So launcht man aktuell zunächst nur jeweils zwei CPUs pro Klasse, die jeweils zwei Kerne mehr erhalten. Sind es beim Core i7 6 Kerne und SMT, was 12 Thread ermöglicht, kann der Core i5 immerhin noch über 6 Kerne ohne SMT verfügen. Beim Core i3 sind es nunmehr echte vier Kerne und SMT entfällt dafür, was mit Sicherheit zu verschmerzen ist. Hier darf sich selbst der eingefleischteste Intel-Enthusiast bei AMD bedanken, ohne deren Ryzen-CPUs es Intel wohl kaum übers Herz gebracht hätte, nunmehr zumindest Sechskerner im Consumer-Segment anzubieten.
Wir werden heute die beiden Core i7 vergleichen und in zwei weiteren Nachfolgeartikeln jeweils die zwei Core i5 und Core i3. Wir legen Wert darauf, jede der drei CPU-Klassen mit ausgewählten Mitbewerber-CPUs und den jeweiligen älteren Generationen zu vergleichen. Mehrwert für Auf- und Umrüster und Grund zum Upgraden? Genau das wollen wir nun herausfinden.
Doch die neue Kernvielfalt hat auch eine Schattenseite in Form eines neuen Chipsatzes und fehlender Kompatibilität zu den Kaby-Lake-Boards. Auch wenn die Pin-Anzahl gleichgeblieben ist, so sind 20 Pins neu- bzw. umbelegt worden, um eine stabilere Spannungsversorgung gewährleisten zu können. Dies wird notwendig, wenn man an die nunmehr verfügbaren 6-Kern- und die kolportierten 8-Kern-CPUs denkt, die später noch folgen können/werden. Doch dazu gleich mehr.
Coffee Lake-S
Erst im vergangenen Jahr kündigte Intel eine neue Prozessarchitektur an, die die Abfolge der Prozessoptimierung (PAO) optimiert, um in jeder dritten Generation einen neuen Prozess zu liefern – ein tiefgreifender Aufbruch aus der glorreichen Zeit von Intels dualer Tick-Tock-Strategie Das neueste 14nm++ Verfahren ist allerdings bereits die vierte Generation der 14nm-Fertigung, die ursprünglich mit Broadwell im Jahr 2014 eingeführt wurde. Das wiederum beweist, dass man eher auf der Stelle tritt und PAO anscheinend schon wieder auf der Strecke geblieben ist.
Da Intels neue Consumer-CPUs nicht wie die aktuellen Ryzen-CPUs von AMD aus Server-Produkten abgeleitet wurden, kann Intel vor allem das Cache-Design beibehalten, das bei den älteren Generationen bereits seine gute Eignung für Spiele unter Beweis stellen konnte, so dass man auf bis zu 12 MB an L3-Cache zugreifen kann. Die Grafik zeigt sehr deutlich, wie der Die aufgeteilt ist und wo der dicke Cache steckt:
Wem das alles bereits bekannt vorkommt, täuscht sich jetzt nicht, denn auch Coffe Lake-S ist bei weitem keine neue Architektur, sondern basiert eigentlich noch auf Skylake-S und ist damit eine simple Neuauflage eines vorangegangenen Refreshs. Es tickt also gewaltig bei Intel und der Kunde muss weiter auf den nächsten, wirklich echten Gong warten. Werfen wir nun einen kurzen Blick auf die Spezifikationen, in der auch eine alte Bekannte in Form der verwendeten integrierten Grafikeinheit auftaucht.
Die Intel UHD Graphics 630
Über 60% des Mainstream-Marktes verwendet keine diskrete Grafikkarte, was Intel natürlich einen Vorteil im breiteren Einsteiger-Markt verschafft. Die altbekannte iGPU basiert als GT2 weiterhin auf Generation 9.5, bekommt jedoch den Ultra-Aufschlag: UHD Graphics 630 statt HD Graphics 630, was darauf verweisen sollt, dass man zusätzlich auch Ultra-HD-Codes für die Videowiedergabe implementiert hat.
Ansonsten bedeutet diese Weiterführung des Altbekannten aber auch, dass man weiterhin dieselben Legacy VP8- und AVC-Codecs, HEVC 10-Bit-Decode/Encode, VP9 8/10-Bit-Decodierung, VP9-8-Bit-Encodierung (keine Unterstützung für VP9-10-Bit-Encodierung), HDR und Wide Color Gamut-Unterstützung unterstützt. Konfigurationen von 6+2 (i5 und i7) und 4+2 (i3) für die Grafik sind weiterhin Standard.
Außer der HDCP 2.2-Unterstützung für DCP1.2a ist gegenüber Intels Vorgängermodellen ansonsten also nichts wirklich Neues bei der Hardware hinzugekommen. Wir bekommen immer noch die gleichen Sublices mit je 8 EUs (insgesamt 24 EUs in einer GT2-Konfiguration), aber Intel hat wenigstens die maximale Taktgeschwindigkeit noch einmal um atemberaubende 50 MHz angehoben. Sensationen sehen also anders aus.
Der “neue” Sockel 1151
Die Firmware der neuen Z370-Boards verhindert zum Schutz aktiv das Starten von älteren Kaby Lake CPUs und auch in den letzten BIOS-Versionen für die Z270-Mainboards wurde bereits eine Firmware-Bremse für Coffe Lake-S eingebaut, um mögliche Beschädigungen auszuschließen. Laut eines Mainboardherstellers lässt sich in beiden Fällen kein echter Bootvorgang ausführen, da die CPUs nicht erkannt werden.
Inoffizielles Schema der möglichen Pin-Belegung
Betrachtet man die Pin-Belegung, dann sieht man, dass auch das Mainboard-Layout etwas abgeändert werden musste, um die nunmehr dazugekommenen Pins (überwiegend oberhalb der Mitte) ebenfalls mit zu versorgen. Doch es wurden laut des Herstellers eben nicht nur Reserve-Pins umbelegt, sondern auch die Zuweisungen als Normal Open (NO) und Normal Closed (NC), so dass die Maßnahme am Ende durchaus plausibel erscheint. Darüber hinaus wurde auch die Spannungsversorgung der integrierten Grafikeinheit verbessert.
Die Spezifikationen
Die TDP gibt Intel jetzt mit jeweils 95 Watt für die beiden Core i7 und den Core i5-8600K an, sowie 91 Watt für den höher getakteten Core i3-8350K. Die nichtübertaktbaren Modelle ohne K im Namen werden durchgehend mit 65 Watt TDP angegeben, was durchaus mutig ist, wie wir noch sehen werden. Aber dafür hat man ja am Ende den guten alten Basis-Takt, den man im Umkehrschluss gegenüber den Vorgängermodellen einfach absenken kann, um die TDP-Klassen wieder zurechtzurücken.
Es wird abzuwarten bleiben, was die Mainboardhersteller daraus machen und ob auch diesmal wieder All-Core Turbo-Taktraten ermöglicht werden, die deutlich darüberliegen und somit die TDP-Klassen sprengen werden. Wir werden später bei den Leistungsaufnahmemessungen noch einmal darauf zurückkommen.
Modell | Basistakt | Single-Core-Turbo | All-Core-Turbo* | Kerne / Threads | TDP-Klasse | L3-Cache | Speicher | RCP (pro 1000) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
i7-8700K | 3,7 GHz | 4,7 GHz | 4,3 GHz | 6/12 | 95 Watt | 12 MiB | DDR4-2666 | 359 USD |
i7-8700 | 3,2 GHz | 4,6 GHz | 4,3 GHz | 6/12 | 65 Watt | 12 MiB | DDR4-2666 | 303 USD |
i5-8600K | 3,6 GHz | 4,3 GHz | 4,1 GHz | 6/6 | 95 Watt | 9 MiB | DDR4-2666 | 257 USD |
i5-8400 | 2,8 GHz | 4,0 GHz | 3,8 GHz | 6/6 | 65 Watt | 9 MiB | DDR4-2666 | 182 USD |
i3-8350K | 4,0 GHz | – | – | 4/4 | 91 Watt | 8 MiB | DDR4-2400 | 168 USD |
i3-8100 | 3,6 GHz | – | – | 4/4 | 65 Watt | 6 MiB | DDR4-2400 | 117 USD |
Eine wichtige Vorbemerkung zu den Tests
Wer sich in den folgenden Tests über bestimmte Ergebnisse wundert, bei denen z.B. im Gaming der Core i7-8700 schneller ist, als der Core i7-8700K und bei den Anwendungsbenchmarks und voller Last der Core i7-8700K wieder vorn liegt, obwohl beide einen All-Core-Turbo von 4.3 GHz aufweisen, der sei beruhigt: Intel konnte uns bisher auf diese reproduzierbaren Ausreißer auch keine schlüssige Antwort geben.
Es liegt aber sicher nicht am Mainboard oder den verwendeten Prozessoren, denn wir haben diese Tests mit Mainboards anderer Hersteller und anderen CPUs reproduziert und dabei gleiche Deltas erhalten. Auch der Mainboardhersteller selbst hat in eigenen Tests dieses eher abstruse Verhalten nachstellen können, von Intel bisher aber auch noch keine Antwort bekommen. So sehen wir die aktuellen Ergebnisse am Ende also mit einigen Bauchmerzen.
- 1 - Einführung und Test-Setup
- 2 - Chipsatz, Mainboard und Test-Setup
- 3 - 3DMark, VRMark, Civilization AI Test
- 4 - Ashes of the Singularity: Escalation
- 5 - Battlefield 1
- 6 - Civilization IV
- 7 - Warhammer 40K: Dawn of War III
- 8 - Project Cars
- 9 - Far Cry Primals
- 10 - Hitman (2016)
- 11 - Rise of the Tomb Raider
- 12 - DTP, Office, Multimedia und Kompression
- 13 - Workstation 2D- und 3D-Performance
- 14 - CPU-Computing und Rendering
- 15 - Wissenschaftlich-technische Berechnungen und HPC
- 16 - Übertaktung, Leistungsaufnahme, Temperaturen
- 17 - Zusammenfassung und Fazit
Kommentieren