Arbeitsspeicher Praxis System Testberichte

JEDEC vs. Intel DDR5 Specs – Timings tRRD_S, tRRD_L, tFAW und tRTP im Benchmark-Praxistest mit Alder Lake

tRTP / tRDPRE erklärt

Das Timing tRTP wie es von JEDEC genannt wird, gibt es so tatsächlich bei Intel Speichercontrollern gar nicht. Stattdessen gibt es das tRDPRE Timing, das effektiv aber nur eine andere Abkürzung für die Beschreibung der selbe Funktion ist. Nach einem Lesevorgang muss eine Reihe und die zugehörige Bank und Bank Group nämlich wieder deaktiviert und dabei geladen werden, damit sie später wieder aktiviert und gelesen werden kann. Dieser Vorgang heißt Precharge und wird vom Timing tRP gesteuert. tRTP bzw. tRDPRE definiert nun, wie viel Zeit zwischen dem Ende des Lesevorgangs und dem Deaktivieren und Laden vergeht. Auch hier ähnelt das Prinzip wieder einer „Verschnaufpause“ nach dem Lesevorgang, ehe die Bank Group wieder in den Ausgangszustand versetzt wird.

tRTP wird im offiziellen JEDEC Dokument für DDR5 so definiert, dass der minimale unterstützte Wert das Maximum aus 12nCK (Anzahl Taktzyklen) oder 7,5 ns ist. Hierfür ist dann natürlich die Taktrate relevant, um bestimmen zu können, ob 12 Taktzyklen länger sind als 7,5 ns. Für DDR5-4800 ist die tatsächliche Taktrate bekanntlich 2400 MHz – DDR = Double Data Rate. 1 nCK entspricht damit also 1 s / 2400000000 oder auch 4,16 e ^ -10 s. 12 Stück davon sind entsprechend 5 e^-9 s oder 5 ns. Das Maximum aus 12 nCK und 7,5 ns sind also bei DDR5-4800 7,5 ns.

Anders herum lässt sich dies auch wieder zurück in Taktzyklen umrechnen, um den minimalen Timing-Wert zu ermitteln, der gemäß JEDEC supportet ist. Hierfür teilen wir einfach die 7,5 ns durch die Dauer eines einzelnen Taktzyklus und runden dies auf die nächste Ganzzahl. 7,5 e^-9 s / 4,16 e^-10 s = 18,02. Somit liegt der niedrigste, gemäß JEDEC unterstützte Wert für tRTP bei DDR5-4800 eigentlich bei 19 und nicht bei 12.

Was sagt nun Intel dazu? Nichts, denn genau genommen spezifiziert Intel das Timing überhaupt nicht. Stattdessen übernimmt das andere Timing tRDPRE effektiv diese Funktion. Entsprechend kann man auch bei den meisten Mainboards im BIOS tRTP auf Auto belassen und den Wert stattdessen via tRDPRE steuern, womit teilweise niedrigere Werte möglich sind, aber das nur am Rande. Intel spezifiziert in ihrer Dokumentation gar keine effektiven Zeiträume, sondern lediglich eine Anzahl an Taktzyklen. Im Fall von tRDPRE ist der unterstützte Bereich 4 – 32.

Wenn wir dies zur Referenz wieder in Nanosekunden für DDR4-4800 umrechnen, landen wir bei 1,67 ns bzw. 13,312 ns und damit mit dem Minimum deutlich unter dem JEDEC Standard. Ein Maximum gibt JEDEC übrigens gar nicht an. Um das nochmal für DDR5-4800 zusammenzufassen: Intel spezifiziert ein Minimum von 1,67 ns, während JEDEC ein Minimum von 7,5 ns definiert. Das ist ein krasser Unterschied, der mit steigenden Taktraten nur noch größer wird, da der JEDEC Wert fix ist, der Intel Wert aber invers proportional mit der Taktrate schrumpft. Aber was bringt nun die meiste Performance? Auch das haben wir mit mehreren Abstufungen für den Timing Wert ertestet.

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RedF

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4,664 Kommentare 2,553 Likes

Danke : ). Gerne mehr.

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Ghoster52

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1,408 Kommentare 1,064 Likes
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Phoenixxl

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158 Kommentare 120 Likes

Beiträge über RAM Timings sind definitiv Beiträge bei denen man etwas lernt.

Praktisch relevant sind sie halt nur für wenige, da das Verhältnis von Aufwand, Nerven (Abstürze, Instabilitäten) und Nutzen für die meisten einfach nicht gut ist.

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TGH1978

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55 Kommentare 25 Likes

Super Artikel - Vielen Dank!

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Ghoster52

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1,408 Kommentare 1,064 Likes

Es ist dennoch lehrreich und erweitert den Horizont...
Dumm sterben kann man später immer noch. Duck und weg. :LOL:

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F
Furda

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663 Kommentare 370 Likes

Sehr interessant und lehrreich, danke.
Ich gehöre zur verschwindent kleinen Gruppe, die grossen Wert auch auf solch' vermeintlich irrelevanten Details legt, daher sehr gerne bitte mehr!

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Thy

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1,843 Kommentare 744 Likes

Die Thematik ist durchaus interessant, danke für die Einführung. Man kann nie genug über RAM wissen.

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meilodasreh

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572 Kommentare 284 Likes

Wenn es in Bereiche geht, wo es im Ergebnis im Grunde nur noch um kleinste Nouancen geht, dann stellt sich mir auch immer die Frage, ob man nicht eine gewisse Bauteilstreuung mit berücksichtigen müsste.
Sprich: lässt sich aus so einem Test überhaupt eine allgemein gültige Aussage ableiten?
Oder würde der Einfluss der "sub sub sub timings" in einer anderen hardware-Konfiguration (Mainboard, RAM) vielleicht in eine andere Richtung ausschlagen, bzw. sich so nicht bestätigen!?
Der Vollständigkeit halber bzw. als Kontrollgruppe müsste man meiner Ansicht nach das Ganze auch nochmal mit a) einem zweiten baugleichen Setup (zweites baugleiches Board und zweites baugleiches RAM kit) und b) mit einem weiteren setup (anderes vergleichbares Board und RAM-kit, mit gleichen Leistungsdaten aber andere Type/Hersteller) durchlaufen lassen.
Nur so als Gedankenanstoß. Andererseits aber wohl die Mühe nicht wert, das wirklich so zu machen.
Mir reicht als Ergebnis des Ganzen ohnehin die Aussage, daß das insoweit alles Plausibel ist, wenn auch nicht bis ins Detail streng wissenschaftlich nachgewiesen. Immerhin reden wir hier wie gesagt nur um Nouancen...ob es stimmt oder nicht, ist im Ergebnis eh für 999 von 1000 Personen praktisch irrelevant.
Interessant auf jeden Fall mal wieder, wenn auch wirklich "schwere Kost"!

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Xaver Amberger (skullbringer)

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