Obwohl mein Thema von den alten Hasen im PC Bereich seit Jahrzehnten in Foren gepredigt wird und oft der Ansatz jeglicher Lösung bei Leistungsproblemen ist, tauchen immer wieder die selben Fragen von weniger erfahrenen Nutzern auf. Die hoffe ich mit diesem Artikel auch auf unserer Profi-Plattform zu erreichen und vielleicht ist ja doch noch die eine oder andere Info für alle anderen dabei. Denn es geht um die Analyse, die zu erst gemacht werden muss, um ein Problem mit dem Computer zu bemerken und es auch klar zu identifizieren.
Nur wenn man weiß was das Problem entstehen lässt, kann man es auch gezielt lösen. Und gerade PCs sind mittlerweile ja so komplex, dass man ohne Struktur nicht weit kommt. Zwar gibt es auch besonders kniffelige Fälle an denen auch Experten sich den Kopf zerbrechen können, aber in diesem Artikel möchte ich die Basics abbilden, die in den allermeisten Fällen auch schon die Lösung sind. Viele Probleme sind nicht so kompliziert zu lösen wie sie zunächst scheinen, sie mit den richtigen Werkzeugen und Erfahrung oder einer Anleitung zu begreifen ist die eigentliche Hürde.
Am besten hat man natürlich keine Probleme mit seiner Hardware, aber um die im Zweifelsfall zu erkennen, sollte man regelmäßig ein paar Leistungsdaten abfragen und dabei ein zweckmäßiges Monitoring laufen lassen. Die dabei erhobenen Daten gilt es natürlich auch zu verstehen, wobei eine grobe Einordnung reicht und man sich bei hartnäckigeren Problemen nochmal Hilfe vom Experten dazu holen kann. Aber auch dem helfen dann schon die Messwerte.
Dokumentation, Zeugen, Eingangsmessung und Probleme
Kauft man z.B. einen neuen PC oder einzelne Teile, egal ob neu oder gebraucht, empfehle ich, nach einem Auspacken unter Zeugen und einer Fotodokumentation, stets auch unter Zeugen eine Eingangsmessung zu machen, um zu überprüfen ob die Hardware im Rahmen der Standardkonfiguration überhaupt läuft. Selbst wenn man schon plant seine Chips zu untervolten, oder zu übertakten und damit die originalen Verbrauchs-, Leistungs- und Temperaturwerte eh obsolet machen will. Die Eingangsmessung dient immer gut zur Orientierung und zeigt vielleicht schon Probleme auf, die man sonst erst später bemerkt und sie dann auch an der falschen Stelle vermutet hätte.
Bei einem Kunden von mir gab es starke Schwankungen bei den FPS in seinen Spielen und er tauschte darauf hin seine sehr schnelle, 3 Wochen alte GPU gegen das aller neuste Modell, was ihn verhältnismäßig viel Geld gekostet, aber nichts gebracht hat. Die Problematik blieb, bis er mich bat mir den Rechner anzusehen und schnell fiel mir auf, dass seine RAM Speicher nur mit 2133 MHz, statt 3800 MHz wie sie es gekonnt hätten, liefen. Der Systemintegrator von welchem er den Komplett-PC gekauft hatte, hatte einfach das XMP Profil nicht geladen und der Kunde hatte sich auf den beworbenen Service verlassen. Die GPU war also nie das Problem, denn er war im RAM- bzw. CPU-Limit gewesen.
Ein anderer tauschte alle seine Gehäuselüfter und seine CPU, weil ihm sein System zu laut und nicht schnell genug war. Bei den eigentlich guten, aber nicht überragenden Gehäuselüftern und der ausreichend schnellen CPU kam mir das seiner Beschreibung nach komisch vor, und so habe ich mir auch sein System nachträglich angesehen. Dabei fand ich raus, dass es ein Montageproblem des GPU Kühlers ab Werk gab und seine Karte innerhalb von 2 Sekunden 116°C auf dem HotSpot und 94°C als Durchschnittstemperatur erreichte. Die Karte lief also immer im Temperaturlimit und die Telemetrie der Karte hatte alle Mühe irgendwie Takt, Spannung und Leistungsaufnahme in das Temperaturfenster zu quetschen. Nur ca. 40% der erwartbaren Leistung brachte die Karte und dabei war sie laut. Auch hier hatte ein Systemintegrator keine umfangreiche Endabnahme vor der Auslieferung gemacht.
Seine Karte tauschten wir aus und erhielten für die neue Karte leider eine gebrauchte bzw. refurbished / aufbereitete Karte. Ihm wäre das nicht aufgefallen, doch schaut euch bitte nicht nur die Messwerte, sondern die Hardware selbst auch genau vor dem Einbau an. Am besten mit Zeugen und Aufnahmen vom Bauteil, damit ihr bei Schäden Recht bekommen könnt. Gegen eine aufbereitete Karte spricht erstmal nichts, sofern sie gleichwertig oder besser als die ausgetauschte Karte ist.
Diese war zwar neu, galt aber für den Händler schon als gebraucht durch seine wenige Tage dauernde Nutzung bis zur Erkennung des Problems. Die Karte die wir bekamen war nur leider beschädigt. Mehrere Schraubenköpfe waren sichtbar durchgedreht und es gab Lackmängel, womit es ganz klar Wertverlust beim Wiederverkauf gegeben hätte. Die Siegel waren noch auf dem Anpresskreuz, aber die lassen sich leicht fälschen oder erneuern, weswegen sie eigentlich keine Garantie dafür sind, dass die Karte noch nie geöffnet wurde. Eine so verbastelte Karte will praktisch keiner haben. Die Leistung dieser Karte passte im Benchmark, aber trotzdem ging sie zurück, da ihr optischer Zustand wenig vertrauenserweckend war. Nur weil ich darauf bestand, gab es dann eine dritte Karte und die war auch neu.
Das bei mir gegenüber dem Händler entstandene Misstrauen habe ich dann noch befriedigt, in dem ich die Seriennummer beim Hersteller eingereicht habe. Für die meisten sind diese Nummern kryptisch, aber tatsächlich enthalten sie ziemlich viele wichtige Infos. Die können bei der Einordnung, was man erhalten hat, helfen.
Vergleich mit ähnlichen Systeme aus seriösen Quellen
Den einwandfreien Betrieb überprüfe ich dann so, dass ich mir als Referenz Leistungsergebnisse seriöser Quellen ansehe und sie dann mit eigenen Tests vergleiche. Z.B. finden sich auf Igor´s Lab, ComputerBase, PCGH, Gamers Nexus, oder Hardwareluxx viele Messergebnisse zu Punkten / Scores, zur Leistungsaufnahme und zu Temperaturen der Hardware die man gerade testet in verschiedenen Benchmarks. Unterschiedliche Treiber, Gehäuse, Kühler und Raumtemperaturen sorgen natürlich für Schwankungen, sodass jede Quelle und auch euer Test etwas von einander abweichen. Normalität stellt sich aber heraus.
Wenn z.B. 5 Quellen eine maximale Temperatur von 76-78°C angeben und euer Test 91°C hervorbringt, dann kann das schon ein Hinweis darauf sein, dass etwas nicht stimmt, da die Abweichung zu groß ist. Oder wenn bei allen unter Last ein Takt von ca. 4,8 GHz erreicht wird und ihr mit dem selben Modell nur 4,1 GHz und deutlich weniger Punkte bekommt, dann sollte man sich auf die Suche nach der Ursache begeben.
Boost-Verhalten und Taktraten können heute in Abhänigkeit vom Mainboard und der Kühlung stark schwanken, was das Testen aufwendiger macht. Bietet eurer Hardware beim Testen also möglichst gute Rahmenbedingungen, wie ein sauberes Gehäuse mit gutem Air-Flow und frische Wärmeleitpaste. Weil die Bedingungen aber so unterschiedlich sein können, formulieren die Hersteller auch nur noch mit „bis zu“, statt einer garantierten Angabe. Die findet sich noch im Basis-Takt, aber der spielt eigentlich keine Rolle mehr, wenn das System korrekt läuft.
Passende Tools und das richtige Verhalten im Schadensfall
Werkzeuge die euch beim Einmessen helfen sind Monitoring Programme wie z.B. HWInfo, HWMonitor, FPS-Monitor, CPU-Z und GPU-z. Mit ihnen erfahrt ihr schon eine Menge darüber, wie euer System eigentlich läuft und ob alles in Ordnung ist. Die Belastung, also den Benchmark, könnt ihr dann mit CineBench, OCCT, 3D-Mark und vielen Spielen machen, die teilweise kostenlos sind und entweder eine aufwendige Szene bieten oder selbst einen Benchmark integriert haben.
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Hier beispielsweise ein Screenshot von FPS-Monitor mit meiner Konfiguration des Overlays. Dort werden mir alle für mich relevanten Werte angezeigt.
Checkt mit neuen Systemen oder Komponenten auf jeden Fall erstmal die Werte und benutzt das System dann guten Gewissens wenn alles passt. Also ob CPU und GPU normale und allgemein bekannte Temperaturen und Leistungspunkte bzw. FPS erreichen.
Sollten im Nachhinein Probleme auftreten, wird es viel schwieriger für euch den Fehler zu finden oder beim Verkäufer Recht zu bekommen. Seht auch bitte vagen Vermutungen ab, bevor ihr nicht in die Analyse gegangen seid. Geht nach einem Ausschlussverfahren vor, habt ein aktuelles Bios und Betriebssystem, sowie Treiber. Zwar stecken auch in neuer Software neue Probleme, aber generell erhöht ihr durch Aktualität auch die Kompatibelität und könnt bis auf Ausnahmen sicher sein, dass es nicht an der Software liegt.
Gelegentlich kann auch ein Blick in den TaskManager helfen um die Prozesse zu checken, damit die Hintergrundauslastung des Systems nicht übermäßig ist. Und hier auch noch ein Video von mir, in welchem ich die Grafikkarte mit dem Kontaktproblem des Kühlers bzw. mit der Überhitzung teste. Eigentlich reichen 10 Sekunden aus um zu erkennen, dass hier etwas falsch läuft.
Ich hoffe, dass euch mein Beitrag hilft und freue mich über Kommentare, sowie eure Erlebnisse. Vielleicht können wir diesen kurzen Leserartikel dann auch noch Schritt für Schritt ergänzen 🙂
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