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Eine leise Pumpe für Gigabytes GTX 980 Ti Xtreme Gaming Waterforce | Retro vor 5 Jahren

Eigentlich hat Gigabyte mit der GTX 980 Ti Xtreme Gaming Waterforce fast alles richtig gemacht, denn die Performance und die Übertaktbarkeit haben uns - wie schon anderen Kollegen internationaler Medien, die ebenfalls ein Exemplar ergattern konnten - ...

Eigentlich hat Gigabyte mit der GTX 980 Ti Xtreme Gaming Waterforce fast alles richtig gemacht, denn die Performance und die Übertaktbarkeit haben uns – wie schon anderen Kollegen internationaler Medien, die ebenfalls ein Exemplar ergattern konnten – wirklich überzeugt. Wäre da nicht die surrende und pfeifende Begleitmusik gewesen, die einem das Pixel-Festival glatt verderben konnte. Kennt Ihr noch die FuryX von AMD und deren Pfeifen auf dem letzten Pumpen-Loch?

Wir hatten den Test der Karte eigentlich zeitgleich zu den anderen Medien fest eingeplant und werden ihn doch erst in Kürze veröffentlichen können. Der Grund liegt im Produkt – oder besser einem Teil des Ganzen – verborgen, denn auch Gigabyte hat sich – wie zuvor schon AMD – von Cooler Master beraten und beliefern lassen. Sicher hätte man das Produkt negativ bewerten und wie die anderen die Sache einfach als gegeben abhaken können, aber da wir auf Nachfrage bestätigt bekamen, dass die eigentliche Massenproduktion erst noch gestartet wird, haben wir versucht, das Qualitätsproblem mit Gigabyte gemeinsam anzugehen.

Wir bitten um Verständnis, dass wir einige durchaus pikante Details aus der internen Kommunikation zwischen uns, Gigabyte und Cooler Master als Zulieferer der Kühleinheit nicht veröffentlichen können, aber der aufmerksame Leser wird sicher auch so aus dem Kontext seine Schlüsse ziehen. Betrachten wir also zunächst den Teil der Karte, der die Ursache des Problems ist.

Nachdem wir Gigabyte unsere Messergebnisse samt  internem „Videobeweis“ geschickt hatten, stießen wir zunächst auf überraschte Gesichter der Mitarbeiter des Gigabyte-Entwicklerteams (R&D). Ähnlich wie bei AMDs frühen R9 Fury X-Modellen neigten nicht alle Karten zum extremen Fiepen und auch bei den hörbar fiependen Karten gab es noch deutlichere Unterschiede untereinander. Gigabyte konfrontierte darauf in einem ersten Schritt Cooler Master mit den Ergebnissen, wobei man dort der bemerkenswerten Meinung war, es ließe sich alles ganz einfach durch den bloßen Austausch des Controller-Chips lösen; man müsse die Kühleinheit ansonsten nicht ändern. Wirklich?

Da wir aufgrund der Erfahrungen mit der Pumpe auf der Fury X (und den aufgedeckten, wahren Gründen für das Pfeifen), bereits sehr misstrauisch geworden waren, haben wir uns das endgültige Modell aus der nun auf Gigabytes Drängen hin nochmals abgeänderten Massenproduktion besorgt und erneut zerlegt. Die Unterschiede sind gravierend und beziehen sich auch nicht nur auf den Chip, so dass wir diesen Vorgang nach längerem Überlegen doch öffentlich dokumentieren wollen. Das geschieht auch, um Gigabyte vor einem möglichen Image-Schaden zu bewahren, der durch die ersten Reviews mit den vorigen Modellen durchaus hätte entstehen können.

Allein der Vergleich der auf der Pumpe aufgedruckten Label lässt dann ahnen, was hier eigentlich verbaut wurde. Betrachtet man nämlich die Seriennummern, dann erkennt man, dass zwischen der ersten und der neuen Pumpe über 1,1 Millionen produzierte Einheiten liegen! Da die Pumpen auf der R9 Fury X und der Waterforce absolut baugleich (und somit ein Modell) sind, lässt der große Unterschied der Seriennummer den möglichen Umkehrschluss zu, dass hier womöglich Reste verbaut wurden, die man eigentlich nach dem Desater mit der Fury X wohl besser entsorgt hätte.

 

 

Mal abgesehen davon, dass beide Label aus einem unterschiedlichen Drucker stammen, dürfte auch die Produktionslinie mittlerweile eine andere sein. Einmal misstrauisch geworden, haben wir beide Kühleinheiten genauer miteinander verglichen, um noch mehr mögliche Unterschiede zu finden. Beginnen wir beim Heatsink, den Cooler Master – bei der R9 Fury X schlau geworden – nunmehr mit vier Einweg-Schrauben versieht, die eine Demontage (ohne Spezialwerkzeug) unmöglich macht.

Die Veränderung in der Pumpe haben wir uns von Gigabytes R&D mittlerweile auch bestätigen lassen, bei der wirklich der andere Controller-Chip zum Einsatz kommt, den Coolermaster seit geraumer Zeit auch auf der R9 Fury X zu nutzen scheint. Betrachten wir nun den freigelegten Heatsink:

Heatsink der alten Pumpe

Heatsink der
alten Pumpe

Heatsink der neuen Pumpe

Heatsink der
neuen Pumpe

 

Im Heatsink der neuen Pumpe findet sich nunmehr eine eingravierte Beschriftung, die früher (auch bei der Fury X) noch fehlte, was auf eine deutlich abgeänderte Produktion hinweisen sollte. Doch auch der Aufbau der Kühlereinheit hat sich verändert, wie wir leicht erkennen können:

Alte Kühlereinheit
Alte Kühlereinheit

 

So rutscht die eine Verbindungsbrücke zwischen Heatsink und VRM-Kühler weiter nach unten und die Verarbeitungsqualität der Kanten und Oberflächen ist gestiegen. Die Heatpipe besteht zudem möglicherweise aus einem leicht modifizierten Kompositmaterial.

Neue Kühlereinheit
Neue Kühlereinheit

 

Fazit

Mal wieder ertappt – anders kann man es leider nicht umschreiben. Wobei in diesem Fall der Schwarze Peter, wie schon dei AMDs R9 Fury X, eindeutig an Cooler Master gehen muss, die es ganz augenscheinlich einfach erneut probiert haben, Reste buchhalterisch vorteilhaft wiederzuverwerten. Der einzige Vorwurf, den man an Gigabyte richten kann, ist der, dass das Qualitätsmanagement nicht gegriffen hat, weil man sich auf die Überprüfung von nur einer Karte verlassen hat und ansonsten wohl auch viele ältere Mitarbeiter beschäftigt, die den hohen Pfeifton in ihrer gewohnten, recht lauten Arbeitsumgebung gar nicht erst wahrnehmen konnten.

Unser Verdienst beschränkt sich am Ende darauf, Gigabyte so lange hartnäckig drangsaliert zu haben, bis sie ihrerseits Cooler Master in die Pflicht genommen und zudem gleich noch einen neuen Arbeitsplatz geschaffen haben, der nun mit jungen und motivierten Ohren für (noch) leisere Produkte sorgen soll (und wohl auch wird). Wir haben zudem die Aussage aus der Distribution bekommen, dass keine Karten mit der alten Kühleinheit in Deutschland auf den Markt gelangt sind und dass alles, was sich aktuell in Auslieferung befindet, bereits die neue Pumpeneinheit trägt.

Das ist natürlich gut für den Kunden, jedoch auch etwas ärgerlich für uns, denn wir haben unser Review in weiten Teilen noch einmal schreiben müssen, so dass es nun endlich auch in wenigen Tagen veröffentlicht werden kann. Allerdings hält sich der Ärger in Grenzen, denn spannend war das Ganze allemal.

Kommentar

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T
Toacon

Veteran

340 Kommentare 133 Likes

"Eine leise Pumpe für Gigabytes GTX 980 Ti Xtreme Gaming Waterforce | Retro vor 5 Jahren"

Ich mag solche Rückblicke immer :)

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Stadtreiter

Veteran

210 Kommentare 170 Likes

Wieso "Retro"? Dank der schlechten Verfügbarkeit der 3080 und des Preissprungs bei der 2080ti spiele ich noch immer auf meiner 980ti, und das nicht mal besonders schlecht. Wenn das mal kein gutes Preis/Nutzungdauerverhältnis ist! :) Leider langweilt sich jetzt mein Zen3.

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a
asdkj1740

Mitglied

11 Kommentare 7 Likes

i miss this. i miss the old gigabyte, they were definitely not the best but at least they were kind of humble.
the msrp of 3080 xtreme waterforce is simply stupid, not to mention they messed up the amount of pcie 8 pin connectors.

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jo-82

Mitglied

54 Kommentare 21 Likes

Meine alte 980TI liefert mit einigen Abstrichen und Dynamic FidelityFX bei Cyberpunk immerhin gerade so flüssige 25 FPS @4K.

Neue Karte gibts erst wenn die 3080er mit 20 GB verfügbar sind.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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