Übertaktung
Zunächst loten wir die Grenzen aus. Um sicherzugehen, dass wir nicht in thermische Limitierungen laufen, weil Intel immer noch auf die leidige Wärmeleitpaste zwischen Die und IHS setzt, nutzen wir anfangs erneut den Chiller und kühlen den IHS mit konstanten 20°C. Wir erreichen zunächst problemlos die 5-GHz-Marke, was uns nach den Erfahrungen mit Kaby Lake auch nicht wundert. Mit 5.1 GHz startete Windows zwar noch und auch zwei Spiele liefen, jedoch war dann bei Cinebench bereits Schluss.
Wir möchten in diesem Zusammenhang, auch was die später noch zu analysierenden Temperaturen betrifft, auf die Möglichkeiten der manuellem Load-Line-Kalibrierung hinweisen. Je nach Board kann man verschiedene Stufen bzw. Voreinstellungen wählen oder mit den Spannungen manuell experimentieren. So kann man die Kernspannung unter Volllast signifikant absenken, ohne groß an Performance einzubüßen, solange der Chip mitspielt. Bei unserem getesteten Board heißt das bei Prime95 und Standardtakt, dass die effektive Spannung dann zwischen 1.28 Volt maximal und 1.18 Volt liegen kann, was fast 8°C weniger Temperatur am Package bedeutet.
Allerdings muss man beachten, dass viele Speicher-Kits mit einer zu niedrig gesetzten Load-Line ins Schwimmen kommen und instabil werden. Ein Crash ist dann die logische Folge. Natürlich ist dies stark von der CPU-Qualität abhängig. Das betrifft dann unsere Übertaktung mit 5.0 GHz, die wir letztendlich doch nicht wirklich langzeitstabil hingekommen haben. Während alle Spiele und die meisten Workstation-Anwendungen teils über Stunden liefen, crashten Creo3 und einige HPC-Anwendungen teilweise bereits nach wenigen Minuten.
Man sollte sich also von vermeintlichen Übertaktungserfolgen des i7-8700K ab und oberhalb der 5-GHz-Marke nicht blenden lassen, denn oft genug sind diese Werte nicht über lange Zeit und mit zweckmäßigen Anwendungen ausgetestet worden. Es ist im Zweifelsfall besser, 100 MHz zurückzunehmen und die Stabilität in den Vordergrund zu setzen.
Betrachten wir zudem unser Diagramm mit dem Vergleich von Leistungsaufnahme und Performance, dann sehen wir bereits den Knick, der ab ca. 4.8 GHz einsetzt. Während die Leistungsaufnahme bei höheren Taktraten noch kontinuierlich steigt, beginnt die Performance bereits zu stagnieren:
Leistungsaufnahme
Im Idle sieht man noch keine wirklich dramatischen Unterschiede, obwohl der Core i7-8700 leicht über der K-Version liegt. Nichts Dramatisches und auch alle anderen CPUs liegen noch im Rahmen dessen, was wir bereits früher messen konnten. Dass die Ryzen 7 teilweise deutlich mehr aufnehmen, liegt wohl auch in deren etwas zu hohen Idle-Takt begründet.
Der Mittelwert einer typischen Anwendung mit 2D- und 3D-Lastanteilen deckt sich dann für die beiden neuen Intel-CPUs auch brav mit den tatsächlich gemessen Performance-Werten.
Beim Gaming-Loop liegen beide CPUs dann nahezu gleichauf, was so zwar auf dem Papier anders hätte aussehen müssen, aber sich aus dem bereits oft genug angesprochenen Phänomen ergibt, dass der Core i7-8700 bei niedrigeren Lasten oft mindestens genauso hoch boostet, wie der Core i7-8700K. Die Sache mit der Nachkommastelle tendiert dann fast schon in Richtung Messtoleranz. Und wir mussten außerdem feststellen, dass am Core i7-8700K sehr oft bis zu 0.1 Volt mehr anlagen, obwohl er nicht immer schneller als der Core i7-8700 agierte.
Im Stresstest mit AVX hat man dann wieder den üblichen Abstand, wenn man die CPU auf allen Kernen den maximalen Turbo-Takt fahren lässt. Statt der 110 Watt beim Rendern ohne und reichlich 133 Watt mit Übertaktung auf 5 GHz, lässt AVX ohne Offset das Ganze bis auf knapp 170 Watt hochschnellen, wobei der Core i7-8700K mit 4.9 GHz bereits anfing, ins thermische Limit zu laufen (Package) – trotz Chiller. Der lausigen Wärmeleitpaste sei es gedankt.
Temperaturen
Die gute Nachricht vorweg: wer nicht gerade stundenlang rendert oder Prime95 spielt, käme theoretisch sogar mit einem sehr guten Luftkühler noch bequem über die 4.8-GHz-Marke – ein gut durchlüftetes Gehäuse vorausgesetzt. Hier limitiert zwar auch schon die Spaßbremse in Form von Intels Wärmeleitpaste, aber es ist möglich.
Die nachfolgenden Kurven zeigen, dass eine AiO trotz voll aufgeblasener Kernspannung und nach 20 Minuten Aufwärmzeit auch den übertakteten Core i7-8700K noch kurz unter den ersten thermischen Limitierungen halten kann. Das sollte ein guter Luftkühler (fast) genauso hinbekommen können, wenn man den Rechner nicht gerade auf dem sommerlich aufgeheizten Dachboden betreibt.
Unter Volllast wird es dann trotz Chiller für die übertaktete CPU knapp. Auch wenn wir nur knapp 170 Watt im Mittelwert messen konnten, das partielle Throttling verhindert, dass die Spitzen mit bis zu weit über 180 Watt dann auch durchgängig anliegen. An dieser Stelle scheitert dann auch die potenteste Wasserkühlung.
Zwischenfazit
Es ist erstaunlich, was sie eine kleine CPU schlucken kann, wenn man sie nur richtig provoziert. Trotzdem lassen sich der Core i7-8700 und 8700K relativ einfach kühlen, sogar mit Luft. Das klappt beim Core i7-8700K auch noch im übertakteten Zustand echt gut, solange man nicht über Stunden rendert oder gar AVX-basierte Anwendungen einsetzt. Dann sollte man bereits mindestens über eine AiO-Wasserkühlung nachdenken.
- 1 - Einführung und Test-Setup
- 2 - Chipsatz, Mainboard und Test-Setup
- 3 - 3DMark, VRMark, Civilization AI Test
- 4 - Ashes of the Singularity: Escalation
- 5 - Battlefield 1
- 6 - Civilization IV
- 7 - Warhammer 40K: Dawn of War III
- 8 - Project Cars
- 9 - Far Cry Primals
- 10 - Hitman (2016)
- 11 - Rise of the Tomb Raider
- 12 - DTP, Office, Multimedia und Kompression
- 13 - Workstation 2D- und 3D-Performance
- 14 - CPU-Computing und Rendering
- 15 - Wissenschaftlich-technische Berechnungen und HPC
- 16 - Übertaktung, Leistungsaufnahme, Temperaturen
- 17 - Zusammenfassung und Fazit
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