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Speedlink Impact: aktives 2.0 System für Minimalisten

Kurzvorstellung und technische Daten Man muss schon reichlich optimistisch sein, um so ein kleines 2.0-System ausgerechnet Impact zu nennen, aber sei es drum. Der akustische Einschlag wird wohl ausbleiben, dagegen spricht natürlich auch schon der Pre...

Kurzvorstellung und technische Daten

Man muss schon reichlich optimistisch sein, um so ein kleines 2.0-System ausgerechnet Impact zu nennen, aber sei es drum. Der akustische Einschlag wird wohl ausbleiben, dagegen spricht natürlich auch schon der Preis. Doch was leistet so ein kleines System, das es für einen Straßenpreis ab ca. 43 Euro gibt, dann wirklich? Schnäppchen oder Wundertüte? Die Wahrheit dürfte wohl wie immer dazwischenliegen und genau deshalb testen wir auch dieses Gerät etwas ausführlicher.

Der Lieferumfang ist eher bescheiden, denn es gibt neben der aktiven und passiven Box nur noch das Verbindungskabel zum passiven, linken Lautsprecher und ein Cinch-Klinken-Kabel zum Anschluss an normale 3,5mm-Klinkenbuchsen wie einen PC oder ein Mobilgerät. Das war’s.

Immerhin muss man positiv hervorheben, dass nur das Netzkabel fest angebracht ist, während man sowohl den linken Lautsprecher, als auch den Audio-Eingang notfalls auch selbst mit eigenen, längeren Kabeln bestücken kann.

Optik, Haptik, Konnektivität und Usability

Der Korpus aus recht ordentlichem MDF ist matt gehalten, während die Fronten in Klavierlackoptik nach Aufmerksamkeit (und Fingerspuren) gieren. Die Folierung ist an den Kanten nicht sehr sorgfältig ausgeführt, sondern überwiegend nur angesetzt und nicht großzügig umleimt. Der aktive Teil ist in der rechten Box untergebracht, genauso wie die in einer Mulde rechtsseitig versteckten Bedienelemente für Lautstärke, Höhen- und Tiefenregler, sowie einer Status-LED für den Betriebszustand.

Die Positionierung der Anschlüsse ist simpel, aber nicht „idiotensicher“. Der Cinch-Eingang für das Stereo-Signal besteht aus der üblichen roten und weißen Buche. Der Lautsprecher-Ausgang ist allerdings ebenfalls weiß, so dass es bei unkonzentrierten Hinsehen schon einmal zur Verwechslung kommen kann. Gelbe und schwarze Buchsen bzw. Kabel sind definitiv kein Hexenwerk und noch nicht einmal teurer.

Positiv ist der physische Netzschalter zu bewerten, denn mit der verbauten Technik, die auch eine Standby-Abschaltung nach ca. 15 Minuten verspricht, wurden wir nicht so recht warm.  Warum, das lesen wir gleich.

Technik-Check und Innenleben

Wir haben die aktive Box nämlich auch einmal aufgeschraubt. Hier treffen Licht und Schatten knallhart aufeinander.  Wir sehen einen einigermaßen ordentlich verleimten Korpus, einen recht brauchbaren 1-Watt-Hochtöner und einen Mittel-/Tieftöner mit 10 Watt Nennbelastung. Auch wenn man das Ganze als 2-Wege-System bewirbt, eine echte Frequenzweiche findet man jedoch nicht. Der Hochtöner liegt in Serie mit einem kleinen Kondensator, das war’s dann aber auch schon. Nun ja, der Preis…

Die Chassis sind nach der Front hin offen und nicht geschützt, was wir vor allem bei der Kalotte sehr skeptisch sehen. Ein falscher Fingerdruck, und das Teil ist unrettbar eingedellt.

Wir sehen auf dem Bild oben auch die drei einfachen Potentiometer für die Regler an der Seite. Die ab- und ansteckbare Verkabelung führt dann zur Montageplatte aus MDF, die gleichzeitig auch die Rückwand der aktiven Box darstellt und Transformator, Verstärkerplatine, sowie das aufgeklebte Bassreflexrohr trägt.

Der simple M-Kern-Transformator besitzt bei 9V Sekundärspannung eine Ausgangsleistung von maximal 9 Watt. Rechnet man noch die üblichen Verluste und Einschränkungen hinzu, dürften davon wohl maximal 6 Watt am Verstärker zur Verfügung stehen, wobei wir bei maximaler Aussteuerung primärseitig dann noch nicht einmal ganz 5 Watt messen konnten.

Das Impact begrüßt uns direkt nach dem Einschalten mit einem hörbaren, braunbärigen 50-Hertz-Brummton, der aus der Spannungsversorgung herrührt, denn außer einer simplen Graetz-Brücke als Gleichrichter und einem Glättungskondensator mit 2200µF gibt es nichts, was die Restwelligkeit noch irgendwie beseitigen könnte. Eine echte Standby-Schaltung mit elektrischer Trennung der Endstufen fehlt allerdings und das Teil wird nie im Leben wirklich stromlos.

Die beiden Verstärkerkanäle sind mit jeweils einem Komplett-IC bestückt, der neben der Endstufe auch noch Vorverstärker, sowie spannungsgesteuerte Klang- und Lautstärkeregler beinhaltet und mit minimalistischster Außenbeschaltung auskommt. Die zwei Kühlkörperchen sind auf der Platine einfach verlötet und tragen sich damit selbst.

Die messbare Ausgangsleistung bei akzeptablem Klirrfaktor liegt bei ca. einem bis 1,5 Watt pro Kanal, doch darüber scheppert es schon ordentlich. Die angegeben 3 Watt RMS pro Kanal könnten jedoch durchaus stimmen, denn die Kennempfindlichkeit der Box als solcher ist Dank der Chassis und mangels Dämpfung doch recht hoch und keiner weiß, wie die Bewertung überhaupt zustande gekommen ist. Musikleistung, RMS, PMPO, jeder sucht sich einfach etwas Passendes aus.

Negativ würden wir jedoch die auf der Platine verlöteten Cinch-Buchsen und die Befestigung mit simplen Holzschrauben bewerten, denn es ist nicht auszuschließen, dass häufigeres Einstecken die etwas lasche Kunststoff-Halterung in Dübelform schlichtweg überfordert. Das sieht uns doch schon sehr nach Kann-Bruchstelle aus.

Messung und Sound-Check

Belässt man die Klangregler in Mittelstellung, dann bemerkt man zwar eine leichte Badewannenabstimmung, jedoch hält sich das Sounding in vertretbaren Grenzen und die sichtbaren Dellen der Kurve sind wohl eher auf die Eigenheiten der Chassis, sowie dem Nichtexistieren einer sauber trennenden Frequenzweiche zurückzuführen.

Die Fächerregler schaffen einschließlich der bereits vorhandenen Anhebung durch die Chassis bzw. die Abstimmung der Boxen maximal 6 dB, was aber mehr als ausreichend ist. Die Bassanhebung bei ca. 175 Hz ist der kleinen Box geschuldet, tiefer ginge es eh nicht, denn die Pegelfestigkeit der hoffnungslos unterpowerten Endstufe ist viel zu gering. Das drückt auch das Dilemma dieser Konstruktion aus, die wohl mit 4 bis 5 Watt Sinus pro Kanal ein echter Brüller hätte werden können. So aber wird aus dem akustischen Impact ein eher zartes Klopfen mit dem Pappbierdeckelchen nach der viel zu hohen Rechnung.

Das Absenken der Tiefen ist im umgekehrten Fall durchaus hilfreich bei der Pegelfindung, aber der Klang leidet extrem. Dann doch lieber Mittelstellung und elterngerechte Zimmerlautstärke. Aber das hatten wir ja schon einmal bei einem anderen Produkt, das wir genervten Eltern genau dafür empfohlen hatten, wenn sie dem Filius keine Schallwellen-Waffe auf den Schreibtisch stellen wollen. So wird aus einem Mangel sogar noch ein Feature.

Doch kommen wir zur subjektiven Klangbewertung bei, sagen wir mal, moderater Zimmerlautstärke ohne vordergründig hörbaren Klirr. Der Bass ist ein Bässchen und von der tiefschwarzen Bass-Seele aus der Werbung bleibt nichts übrig. Die Auslenkungen der Membran kann man zwar oft noch sehen, hören kann man sie allerdings schon nicht (mehr). Die als Untergrenze angegebenen 80 Hz schleppen schon einen Abfall von 15 dB auf den Schultern mit sich herum und darunter wird es dann erst recht zappenduster. Ab ca. 100 Hz kann man mit dem gebotenen Leben und zumindest der Oberbass ist wieder anwesend.

Der gesamte Mittenbereich klingt bis hin zu den mittleren Höhen eigentlich sogar einigermaßen gut (in dieser Preisklasse) und ausgeglichen, was für die verwendeten Chassis spricht. Das Peak bei ca. 3,2 KHz lässt die Lautsprecher aber oft lauter scheinen, als sie es in Wirklichkeit sind und führt damit auch zur Überbetonung vieler Vocals. Man bekommt dann in einigen Situationen sogar schon so eine Art Bahnhofslautsprecher-Feeling.

Die Musikwiedergabe der üblichen Radio-Mucke ist erträglich, wenn auch nichts für angehende Musikliebhaber. Vor allem der fette Pappsound lässt keinen Zweifel aufkommen, dass der echte Bass am Ende eigentlich fast komplett fehlt. Tja, und Klassik? Mangelnde Pegelfestigkeit ist für den Dynamikumfang vieler Orchesterwerke die Nahtod-Erfahrung schlechthin. Ein Pianissimo geht im Netzbrumm unter und beim Finale Furioso entfleucht das vorlaute Fortissimo zerschreddert in die akustischen Jagdgründe. Bei fast allen anderen Genres im E- und U-Bereich sieht es kaum vorteilhafter aus.

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Als eher unauffälliges Nebenher-Beschallungs-Gerät ist das Impact hingegen bestens geeignet und auch für Dinge wie Skype & Co passt die Klangcharakteristik besser als bei so manchem Oberklasse-Boliden. Deshalb sehen wir das Impact auch eher als einfache akustische Desktop-Nahrungsergänzung, wenn es für die hochgeschätzte Sekretärin in der Firma oder auch den Filius Kevin-Klaus mehr als nur ein USB-Brüllwürfel sein darf.

Pro Kontra
– sehr kompakt und leicht
– stabiler MDF-Korpus
– akzeptable Eingangsempfindlichkeit
– gute Hochtöner
– abnehmbare Kabel
– relativ hoher Preis
– kratzempfindliche Front
– Lautsprecher ungeschützt
– Netzbrumm mangels Glättung
– zu geringe Ausgangsleistung
– nur ein Eingang

Fazit

Der Preis stimmt so einfach nicht. Während der Korpus noch solider Presspanplatten-Barock ist und auch die Chassis noch recht gut in die angepeilte die Preisgruppe passen, kann die verbaute Technik einschließlich der Endstufen dann nicht mehr überzeugen. Abgesehen von der fehlenden Glättung der Restwelligkeit hinter der simplen Gleichrichterbrücke ist es vor allem die fehlende Ausgangsleistung, die eine bessere Bewertung verhindert

Mit ganzen zwei Watt für beide Kanäle in der Summe kann man in dieser Preisklasse keinen mehr hinterm Ofen hervorlocken, das muss man wirklich so deutlich scheiben. Mit nur etwas mehr Aufwand hätte man locker Leistungen mit bis zu 3 Watt Sinus pro Kanal realisieren können, ohne finanziell einen Herzkasper bei der OEM-Rechnungslegungsparty erleiden zu müssen.

Wir sehen das Produkt auf Grund der schlechten Elektronik bei ca. 25 bis 30 Euro, aber eben nicht bei den aktuell geforderten 43 Euro Straßenpreis.

Großer PC-Audio-Vergleich

Wer sich über vergleichbare oder komplett anders eingepreiste Soundsysteme informieren möchte, der sei natürlich auch auf unser „Audio-Roundup: 2.0- und 2.1-Soundsysteme im Vergleichstest“ verwiesen, in dem man das Speedlink Impact dann neben vielen weiteren Produkten ebenfalls wiederfinden kann.

Wie wir Lautsprecher, Headsets und Geräuschemissionen in unserer eigenen Semi-Anechoic-Chamber messen, das erfährt der interessierte Leser im Grundlagenartikel „Tom’s Hardware intern: So testen wir Lautsprecher, Kopfhörer und Geräuschemissionen“. Viel Spaß beim Weiterlesen!

Abschließend noch die wichtigsten technischen Daten im Überblick:

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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