Nachdem ich den Recaro RAE vor kurzem zur neuen persönlichen Referenz in Sachen Bürostuhle gekürt hatte, fühlte sich der junge Hersteller SecretLab dazu genötigt, uns seine neuste Kreation zum Testen zu schicken. Mit massiver Konstruktion und hochwertiger Materialanmutung will man Recaro vom Thron stoßen und auch wenn die beiden Stühle in einer ganz anderen Kategorie angesiedelt sind, ist es ein sehr spannendes Duell geworden. Ob ein eindeutiger Sieger aus diesem Kampf hervorgegangen ist, lest ihr im Test.
Dass Gaming-Chairs regelmäßig hitzige Diskussionen auslösen und diese oftmals völlig am Thema vorbei gehen, hatten wir ja im letzten Review schon geklärt. Grundsätzlich sind die meisten Kritikpunkte an Gaming-Chairs aber durchaus angebracht, denn es wird in sehr vielen Fällen die Optik über Ergonomie und gesundes Sitzen gestellt, was am Ende fatale Folgen für den Käufer haben kann. Der Recaro RAE hatte eine andere Philosophie verfolgt und sich damit schnell als „Publikumsliebling“ etabliert. Auch bei mir hat er sich in Windeseile zum bevorzugten Sitzmöbel gemausert. Nur eine Sache verhindert der RAE konsequent und das ist das sesselartige „Abgammeln“. Wenn ich so eine Aussage treffe, muss man natürlich mein hohes Gewicht im Hinterkopf behalten, aber wenn ich es mir auf dem RAE „bequem“ machen will, mich zurücklehne und mich etwas zusammensacken lasse, spüre ich sofort die Konstruktion der Sitzfläche am Steißbein und muss mich schon nach wenigen Minuten wieder gerade aufrichten. Keine Frage, dass das für meinen Rücken das beste ist und genau deshalb will ich am Arbeitsplatz auch keinen anderen Stuhl mehr benutzen. Aber abends, wenn ich mich vielleicht sogar mit dem Controller in der Hand mal bequem zurücklehnen und eine Stunde vorsätzlich nicht gesund sitzen will, dann stößt der RAE recht schnell an seine Grenzen.
Bei den meisten Gaming-Chairs ist das genau Gegenteil der Fall: Die sind nur auf coole Optik getrimmt, lassen einen vielleicht bequem abgammeln und ungesund sitzen, verursachen mir aber schon nach relativ kurzer Sitzdauer Probleme mit dem Rücken. Bisher hat der alte Office Comfort von Maxnomic für mich den besten Spagat zwischen gesund sitzen und abgammeln geschafft. Mit einer einstellbaren Lordosenstütze statt dieser furchtbaren Stützkissen und einer recht festen Polsterung konnte man auf dem Stuhl halbwegs gesund sitzen, sich abends aber auch mal problemlos zurücklehnen. Leider hat es bei dem Modell aber recht schnell das minderwertige Kunstleder zerstört, sodass die Stühle schon nach wenigen Jahren aussahen wie der Sperrmüll von den Flodders und man sich regelmäßig schämen musste, wenn mal jemand zu Besuch kam.
Der aufmerksame Leser wird sich an dieser Stelle vielleicht schon gefragt haben, warum ich eine derart lange Einleitung schreibe und dabei noch kein Wort über den gegenständlichen SecretLab Stuhl geschrieben habe. Die Idee dahinter war, zu erklären, warum der Recaro für mich die derzeitige Referenz ist und warum andere Gaming-Chairs meines Erachtens trotzdem eine Daseinsberechtigung haben. Mit diesem Hinweis will ich nun auch endlich zum Titan Evo kommen und weil Bilder mehr als 1000 Worte sagen, fangen wir mit dem Unboxing an.
Unboxing
Schon bei der Anlieferung des Kartons war klar: Der Name TITAN ist Programm. Mit Abmessungen von 88x78x38cm und über 38kg Gewicht übertrumpft der Stuhl von SecretLab alle anderen bisher getesteten Stühle.
Beim Öffnen des Kartons erwartet den Käufer eine Art „Deckblatt“ mit einem Siegel – offenbar wird jeder Stuhl vorm Packen von einem Mitarbeiter inspiziert.
Die Montageanleitung (englisch) kommt auf einem riesigen stabilen Bogen Karton daher und ist aussagekräftig bebildert.
Unter der Anleitung fand ich einen schweren Umschlag.
Dieser beinhaltet die Bedienungsanleitung/Technische Daten. Tolle Präsentation!
Die Anleitung ist in Englisch und einigen asiatischen Sprachen verfasst und geht noch einmal auf die Materialien und Features des Stuhls ein.
Nach einer weiteren dicken Schicht aus schützendem Schaumstoff fand ich das erste Bauteil: Die Rückenlehne.
Also wenn beim Transport eines SecretLab Stuhls jemals etwas kaputt gehen sollte, muss das schon beinahe mutwillig passieren, so viel Polstermaterial wie die Jungs in den Karton packen.
Die Kehrseite der Medaille sind natürlich die drölfzig Tonnen Plastikmüll…
Die restlichen Bauteile aus dem Karton befreit:
Was ein Brummer! Das Fußkreuz ist nicht nur groß und schwer:
Sondern auch äußerst massiv! Aluminiumdruckguss, mit einer zusätzlichen Strebe verstärkt.
Die kleineren Bauteile sind noch einmal separat in einer Accessories Box verpackt.
Der Hersteller der Gasdruckfeder wird nicht genannt. Laut SecretLab wird bei der XL Variante des Stuhls eine „Heavy Duty Class 4“ Gasdruckfeder verwendet. Das Produkt ist SGS und TÜV zertifiziert.
Auch die Wippmechanik ist massiv ausgeführt und dürfte in puncto Gewicht alles in den Schatten stellen, was ich bisher in den Fingern hatte.
Ein erster Blick auf den Bezug lässt perfekte Nähte/Stiche und haptisch hochwertige Materialien erahnen.
Die Armlehnen sind bereits vormontiert und auch diese machen einen sehr wertigen Eindruck. Die magnetischen und austauschbaren Polsterungen sind weicher als bei den meisten Mitbewerberprodukten und die Hebel/Taster zum Verstellen sind aus Metall gefertigt.
Durchdacht bis ins kleinste Detail: Sogar die Unterlegscheiben und Sperrringe sind bereits vormontiert und können nicht von den Schrauben abfallen – da braucht man sich über die korrekte Reihenfolge keine Gedanken machen.
Der gestickte Schriftzug auf der Hinterseite der Rückenlehne ist makellos.
Neben einem Musterstück des Kunstleders (wohl zum Testen von Reinigern) findet sich dort auch ein NFC Chip zur Identifikation bzw. Überprüfung der Authentizität des Produkts.
Ein weiches Kopfstützkissen aus Memoryfoam rundet später die Rückenlehne noch ab. Auf die Besonderheit und weitere Details gehe ich auf den folgenden Seiten noch ein.
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