Eine ordentliche Wasserkühlung ergibt bei Verlustleistungen über 300 Watt durchaus einen Sinn und schafft somit einen echten Mehrwert. Mit dem Kryographics Next setzt Aqua Computer den eingeschlagenen Weg präzise gearbeiteter Kühler fort und bietet einen GPU-Wasserblock für NVIDIAs aktuelle Refeernzplatinen der GeForce RTX 3080 und RTX 3090 an, der sogar ohne Wärmeleitpads beim Speicher auskommt. Allerdings wissen wir ja auch, dass gerade diese NVIDIA-GPUs nicht gerade Präzisions-Weltmeister sind und durch ein Bending schon mehrmals negativ aufgefallen sind. Wie und ob das zusammenpasst, werden wir heute gemeinsam herausfinden.
Lieferumfang und Unboxing
Der Hersteller hat den Kühler im Vergleich zu den Vorgängern natürlich überarbeitet, aber das Grundprinzip bleibt. Doch packen wir den ganzen Spaß erst einmal aus. Was man für die knapp 165 Euro erhält, ist ein vormontierter Kühler mit Terminal einschließlich eingelassener 5V RGBpx-Stripe, einem 50-cm-Anschlusskabel und passendem Preci-Dip-Adapter, zwei Stopfen, alle nötigen Schrauben, 1 Gramm Wärmeleitpaste und 0,5-mm-Wärmeleitpads. Das Handbuch liegt in gedruckter und digitaler Form vor, vorbildlich. Eine Backplate mit Kühlfunktion kann man optional extra erwerben.
Womit wir nun direkt zum Wasserblock kommen. Mit 980 Gramm ist dies ein ganz schön schwerer Brocken, was primär am verwendeten 12-mm-Kupferblock liegt. Warum der so dick ist? Erinnern wir uns an das Referenzdesign der Karte! NVIDIA überlässt es den Boardpartnern, ob man frontseitig z.B. bei den Spannungswandlern auf flache SMD-Kondensatoren (SP- oder POS-Caps) oder die herkömmlichen und billigeren Becherkondensatoren setzt. Die sind jedoch relativ hoch, so dass man mit dieser enormen Kupferstärke arbeiten muss, wenn man nicht mit Aussparungen arbeiten möchte wie Alphacool oder Corsair.
Die Abdeckung ist aus Acryl (PMA), also normalem Plexiglas und gefräst, dazu kommt eine stabilisierende Blende aus schwarz eloxiertem Leichtmetall. Optisch ist die alles eher unaufgeregt und zeitlos, was absolut kein Mangel ist, im Gegenteil. Natürlich dient man sich auch der intensiv beleuchteten, bunten Gegenwart an und baut eine RGB-Stripe mit 15 LEDs ein, die sich per Kabel und Adapter auch an jedem geeigneten digitalen 5 Volt aRGB-Ausgang des Motherboards anschließen lässt. Das Terminal ist aus Acetal und mit drei soliden Schrauben im Acrylblock verankert.
Als Material kommt für den Kühlblock (bei diesem Modell vernickeltes) Elektrolytkupfer zum Einsatz, aber leider finden sich keine Angaben zur Dicke der Kühlfinnen, zur Kanalbreite und der Restbodenstärke. Interessanterweise arbeitet man jedoch mit einer extra Jetplate aus Edelstahl und führt das Wasser auf direktem Weg glich zur GPU, um es erst dann über den Rest der Platine zu leiten.
Die Rückseite zeigt den immensen Materialeinsatz sehr deutlich, denn der Niveau-Unterschied zwischen den beiden außen liegenden VRM-Kühlflächen und den Aussparungen für die Caps ist riesig. Viel Kupfer und nur ein O-Ring, auch das ist eine Philosophie, die man gut vertreten kann. Die Gewindeeinsätze sind sauber eingepasst und sitzen auch ordentlich fest. Der Acrylblock ist im Übrigen von hinten und nicht von vorn verschraubt, was auch recht selten ist. Ansonsten hat man noch, wie Corsair auch, alle zur Verfügung stehenden Löcher der Platine für die Verschraubung genutzt.
Eine Besonderheit, die man mit bloßem Auge so gar nicht sieht, ist die leicht konkave Ausarbeitung der GPU-Wölbung, die man hier im Nachhinein noch mit einer Maximaltiefe von 4/100 mm eingeprägt hat. Das kann man machen, auf wen man so etwas mit Wärmeleitpaste auch noch locker ausgleichen könnte. Wie gut das am Ende funktioniert, werden wir gleich noch sehen.
Wer eine RTX 3090 mit rückseitiger RAM-Bestückung nutzen möchte, wird um die Backplate übrigens nicht herumkommen, die ist ein absolutes Muss, um den GDDR6X-Speicher thermisch zu bändigen. In meinem Fall brauche ich sie für die RTX 3080 erst einmal nicht, wenn ich will ja auch zu den anderen Kühlern vergleichbare Messungen liefern. Das dies aufgrund der unüblich hohen Toleranzgrenzen bei NVIDIAs Package nur mit der gleichen Platine überhaupt erst möglich ist, das erkläre ich jetzt als Nächstes. Zur Erinnerung und dem besseren Verständnis haben ich an dieser Stelle noch einen Link auf den passenden Artikel zu NVIDIAs Fertigungstoleranzen:
GeForce RTX 3080 und RTX 3090 mit gebogenem Package – warum es Wasser- und Luftkühler so schwer haben (Link)
Auswahl der Test-Karte und generelle Probleme beim Umgang mit dem GA102
Die Anforderungen sind ähnlich zu Turing, auch wenn ich mich diesmal auf ein 340-Watt-Setup und eine ganz spezielle GeForce RTX 3080 festgelegt habe, weil es nahezu unmöglich war, eine RTX 3090 im Referenzdesign speziell für diese Kühlertests aufzutreiben und man zudem eine Karte benötigt, die mitten im Toleranzbereich für die Package-Höhen liegt. An dieser Stelle muss ich dann noch ein paar wichtige Anwendungs-Tipps einfügen, denn der Kühler wird nicht immer wirklich optimal auf diese gebogenen Packages passen.
Sind die auf den Herstellervorgaben basierenden, wirklich vorzüglich niedrigen Spaltmaße am Ende vielleicht sogar eher ein Fluch als ein Segen, nur weil man die Rechnung ohne den Wirt, also NVIDIA gemacht hat? Wenn man das PCB wie üblich gereinigt hat, sollte man es zunächst mit wenigen dünnen, nach Möglichkeit immer gleich hohen Klecksen auf der GPU und den Speichermodulen testen. Das Bild zeigt, dass die leichte Biegung des GPU-Packages und der darunter liegenden Platine zu unterschiedlich großen Abdrücken führt, was auf den sehr ungleichmäßigen Anpressdruck zurückzuführen ist.
Einiges kann man natürlich mit noch mehr Paste locker ausgleichen, aber wenn es noch extremer ist, muss man dann doch zu 0,5-mm-Pads bei den Speichermodulen und bis zu 1-mm-Pads bei den Spannungswandlern greifen, wobei hier unbedingt die ultra-soften Pads mit Bröselfaktor genommen werden sollten, um sich den Konturen ohne großen Widerstand gut anpassen zu können. In meinem Fall war das Package noch guter Durchschnitt und es hätte wirklich schlimmer kommen können.
Auch zur Wärmeleitpaste muss ich noch ein wichtiges Wort verlieren, denn so einfach ist es diesmal nicht. Entweder, man nimmt die allseits so beliebte, sehr dünnflüssige Paste aus dem Zubehör und riskiert bei zu dicken Schichten ein langsames Weglaufen bzw. Abreißen der Paste beim Austrocknen durch die Wölbung von Chip und Package, oder man setzt besser gleich auf eine mindestens gleichwertige, aber viskosere (und damit langzeitstabilere) Paste, die dann auch dort bleibt, wo man sie aufgetragen hat.
Aus diesem Grund setze ich hier wie bei den anderen Tests auch auf Alphacools Subzero, aber es hätte auch Gelids GC Extreme oder ein ähnlich gutes Produkt sein können. Hauptsache nicht zu flutschig, wenn die Abstände zu groß werden.
Danach schraubt man das Ganze final zusammen, schließt die Schläuche an und ist fertig.
Für die Interessierten habe ich einfach hier mal das Handbuch als PDF angehängt, da steht dann auch der Rest für die erfolgreiche Wasserschlacht beschrieben:
RTX_3080_3090_Referenzlayout_DEAqua Computer kryographics NEXT RTX 3080/RTX 3090, Nickel (23685)
Aqua Computer Backplate für kryographics NEXT RTX 3080 aktiv XCS (23687)
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