Grafikkarten waren knapp und so sucht man natürlich auch Mittel und Wege, um sich so eine Rarität irgendwie selbst zu importieren. Wer schon immer mal anders sein wollte, weil er nicht nur den Einheitsbrei des deutschen Marktes konsumieren möchte, der wird auch in Asien fündig, z.B. mit so einer heute getesteten Colorful iGame GeForce RTX 3050 8GB. Man muss natürlich aufpassen und richtig nachrechnen, denn Sonderangebote kommen und gehen und man hat ja auch noch die liebe Einfuhrumsatzsteuer am Hals und den Versand zu bezahlen. Mit etwas Glück und Zufall kann man trotzdem ein Schnäppchen machen, wenn NVIDIA z.B. gerade in Asien eine Promo-Aktion macht. Außerhalb solcher Aktionen lohnt sich der Kauf allerdings in den seltensten Fällen. Zumindest nicht finanziell. Aber egal. Glück gehabt!
Doch kommen wir zunächst zu den allgemeinen Dingen. Die 8 GB Speicher sind für diese Karte ausreichend und so ermöglicht es der Speicherausbau auch, dass die Karte notfalls auch noch in WQHD mit einer ausgewogenen und wohlüberlegten Mixtur aus mittleren Einstellungen bei Bild- und DLSS-Qualität durchaus noch passabel performt. Das setzt allerdings eine gewisse optische Kompromissbereitschaft voraus, so ehrlich muss man natürlich auch bleiben. Eine Founders Edition gab es diesmal erneut nicht und deshalb habe ich ja den Launch-Artikel mit einer Retail-Karte von Palit geschrieben. Nun also können wir vergleichen, was die Colorful iGame GeForce RTX 3050 8GB gegenüber einer bewusst einfach gehaltenen “Butter-und-Brot”-Karte von Palit besser macht. oder vielleicht auch nicht.
Der beschnittene GA106-150 und das Unboxing
Der Chip der NVIDIA GeForce RTX 3050 basiert ebenfalls auf dem GA106 und wurde noch ein wenig mehr eingekürzt. Für die GeForce RTX 3050 nutzt NVIDIA insgesamt 20 SM (28 bei der RTX 3060) der maximal 30 Einheiten des GA106 (siehe Schema unten), was zu insgesamt 2560 (3584 bei der RTX 3060) CUDA-Kernen führt, wenn alle Einheiten mit FP32 werkeln dürfen. Zusätzlich zu den CUDA-Kernen ist NVIDIAs GeForce RTX 3060 auch mit 20 RT-Kernen der nächsten Generation (Ray-Tracing), 80 Tensor-Kernen, 32 ROPs und 80 TMUs ausgestattet.
Was den Speicher betrifft, so verfügt die GeForce RTX 3050 noch über 8 GB GDDR6-Speicher mit einer Geschwindigkeit von 14 Gbps, der am 128 Bit Interface der 4 Speicher-Controller eine kumulative Bandbreite von 224 Gbps besitzt. Dafür reichen die insgesamt 8 Lanes am PCIe 4.0 mehr als aus. Im Übrigen sind diese selbst bei PCIe 3.0 noch ausreichend, um der Karte keine Nachteile zu verschaffen. Aber für die Chipausbeute scheint diese Beschneidung wirklich was gebracht zu heben.
Der Rückstand zur GeForce RTX 3060 ist so natürlich vorauszusehen und weniger als 2/3 des Vollausbaus mit 30 SM ergäben letztendlich wohl auch keinen Sinn mehr. So kann man am Ende des Tages seitens NVIDIA die Ausbeute des GA106 erhöhen, was in Anbetracht des extrem hungrigen Marktes gar keine so schlechte Entscheidung ist. Merken wird man die fehlenden 10 SM (8 weniger als die RTX 3060) natürlich schon, aber man taktet dann einfach etwas höher und fertig.
Resizeable BAR ist zwar hardwareseitig bereits implementiert, allerdings funktioniert diese Implementierung aktuell eher so lala. Es ist also wirklich spannend zu sehen, was NVIDIA jetzt als neues RTX-Einstiegspaket anbietet, denn Karten sind momentan generell knapp und die Zielgruppe der weniger gut betuchten Full-HD-Spieler existiert ja wirklich. Genau diese Eignung werde ich heute genauer untersuchen und dieser Test umfasst natürlich auch noch die elektrische Umsetzung, die Platine, die Leistungsaufnahme und die Kühlung.
Das Gehäuse der Colorful iGame GeForce RTX 3050 8GB folgt der bekannten Formensprache mit Sicken und Farbakzenten. Weiß als Farbe der Wahl (wie abwechselnd!) und ABS als Hauptkomponente – mehr gibt es nicht für die Kühlerabdeckung. Luxuriös ist das natürlich alles nicht, haptisch dann doch eher Durchschnitt und optisch passt es zumindest in weiße Builds. Echte Highlights sehen zwar anders aus, aber wir bewegen uns ja (wenn auch nicht preislich) immer noch im Einsteigersegment.
Der Gesamtaufbau mit den 4.5 cm Einbautiefe zuzüglich der 4 mm für die Backplate aus weiß beschichtetem Leichtmetall (etwas Luxus muss dann doch sein) macht diese Karte zu einem 2,5-Slot-Design mit allen bekannten Vor- und und Nachteilen. Die übliche Aussparung für den Luftdurchlass gibt es nicht, da die Platine hier so lang ist wie die Abdeckung. Oder so kurz, je nach Betrachtungsweise.
Mit den knapp 790 Gramm ist die Karte etwas schwerer als das getestete Gegenstück von Palit, was nicht erstaunt, da der Kühler wuchtiger ist. Die Länge von 24 cm ist eher Durchschnitt. Auch die Einbauhöhe ist mit 10.5 cm ab der Oberkante des PCIe-Slots bei eingebauter Karte bis zur Oberseite der Abdeckung noch im Rahmen des Üblichen, also nicht allzu hoch.
Der einzelne 8-Pin-Anschluss an der Oberseite reicht völlig aus und er markiert optisch auch des Ende der versteckten Platine. Zum Kühler- und Lüfterdesign gibt es nicht viel zu schreiben, denn das Design mit den vertikalen Lamellen und dem zweigeteilten Kühler damt dicker Doppel-Heatpipe ist nicht neu. Den NVLINK-Anschluss hat man logischerweise weggelassen, denn SLI ist eh tot und hier auch nicht erwünscht. RGB findet sich an der Oberseite als Hintergrundbeleuchtung für den iGame-Schriftzug hinter einem Panel.
Der obligatorische HDMI-2.1-Anschluss darf nicht fehlen, die drei aktuellen DisplayPorts natürlich auch nicht. Die entlassen noch etwas Abwärme aus dem Gehäuseinneren, haben aber mit der direkten Kühlung nichts zu tun, da die Lamellen ja senkrecht sehen. Auffällig ist aber der Turbo-Knopf, der als BIOS-Umschalter für das Dual-BIOS dient. Colorful-Veteranen werden diesen Knopf sicher kennen. Man erhält einen höheren Boost-Takt, die Möglichkeit, das maximale Power Limit (z.B. mit dem Afterburner) auf 150 Watt zu setzen und der Fan-Stop entfällt. Die beiden 9-cm-Lüfter mit 13(!) Rotorblättern drehen dann immer mit 30% PWM.
Das gegenüberliegende Ende der Karte zeigt uns nur noch eine geschlossene Veranstaltung. Damit wären wir mit den Äußerlichkeiten auch schon wieder einmal komplett fertig. Der Teardown entfällt diesmal, denn die zeit war doch etwas knapper und die wirklichen Besonderheiten fehlen ja auch. Das PCB enthält also keine Aufreger, auch gut.
Die Daten der Colorful iGame GeForce RTX 3050 8GB zeigt uns noch einmal der aktuelle GPU-Z Screenshot, den Rest hatte ich ja schon weiter oben aufgeführt. Die 1552 MHz Basistakt entsprechen der Referenzvorgabe von NVIDIA und die 1777 MHz Boost-Takt der Referenz hebt Colorful auf 1822 MHz ab Werk an. Die 1750 MHz Speichertakt waren zu erwarten und der Speicherausbau mit 8 GB am 128-Bit Interface logischerweise auch, wenn man an die 4 Speicher-Controller aus dem oben gezeigten Schema denkt.
Auch hier habe ich noch einmal eine Tabelle für alle Statistiker unter Euch, bevor es dann ab der nächsten Seite wirklich voll losgeht.
Testsystem und Auswertungssoftware
Das Benchmarksystem ist neu und steht jetzt nicht mehr im Labor, sondern wieder im Redaktionsraum. Ich setze nunmehr auch auf PCIe 4.0, das passende X570 Motherboard in Form eines MSI MEG X570 Godlike und einen selektierten Ryzen 9 5950 X, der wassergekühlt stark übertaktet wurde. Dazu kommt schneller RAM sowie mehrere schnelle NVMe SSDs. Für das direkte Loggen während aller Spiele und Anwendungen nutze ich NVIDIAs PCAD, was den Komfort ungemein erhöht.
Die Messung der Leistungsaufnahme und anderer Dinge erfolgt hier im Speziallabor auf einem redundanten und bis ins Detail identischem Testsystem dann zweigleisig mittels hochauflösender Oszillographen-Technik…
…und dem selbst erschaffenen, MCU-basierten Messaufbau für Motherboards Grafikkarten (Bilder unten), wo am Ende im klimatisierten Raum auch die thermografischen Infrarot-Aufnahmen mit einer hochauflösenden Industrie-Kamera erstellt werden. Die Audio-Messungen erfolgen außerhalb in meiner Chamber.
Die einzelnen Komponenten des Testsystems habe ich auch noch einmal tabellarisch zusammengefasst:
21 Antworten
Kommentar
Lade neue Kommentare
Moderator
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Mitglied
Veteran
Urgestein
Veteran
Urgestein
Veteran
Urgestein
Veteran
Urgestein
Urgestein
Veteran
Veteran
Alle Kommentare lesen unter igor´sLAB Community →