Das, was wir im Folgenden lesen werden, ist leider real passiert und das (vorerst) letzte Kapitel einer EVGA GeForce RTX 3080 FTW3 Ultra Gaming, deren Aussetzer bei der Lüftersteuerung samt einhergehendem Aufheulen und Blackscreens wir ja schon in dem bereits unten verlinkten Artikel erleben durften und beschrieben haben. Dass der mittlerweile nicht mehr so glückliche Besitzer diese Karte beim Hersteller reklamiert hat, ist nur logisch. Was jedoch dabei passiert ist, wohl eher nicht. Und genau darüber sollte man auch einmal berichten.
Das nachfolgende Bild zeigt zur Erinnerung noch einmal den den EVGA-Shop, wo diese Karte durch EVGA für rund 782 Euro netto angeboten wird, was rund 931 Euro entspricht. Diesen Preis müssen wir uns mal merken, denn er wird gleich noch eine Rolle spielen. Über die Verfügbarkeit solcher Karten muss man derzeit nicht diskutieren, wohl aber über die Not dessen, der diese Karte nicht nur zum Spielen, sondern im heimischen PC auch zum Arbeiten benötigt. Und Homeoffice ohne Grafikkarte ist eigentlich kaum möglich.
Der Käufer, mit dem ich seit Beginn der Misere im Kontakt stehe, hat diese Karte im November 2020 bei Alternate gekauft. Mit knapp 986 Euro lag er damals nur knapp über der UVP aus dem EVGA-Shop und somit eigentlich auch gut im Rennen um einen der neuen Pixelbeschleuniger. Genau so eine Rechnung braucht man ja auch, um bei EVGA eine RMA bzw. vielleicht sogar eine “Advanced” RMA in Anspruch nehmen zu können, mit der EVGA gern wirbt.
Diese Eil-RMA, was ja letztendlich auch den Begriff schnell impliziert, ist per se eine wirklich kundenfreundliche Sache, wenn es darum geht, möglichst ohne große Ausfallzeiten weiterarbeiten zu können. Genau das wird hier auch nicht kritisiert, sondern man könnte es anderen Herstellern durchaus zur Nachahmung empfehlen. Ich zitiere nun einmal wörtlich aus den von EVGA selbst veröffentlichten Richtlinien für diese sogenannte Eil-RMA:
Klingt gut? Ja, das ist es auch. Wären da nicht die kleinen Ärgernisse bei der Umsetzung und die Frage nach der Kaution. Doch gehen wir einmal chronologisch vor, um den Unmut des Käufers nachvollziehen zu können. Um diese Eil-RMA (EAR) überhaupt in Anspruch nehmen zu können, muss man sie natürlich erst einmal anfordern. Der Käufer hat dies auch getan und bekam daraufhin die Bestätigung in Form einer RMA-Nummer für den nun eingeleiteten Vorgang.
Da war die Freude auch noch ungebrochen, denn alles sah nach einer wirklich unbürokratischen und schnellen Lösung aus. Dass dies nur unter Vorlage seines Kaufvertrages (siehe weiter oben) möglich ist, steht ebenfalls außer Frage. Deshalb wurde die Kopie (ungeschwärzt) direkt über das Formular der Homepage hochgeladen.
Was dann folgte, war allerdings eine brutale Ernüchterung, denn bei der Zahlung der Kaution über PayPal rief EVGA plötzlich weder die UVP, noch den Kaufpreis, sondern stattliche 1728.20 Euro für diese Karte als Sicherheitsleistung auf, damit das Austauschprodukt kurzfristig versandt werden kann. Doch das sind satte 175 % des Kaufpreises, bzw. sogar 185% des aktuellen Listenpreises auf der EVGA-Homepage! Auch wenn es “nur” eine Kaution ist, macht einen die geforderte Summe durchaus sprachlos und lässt den Kunden ratlos ohne Niere im Regen stehen.
Man hat bereits fast 1000 Euro bezahlt und muss mal eben so noch weitere 1700 Euro locker machen, um überhaupt einen Austausch zu bekommen? Denn weg ist erst einmal weg und nicht jeder hat mal eben so diese Summe auch als Spielgeld übrig, denn am Ende ist es ja aus seiner Sicht nicht anderes, als eine Art zinsloses Darlehen an EVGA und das Geld erst der eigenen Verwendung entzogen. Zumal die Höhe dieser Zahlung sogar noch sehr deutlich den Preis übersteigt, den Scalper und diverse Trittbrettfahrer aktuell auf Amazon-Marktetplace verlangen. EVGA stellt sich damit sogar selbst an die Spitze derer, die Preise eher als Spekulationsobjekt sehen.
Und was macht der Kunde in so einem Fall? Er verzichtet dankend und geht den Weg der normalen RMA, einschließlich des Umstandes, dass er in der Zwischenzeit wohl eine andere Lösung für seinen PC braucht.
Was kann man nun daraus lernen? Hier versucht der Hersteller durch künstlich hoch gehaltene und absolut utopisch anmutende Sicherheitsleistungen den Käufer von der vollmundig beworbenen schnellen RMA fernzuhalten. Durch den Einbau solch extremer finanzieller Hürden, die auf bis zu 185% des selbst angebotenen Kaufpreises auf der Homepage hochgeschraubt wurden, ist der Nutzen einer solchen Leistung somit nur etwas für Kunden, denen das Geld an dieser Stelle locker genug sitzt, um so etwas überhaupt machen zu können. Es ist aber nichts für diejenigen, die sich so ein Produkt vielleicht über Monate mühsam zusammengespart haben und bei denen das finanzielle Korsett viel zu eng sitzt, als dass man so eine Summe mal gerade eben auch übrig hat.
Genau deshalb ist diese Eil-RMA eigentlich komplett überflüssig und birgt sogar auch ein wenig sozialen Sprengstoff. Denn aus der Not der Kunden auch noch (temporäres) Kapital schlagen zu wollen, ist schon ärgerlich, hier sich jedoch von der selbst eingegangenen Großzügigkeit galant drücken zu wollen, fast schon schäbig. Und so wird am Ende vielleicht so mancher verprellte und abgeschreckte Kunde zum Käufer eines deutlich günstigeren Ersatzproduktes, welches sich nach Vollzug der normalen RMA sogar noch mit einem möglichen Gewinn verkaufen ließe.
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