Warum greift ein Grafiktreiber intransparent in die BIOS-Settings der CPU ein und setzt von sich aus manuell optimierte Einstellungen zurück? Ohne jetzt eine Sensation wittern zu wollen, die es ja eigentlich auch nicht ist: Man muss sich schon fragen, warum solche Dinge überhaupt passieren. Der heutige Beitrag basiert auf dem Feedback eines Lesers , der sich damit bereits auch in anderen Foren ratsuchend an die Öffentlichkeit gewandt hat. Pascal (der-Kalli) hat mich auf das eigenartige Verhalten des Treibers hingewiesen, wobei ich es in einem Fall mittlerweile auch selbst reproduzieren konnte.
Worum ging es genau? Seit dem Release des GPU-Treibers „Adrenalin 22.3.1“ von AMD versucht das mittlerweile fest in den Treiber integrierte Ryzen Master Modul beim Laden eines GPU-Profils im Treiber auch Änderungen an der CPU-Konfiguration vorzunehmen. Wenn bestimmte CPU-Settings vorher im BIOS manuell geändert wurden, zeigt der Treiber dann mit etwas Pech zunächst eine Ladeanimation an und gibt dann die Meldung aus, dass der Vorgang der automatischen Übertaktung fehlgeschlagen ist und man doch bitte neu starten soll, damit die Änderungen übernommen werden. Die GPU, für die man das Profil eigentlich laden wollte, wird dabei wieder auf Standardeinstellungen gesetzt und die als Profil gespeicherten Einstellungen lassen sich dann so nicht mehr anwenden.
Nach dem darauffolgenden Neustart lässt sich das GPU-Profil wieder erfolgreich laden, doch wenn man seine CPU für ein optimales, individuelles Undervolting auch herunter getaktet hatte, kommt es mit etwas Pech zu sporadischen Abstürzen. Denn der Treiber bzw. das darin enthaltene Ryzen Master Modul hat teilweise die Werte der CPU-Konfiguration im BIOS abgeändert bzw. eigene Einstellungen überschrieben. Die so vorgenommenen Änderungen passen dann nicht mehr zum Rest des individuellen CPU-Profils, was die Abstürze erklärt.
Im Fall des Leser hatte dieser den maximalen Boost des Ryzen 7 5800X sogar auf 4800 MHz, also um 50 MHz reduziert. Der Treiber hat den Boost-Takt jedoch wieder auf 4850 MHz angehoben, sowie einige wichtigste PBO-Werte für die CPU geändert. Der Instabilität resultierte letztendlich aus dem Wegfall des negativen Offsets und den nunmehr instabilen Einstellungen des CurveOptimizers. Vergleichen wir nun zunächst die BIOS-Einträge, deren Änderungen sich reproduzieren ließen und starten mit der Ausgangs-Einstellung im BIOS:
Der Treiber hat dann beim Laden des GPU-Profils ungefragt die PBO-Werte überschrieben, ohne den Anwender auf die Änderungen explizit hinzuweisen. Also Folge wurde das System instabil:
Als kleine Notiz sei auch noch anzumerken, dass das Ryzen Master Modul im Treiber versucht, selbst dann Änderungen im BIOS vorzunehmen, wenn das GPU-Profil auf einem System gespeichert wurde, in dessen BIOS noch gar keine Änderungen an den PBO-Settings eingetragen wurden. Nach dem Neustart mit den Änderungen durch das Ryzen Master Modul, lässt sich übrigens auch das gespeicherte GPU-Profil laden. Instabilitäten kann man danach wieder beheben, wenn man nun erneut zurück in das BIOS geht und die ursprüngliche Konfiguration für die CPU wiederherstellt. Das kann und darf aber nicht Sinn der Sache sein.
Alternativ kann es natürlich eine Lösung sein, mit dem Radeon Software Slimmer 1.6 das Ryzen Master Modul im Treiber zu deaktivieren. Diese Option findet sich unter „Post Install“ -> „Scheduled Tasks“ -> „AMDRyzenMasterSDK“. Der Download des Tools ist kostenlos, die Verwendung erfolgt wie immer auf eigenes Risiko (wie die Installation der Radeon-Software ja auch).
Zur emotionslosen, aber richtigen Einordnung: Die intransparente Umsetzung von AMD scheint mir etwas zu viel des Guten. Viel Anpassungsspielraum ist natürlich grundsätzlich immer gut, aber die Funktionen der Software nebst grundlegenden Eingriffen in die BIOS-Einstellungen müssen transparent und für den Anwender nachvollziehbar erklärt werden, damit der Nutzer auch weiß, was sich tatsächlich ändert. Automatische Änderungen, die so tief in das System eingreifen und über die der Anwender nicht informiert wird, darf es eigentlich gar nicht geben. Erst recht nicht, wenn man etwas für seine GPU lädt, aber tatsächlich auch die CPU davon betroffen ist.
Oder noch kurioser: Wenn sich dabei nur etwas an der CPU ändert, die GPU aber unverändert bleibt, weil man einfach nur Standard-Settings im Profil abgelegt hatte. Hierfür ist eine Routine beim Ladevorgang der abgespeicherten GPU-Profile schuld, die man anders hätte programmieren müssen. Fakt ist, dass es eigentlich wie eine Kleinigkeit aussieht, aber doch große Auswirkungen aufs System haben kann. Wobei sich hierbei natürlich auch die Frage nach dem Sinn der manuellen Übertaktung stellt, wenn der CurveOptimizer Settings produziert, die AMD über den Ryzen Master offensichtlich nicht möchte.
Kommen wir nun zur Sonntagsfrage an alle, die sowohl eine Ryzen-CPU als auch eine aktuelle Radeon-Grafikkarte im System verbaut haben. Lässt sich dieses Verhalten bei Euch auch nachvollziehen und falls ja, bei welchen Änderungen der BIOS Settings für PBO hat der GPU-Treiber dann beim Laden eines abgespeicherten Profils ungefragte Änderungen vorgenommen? Das darf im Forum gern diskutiert werden, um ein deutlicheres Bild dieses Verhaltens zeichnen zu können.
Mein Dank geht noch einmal an die Community für das Mitmachen im Allgemeinen und vor allem auch im Besonderen an den Leser „der-Kalli“, der sich mit diesem Problem an mich gewandt hatte und dessen Hinweise und Textabschnitte in diesen Artikel eingeflossen sind. Und falls vom Treiber-Team in Toronto mal wieder jemand mitliest: über eine Antwort würden wir uns wirklich gern freuen. Falls es nur ein Programmierfehler oder eine Nachlässigkeit im Treiber ist, bitte fixen. Aber wir würden schon gern wissen, warum ein Grafiktreiber an den PBO-Settings der CPU herumspielt, ohne dass man erfährt, wie und warum und wie man es unterbinden kann.
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