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EarFun Air Review: In-Ears für knapp über 60 Euro im Praxis-Test und eine nicht so überraschende Erkenntnis

Der Hype umd die EarFun Air war, wohl auch auf Grund geschickt lancierter Reviews und Pressemeldungen, schon einigermaßen groß. Ein Paar Buds für den schmalen Taler mit sattem Klang und auch sonst guten Eigenschaften? Die Realität: ausverkauft und das Warten auf Nachschub. Das macht schon neugierig und eben auch etwas skeptisch zugleich. Umso erstaunter war ich, als man mir dann ebenfalls ein Review antrug, dass ich nach kurzem Überlegen auch zugesagt habe. Deshalb stammt das getestete Muster diesmal vom Hersteller und nicht aus dem Handel, was aber nicht heißt, dass ich mich in irgendeiner Form beeinflussen lassen werde.

Was mich an diesem Projekt jedoch eigentlich am meisten gereizt hat, das war der Preis. Wenn man auch nur einen Großteil dessen, was versprochen wurde, in der Realität wiederfände, spräche das durchaus für dieses Produkt und auch die Art des Marketings, denn für gute Buds zahlt man bei fast allen Anbietern zum Teil deutlich mehr oder man erhält schlicht und ergreifend akustischen Elektroschrott. Da ich diesmal aber keinerlei Risiko finanzieller Art eingehen musste, passte mir das also ganz gut in den Kram, so ehrlich muss man dann schon sein.

Lieferumfang und Unboxing

Gesagt, geliefert. Von Amazon, auch ok. Die Schrumpffolie habe ich entfernt und das Ganze einfach mal ausgepackt. Was bekommt man denn nun für die reichlich 60 Euro?  Die In-Ears, logisch, ein Lade-Case, das dazu passende Ladekabel, insgesamt vier Paar unterschiedlich große Ohrstöpsel zum Tauschen (eines davon vorinstalliert), sowie eine kurze Anleitung. Das Lade-Case ist übrigens recht groß geraten, was für einen mobilen Einsatz mindestens eine größere Hosentasche erfordert.

Die wiederum beulen allerdings verdächtig aus und es wirkt fast schon wie die oft kolportierte Keksrolle zum Auspolstern. Cojones und so. Aber – in den Box ist ein Akku verbaut, der die Buds unterwegs nachladen kann, wenn man sie darin transportiert. Und es gibt, quasi als Trost, einen USB-C-Anschluss samt Schnelladefunktion fürs Case und man unterstützt dabei sogar den drahtlosen Qi-Standard. Eine passende QI-Matte müsste man aber selbst mit ins Rennen schicken, die kostet also extra.

Die In-Ears selbst sind recht groß und wirken, wohl auch wegen der Kanten, etwas klobig. Trotzdem sind sie erfreulich leicht und relativ handlich, was durchaus gefallen kann. Das Äußere ist relativ schlicht und unauffällig, was kein Nachteil ist. Die dynamischen 6-mm-Treiber sitzen in einem einem spritzwassergeschützten IPX07-Gehäuse, was für den Regenschauer beim Joggen ausreichen sollte. Auf der Rückseite jedes Buds befindet sich dann jeweils ein Touch-Feld zur Steuerung, welches leider mit etwas Verzögerung reagiert und am Ende auch nur eine begrenzte Auswahl an Kommandos zulässt: Start/Stop, Lautstärke, Anrufannahme und das Starten der digitalen Assistenten. Den Rest muss man an der Quelle regeln.

Der Tragekomfort war übrigens erstaunlich hoch, wenn man erst einmal das richtige Ohrpolster aus Silikon gefunden hat. Man hält die 5 Stunden bis zum Verstummen durchaus durch, dann aber müssen die Teile spätestens ins Case zu Laden und die Ohren haben sich die Pause redlich verdient. Wir sehen auf dem Bild unten übrigens auch die drei Status-LED an den beiden Buds und dem Case.

Technik und Funktionalität

Das Pairing über Bluetooth 5.0 erfolgt einmalig nach dem Aufladen und dem Herausnehmen der Buds aus dem Case. AAC und SBC sind mit an Bord, das Noise Cancelling erfolgt über die verbauten Mikrofone und ist dabei einigermaßen präsent. Für einen Spitzenwert reicht es allerdings nicht. Die Sprachqualität, wenn man denn einmal telefoniert, ist eher unteres Mittelmaß, denn der Gegenüber hört einen zwar noch recht deutlich, aber es klingt etwas dumpf und muffig, egal, wie man die Buds nun ausgerichtet hat.

Die Sache mit den Latenzen ist da schon etwas ärgerlicher. Wer mit den Buds versucht, z.B. ein YouTube-Video zu schauen, wird enttäuscht sein. Denn der Held stirbt ohne Ton, während man den Schuss erst hört, wenn er bereits zu Grabe getragen wird. Gut, das ist jetzt etwas übertrieben, aber Lippensynchronität ist ein echtes Fremdwort ohne Chance auf eine Übersetzung. Das mit der Touch-Steuerung funktioniert ganz gut. Und was ist das mit der Intelligenz aus der Werbung? Nun ja, nimmt man einen der In-Ears aus dem Ohr, stoppt die Widergabe und steckt man ihn später zurück, läuft es weiter. Neu ist das nicht, aber es funktioniert.

Klang

Der Sound der EarFun Air ist meilenweit von echtem Hi-Fi entfernt, was beim Preis aber nicht verwundern sollte. Etwas Bass ist da, den man zwar am Smartphone per EQ noch etwas anheben könnte (wenn es die Software hergibt), der dann aber auch sehr stark zu Lasten der Pegelfestigkeit geht, die eh schon nicht allzu hoch ist. Der Oberbass ist noch ok, die unteren Mitten schwächeln jedoch deutlich. Das setzt sich dann etwas schwammig und unpräzise fort bis in den Hochton, der dann wieder einigermaßen sauber ans Ohr gelangt.

Es sind klanglich also reine Fun-Hörer für unterwegs, genießen kann man Musik damit eher nicht. Podcasts gehen jedoch ganz nett, die Stimmen passen also. Nur die große Bühne beim Abspielen von Musik fehlt fast komplett. Räumlichkeit und Tiefenstaffelung sind nicht so das Ding der EarFun Air.

Laufzeit und Aufladung

Ich bin fair und habe das mit der Laufzeit erst nach 10 Ladezyklen gemessen, denn die Buds mussten auch einen Langzeittest in der Familie überstehen. Fünf bis sechs Stunden sind bei moderater Lautstärke durchaus machbar, die angegebenen sieben Stunden habe ich auch mit eher dezenter Kammermusik nie erreichen können. Nimmt man das Case hinzu und entlädt die Buds nicht komplett (Re-Charge nach ca. 3 Stunden), kommt man immerhin auf 23 bis 25 Stunden, je nach Lautstärke und Genre.

Man kann die Buds auch leer saugen lassen und dann neu laden, dann reicht es für knapp 4 Akkuladungen. Danach ist aber alles leer und schreit energisch nach ca. 4 Stunden Aufladung an einem gescheiten Netzteil. Laden per QI kann durchaus etwas länger dauern, je nach Potenz der Basis. Aber sechs Stunden sollten auch da reichen.

Zusammenfassung und Fazit

Es gilt wie immer: You get what you paid for. Die EarFun Air tun, was sie sollen, ohne dabei negativ aufzufallen. Echte Highlights gibt es keine, Negativpunkte allerdings auch nicht. Wobei das mit dem QI ganz nett ist, weil man deutlich flexibler bleibt. Der Rest ist Durchschnitt, wie er im Buche steht. Die 60 Euro gehen voll in Ordnung, nur die Liefersituation ist etwas unklar. Mal kann man sie kaufen, mal nicht. Genau deshalb setze ich hier auch keinen Link, das Produkt lässt sich nämlich auch googeln.

EarFun-Air-Manual

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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