringen und zeigen auch sonst noch Anomalien, über die wir an passender Stelle etwas schreiben werden.
Den Volumenstrom, um auf das aktuelle Thema zurückzukommen, messen wir am Ausgang der zweiten Kammer, wo die Luft ausgeblasen wird. Dieser Bereich ist durch Vergleichsmessung im Messaufbau des Kühlgerätepartners relativ genau abgedeckt, so dass unser kalibriertes testo 410i jetzt recht verlässliche Resultate an die elektronische Messdatenerfassung liefert, die sich mit den Referenzdaten der professionellen Messung recht gut decken. Wichtig ist hier nicht der Preis des Equipments, sondern es sind die zweckmäßige Positionierung und eben auch die genaue Kalibrierung mit Reihen an Vergleichsmessungen. Ohne wird das auch nur Rätselraten im dunklen Wald.
Wie das mit dem statischen Druck funktioniert, zeigt Euch die nächste Seite. Der Aufbau der Kammer bleibt jedoch gleich. Nur die Messung ändert sich.
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