Mass Effect ist so eine Sache, die kann auch ganz schnell persönlich werden, wenn man das Genre mag und sich an die gern geopferten Nächte in den Jahren 2007, 2010 und 2012 erinnert. Ich hatte den ersten Teil sogar letztes Jahr im Original noch einmal rausgekramt und auf meinem Retro-PC angezockt. Allerdings habe ich es schnell wieder aufgegeben, denn das richtige Feeling von damals wollte sich einfach nicht wieder einstellen. Und ehe man sich seine Erinnerungen zerstört, dann lässt man es besser.
Denn es ist eine wirklich gut durchdachte und auch nahezu perfekt erzählte Story, auch heute noch, und es spielt sich genau so, wie sich auch sehr gute Bücher lesen. Das war fast immer glaubhaft, sehr logisch konstruiert und dazu extrem detailliert umgesetzt. Die Atmosphäre stimmte, die Charaktere auch, es gab immer wieder tolle Quests für nebenher und etwas Humor fehlte auch nicht. Commander Shepard war über Jahre so etwas wie mein digitaler Begleiter und damals mussten sich viele Spiele an der Trilogie von Bioware messen lassen. Oft ohne Erfolg. Und dann kam das Remaster, über das ich heute einfach mal schreiben muss.
Es ist ein Remaster, kein Remake, das muss ich voran stellen. Mit allen Vor- und Nachteilen. Der Vorteil ist sicher, dass man genau das erhält, was man auch kennt und erwartet, nur in schöner und ohne böse Überraschungen bei der Story sowie dem Feeling. Denn optisch konnte vor allem der erste Teil eigentlich nur gewinnen. Das sah im Vergleich zu aktuellen Titeln einfach nur noch angestaubt, grobpixelig und doch matschig aus. Bei einem Remake läuft man schnell Gefahr, dass im Übermut des Umbaus auch inhaltlich Einiges gebotoxt wird oder Dinge ohne Not dazuerfunden werden, die dann störend wirken.
Den erste Dämpfer erhält man beim Download, denn man lädt weit über 100 GB Daten herunter, auch wenn man vielleicht nur erst mal den ersten Teil spielen möchte. Das ist nicht jedermanns Sache und hätte sicher auch besser gelöst werden können, indem man die Teile 1 bis 3 als eine Art optionalen DLC eingebunden hätte, denn der Launcher für die drei Spiele steht ja als eigenständiges Programm noch einmal darüber. Ohne Launcher keine Programmauswahl. Hier hat man eine große Chance vertan, auch die eines einheitlichen Settings-Menüs und der Übersicht über den Versions-übergreifenden Fortschritt.
Dass ich mir hier den ersten Teil fürs Review herausgepickt habe liegt einfach daran, dass es der im direkten Vergleich auch am meisten veränderte Teil ist und das Ganze eh exemplarisch betrachtet werden muss. Die Pixeltapeten sind sehr gut gelungen, denn weil ich es in Ultra-HD spiele, sieht man am Ende wirklich jeden Ausrutscher. Hier passt das schon. Der Sound geht auch in Ordnung, nur die Synchronität von Sprache und Mimik ist auf dem Niveau von 2007 stehen geblieben. Das betrifft übrigens nahezu alle Animationen bis hin zum Laufen durchs Gelände und die etwas albern wirkende KI. Alle sehen immer noch so aus, als hätten sie einen dicken und langen Stock verschluckt.
Auch die schon epische Nicht-Steuerbarkeit des Mako hat sich kaum gebessert, was ich so absolut nicht verstehen kann. Ist es denn wirklich so schwer, die Bewegung einfach mal auf zwei Achsen zu verteilen, wenn man einen Controller nutzt? Ich habe mir hier wieder meine eigene Datei rausgekramt, bei der ich den Controller über ein Drittprogramm mit Tastaturbefehlen frei belegen kann und die ich mir als Preset aufgehoben hatte. Das ist der erste schlechte Eindruck, denn ich sogar richtig persönlich nehme. Die komplett bescheuerte Steuerung des Mako ist wirklich legendär und war seinerzeit auch Gegenstand vieler Hass-Threads in den einschlägigen Foren. Passiert ist hier leider fast nichts. Chance vertan, schade.
Dafür wird man schnell wieder entschädigt, weil die Story nichts an ihrem Reiz eingebüßt hat. Ja, ein Remake ist kein echtes Remaster und Vieles ist genauso altbacken geblieben, wie das Original nach heutigen Maßstäben spieltechnisch daherkommt. Aber man hat wenigstens nichts verschlimmbessert, sondern Hand an Charaktere und Texturen gelegt. Viele Meshs sind feiner geworden, die Pixeltapete hochauflösender. Die Immersion stimmt immer noch und nach der ersten Stunde möchte man eigentlich gar nicht mehr aufhören. Die Sucht ist dann nämlich fast noch die gleiche, auch das muss man fairerweise noch erwähnen.
Die Settings, auch für die Grafik, hat man kaum angepasst oder erweitert, es also alles noch der naturbelassene Sauerteig von damals. Das kann man kritisieren, muss man aber nicht. Gefehlt hat mir eigentlich nichts und das ist gut so.
Der Vorteil dieser eher naturbelassenen Aufhübschung ist die dafür benötigte Hardware, die fast schon im Einstiegsbereich landet. Mass Effect: Legendary Edition läuft quasi auf jedem übertakteten Toaster und weit davon entfernt, Hardware zu fressen. Das ist auch eines der Dinge, die man erwähnen muss, denn viele aktuelle Spiele sehen kaum besser aus, spielen sich auch nicht besser, benötigen jedoch einen deutlich potenteren PC.
Um einigermaßen in der Vergangenheit zu schwelgen, habe ich hier meine gute alte GTX 580 wieder rausgekramt und weit über 300 Watt zur Aufbesserung des Raumklimas investiert. Zusammen mit einem historischen Intel Q6600 bei aufgeblasenen 4 GHz auf einem legendären DFI Lanparty mit X38 Chipsatz und dem guten alten ADATA-RAM, hatte ich auch sonst noch eine schöne Rückblende auf das, was damals hätte möglich sein können. Es ist nämlich auch auf diesem System noch absolut gut spielbar!
Unter uns: der Teil Zwei ist aus meiner Sicht noch besser gelungen (das war er damals schon), Teil Drei als Ausklang erst mal so lala, aber immer noch in der Kategorie “Nimmt man auch gern mit”. Ich bin etwas hin- und hergerissen, denn die Erwartungen waren hoch. Doch man muss auch fair bleiben, denn das Spiel wurde als Remaster ja nur aufpoliert, nicht wirklich neu auf die Beine gestellt. Dafür ist nämlich so ziemlich alles gut gelungen. Gut, bis auf den Mako, aber da kann man sich ja selbst helfen.
Und wisst Ihr was? Ich gebe jetzt ausnahmsweise sogar mal eine Art Kaufbefehl! Falsch kann man damit nämlich nichts machen und verschlimmbessert wurde auch nichts, im Gegenteil. Wer Mass Effect kannte und liebte, der darf hier gern in Erinnerungen schwelgen. Hinsetzen, eintauchen und noch einmal spielen. Wer es noch nicht kannte: letzte Chance, eines der besten Fortsetzungs-Projekte aller Zeiten für sich neu zu entdecken. Das war damals schon wegweisend. Spielspaß hat man, dafür tun jetzt beim Remaster die Augen nicht mehr so weh. Und an den Mako gewöhnt Ihr Euch auch noch. Versprochen!
Auf den nächsten Seiten habe ich Euch noch die Screenshots des ersten Teils angehängt, denn es ist durchaus sehenswert. Und genau damit entlasse ich Euch jetzt in die anstehenden Feiertage, vielleicht ist ja auch Mass Effect: Legendary Edition für Euch mal eine gute Alternative zum grauen Regenwetter draußen.
- 1 - Persönliches Fazit: Kann und muss man mal wieder spielen!
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