Audio Bluetooth Kopfhörer Testberichte

1More True Wireless ANC Review oder warum In-Ears im Test durchaus Spaß machen können (solange der Akku hält)

Nach diversen Einweg-Produkten teste ich heute mal 2-Wege In-Ears mit ANC in Form der 1More True Wireless ANC. Ich persönlich tue mich zwar immer etwas schwer mit solchen Reviews, aber die Neugier hatte letztendlich auch hier gesiegt. Durch Zufall günstig zu haben und in der Familie stets einen Abnehmer in Lauerstellung zu besitzen heißt auch, mal wieder spontan einkaufen, auspacken und testen. Wenn schon, dann kann man ja das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Aktuell sind diese Teile wieder ab 160 Euro zu haben, was nicht ganz billig, aber durchaus noch vertretbar ist. Teurer geht immer und billiger schnell kaputt.

Wer nicht weiß, wer hinter 1More aus Hong Kong steckt, dem darf ich verraten, dass es niemand anderes als Xiaomi ist. Die sollte eigentlich jeder kennen. Da ist es wie mit Toyota und Lexus. Butter-und-Brot-Erzeugnisse gegen etwas mehr Luxus. So auch hier, denn als Xiaomi wäre das mit dem Preis eher schwierig. Das nur mal am Rande, wobei eine Luxusmarke kein Makel ist. Im Gegenteil.

Lieferumfang und Unboxing

Gekauft, geliefert und entblättert. Die Schachtel ist wie üblich ausladend wie eine Rubens-Gazelle und für das Produkt im Prinzip auch etwas too much, aber egal, die Frau freut sich wie immer drüber. Im Inneren finden sich neben dem Lade-Case mit Akku und den beiden In-Ears ein etwas längeres USB A zu C Ladekabel, ein schwarzer Transportbeutel aus etwas miefigem Erdöl-Leder und vier Paar unterschiedlich große Silikonaufsätze sowie unterschiedliche Ear Tips (O-Ringe).

 

Das Case ist etwas schmaler gehalten und passt gerade noch so in die Hosentasche, trägt aber optisch immer noch ordentlich auf. Links- oder Rechtsträger? Man kann die Umwelt ja mal provozieren. Aber – in den Box ist ein 410 mAh Akku verbaut, der die 55 mAh Akkus der Buds unterwegs nachladen kann, wenn man sie im Case transportiert. Und es gibt als Rettungsanker ja auch noch den guten, alten USB-C-Anschluss samt Schnelladefunktion fürs Case. Außerdem unterstützt man sogar den drahtlosen Qi-Standard. Eine passende QI-Station müsste man aber selbst mit ins Rennen schicken, die kostet also noch einmal extra.

Die In-Ears in Carbon-Optik selbst sind nicht groß und wirken wegen der O-Clips etwas gewöhnungsbedürftig. Trotzdem sind sie erfreulich leicht, sehr handlich und sie fallen optisch nicht so auf, wie die üblichen Eletrozahnbürsten-Aufsätze aus der Kernobst-Boutique. Das gefällt. Das Äußere ist somit schlicht und unauffällig, was alles andere als ein Nachteil ist. Die sehr vorlauten 2-Wege-Treiber sitzen in einem einem einigermaßen spritzwassergeschützten Gehäuse. Auf der Rückseite jedes Buds befindet sich dann jeweils ein Taster zur Steuerung, der ganz gut funktioniert und auch taktiles Feedback gibt, aber am Ende auch nur eine begrenzte Auswahl an Kommandos zulässt: Start/Stop, Lautstärke, Anrufannahme und das Starten der digitalen Assistenten. Den Rest muss man an der Quelle regeln.

Der Tragekomfort ist gut bis sehr gut, wenn man erst einmal das richtige Ohrpolster aus der Sammlung gefunden hat. Man hält die 3-4 Stunden bis zum Verstummen durchaus durch, dann aber müssen die Teile spätestens ins Case zu Laden und die Ohren haben sich die Pause auch verdient. Der Sitz der Buds samt der O-Tips ist ganz nett, aber fürs Headbangen ist das echt nichts. Einmal zu hektisch genickt und der Bud schießt mit einer satten Parabel ab ins nirgendwo. Das wäre mal ein kleiner Kritikpunkt. Ich habe leider keine Tips gefunden, die wirklich einen zu 100% sicheren Sitz garantiert hätten.

Technik und Funktionalität

Das Pairing über Bluetooth 5.0 erfolgt einmalig nach dem Aufladen und dem Herausnehmen der Buds aus dem Case. Protokolle wie aptX und AAC sind mit an Bord, das Noise Cancelling erfolgt über die verbauten Mikrofone und ist dabei zumindest funktionell bemerkbar. Für einen Spitzenwert reicht es allerdings nicht, da reicht die Abdichtung am Ohr eigentlich auch aus und ohne spart man sogar signifikant Akkuleistung. Die Sprachqualität, wenn man denn einmal telefoniert, ist ganz gutes Mittelmaß und der Gegenüber hört einen auch recht ordentlich.

Die Sache mit den Latenzen ist da auch hier spürbar. Wer mit den Buds versucht, z.B. ein YouTube-Video zu schauen, wird die Lippen bewundern und enttäuscht sein. Die Lippensynchronität stimmt nicht  und kann auch nicht erzwungen werden, wie auch? Das mit der Tasten-Steuerung funktioniert hingegen ganz gut. Nimmt man einen der In-Ears aus dem Ohr, stoppt die Widergabe und steckt man ihn später zurück, läuft es weiter. Neu ist das nicht, aber es funktioniert.

Im Übrigen sollte man sich beeilen, wenn man die Buds aus dem Case nimmt. Da jeder Bud auch allein und einzeln als Master arbeiten kann, ist nach dem Connecten eines einzelnen Buds mit dem Smartphone kein Pairing mehr untereinander möglich, wenn man den zweiten erst nach einigen Sekunden herausnimmt. Das Pairing geschieht automatisch, wenn beide Buds entnommen wurden und erst dann wird das auch Smartphone verbunden. Ist man zu langsam, sprengt das Smartphone die traute Zweisamkeit der Buds. Das sollte man wissen, bevor man die Teile wegen angeblicher Aussetzer an die RMA schickt.

Die Buds besitzen zudem eingebaute Infrarotsensoren und nimmt man einen der Buds aus dem Ohr, dann pausiert die Wiedergabe. Werden beide herausgenommen, dann stoppt die Wiedergabe komplett und nach einigen Minuten schalten sich die Buds dann selbständig in den Standby. Nettes Feature, nur darf es nicht so viel Sonne sein, denn die Sensoren sind sehr empfindlich. Das kann man mit einer guten Taschenlampe ja mal testen.

Klang

Der Sound gefällt durchaus und ist fast schon typisch für solche Hörer Hi-Fi ist das nicht aber es ist ein gut ausgewogenes und eher warmes Klangbild mit weicher Klangfärbung bei den Grundtönen und einem kräftigen Bassfundament. Die Basspräzision ist irgendwie ok, die Mitten sind gut und die Höhen sind präsent, aber nicht sehr differenziert. Es sind klanglich also eher Fun-Hörer für unterwegs aber man kann auch Musik damit genießen, wenn man nicht zu hohe Ansprüche stellt. Die Tiefenstaffelung passt und die Pegelfestigkeit ist gut.

Viel mehr muss man dazu auch nicht schreiben, denn man wird damit den guten alten Bügelkopfhörer nicht ersetzen können. Aber man kann ihn gut ergänzen, was ja auch eine nette Erkenntnis ist. Ich würde allerdings nicht mit ANC hören, weil diese Funktion den Klangeindruck etwas plättet und die Brillanz grillt. Muffig wäre übertrieben, aber etwas schmalzig wird es dann doch.

 

Laufzeit und Aufladung

Ich bin fair und habe das mit der Laufzeit wiederum erst nach 10 Ladezyklen gemessen, denn die Buds mussten auch diesmal wieder den obligatorischen Langzeittest in der Familie überstehen. Vier bis fünf Stunden sind bei moderater Lautstärke und ohne ANC durchaus machbar, mit ANC wird es schon bei 3 bis 4 Stunden etwas eng. Die angegebenen sechs Stunden habe ich auch mit eher dezenter Kammermusik nie erreichen können. Nimmt man das Case hinzu und entlädt die Buds nicht komplett (Re-Charge nach ca. 3 Stunden), kommt man immerhin auf 10 bis 15 Stunden, je nach ANC, Lautstärke und Genre.

Man kann die Buds auch leer saugen lassen und dann neu laden, dann reicht es für knapp 3 Akkuladungen. Danach ist aber alles leer und schreit energisch nach ca. 3 Stunden Aufladung an einem gescheiten Netzteil. Laden per QI kann durchaus etwas länger dauern, je nach Potenz der Basis. Aber um die fünf Stunden sollten auch da reichen.

Zusammenfassung und Fazit

Für aktuell um die 160 Euro ist man deutlich günstiger unterwegs als mit dem Produkt vom Apfelmännchen. Das kann einen durchaus motivieren, den 1More True Wireless ANC eine Chance zu geben. Das ANC ist eigentlich überflüssig und schrottet nur die Laufzeit, wobei man es bei Telefonaten dann doch gebrauchen kann. Ansonsten ausschalten, dann klingt es auch besser. Und sonst? Klanglich geht das Gebotene für 160 Euro schon in Ordnung, da ist zwar noch etwas Luft nach oben, aber es lässt auch sicher viele Mitbewerber hinter sich.

Die Akkulaufzeit ist etwas knapp, da kann man sich nur durch das Abschalten von ANC über ein bis zwei Stunden mehr retten. Eine App gibt es leider nicht, aber da soll noch etwas kommen. Schauen wir mal, den kommen sollen und etwas wirklich zu haben sind meist zwei Paar Schuhe. Der Rest ist dann allerdings schnell erzählt, denn es gibt kaum Kritikpunkte, dafür recht bequem sitzende Ohrstöpsel, die nicht optisch auftragen. Das ist die gute Seite am Design, wenn man darauf steht. Kann man kaufen, muss es aber nicht.

EHD9001TA Manual 200129

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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