AMD setzt wie schon beim Launch der Radeon RX 470 ausschließlich auf Boardpartnerdesigns und nicht mehr auf eine eigene Referenzkarte. Das kann dem Konzept der angepeilten Effizienz entgegenkommen oder eben auch nicht, je nach Interpretation der Boardpartner bei ihrem individuell gestalteten Produkt. Wir können also am Ende nur das testen und beurteilen, was uns AMD zur Verfügung stellt und nicht das, was wir vielleicht als sparsameres Testobjekt lieber gesehen hätten.
AMD hat uns mit der Asus Radeon RX 460 Strix eine werksübertaktete Karte geschickt, die zudem einen separaten 6-Pin Spannungsversorgungsanschluss besitzt. Damit werden wir zumindest bei dieser speziellen Karte etwas umdenken müssen, wenn wir uns noch an AMDs steckerlose Polaris-Demo aus diesem Frühjahr zurückerinnern.
Deshalb legen wir der Schwerpunkt im Artikel eher darauf, ob man mit dem Werks-OC wirklich einen Mehrwert erzielen kann (Benchmarks) und wie teuer (oder billig) man diese dann bei der Leistungsaufnahme erkaufen muss. Doch dazu im Folgenden gleich mehr.
Optik, Haptik und Anschlüsse
Asus setzt erneut auf das reichlich zerklüftete Strix-Design, jedoch merkt man der Karte die niedrigere Preisklasse und die damit einhergehenden Vereinfachungen auch optisch und haptisch an. Die Lüfterabdeckung ist nur noch aufgesteckt und sitzt zudem auch nicht sonderlich fest. Mit 493 Gramm bleibt die Karte knapp unter einem halben Kilo – Respekt, denn die Einbaulänge von 19,5 cm und die Einbauhöhe von 11,4 cm ab der Oberkante des Mainboardslots ließen hier durchaus mehr befürchten. Sie benötigt mit ca. 3,5 cm Einbautiefe zwei volle Slots, verzichtet rückseitig jedoch auf eine sperrige Backplate.
Ein Blick auf die Unterseite der Karte verrät, dass Asus für die Radeon RX 460 Strix im Gegensatz zur Radeon RX 470 Strix nur noch zwei vernickelte 6mm-Heatpipes zur Wärmeabfuhr und -verteilung nutzt und der Heatsink selbst erneut aus Aluminium besteht. Doch darauf gehen wir gleich noch gesondert ein.
Die Oberseite zeigt noch einmal die Enden beider Heatpipes. Interessanter ist da aber schon der am Kartenende um 180° gedreht platzierte PCIe-Spannungsversorgungsanschluss, denn eigentlich hatten wir ja eine sparsame Karte erwartet, die ohne separate Spannungsversorgung auskommt und nur über den Mainboardslot gespeist wird.
Das beleuchtete Strix-Logo wertet das Cover an der Oberkante immerhin um die fast schon unvermeidlichen RGB-Beleuchtungseffekte etwas auf. Hervorzuheben ist übrigens erneut der gut sichtbare 4-Pin-Lüfteranschluss für PWM-geregelte Gehäuselüfter, der je nach Kartentemperatur die passende Steuerung übernimmt. Wir wollen später anhand der Lüfterkurven noch klären, ob dies wirklich einen echten Nutzwert bietet.
Eine Besonderheit finden wir auch bei den verfügbaren Ausgängen, deren Anzahl Asus auf ganze drei beschränkt hat. Im Gegensatz zur RX 470 findet sich hier nur noch ein einzelner Dual-Link DVI-D-Anschluss, wobei auf ein analoges Signal verzichtet wird. Komplettiert wird das Schnittstellenangebot durch einen HDMI-Anschluss in der Version 2.0b sowie einen DisplayPort 1.3 (HBR3/1.4 HDR ready), was dann auch für 4K bei 120 Hz bzw. 5K bei60 Hz gut ist. Die theoretisch möglichen 8K bei 60 Hz mit zwei Kabeln müssen jedoch mangels zweitem DisplayPort-Anschluss entfallen.
Kühleraufbau, Platine und Spannungsversorgung
Nach den äußeren optischen und haptischen Eindrücken kommen wir nun zu weiteren Details. Die Kühlerabdeckung, mit der die zwei 75-mm-Lüftermodule direkt verschraubt sind, ist wie schon erwähnt nur aufgesteckt und wird von vier Nasen gehalten. Die beiden Module besitzen die übliche 3-Watt-Antriebe und sind PWM-geregelt, wobei der erste Lüfter auch das Tachosignal zur Kontrolle liefert. Unsere Messugen haben ergeben, dass die maximale Leistungsaufnahme beider Lüfter zusammen im Stresstest die 4-Watt-Grenze nicht überschreitet.
Der eigentliche Kühler thront auf einem einfachen Aluminium-Heatsink, in den zwei abgeschliffene 6-mm-Heatpipes aus Kompositmaterial nach dem DHT-Prinzip (Direct Heat Touch) eingepresst wurden. Die horizontal ausgerichteten Aluminium-Finnen sitzen auf dem Heatsink zum Teil direkt auf und werden dann beiden Seiten von den beiden Heatpipes gehalten und mit der Abwärme “versorgt”.
Uns fällt erneut auf, dass Asus den Speicher überhaupt nicht mitkühlt. Auch die Kühlung der Spannungswandler erfolgt nicht über einen im Kühler integrierten Heatsink oder wenigstens über die Basisplatte, sondern über einen kleinen, geschwärzten Extra-Kühlkörper aus einfachem Strang-Aluminium.
Asus hat auf eine Backplate verzichtet, was jedoch kein Nachteil sein muss. Der sehr leichte Kühleraufbau erfordert zudem auch keine stabilisierenden Rahmen oder Verstrebungen mehr, so dass die Platine einzig und allein von der Slotblende indirekt vorm Durchbiegen bewahrt wird.
Im Mittelpunkt des PCA steht natürlich wieder der Grafikprozessor, der bei der Radeon RX 460 auf einem sehr einfachen Sockel ohne jegliche Sockelumrandung platziert und diesmal hochkant verbaut wurde.
Neben der GPU finden wir insgesamt vier 1-GByte-Speichermodule von Micron, was einen Speicherausbau von 4 GByte ergibt. Bei den Speicherbausteinen handelt es dabei um 8-GBit-GDDR5-Speichermodule, die jedoch in der offiziellen Auflistung von Micron noch nicht zu finden. Auf der Asus-Karte werden sie mit 1750 MHz getaktet.
Das Spannungsversorgungsdesign ist ebenfalls etwas einfacher gehalten und setzt auf vier Phasen für die GPU und nur noch eine Phase für den Speicher. Beim Controller nutzt Asus wieder einen individuell gelabelten PWM-Controller samt MOSFET-Treibern, der wie schon bei der Asus Radeon RX 480 Strix von International Rectifier stammt und in dieser einfacheren Ausführung bis zu vier Phasen unterstützt.
Der 3,3-Volt-Anschluss wird nur mit durchschnittlich einem Watt oder weniger belastet und benötig somit keine aufwendigeren Schaltungsklimmzüge. Die vier Phasen für die GPU setzen wie schon bei der Asus Radeon RX 460 Strix pro Phase auf jeweils einen M3054 N-Channel-MOSFET für die High-Side und zwei M3056 N-Channel-MOSFETS für die Low-Side, die allesamt von UBIQ stammen.
Die Anordnung auf der Platine erfolgt erneut gedrängt und dürfte damit auch für einen kompakten Hotspot sorgen, wie wir später noch sehen werden, da wir diesmal auch die Super-Projektion zu Hilfe nehmen können.
Die dazugehörigen Spulen sind mit SAP II (Super Alloy Power) gelabelt und dürften qualitativ in ungefähr Foxconns Magic-Spulen entsprechen. Bei der Spannungsversorgung des Speichers setzt Asus für die eine Phase auf einen kleinen uP 1540 von UPI Semiconductor Corp. als PWM-Controller, wobei der Controller-Chip diesmal auf der Rückseite der Platine unterhalb des Spannungswandlerzuges sitzt.
Oberhalb liegt dann die bereits erwähnte N-Channel-MOSFET-Kombination mit den zwei M3056 und dem M3054, der SAPII-Spule (Choke) und den beiden Feststoffkondensatoren (Solids).
Für die Kontrolle und das Monitoring der fließenden Ströme nutzt Asus auf der Radeon RX 460 Strix erneut den ITE 8915FN. Insgesamt macht das gesamte PCA einen sehr aufgeräumten und durchdachten Eindruck, auch wenn es deutlich kürzer hätte ausfallen können. Die Bestückung ist der Preis- und Leistungsklasse durchaus angemessen. Schwachpunkte sind uns diesbezüglich jedenfalls keine aufgefallen.
- 1 - Gestatten: AMDs Radeon RX 460
- 2 - Die Asus Radeon RX 460 Strix im Detail
- 3 - So testen wir AMDs Radeon RX 460
- 4 - Benchmarks: Ashes, Doom, GTA V und Hitman
- 5 - Benchmarks: Project CARS, SC II, The Witcher 3 und WoW
- 6 - Leistungsaufnahme im Detail
- 7 - Taktraten, Temperaturen und Lautstärke
- 8 - Fazit
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