Eigentlich sollte heute an dieser Stelle ein ausführlicherer Spieletest stehen, aber ich habe ich dann doch umentschieden. Denn obwohl ich bereits einige Stunden investiert hatte, kann ich es nicht verantworten so zu tun, als würde alles so laufen, als dass man es objektiv benchmarken und beurteilen könnte. Da sich hier einmal mehr der Trend bestätigt, dass den Kunden bewusst unfertige und undurchdachte Spiele zum Vollpreis angeboten werden, wird es keinen herkömmlichen Test geben, der zudem ja implizieren würde, dass es alles gar nicht so schlimm sein könnte. Aber es ist jetzt schon das zweite Spiel nach Redfall, welches ich zwar gekauft, aber als Test wieder verwerfen musste. Solchen Spielen werde ich einfach keine Plattform mehr geben, auch wenn das sicher manche anders sehen mögen.
Der heutige Artikel zeigt übrigens erneut, wie wichtig es ist, sich die Spiele wirklich selbst zu kaufen und nicht von den Publishern geben zu lassen. So urteilt man am Ende wirklich deutlich emotionaler und auch eher aus der Sicht des geprellten Endverbrauchers. Und ich war so fair, Patches abzuwarten und auch mehrere Systeme zu testen. Geholfen hat das alles nichts. Und ja, es ist ein reines Editorial, also meine ganz subjektive Meinung und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Während ich mich darauf gefreut hatte, endlich in STAR WARS Jedi: Survivor die Macht zu spüren, wurde ich stattdessen mit einer Flut von technischen Fehlern und Crashes konfrontiert, die mir das Gefühl gaben, hilflos wie nie zuvor gegen die Dunkle Seite der Macht zu kämpfen. Der Titel präsentiert sich als unvollendetes, geradezu böswillig verbuggtes Desaster, das mehr Ärger bereitet als Spaß. Die Bugs sind Legion und sorgen dafür, dass das Spiel zu einem wahrlich intergalaktischen Albtraum mutiert. Unreal Engine 4 hin, oder her – wer seinen Kunden so etwas Unfertiges und Hässliches zum Fraß vorwirft, der muss sie wirklich abgrundtief hassen und gehört dafür eigentlich postwendend auf den Todesstern verschickt.
Übrigens: Was für einen PC muss man eigentlich besitzen, um dieses “Spiel” zumindest akzeptabel zum Laufen zu bekommen? Beide Testsysteme (Ryzen 9 7950X3D und Core i9-13900K) mit jeweils 32 GB DDR5 6000 und zwei extrem schnellen NVMe SSDs sowie einer GeForce RTX 4090 scheiterten kläglich. Hier stirbt das Spiel bereits vor dem Spieler nach wenigen Minuten oder gar Sekunden Gameplay. Auf einem etwas älteren System meines 11-jährigen Sohnes mit einem Intel Core i9-11900k, einer Radeon RX 6750XT und 16 GB DDR4 4000 konnte ich dann wenigstens mal eine reichliche Stunde spielen, bis der Karte der Speicher und mir die Lust ausgingen und das Spiel quasi als Erlösung den abkürzenden Ausweg direkt zum Desktop nahm. Ein Fingerzeig des Spiele-Gottes, mich nicht weiter an meiner wertvollen Lebenszeit zu versündigen? Mit Sicherheit.
Ladezeiten, Hänger und Abstürze – schlimmer geht es kaum
Die Ladezeiten erinnern an die träge Reaktionsgeschwindigkeit von Jabba dem Hutten und ziehen sich in die Länge, als wären sie in Karbonit eingefroren. Es ist, als würde man auf den Start eines Sternzerstörers warten, nur um dann festzustellen, dass er noch auf dem Trockendock steht. Und wofür das alles? Jeder Spielstart gerät nach dem vorausgegangenen Absturz zur Geduldsprobe. So etwas muss man sich echt nicht mehr geben und schon gar nicht zum Vollpreis. Warum bei jedem Start Spieldateien “optimiert” werden müssen, weiß wohl nur der heilige Gebäude-Shader von TLOU1. Ich würde übrigens sogar mal eine Stunde warten, wenn das ganze Spiel dann gleich mit optimiert würde. Aber für Wünsche ist EA leider nicht zuständig.
Die Performance ist so schlecht wie die Schießkünste der Stormtrooper, egal, welchen PC man besitzt. Die Bildrate fällt regelmäßig ab (wenn man zumindest mal nicht crasht) und verwandelt das Spiel somit in eine fast unspielbare Diashow, während der Sound stottert und knarzt, als würde ein Wookiee versuchen, einen Droiden zu reparieren. Dinge wie FSR muss man sogar aktivieren, weil sich ohne die Auflösung verringert (statt erhöht) und es auf den NVIDIA-Grafikkarten sogar mit Ansage crasht. Ein Schelm und so…
Diese Crashes sind so häufig, dass man meinen könnte, es handele sich um ein Feature und nicht um einen Mangel. Statt uns in den Bann des Star Wars-Universums zu ziehen, wirft einen das Spiel immer wieder sporadisch heraus und lässt den Spieler verzweifelt nach einem (leider gerade nicht greifbaren) Lichtschwert greifen, um die steigende Frustration abzubauen. Die Bildschirmanzeige ist oft genug fehlerhaft und erinnert mich an die Lichter eines kaputten X-Wing-Cockpits. Oder um es mal etwas abzukürzen: So ein Crash hat etwas von Vorbestimmung, um das Spiel eben nicht zu spielen und sich den Tag nicht noch weiter zu versauen.
Und wenn es doch einmal läuft: Die Bildrate ist so inkonsistent wie das Wetter in England und schmiert regelmäßig ab, als würde sie versuchen, den freien Fall-Rekord zu brechen. Anstatt ein flüssiges Spielerlebnis zu bieten, wird man mit bösartigen Rucklern und Stotterern konfrontiert, als wäre es die eigentliche (und einzige) Konstante im Spiel, die es einzuhalten gilt. Außerdem hinkt die UE 4 den Standards von 2023 weit hinterher. Partiell erwartet uns stattdessen eine visuelle Darbietung, die an die Tage von LEGO Star Wars erinnert – aber ohne den Charme und zudem flach wie die Altherrenwitze von Fips Asmussen. Falls den noch wer kennt. Muss man aber nicht. Ja, die meist knackigen Texturen könnten es herausreißen, würden sie den Speicher nicht gleich mit herunterreißen.
Die Menüs und Benutzeroberflächen sind so unübersichtlich und verwirrend wie die Politik in der Galaktischen Republik. Das Navigieren durch Einstellungen und Optionen fühlt sich an, als würde man im Labyrinth eines Todessterns gefangen sein, ohne einen netten R2-D2, der uns auf die Sprünge hilft. Wer kommt schon auf den Gedanken, das verquaste Menü mit einem extra angeschlossenen Controller zu bedienen? Gut, mit Leertaste (Menüeintrag auswählen) und A oder D (nach links und nach rechts scrollen) geht es auch, aber da muss man erst mal drauf kommen. Pfeiltasten sind ja komplett überbewertet und vor allem aus Sicht der Portierenden (er, sie es) komplett nutzlos. Glaubt man den gängigen Foren, bin ich da noch die kreative Ausnahme, die sich für nichts zu schade ist und so lange rumpusselt, bis man das vierte Mal zum Abendbrot gerufen wird. Andere haben es erst gar nicht hinbekommen, dafür waren sie aber dann wenigstens satt. Pappesatt.
Der Konsolenfluch und ein kostenoptimierter, billiger Port
Das goldene Zeitalter der PC-Spiele scheint unter dem Fluch der nicht optimierten Konsolenports zu leiden. Eine Plage, die uns Spielerinnen und Spielern den Spaß an so vielen vielversprechenden Titeln raubt. Es ist, als würde man stolz seinen brandneuen Sportwagen präsentieren, nur um dann festzustellen, dass man noch mit einem rostigen Fahrrad fahren muss. Und das Verständnis der Settings? Es ist, als hätte man uns ein Handbuch gegeben, das in einer fremden Sprache geschrieben ist, und dann erwartet, dass wir es problemlos verstehen.
Die Steuerung ist unzureichend angepasst, so dass man sich fragt, ob die Entwickler jemals selbst einen PC besessen haben. Die Tastatur- und Mausunterstützung wirkt wie ein schlechter Scherz, sodass man sich stets und ständig ertappt, wie man sehnsüchtig auf den weggelegten Controller schaut und sich fragt, ob man ihn nicht doch lieber wieder in die Hand nehmen sollte. Statt die Hardware ordentlicher PCs auszunutzen und einen in die faszinierende Welt der Ultra-HD-Grafik eintauchen zu lassen, wird man auf eine virtuelle Folterbank geschickt, in der Fehler das Sagen haben. Clipping? Nie gehört.
Die eine Stunde, in der ich auf dem reichlich langsamen System mal durchspielen konnte, war auch keine Offenbarung. Die Story des Spiels sollte einen eigentlich in eine neue Ära der Jedi entführen, doch anstatt mich für 70 Euro mit aufregenden Abenteuern zu fesseln, fühlt es sich an, als würde man eine langatmige, uninspirierte Fan-Fiction durchleben. Statt mutige Entscheidungen zu treffen, klammert sich das Spiel an altbekannte Muster und beraubt die Handlung jeglicher Überraschung und Tiefe. Die Charaktere sind flach wie die Oberfläche von Tatooine und lassen mich die Tragödie ihres Schicksals kaum nachvollziehen.
Dazu kommt noch das grottenlahme Gameplay. Die Lichtschwert-Kämpfe sind leider alles andere als spannend und die Macht-Fähigkeiten wurden so schlecht umgesetzt, dass sie sich eher wie ein Ärgernis denn wie ein mächtiges Werkzeug anfühlen. Die KI der Gegner scheint direkt aus einer älteren, primitiven Galaxie zu stammen, wodurch Kämpfe oft eintönig und vorhersehbar wirken. Die Level-Designs und Welten, die man als Käufer und Spieler erkunden soll, könnten kaum eindrucksloser sein. Anstatt einen durch atemberaubende Kulissen zu führen, erwarten einen lieblos gestaltete Umgebungen, die so einfallslos und platt wirken, als hätte ein Stormtrooper sie im Schlaf gezeichnet. Die repetitive Gestaltung lässt einem dabei immer wieder auf die Uhr schauen, in der Hoffnung, dass das Spiel endlich ein Ende nimmt oder zumindest mal wieder crashen möge. Zumindest auf Letzteres ist zu 100 Prozent Verlass. Immerhin.
Insgesamt ist STAR WARS Jedi: Survivor ein technisches Fiasko, das die Spieler mit einer schier endlosen Liste von Bugs, Crashes und Performance-Problemen quält. Es ist, als hätte der Imperator selbst seine dunkle Macht auf das Spiel gelegt, um es zu einem frustrierenden Erlebnis zu machen. Möge der nächste Patch bald mit uns sein. Sonst wird das nichts mehr, denn der erste Flicken verschlimmbessert eher alles, als dass er irgendwie hilft. Um es auf den Punkt zu bringen: Als Käufer, der das Spiel selbst von seinem eigenen Geld bezahlt hat, fühle ich mich vom Publisher komplett betrogen. So drastisch muss man das leider ausdrücken, denn es scheint langsam zur Methode zu werden. Nur lasse ich mir so einen digitalen Abfall nicht bieten und versuche, diese verkommene Crash-Pest wieder loszuwerden. Wer das jetzt noch kauft, ist wirklich selbst schuld.
236 Antworten
Kommentar
Lade neue Kommentare
Veteran
Veteran
Urgestein
Urgestein
Veteran
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Veteran
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Veteran
Mitglied
Mitglied
1
Veteran
Veteran
Alle Kommentare lesen unter igor´sLAB Community →