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American Theft 80s im Spiele-Test: Diebisches Vergnügen oder doch nur kleptokratische Zeit- und Geldverschwendung?

Retro wird immer gern genommen und die 1980er Jahre sind eine nette Spielwiese, um Spiele wie American Theft 80s in eine turbulente und quietschebunte Zeit zu teleportieren, an die sich die meisten der Leser sicher noch erinnern können. Neon statt LEDs und der Ghetto-Blaster war natürlich das weithin hörbare Mittel der Wahl, um mal so richtig Eindruck zu schinden. Und genau da beginnt mein Problem. Die Idee, einen schönen Kleptomanen-Simulator zu programmieren ist nicht verwerflich, sondern könnte richtig genial sein, auch wenn diese Genre etwas nischig ist.

Das polnische Studio Noble Muffins hat sich hier eine Mammut-Aufgabe vorgenommen, sich allerdings aus meiner Sicht am Ende mit einem Personal von unter 10 Leuten doch etwas verhoben. Das mit den schrägen 1980ern, Sonnenbrillen, Technik-Krempel und einer gehörigen Portion Schleich-Strategie-Andersherumdenken passt zwar perfekt, aber die technische Umsetzung ist am Ende dann doch leider wieder – gelinde gesagt – altmodische anmutende und leider auch instabile Schmalkost. Das muss man so hart formulieren, denn die Ankündigungen im Vorfeld waren schon reichlich vollmundig.

Was erwartet man jetzt von diesem Spiel, das dem Thief Simulator (bis aufs Setting) so stark ähnelt? Spaß, Abwechslung, Knobelei und eine gehörige Portion Geduld! Also durchaus eine ganze Menge Unterhaltung. Damals wie heute war und ist die Korruption verbreitet, die latente Armut ist allgegenwärtig und eine gewisse Kriminalität gehört irgendwie mit zum zum Leben. Mit etwas Ironie und Wortwitz hätte das Spiel wirklich einen schönen und gewaltfreien Gegenpart zu GTA abgeben können, aber am Ende trifft man auf eine angestaubte und potthässliche Grafik in einer fast leeren Welt, die die Grafikkartenlüfter (warum auch immer) richtig hochdrehen lässt und doch auch öfters die CPU fies knechtet. Doch dazu gleich mehr.

Die Aufgabe ist simpel: Man spielt eine Art sympathischen Außenseiterdieb, der in einem Land, das für Korruption, Verbrechen und schmutzige kleine Geheimnisse bekannt ist, mal so richtig aufsteigen will. Da man hier graue Gehirnzellen statt Muskelmasse bemühen muss, ist die Idee noch nicht einmal verkehrt, nur eben etwas lasch und lieblos umgesetzt. Grafik-Settings gibt es fast keine, optische Highlights auch nicht. Die Story ist am Ende wieder mal das übliche „Lauf hierhin und dorthin und klaue bitte Gegenstand A oder B“, wobei die Aufgaben selbst durchaus anspruchsvoll sind und eine intelligenten Lösungsansatz benötigen.

Nur nervt es extrem, wenn man mehrmals an einen Gegenstand herangehen oder -schleichen muss, um irgendwann auch mal das Aktionsmenü zu erhalten. Oder das Spiel läuft Amok, die Mini-Map zeigt irrlichternde Ziele oder der gerade geklaute Gegenstand ist plötzlich in einer geostationären Umlaufbahn. Verlässt man das Spiel, oder es stürzt gleich ganz ab, dann darf man wieder beim letzten Savepoint anfangen. Und der kann gefühlte Ewigkeiten zurückliegen. Doch auch dazu gleich mehr.

Systemanforderungen

Schauen wir noch schnell auf die Systemanforderungen, dann passt die Grafikkarte geradezu perfekt zur öden Welt, denn hier tut es auch schon eine ältere Fußhupe. Die GTX 1050 ist allerdings dann schon die Schamgrenze und viel mehr als Full-HD kann man da auch nicht mehr rausquetschen. Das schon erwähnte Heulen der Lüfter kommt von der hohen FPS-Zahl bei stärkeren Karten, hier sollte man also einen Limiter nutzen oder zumindest hart syncen. Die CPU ist ab und an der Knackpunkt, auch dass sollte mal gesagt werden, auch wenn ein aktueller Core i5 alles oder ein i3 zumindest noch einigermaßen das tut, was man erwartet.  Eine AMD-APU, egal welche, ist zum Scheitern verurteilt und es ist eigentlich auch nichts für normale Laptops ohne aktuelle, dedizierte Grafik. Obwohl das Spiel aussieht, als wäre es schon mindestens 10 bis 15 Jahre alt.

Mindestanforderungen Empfohlene Anforderungen
Betriebssystem
Windows 7
Betriebssystem
Windows 10
CPU
Intel Core i7
CPU
Intel Core i9
RAM
12 GB
RAM
16 GB
Grafikkarte
NVidia GeForce GTX 1050
Grafikkarte
NVIDIA GeForce RTX 2060
Festplatte
10 GB
Festplatte
10 GB
Soundkarte
DirectX Compatible
Soundkarte
DirectX Compatible

 

Kommentar

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ApolloX

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1,661 Kommentare 925 Likes

Igor du schlimmer Finger! Savegames manipulieren, also wirklich 😁
Aber bevor du damit zuviel prahlst, schreib doch Mal nen Artikel, wie du da ran gehst, würd mich auch interessieren, wie sich Speicherstände in den verschiedenen numerischen und andere Werte manipulieren lassen, vor allem auch, wie man diese Werte findet, welche Editoren da taugen, usw. Sind ja nicht alle Spiele in Plaintext, so wie Hearts of Iron 2.

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RedF

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4,656 Kommentare 2,549 Likes

Einfach mit Artmoney im laufenden Spiel nach werten suchen, geht auch mit nem Hexeditor bei einem Savgame. Musst nur nach änderrungen suchen.

Also im Spiel schauen : Ich habe z.b. 635 Gold, mit Artmoney nach 635 suchen. Im Spiel z.b. 8 Gold ausgeben und in Artmoney nach 627 in den gefundenen 635 suchen/Filtern.

Mit dem Savegame ist es nicht viel anders, Hexeditor muss halt eine "nach unterschieden suchen" Funktion haben.

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ApolloX

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1,661 Kommentare 925 Likes

Ja genau so stell ich mir das auch vor und so hat es am Gameboy ja auch das Action Replay gemacht.
Aber wenn ich mir bei heutigen spielen den Code öffne, dann ist das ist nicht hex, sondern das sieht manchmal aus wie Fliegenschiss oder löchriges Mauerwerk.
Was ich sagen will, der einfache Ansatz nach einem Wert zu suchen, klappt von Ansatz Herr schon oft nicht. So ein bisschen howto Hilfestellung wäre Mal interessant. Auch Woche Editoren da gut sind, und was tu ich, wenn es Spielstand eben nicht nach hex Werten aussieht.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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