Kühlung Lüfter Testberichte

Noctua NF-A14 FLX im Test in der Messkammer- Referenz für unsere Reviews und die Datenbank der 140-mm-Lüfter

Lüfter-Messkammer und Anspruch

Und da es aktuell keine Quelle gibt, die realitätsnahe und verwertbare Daten auch im Vergleich bietet, haben wir Einiges an Zeit sowie Geld investiert und unter Beratung eines Kühlgeräteherstellers einfach eine eigene Lüfter-Messtation entwickelt und dann auch kalibriert. Hier hat der Kollege Pascal Mouchel ganze Arbeit geleistet und das Ergebnis als Modell „Sarkophag I“ kann sich mittlerweile durchaus sehen lassen. Der schwere und massive Korpus aus dicken MDF-Platten ist verschraubt, verleimt und schalldämmend ausgekleidet. Wie das alles funktioniert und was wir letztendlich messen können und was nicht, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Mittlerweile hat sich das meiste, auch mit viel gutem Feedback aus der Community und der technischen Hilfestellung durch einige Industriepartner, richtig schön materialisiert. Das, was wir ab jetzt messen können, genügt natürlich nur semi-professionellen Ansprüchen, auch wenn alle Messgeräte aufwändig und kostenintensiv kalibriert wurden. Aber das reicht für alle Bereiche dessen, was den PC-Selbstbau und -Umbau betrifft, allemal aus. Wir sind natürlich keine Normierungsgesellschaft oder der TÜV, versuchen aber alles so so genau wie möglich zu messen, was noch im einigermaßen bezahlbaren Rahmen bleibt.

 

Messkammer mit Schallpegel-Kontrolle (Messung erfolgt separat)

 

Tests als Gehäuselüfter und auf Radiatoren

Aktuell stellt sich ja immer die Frage, welche Charakteristik so ein 120- oder 140-mm-Lüfter wirklich besitzt. Nicht jedes Modell eignet sich auf allen Radiatorstärken und so mancher vermeintliche Kraftprotz büßt auf Radiatoren so viel an Druck ein, dass er kaum noch als geeignet zu bezeichnen ist. Die Angaben zu Volumenstrom („Durchsatz“) und statischem Druck in den Datenblättern helfen da dann auch nicht weiter, wenn etwas auf einem Slim-Radiator noch gut funktioniert und bei einem 45-mm-Radiator bereits komplett versagt.

Auf dem Bild sehen wir die mittlere Trennwand zwischen den beiden Kammern, die den Lüfter und auch den Radiator trägt. Entkopplung wird natürlich groß geschrieben und bei der Berechnung des Volumens für die Kammern hatten wir dankenswerter Weise fachmännische Hilfe. Jede der Kammern ist zudem zweckmäßig mit Noppen-Schaumstoff ausgekleidet und materialtechnisch so ausgelegt, dass es kaum noch störende Einflüsse gibt.

Die hinter dem Lüfter liegende „Bienenwabe“ wurde uns von Black Noise und dem Kühlungs-Hersteller empfohlen. Dadurch sind alle Kühler gleich gut eingebunden, weil jeder über einen anderen Austrittswinkel verfügt und genau das hiermit kompensiert werden kann. Durch die Bienenwabe gibt es jedoch keine Abrisskante und der Luftstrom ist direkt zum Auslass gerichtet.

Radiatoren und Lüfter werden mit einer eigenen Klemmvorrichtung entkoppelt und festgeschraubt. Auf dem Bild sieht man sehr schön die improvisierte Klemme mit dicken Unterlegscheiben und Dämmmaterial als Unterlage. Die Steuerung erfolgt über eine durch uns gekaufte Aquaero von Aqua Computer, so dass wir die Lüfter sowohl per Spannung (DC) oder auch per PWM regeln und testen können. Gebraucht wird beides, denn viele Lüfter, das wissen Einige nicht, lassen sich bei reiner Spannungsreglung gar nicht an die Unter- und Obergrenzen des Drehzahlbandes bringen und zeigen auch sonst noch Anomalien, über die wir an passender Stelle etwas schreiben werden.

Volumenstrom

Den Volumenstrom messen wir am Ausgang der zweiten Kammer, wo die Luft ausgeblasen wird. Dieser Bereich ist durch Vergleichsmessung im Messaufbau des Kühlgerätepartners relativ genau abgedeckt, so dass unser testo 410i jetzt recht verlässliche Resultate an die elektronische Messdatenerfassung liefert, die sich mit den Referenzdaten der professionellen Messung recht gut decken. Wichtig ist hier nicht der Preis des Equipments, sondern es sind die zweckmäßige Positionierung und die genaue Kalibrierung mit Reihen an Vergleichsmessungen.

Statischer Druck

Die Messung des statischen Drucks erfolgt wie üblich als Differenzdruckmessung. Dazu wird der spezielle „Napf“ so aufgeklemmt, dass er luftdicht abschließt. Auch hier wurde natürlich mit geliehenem, professionellem Equipment nachgemessen und zeitaufwändig kalibriert. Für diese Messung nutzen wir ebenfalls mit dem 510i ein selbst erworbenes Gerät von testo und sammeln die Daten zudem drahtlos ein.

Geräuschemission

Die Messung des Geräuschpegels ist etwas tricky, funktioniert aber in den Abendstunden am Messort ganz gut. Wir haben uns für dBA bzw. dBC entschieden, weil Werte unterhalb von einem Sone mit noch bezahlbaren und kalibrierten Equipment kaum verlässlich erfasst werden können und die Software-Umrechnung diverser Softwareprogramme in diesem niedrigen Bereich eher verwirren und ungenau werden. Dann doch lieber dBA, zumal die meisten etwas damit anfangen können. Der Messabstand beträgt 50 cm zur Mittelachse des Lüftereingangs.

Wir gehen bei diesen Messungen zwei Wege. Zum Einsatz kommt für Schnell- und Plausibilitätstests ein durch uns nachträglich nach ISO kalibriertes Voltcraft SL 451, dessen Mikrofon wir entkoppelt vom Korpus platziert haben. Die Erfassung der Daten erfolgt außerhalb der Messkammer. Das Voltcraft SL 451 wurde uns dankenswerterweise von Conrad Elektronik unkompliziert zur Verfügung gestellt. Es ist auch die einzige Komponente, die nicht durch uns selbst erworben wurde. Alle anderen Messgeräte samt Zubehör und Elektronik wurden durch uns gekauft bzw. aus privaten Beständen gestellt.

Zu unseren eigenen Anschaffungen gehört auch ein kalibriertes Messmikrofon mit XLR-Anschluss und rauscharmen USB-Interface. Die Messungen erfolgen in den Abend- und Nachtstunden im ländlichen Raum, so dass man mit einem Grundpegel von unter 26 dB(A) bereits recht zufrieden sein kann. Da alles beim Messaufbau mit 50 cm Abstand sowieso darüber liegen wird, sollte das also kein Problem sein.

Wir haben auch das Feedback der Community aufgenommen und für jede Messung das Frequenzband ausgewertet, so dass man nicht nur die SPL-Werte (Schalldruck) in dB(A) erhält, sondern auch noch eine schöne Frequenzanalyse, die den Klangcharakter perfekt zu beschreiben hilft. Lager- oder Motorgeräusche, Vibrationen oder die Abrissgeräusche am Rotor – alles wird damit gnadenlos sichtbar.

Auf bestimmte Details und Lösungsansätze werden wir in diesem Artikel nicht näher eingehen, denn es steckt durchaus auch noch etwas fremdes Knowhow in diesem Aufbau und so manches würde für den Normalverbraucher wohl auch zu weit führen. Wer sich dafür interessiert und so etwas nachbauen möchte, kann sich natürlich gern bei uns melden. Das gilt auch für alle, die noch Anregungen und Hinweise einbringen möchten, denn wir stehen noch ganz am Anfang und können auch noch korrigieren oder erweitern.

Was wir messen und wie das Ergebnis dann aussieht, das seht Ihr auf der nächsten Seite anhand eines exemplarisch herausgesuchten Lüfters, der jedoch alles andere als unsere Referenz ist. Genau die suchen wir nämlich noch 🙂

Testaufbau  
Gehäuse / Messkammer Zweikammer-Messaufbau mit Schallisolierung
Volumenstrom und Strömungsgeschwindigkeit testo 410i (kalibriert)
Differenzdruckmessung testo 510i (kalibriert)
Schallpegelmessung Voltcraft SL 451 (Conrad, Dauerleihstellung, kalibriert), Messmikrofon Class 2 und XLR USB-Interface, Smaart 7
Drehzahlregelung und Lüftersteuerung Aqua Computer Aquaero 6 Pro
Inbetriebnahme März/April 2021

Kommentar

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ipat66

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1,357 Kommentare 1,355 Likes

Jetzt bin ich aber wirklich gespannt auf den Arctic P14 PWM PST...
Da dieser bis 1700 rpm dreht,wird der Volumenstrom (wenn man es seinen Ohren antun
möchte) wahrscheinlich höher ausfallen.

Vielleicht wäre er prädestiniert als Allrounder fürs Gehäuse und für
140x280 WK-Radiatoren.
Diese wären dann den 360'ern in der Theorie etwas überlegen?
Leiser und platzsparender,wenn die Breite des Gehäuses passt...

Vielen Dank fürs anfixen....
Diese Lüftertestreihe ist wirklich eine gute Idee und sehr unterhaltsam...:)

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ssj3rd

Veteran

218 Kommentare 155 Likes

Huch, dachte immer der A12x25 schlägt sie Alle, inklusive der 140mm Fraktion.

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Martin Gut

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7,783 Kommentare 3,577 Likes

Nun wird es richtig interessant. Die beförderte Luftmenge dieses 14 cm-Lüfters ist in den meisten Situationen 1.5 mal höher und meist ist er doch leiser als der 12-cm-Lüfter.

1000 RPM oder 12000 RPM an einem Radiator scheint dem Lüfter aber nicht so zu passen. Da ist er etwa so laut wie der 12er bei 2000 RPM, bringt aber weniger Leistung.

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Arcaras

Mitglied

64 Kommentare 22 Likes

Beim überfliegen des Artikels hab ich nicht wirklich eine Antwort darauf gesehen, deshalb mal in die Runde gefragt: gibt es eigentlich herstellerseitig keine halbwegs genormten Tests für die Lüfterlautstärke? Wenn Noctua selbst einen Wert von max. 19,2 dBA angibt, hier im Test aber 39,6 dBA gemessen werden kommt man sich schon wenig verschaukelt vor. Die 2 Modelle, die ich mal gekauft hatte, kamen mir auch sehr laut vor, dafür dass sie eigentlich recht leise sein sollten (wobei das ja auch eher ein subjektiver Eindruck sein mag).
Misst Noctua da einfach aus 1km Entfernung mit einer Kartoffel die Lautstärke oder übersehe ich da eher grundsätzlich etwas (von einem "leicht" anderen Messaufbau mal abgesehen)?

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ipat66

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1,357 Kommentare 1,355 Likes

Zwischen 900 und 1050 rpm werden sogar nur 13,8-16,4 db angegeben....
Das sind schon erhebliche Unterschiede im Vergleich zu den hiesigen Ergebnissen!

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Igor Wallossek

1

10,198 Kommentare 18,815 Likes

dB und dB(A) sind zwei verschiedene Einheiten. Die dB werden meist offen ohne Einbau und mit 1m Abstand im Freifeld gemessen. Realitätsfremd.

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ipat66

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1,357 Kommentare 1,355 Likes

Das Ganze erinnert mich an die total realitätsfremden Verbrauchsangaben bei PKW's...
Hauptsache die angegebenen Werte sehen gut aus!

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Igor Wallossek

1

10,198 Kommentare 18,815 Likes

Selbst die millionenschwere Chamber von FSP kommt nicht unter 15dB ground noise. Da sind dann noch ganz andere Investitionen nötig. Ich befürchte, viele Chinesen machen das im Differenzverfahren und geben nur die Differenz zwischen Lüfter aus und an als Wert aus. Kann man bei reinen dB durchaus so machen, aber das wirkt schon strange, wenn man die Hintergründe nicht kennt. 1 Meter Abstand... Ja.

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amd64

1

1,103 Kommentare 670 Likes

Deshalb IgorsLAB! :D

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Arcaras

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64 Kommentare 22 Likes

Also auf der Packung von Noctua steht auch dBA, bzw. dB(A). Ist das auch etwas anderes?

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Pascal TM-Custom

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Was wir hier machen ist absoluter Praxis Test Hersteller müssen sich an gewisse Gesetze/Normen halten um Produkte in Umlauf zu bringen darunter auch Genormte Test aufbauten.
Lüfter werden meist in einem Komplett Großvolumigen Raum, Freihängend und entkoppelt (Federn) Frei im Raum aufgehängt und dann aus 1 Meter Entfernung gemessen.
Daher diese niedrigen Zahlen beschiss ist das an sich ja nicht aber es ist völlig Realitätsfremd. Das was wir hier machen ist absolut Praxis bezogen und Simuliert denn tatsächlichen Einbau. Natürlich gibt es hier auch nochmal unterschiede da jedes Case anders aufgebaut ist.

Aber auch hier kann ich wieder Stolz sagen das uns die Hersteller Lob aussprechen für diese Tests und es sogar Hersteller gibt die uns gegengetestet haben und klar sagten das unser Test absolut Passt.

Das macht mich bzw Uns schon sehr stolz.

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Arcaras

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Ah, also gibt es tatsächlich genormte Tests. Nur ist die Norm fernab jeder Normalität 😅.

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Igor Wallossek

1

10,198 Kommentare 18,815 Likes

dBA Angaben ergeben nur dann einen Sinn, wenn man auch die Messbedingungen kennt (Abstand, Einbauweise)

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Martin Gut

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7,783 Kommentare 3,577 Likes

dBA oder dB(A) sind unterschiedliche Schreibweisen für die selbe Pegelbewertung. Wenn nur dB steht, sind die Lautstärken nicht Höhenabhängig bewertet. Wenn hinten ein anderer Buchstabe steht, dann ist die Bewertung anders.

Aber wie gesagt ist damit weder die Distanz noch die Umgebungsbedingungen definiert.

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Dummbatz

Veteran

293 Kommentare 90 Likes

Das ist aber auch bei anderen Normen auch so.

Mit Real Live nicht viel zu tun.

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Martin Gut

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7,783 Kommentare 3,577 Likes

Da hast du recht. Man muss nicht nur anschauen, welche Resultate ein Test zeigt, sondern welche Werte für die eigenen Anwendungen etwas aussagen. Wenn man mit etwas dauernd arbeitet, weiss man irgendwann, worauf man achten muss.

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Pascal TM-Custom

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1,122 Kommentare 1,361 Likes

dem stimme ich zu Mittlerweile hör ich recht gut raus ob mit dem Lüfter etwas nicht stimmt oder ich nochmal bissel Korrigieren muss.

Ich hör das inzwischen ob der Lüfter nicht ganz aufsitzt oder ob da was klackert jeh mehr ich damit Arbeite umso mehr lerne ich dabei. Auch abriss Geräusche erkenne ich man mag denken ist ja nur Lüfter aber da sind viele Finessen dabei.

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RAZORLIGHT

Veteran

355 Kommentare 262 Likes

Schöner Test, bin gespannt wie sich der Scythe 140mm Kaze Flex als Gehäuselüfter schlägt, ist anscheinend ein Geheimtipp als Gehäuselüfter.

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Pascal TM-Custom

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1,122 Kommentare 1,361 Likes

Uns wurde gerade bestätigt das wir Samples von Scythe bekommen :)

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Danke für die Spende



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