Einer schönen Frau verzeiht man als Mann ja so Einiges, aber gilt das auch für die Technik? Ich bin ja eigentlich eher so ein Fakten-Mensch, der notfalls auch mit einem offenen Drahtverhau leben kann, wenn die Leistung stimmt. Und dann kommt da so ein Teil, das sieht auch noch richtig gut aus. Doch kann der Sennheiser GSX 1000 bei den akustischen Werten auch genauso punkten, wie bei der Optik? Und was ist mit der Funktionalität? Testen wir doch einfach mal…
Sennheiser richtet sich mit dem GSX 1000 eindeutig an Gamer, nicht an Audiophile. Das betont der Hersteller immer wieder, wenn es ums Produkt geht und das kann man durchaus auch als Wink mit der Zaunlatte verstehen, wenn es nicht gleich der ganze Pfahl sein soll. Aber Vorurteile sind nicht mein Ding und so teste ich das alles natürlich mit dem nötigen Abstand und der Achtung vorm Produkt. Denn eines hat mich schon einmal überzeugt: man benötigt keine extra Treiber, alles läuft zu 100% mit Plug and Play. Top.
Lieferumfang und Firmware-Update
Der GSX 1000 kommt zusammen mit einem USB 2.0-Kabel, Sicherheitshinweisen und einem Quick-Start-Manual zum Kunden, das Handbuch muss man sich allerdings dann doch selbst herunterladen. Was man allerdings kritisieren muss ist, dass nicht alle wichtigen Funktionen auch im Quick-Starter erfasst sind, denn mit nur einem Blatt mehr hätte man sich auch das recht überschaubare Handbuch sparen können. Der Quick-Starter verweist übrigens für Firmware-Updates auf die Sennheiser-Homepage. So weit, so logisch.
Das zumindest könnte man denken, aber unter GSX 1000 findet man dann nur das Handbuch und die Sicherheitshinweise, mehr nicht. Wie erklärt man einem Normalkunden, dass er zunächst unter Surround Dongle Downloads das All-in-One Firmware-Tool suchen, herunterladen und installieren muss? Dazu gibt es im Quick-Starter leider keinerlei Informationen. Ein Blindtest mit drei Personen stellte alle drei vor exat dieses logische Dilemma, denn wer schaut schon in der Treiber-Ecke, wenn er explizit ein Treiber-loses Produkt kauft?
Und was soll man sagen, man lädt sich das Update-Tool herunter, um zunächst erst einmal eben dieses Tool erneut updaten zu müssen… Finde den Fehler. Hat man sich dann nach einigen Minuten nach allen Setups, Updates der Updates und Neustarts endlich vorgearbeitet, steht der Nutzung des Sennheiser GSX 1000 eigentlich nichts mehr im Wege. Eigentlich, denn überall läuft er dann doch nicht. PC, Notebooks, Surface und Win-Tablet laufen, aber an einer Playstation 4 hat man am Ende weniger Glück, guckst Du.
Haptik, Optik und Bedienkonzept
Quadratisch, praktisch gut? Das Äußere ist quasi die Schokoladenseite des GSX 1000 und somit schwingt er sich zumindest optisch schon mal zum Ritter des Desktops auf. Haptisch ist das Ganze eher Mittelmaß, denn ABS bleibt ABS und bis auf den Ring des Touchpanels ist alles brav in Form gegossenes schwarzes Plastikgranulat. Ansonsten besteht das ganze Teil aus Touchflächen ohne Ende.
Die Bedienung erfolgt über ein großes Touchpanel und ist, hat man die Symbolik und Gliederung kapiert, auch frei von Rätseln. Allerdings ist hier die Handbuchlektüre erste Bürgerpflicht, denn zumindest die Optionen zu den einzelnen Punkten sind erklärungsbedürftig. Das gilt auch für die vier Sensorflächen in den Ecken der Oberseite und mir ist es beim beidhändigen Hochhalten in die Kamera nicht nur einmal passiert, dass ich damit den Reset der Konfiguration auf den Werkszustand erzwungen habe. Ok, selbst schuld.
Ich habe das untenstehende Bild auch mit Absicht so gemacht, wie sich der GSX 1000 nach 10 Minuten des Testens dann offenbart: als Fingerabdruckskartei allererster Güte. Da wäre ein Mikrofasertuch im Lieferumfang eigentlich das Mindeste gewesen. Aber ok, Schwamm drüber. Oder besser so ein Tuch. Als Brillenträger leidet man an sowas ja Gott sei Dank wenigstens keinen Mangel.
Das Konzept ist recht gut durchdacht, denn alle Funktionen werden im GSX 1000 realisiert und die Settings auch abgespeichert. Was im Detail alles wie und womit ausgelöst wird und funktioniert, darf sich der ambitionierte Leser gern aus dem unten eingebetteten Handbuch entnehmen, denn das führt hier jetzt im Detail dann doch etwas zu weit. Trotzdem muss ich noch etwas zum Funktionsumfang schreiben, der es durchaus in sich hat. Kommen wir deshalb erst einmal zum Rein und Raus.
Der USB-Anschluss versorgt den GSX 1000 nicht nur mit Energie, sondern dient gleichzeitig auch als Datenanschluss. Dabei funktioniert der GSX 1000 als eigenständiger DAC und Verstärker, einschließlich des kompletten Sound Processings. Neben dem Mikrofoneingang, dessen Signal über ein internes Filter (Noise Reduction, kann man gut finden oder nicht), gibt es zwei Ausgänge für Kopfhörer und Lautsprecher, die sich per Touch einfach umschalten lassen.
Die Chat-Funktion mit dem Regeler an der rechten Seite ist auch nice. Die Angabe der technischen Daten ist allerdings fast schon eine Zumutung und ich habe die Kopie der Webseite (einschließlich möglicher Rechtschreibfehler) eingefügt, um den inhaltlichen Leerstand zu verdeutlichen:
Man gibt einen imaginären Klirrfaktor an, aber ohne Angabe einer Ausgangsleistung oder der Ausgangsspannung, sowie der dazugehörigen Impedanzen? Nutzlos und überflüssig. Und es war exakt der Punkt, wo ich beschlossen habe, das Teil durch den Messaufbau im Labor zu jagen. Mit dem fast schon zu erwartenden Ergebnis, denn ich schätze mal, es gibt im GSX 1000 keinen separaten Amp, sondern nur das, was der DAC-Chip eh liefert. Doch dazu gleich mehr. Außerdem fehlen mir Angaben zum verbauten Wandler und den Abtrastraten.
Der GSX 1000 hat aber auch sehr Positives zu vermelden, denn die eingebaute Surround-Lösung ist besser als das, was ich von Creative, Razer oder den ganzen C-Media-Lösungen der Billig-Headsets gehört habe. Soviel muss man dem Produkt dann auch fairerweise zugestehen, obwohl ich eigentlich nicht auf solche Skillverstärker stehe und einen guten Stereo-Klang bevorzuge. Denn eines ist ja auch klar: es ist nichts anderes, als das betrügen des Gehirns mit seinen eigenen Hörerfahrungen.
Legt man an beide Kanäle ein identisches Sinussignal von 1 KHz mit gleichem Pegel an, dann ergibt sich hier zwischen Stereo- und 7.1.-Modus ein interessantes Bild, bei dem man sieht, wie ein Kanal sowohl phasenverschoben, als auch beim Pegel etwas leiser dargestellt wird. Das ändert sich dann beim Umschalten zwischen den Surround-Modi, wo man sich für die Standortbevorzugung (Rear / Front) entscheiden kann (Tiefen-Positionierung im Raum). Über den Hall (Reverb) schreibe ich allerdings besser nichts, denn das ist alberner Spielkram und verschlechtert die Ortung dramatisch.
Bevor ich jetzt beim Test auf der nächsten Seite ins Detail abgleite, habe ich hier schnell mal noch das versprochene Handbuch eingebettet. Der Rest steht dann auf Seite 2 dieses Reviews. Umblättern bitte, es lohnt sich!
GSX1000_UserGuide_A03_1017_SP19_version1_INT
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