Wer das Wissen um AMDs neue Architektur doch noch einmal etwas auffrischen möchte, sei deshalb auf den Launchartikel “AMDs Ryzen 7 1800X im Test” und das erste Follow-Up “Die Ryzen-Family: Drei Siebener mit acht Kernen im zweiten Vergleich”, sowie den Launchartikel zu den Ryzen 5 verwiesen, wo alles bereits ganz genau beschrieben wurde.
Der Vorteil von AMDs skalierbarer Architektur soll laut Hersteller ja vor allem auch darin bestehen, die CPUs mit ihrem Ausbau nahezu beliebig anpassen zu können, so dass man vielfältige Konstellationen von Consumer- bis hin zu Server-CPUs ohne großen Mehraufwand auf den Markt bringen kann. Einer der Hintergründe ist natürlich rein wirtschaftlicher Natur, denn so lassen sich auch viele Chips weiterverwerten, bei denen ein Teil nicht oder nur eingeschränkt funktionsfähig ist. Aber das ist weder neu noch anstößig, sondern wichtig für die bessere Ausbeute und sichert am Ende auch das Überleben.
Die Grundlage für diese vielseitige Stückelung ist AMDs CPU Complex (kurz CCX), den wir ja noch aus der Architekturbeschreibung vom Ryzen-Launch kennen. Jeder dieser CCX enthält vier Kerne, so dass man hinter dem Ryzen 3 1300X einen echten halbierten Achtkerner vermuten könnte. Doch dem ist offensichtlich nicht so.
Stattdessen verwendet AMD nämlich laut eigener Aussage trotzdem von jedem CCX jeweils nur zwei Kerne (2-2). Der L3-Cache halbiert sich in der Summe jedoch wie schon beim Ryzen 5 1400 auf 8 MB, was ein Nachteil sein könnte. Darüber hinaus stehen jedem der Kerne bei beiden CPUs, wie gehabt, noch jeweils 64 KB L1-Cache (Befehle und Daten), sowie 512 KB L2-Cache zur Verfügung. Was die Ryzen 3 CPUs jedoch z.B. vom Ryzen 5 1500X und 1400 wirklich grundlegend unterscheidet, ist das Nichtvorhandensein von SMT, was die Threadanzahl auf die Anzahl der physikalisch vorhandenen Kerne beschränkt.
Ryzen 5 1300X | Ryzen 3 1200 | Ryzen 5 1500X | Ryzen 5 1400 | |
---|---|---|---|---|
Kerne |
4 (4 Threads) |
4 (4 Threads) | 4 (8 Threads) | 4 (8 Threads) |
Basistakt |
3,4 GHz |
3,1 GHz |
3,5 GHz | 3,2 GHz |
All-Core-Boost |
3,6 GHz |
3,1 GHz |
3,6 GHz | 3,4 GHz |
2-Core-Boost |
3,7 GHz |
3,4 GHz |
3,7 GHz | k.A. |
XFR max. |
3,9 GHz |
3,45 GHz |
3,9 GHz | k.A. |
L3 Cache |
8 MB |
8 MB | 2x 8 MB | 8 MB |
L2 Cache |
512 KB per core | |||
L1 Cache |
64 KB per core | |||
CCX Config |
2-2 |
2-2 |
2-2 | 2-2 |
Rating |
65 Watt |
65 Watt |
65 Watt | 65 Watt |
UVP inkl. MwSt. |
135 € | 115 € | 209,00 € | 189,00 € |
Bliebe noch die ewig junge Preisfrage. Hier werden wir nun die tatsächlichen Testergebnisse als eigentlichen Maßstab für die abschließende Beurteilung nehmen müssen.
Jeder der CPUs enthält in der Box bereits AMDs Wrait-Stealth-Kühler, der insgesamt für die abgerufene Verlustleistung keine schlechte Figur macht und als Downblower sogar noch die Komponenten auf dem Mainboard mitkühlen kann.
Testsystem und Konfiguration
Wir testen die beiden CPUs auf der gleichen Plattform wie bereits Ryzen 5, indem wir mit dem MSI B350 Tomahawk ein kostengünstigeres Mainboard aus der 100-Euro-Klasse verwenden. Natürlich lassen sich auch mit diesem Mainboard Übertaktungsversuche starten – zumindest soweit es die CPU als solche wirklich zulässt. Wir können bereits jetzt schon einmal spoilern, dass sich der Ryzen 3 1300X auf 4,0 GHz und der Ryzen 3 1200 bis auf 3,9 GHz übertakten und gleichermaßen auch langzeitstabil betreiben ließen.
Das Board bietet als Besonderheit eine eigene Temperaturmessung mittels Sensor im Sockelbereich an, wobei wir (ohne im Detail jetzt vorzugreifen) explizit auf unsere eigenen Messungen und Erklärungen zu AMDs Tctl-Werten verweisen wollen, die später noch im Artikel folgen werden. Zumindest waren die Erkenntnisse aus MSIs Sensoren der Auslöser für unseren doch etwas ausführlicheren Absatz zu diesem Thema (ab Seite 7).
Das AM4-Mainboard basiert auf dem AMD-B350-Chipsatz und verfügt über vier DDR4-Slots für bis zu 64 GB Arbeitsspeicher, wobei wir nur zwei Slots in unserem Test mit insgesamt 16GB (2x 8GB DDR4 3200) nutzen werden. Mit an Bord sind ein PCIe-3.0-x16-Slot, ein PCIe-2.0-x4-Slot, zwei PCIe-2.0-x1-Slots sowie zwei ältere PCI-Slots. Außerdem verfügt das Mainboard über einen 7.1 Onboard-Soundchip, eine Gigabit-Ethernet-Schnittstelle, sowie vier SATA3-Ports, einen M.2-Anschluss, sowie über USB-3.0-Typ-C und USB-3.0-Ports.
Als RAM haben wir sowohl zwei 8GB-Module G.Skill Ripjaws DDR4 3200 (CL15-15-15-35), als auch zwei 8GB-Module Geil EvoX DDR4 3200 (CL16-16-16-36) genutzt, die allesamt problemlos liefen.
Inbetriebnahme und technische Daten
Das neue Testsystem und die -Methodik haben wir im Grundlagenartikel “So testen wir Grafikkarten, Stand Februar 2017” ja bereits sehr ausführlich beschrieben und so verweisen wir deshalb der Einfachheit halber jetzt nur noch auf diese detaillierte Schilderung. Wer also alles noch einmal ganz genau nachlesen möchte, ist dazu gern eingeladen.
Abweichend ist in diesem Falle nur die Hardwarekonfiguration mit CPU, RAM, Mainboard, sowie die neue Kühlung, so dass die Zusammenfassung in Tabellenform schnell noch einen kurzen Überblick über das hier und heute verwendete System gibt:
Testsysteme und Messräume | |
---|---|
Hardware: |
AMD Ryzen 3, 5 und 7 MSI B350 Tomahawk Intel Core i5 7600K, Core i5 7500 AMD FX-8370 16 GB (2x 8GB) G.Skill Ripjaws DDR4 3200 (CL15-15-15-35) Be Quiet Dark Power Pro 11, 850-Watt-Netzteil Nvidia GTX 1080 Founders Edition (Gaming) |
Kühlung: |
Alphacool Eiszeit 2000 Chiller Alphacool Eisblock XPX Thermal Grizzly Kryonaut (für Kühlerwechsel) |
Monitor: | Eizo EV3237-BK |
Gehäuse: |
Lian Li PC-T70 mit Erweiterungskit und Modifikationen Modi: Open Benchtable, Closed Case |
Leistungsaufnahme: |
berührungslose Gleichstrommessung am PCIe-Slot (Riser-Card) berührungslose Gleichstrommessung an der externen PCIe-Stromversorgung direkte Spannungsmessung an den Shunts, den jeweiligen Zuführungen und am Netzteil Auslesen der Mainboard-Sensoren 2x Rohde & Schwarz HMO 3054, 500 MHz Mehrkanal-Oszillograph mit Speicherfunktion 4x Rohde & Schwarz HZO50, Stromzangenadapter (1 mA bis 30 A, 100 KHz, DC) 4x Rohde & Schwarz HZ355, Tastteiler (10:1, 500 MHz) 1x Rohde & Schwarz HMC 8012, Digitalmultimeter mit Speicherfunktion |
Thermografie: |
Optris PI640, Infrarotkamera PI Connect Auswertungssoftware mit Profilen |
Akustik: |
NTI Audio M2211 (mit Kalibrierungsdatei) Steinberg UR12 (mit Phantomspeisung für die Mikrofone) Creative X7, Smaart v.7 eigener reflexionsarmer Messraum, 3,5 x 1,8 x 2,2 m (LxTxH) Axialmessungen, lotrecht zur Mitte der Schallquelle(n), Messabstand 50 cm Geräuschentwicklung in dBA (Slow) als RTA-Messung Frequenzspektrum als Grafik |
- 1 - Einführung und Übersicht
- 2 - 3DMark, VRMark
- 3 - AotS: Escalation, Battlefield 1
- 4 - GTA V, Hitman (2016)
- 5 - Shadow of Mordor, Project Cars
- 6 - Far Cry Primal, Rise of the Tomb Raider
- 7 - The Witcher 3, Civilization VI
- 8 - Workstation-Benchmarks
- 9 - Temperaturen und Lautstärke (Boxed Kühler)
- 10 - Leistungsaufnahme im Detail
- 11 - Zusammenfassung und Fazit
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