Update vom 15.08.2020
Nach dem letzten Patch 1.0.1 von gestern hat man zumindest die sporadischen und nervigen Abstürze einigermaßen in den Griff bekommen, das passt also mittlerweile. Eine erste Analyse der Binaries zeigt auch, dass ganz offensichtlich sehr viel Debug-Code (man hatte hier wohl auf einen Remote-Debugger gesetzt) entfernt wurde. Ich hatte auf insgesamt 6 sehr unterschiedlichen Systemen versucht, irgendein reproduzierbares Verhaltensmutser zu erkennen, jedoch vergeblich.
Am Ende konnte man nur feststellen, dass das Spiel mit älteren und AMD-CPUs besser lief und auch fast nie abstürzte, wenn Karten verbaut waren, die maximal D3D12 mit Feature Level 12_0 und nicht 12_1 schafften. Bis auf diesen nach wie vor für das Gebotene zu hohe Hardwareauslastung kann man es also inzwischen spielen, unangenehme Hänger und Ruckler mal außen vor. Die müssten allerdings auch noch raus, dann wäre es zumindest vom Feeling her ein tolles Spiel. Look muss noch nicht mal sein, solange man nicht ständig dem Desktop Hallo sagen muss.
Horizon Zero Dawn Complete Edition for PC – Patch 1.01 is now available from horizon
Originalartikel vom 13.08.2020
Vollpreisspiele, die zudem mit ordentlich Vorschusslorbeeren bedacht wurden, sollten eigentlich auch zum Start bereits einigermaßen stabil laufen. Egal, ob es wie im Fall von Horizon Zero Dawn nun ein PS4-Konsolenport ist, oder etwas neu Entwickeltes. Dafür gibt es Dinge wie Qualitätsmanagement und simple Tests, die zumindest für ein gewisses Minimum gefühlter Laufruhe sorgen. Nun ja, könnten. Eigentlich wollte ich in aller Ruhe benchmarken, das Spiel fair bewerten und es dann für mich in meiner recht knappen Freizeit auch mal durchspielen, aber es war kaum möglich, auch nur mal 20 oder 30 Minuten am Stück im Spiel zu bleiben, ohne dass es während der lästigen Zwischensequenzen oder einfach so sporadisch beim Laufen oder Rumstehen crashte. Dump inklusive.
Aktuelle Treiber, ausreichende Hardware – ich habe es auf insgesamt 6 sehr unterschiedlichen Systemen getestet, dazu unzählige Grafikkarten gewechselt, das Fehlerbild war am Schluss aber immer das gleiche. Das Problem geht also tiefer und liegt mit großer Wahrscheinlichkeit schlicht und ergreifend am schlampig portierten Code. Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder verhaltensauffällige Exemplare eines missratenen Qualitätsmanagements, aber so etwas wie Horizon Zero Dawn sucht wirklich seinesgleichen. Fass, Boden, ausschlagen und so. Man muss das wirklich erlebt haben. Nicht.
Wenn man sich dann (als Programmierer) die unzähligen Dump-Files des Crash-Reports ansieht, dann kann einem nur Angst und Bange werden. Massenweise Null-Pointer, Aufruf fiktiver Dateien und Bibliotheken, die es überhaupt gar nicht gibt und diverse andere Nachlässigkeiten machen dieses Spiel im jetzigen Zustand zur Beleidigung eines jeden, der dafür sein hart verdientes Geld geopfert hat. Es ist auch kein einheitlich reproduzierbares Fehlerbild, sondern es scheint eher, als hätte man den Quellcode ziemlich grobschlächtig und voll automatisiert portiert. Mit allen Nachteilen, die sich aus so einer Arbeitsweise ergeben. Und man hat es sicher auch nur auf einer sehr beschränken Anzahl von Rechnerkonfigurationen getestet. Denn es sind Fehler, die so häufig und geballt auftreten, dass mir keiner sagen kann, dass niemand der Macher das bemerkt haben will.
Dabei ist das Spiel, wenn es denn mal ausnahmsweise läuft, eigentlich noch nicht einmal schlecht und die Handlungsstränge einschließlich aller möglichen Nebenquests sind alles in allem wirklich recht unterhaltsam. Optisch ansprechend ist das Spiel übrigens auch. Wäre da nicht immer die Angst vorm digitalen Todesstoß von außen, denn das mit dem Speichern geht so einfach auch nicht. Und mal im Ernst, das ständige Ablaufen schon mehrfach angefangener Quests nervt auch, wenn die Speichermöglichkeiten so weit auseinander liegen. Das ist eher was für Demenzkranke, grillt aber jegliche Spannung mit einer Geste von Nonchalance.
Genau deshalb muss ich, bevor ich jetzt zu den Benchmarks übergehe, ausnahmsweise eine explizite Kaufwarnung aussprechen. Bevor das Spiel nicht grundlegend gepatcht wurde, kann man es nicht guten Gewissens einfach so empfehlen, geschweige denn selbst mit Vergnügen durchspielen. Es ist eine riesige Baustelle und Ansammlung luschig hingerotzter Code-Fragmente. Durch einen ganz offensichtlich hoffnungslos überforderten Parser gejagter Quellcode, der immer wieder die gleichen Fehlermuster aufweist, zeugt das alles von purer Gewinnmaximierung und Missachtung der Konsumenten, nicht aber von der Liebe zum Job. Das muss man wirklich so hart formulieren.
Benchmarks mit Speicherhunger
Horizon Zero Dawn frisst RAM wie eine neunköpfige Raupe. Vor allem den nicht nachrüstbaren Grafikspeicher, denn allein unter Full-HD sind es schon fast immer über 7.5 GB, mit der bösen Tendenz nach oben. Unter Ultra HD und mit allen Reglern rechts sind es dann schon stellenweise 17 bis 18 GB auf einer Titan RTX, also bunter Irrsinn in Tüten. Die Folge sind dann fiese Nachladeruckler, vor allem bei kleineren Karten, die sogar schon unter WQHD und auf einer GeForce RTX 2080 Ti auftraten. Optisch ist das natürlich ein Leckerbissen, aber es wirkt ab und an wie fieses Daumenkino.
Als Benchmarkszene nutze ich diesmal NICHT den eingebauten Benchmark, der zwar ewig läuft und nett aussieht, aber am Ende viel zu hohe FPS-Werte ausgibt und damit den Hardwarehunger des Spiels, vor allem außerhalb der eng bebauten Flächen, sehr offensichtlich kaschiert. Mit den realen Situationen im Spiel hat das absolut nichts zu tun. Die Vegetation ist auf Wunsch mehr als nur üppig und eine echte Bremse. Das erinnert mich fast schon ein wenig an Crysis, wo der Held automatisch stoppte, wenn er eine Gebäude verließ und man es zuvor in den Settings bei der Qualität etwas mit den Reglern übertrieben hatte. Das Bild oben zeigt die Testszene, bei der ich die Protagonistin im Stealth-Mode mittels eines Trainers einfach durch die Landschaft samt tieferstehender Sonne traben lasse. Die Tageszeit ist ebenfalls festgetackert. Passt also.
Das Testsystem nutzt einen übertakteten Ryzen 9 3950X auf einem MSI X570 Godlike mit 64 GB DDR4 3600, um auch wirklich alle Speicherengpässe auszuschließen. Ich habe mir die Tests der höheren Auflösungen gekniffen, denn allein schon aufgrund der ewigen Instabilitäten, sind mehr als 8 Stunden Benchmarks für so ein Spiel eine Zumutung allererster Güte. Es ist zwar ärgerlich, aber kaum zu realisieren, solange man nicht mit einem üppigen Festgehalt einfach so seinen Tag tiefenentspannt abarbeiten kann.
Damit schließe ich diesen Tests auch etwas eher ab als geplant, denn es gibt Wichtigeres im Leben als ein unfertiges Spiel. Das muss man einfach so hart formulieren. Da helfen auch keiner Treiber-Updates oder Hot-Fixes. Das Spiel gehört komplett überarbeitet. Patch incoming? Hoffen wir es mal.
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