Ich hatte ja bereits im Artikel “Warum sich Hersteller mit AMD-Notebooks schwer tun, AMD sich gern selbst ein Bein stellt und die blaue Verschwörung gar keine ist” angerissen, warum sich die Notebookhersteller bei AMDs CPUs und APUs im mobilen Bereich noch so zurückhalten. Warum man sich bisher jedoch nicht wirklich dazu durchgerungen hat, die beliebten Ryzen der 4000 H-Serie mit potenten NVIDIA-Grafikkarten zu kombinieren, werde ich gleich noch erklären, denn das ist ein völlig anderes Thema. Zudem stehen ja auch noch die neuen Ampere-Chips in Lauerposition, die genau dieses Problem noch verstärken dürften.
Und wieso jetzt eigentlich Klemme? Intel wird in diesem Jahr zwar noch mit Tiger Lake im Notebook-Bereich starten, wohl aber nur mit maximal 4 Kernen (8 Threads). Für einen potenten Gaming-Laptop ist das natürlich erst einmal nichts. Also könnte man ja als OEM nun einfach geneigt sein, dann doch zu einem Ryzen 4000 “Renoir” greifen und Intel damit so richtig einseifen? Genau das wird allerdings auch nicht so einfach gehen, denn AMD begibt sich mit der “Renoir”-APU völlig unnötig in ein selbstauferlegtes Bandbreiten-Limit, das in der gebotenen Form eigentlich sogar zu vermeiden gewesen wäre.
Man weiß allgemein, dass eine mobile Ryzen 4000 APU nur über PCIe Generation 3.0 verfügt und mit 20 “benutzbaren” Lanes ausgestattet ist. Solange man für die Grafik wenigstens 16 Lanes nutzen könnte, wie oft kolportiert, würde das ja noch gehen. Mir ist es allerdings gelungen, mal ein intern genutztes Blockschaltbild zu besorgen, das genau zeigt, dass die dGPU lediglich mit PCIe 3.0 x8 angebunden ist, was in Full-HD schon bei Karten oberhalb einer 2060 Super zu messbaren Bandbreitenlimitierungen führen kann. Man sieht es anhand der Aufteilung in 8 + 4 + 4 +4 , dass es einfach keine Chance gibt, diesen Flaschenhals irgendwie abzufangen oder zu umgehen.
Womit sich der Kreis wieder schließt. Ein Gaming-Laptop mit einer leistungsstärkeren GeForce RTX hätte heute schon mit unnötigen Limits zu kämpfen. Interne Versuche einiger Notebook-OEMs gehen von ca. 3% bis 5% Verlust aus, wenn man lediglich eine GeForce RTX 2070 verbauen würde. Wohlgemerkt als Notebook-Ableger mit deutlich reduziertem Power Limit. Aktuell wären das z.B. 115 Watt für eine RTX-Karte, wobei Ampere leistungsmäßig sicher noch deutlich zulegen dürfte. Sowohl bei der Performance und auch der erlaubten Leistungsaufnahme, denn es sollen dann kurzzeitig sogar bis zu 140 Watt zur Verfügung stehen. Dann aber stünde eine solche APU auf verlorenem Posten.
Außerdem würden sich durch die steigenden Limitierung auch die schnelleren und auch teureren Grafik-Chips nicht mehr deutlich genug voneinander absetzen können. Und nun? Intel hat wohl in 2020 nichts Neues mit mehr als 4 Kernen und AMDs APU schafft es bei der Bandbreite nicht, Ampere standesgemäß zu befeuern. Somit bleibt den OEMs also vorerst wohl nur Comet Lake H übrig. Dass sich Intel hier bei den Notebooks wohl noch einmal glücklich mit einer alten CPU retten kann, liegt also kurioserweise an AMD selbst und nicht an Intels Ingenieurskunst.
Die aktuellen “Renoir”-APUs für den Desktop besitzen trotz PCIe 3.0 gegenüber den Chiplet-CPUs der Ryzen 3000 Reihe diverse Vorteile wie ein monolithisches Design und einen höheren Fabric-Takt, sowie insgesamt 24 Lanes. So schreibt AMDs Robert Hallock auch noch einmal explizit von diesen voll nutzbaren Lanes für die AM4-Version. Womit man recht simpel 16 Lanes für die GPU-Anbindung reservieren kann, was aktuell auch noch ausreichend ist. Das belegt zudem das Blockschaltbild des Chips. Womit sich allerdings einmal mehr die Frage stellt, wieso man den mobilen Chip künstlich so beschnitten hat. Effizienzgewinn?
Über “Cezanne” kann man natürlich nur spekulieren, allerdings hört man aus OEM-Kreisen ebenfalls noch von PCIe 3.0. Das wiederum wäre dann eine arge Enttäuschung, ist aber bisher zumindest in keiner Form bestätigt worden. Man muss und darf diese Geschichten natürlich alle nicht überdramatisieren, denn es ist ja immer noch eine APU mit dem Schwerpunkt für den Einsatz zusammen mit der integrierten Grafik. Und genau das funktioniert ja, wie wir mittlerweile wissen, ganz vorzüglich. Nur die Gamer werden wohl noch eine Weile lange Zähne machen müssen oder auf ein Notebook mit Desktop-CPU zurückgreifen. Denn die gibt es ja mittlerweile auch.
Quelle: eigene
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