Man kann ja nichts leaken, was es schon längst gibt und man kann auch nichts testen, was nicht kurzfristig beschaffbar ist. Deshalb geht mein expliziter Dank an die PCGH, die mir ihren doppelten Hasen freundlich zur Verfügung gestellt hat, da mein gepulster Grafikhoppler mal wieder im Zoll festgeklebt war. Und mein Wochenende geht an den Nitro-geschwängerten goldigen Ersatz-Hasen bzw, das -Kaninchen, je nach Sichtweise des Konsumenten. Das wird zwar mal wieder kurz und knapp, aber es sollte reichen, um festzustellen, ob AMDs neuer Lepus Aureus ein echter Wolf im Hasenpelz ist oder doch nur eine hohle Schokoladenfigur, die jahrezeitkonform unters Volk getrieben wird und welche dann unter der Last der Steckdose leise im Abendwind dahinschmilzt. Und als kleiner Treppenwitz nebenher: Am Freitagabendnachmittag stieg dann mein Puls noch einmal, als auch die eigentlich avisierte Karte eintraf. Ob der Zoll keine Lust mehr am Daddeln hatte und was Anderes gefunden hatte, keine Ahnung.
Somit ist mein Wochenende mal wieder gerettet, die Familie ist sauer und ich heize jetzt erst mal das Lab. Draußen sind null Grad und die Gefahr, das der heißgeliebte Kaffee schneller kalt wird, als man Mops sagen kann, ist nur zu real. Doch was teste ich da eigentlich? In den dunkelsten Ecken des Internets, wo die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn so dünn ist wie die Garantie auf eine übertaktete Grafikkarte, wurde eine Ankündigung gemacht, die das Herz jedes selbsternannten Technik-Gurus höher schlagen ließ. AMDs „Golden Rabbit Edition“ (GRE) ihrer RX 7900, wird wohl bald auch für den normalen Endkunden in breiter Front kaufbar. Diese Sampels wurden aber für die Tester auf nur wenige Exemplare weltweit limitiert, jedes einzelne versehen mit der verbalen Signatur eines berühmten, aus einem Cartoon entlehnten Hasen – eine rechtliche Grauzone, die so breit war wie der Grand Canyon.
Unter den wenigen Auserwählten, die das Glück hatten, eine dieser mysthischen Karten zu ergattern (wenn auch anfangs mit Hilfe einer anderen Redaktion), befand auch ich mich. Damit ist man aber plötzlich kein einfacher Sterblicher mehr, nein, der Hardware-Tester in einem wird zum digitalen Gladiator. Und es bleibt nur bis Montag Zeit. Das Problem? Man hatte bereits Pläne. Ambitionierte Pläne. Ich wollte das Wochenende mit etwas verbringen, das ich schon lange nicht mehr gekannt hatte – einem sozialen Leben.
Aber wie das Schicksal so spielt, wurde genau dieses soziale Leben schneller abgesagt als ein unpopuläres Internet-Meme. Mit einem Seufzer, packte ich die Grafikkarte aus, deren Anblick so blendend war, dass ich kurz überlegte, ob ich nicht doch lieber Schweißer hätte werden sollen. Die Installation war weniger ein technisches Unterfangen als vielmehr ein Akt des Glaubens, während im Hintergrund eine Playlist mit traurigen Violinen lief. Und was macht so ein Häschen nun zum Kultobjekt?
Wenn man fies wäre, würde man es als eine Expedition ins Absurde sehen. Die Lüfter der Karte springen nämlich nur an, wenn ich eine bestimmte Folge eines bestimmten Hasen-Cartoons abspiele. Zudem strahlt die Karte in einem beeindruckenden Goldton, allerdings nur dann, wenn ich ein Hasenkostüm trage. ich hoffe, dass mein Fazit nicht so ausfällt, wie z.B. „Die AMD RX 7900 Golden Rabbit Edition ist weniger eine Grafikkarte und mehr ein teures Stück Metall, das zufällig auch Spiele rendern kann. Perfekt für jeden, der zu viel Geld hat und gleichzeitig einen tiefen Einblick in die Sinnlosigkeit des Daseins gewinnen möchte.“ Aber da lasse ich mich natürlich gern überraschen.
Und sonst so? Ich lerne mal wieder zwei wichtige Lektionen an diesem Wochenende: Erstens, dass das echte Leben aus Sicht gewisser Firmen komplett überbewertet ist, und zweitens, dass man niemals, unter keinen Umständen, eine vergoldete Grafikkarte in der Nähe seines Selbstwertgefühls lagern sollte. Denn man weiß nie, wann die Realität vorbeischaut, um es mitzunehmen. Oder so ähnlich. Also happy testing…
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