Mit Ryzen 5 2400G und Ryzen 3 2200G schickt AMD zwei neue APUs ins Einsteiger- und Mittelklasse-Segment, die sowohl Zen- als auch Vega-Gene in sich vereinen. Damit könnte diese Kombination in vielen Bereichen zu einer sinnvollen Alternative gegenüber Computern mit diskreten Einzelkomponenten werden. Wie gut das gelungen ist und vor allem für wen so eine Lösung interessant sein dürfte, soll der heutige Test klären.
Was ist neu bei “Raven Ridge”?
Auch wenn AMDs “Raven Ridge”-APUs auf den gleichen Kernen wie die Ryzen-CPUs basieren, hat sich doch Einiges geändert. Zum einen bekommt man sogar mehr Takt fürs gleiche Geld, was durchaus einem logischen Muster folgt. Es ist letztendlich ja keine neue Erkenntnis, dass PC-Spiele überwiegend sehr taktsensitiv sind. Der identische 14nm+ Prozess erlaubte es AMD, ähnliche Taktgrenzen wie bei Ryzen zu verwenden, so dass man am Ende, einschließlich der Verbesserungen, auf die wir später noch eingehen werden, eine durchaus interessante Offerte vorfindet.
Modell | Ryzen 5 2400G | Ryzen 3 2200G | Ryzen 5 1400 |
---|---|---|---|
Kerne / Threads | 4 / 8 | 4 /4 | 4 /8 |
CCX Konfiguration | 4+0 | 4+0 | 2+2 |
CPU Takt |
3,6-3,9 GHz | 3,5-3,7 GHz | 3,2-3,4 GHz |
GPU Shader |
11 CU = 704 | 8 CU = 512 | — |
GPU Takt |
1250 MHz | 1100 MHz | — |
Cache L2/L3 | 2/4 MB | 2/4 MB | 2/8 MB |
TDP | 46–65 W | 46–65 W | 65 W |
GPU PCIe Lanes |
8x | 8x | 16x |
Speicher-Controller | DDR4-2933 Dual Channel | DDR4-2933 Dual Channel | DDR4-2667 Dual Channel |
Transistors | 4,94 Mrd. | 4,94 Mrd. | 4,8 Mrd. |
Die-Größe | 209,78 mm² | 209,78 mm² | 213 mm² |
Preis (UVP) |
165 € | 96 € | 159 € |
Wir sehen, dass “Raven Ridge” eine 4+0 Konfiguration verwendet und somit auf einen kompletten CCX setzt. Die Diskussionen darüber, welche Konstellation nun am günstigsten sei, zieht sich bereits seit dem Erscheinen von “Ryzen” hin, aber AMD war letztendlich der Meinung, dass sich die 2+2 Konstellation aus “Ryzen” und die 4+0 bei “Raven Ridge” in mehr als 50% der Spiele wohl nichts nehmen sollten.
Man kann nun genüsslich darüber streiten, wo jetzt die Vor- und Nachteile liegen, denn es stehen dem größeren Cache der 2+2-Variante die niedrigeren Latenzen bei der Verwendung nur eines CCX gegenüber. Die Entscheidung, damit den L3-Cache von 8MB auf 4MB zu reduzieren, soll jedoch durch höhere Taktraten wieder (zum Großteil) kompensiert werden (können). Man kann es also drehen und wenden wie man möchte, am Ende gab wohl die Platzersparnis des Ein-CCX-Designs den Ausschlag.
Bei “Raven Ridge” setzt AMD statt auf x16 auf einfache x8 PCIe-Lanes, was vor allem fertigungstechnische Gründe hat. Leistungsmäßig reicht das jedoch immer noch aus, aber man kann die Eigenkosten erheblich senken, weshalb man mit der Ryzen 3 2200G bereits ein Einstiegsmodell unter 100 USD anbieten kann.
Diese nun mögliche Ersparnis basiert auch auf kostenreduzierende Änderungen an Verpackung und Fertigung, einschließlich eines überarbeiteten CPU-Packages und des Übergangs zu einer traditionellen, nichtmetallischen Wärmeleitpaste für die 2400G und 2200G. Die APUs sind also nicht mehr verlötet!
Diese Änderungen verbessern die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der APUs in einem doch recht hart umkämpften Mittelklasse-Markt. Darüber hinaus bieten die neuen Modelle die offizielle Unterstützung von JEDEC DDR4-2933, dem höchsten offiziellen Speichertakt aller aktuellen Consumer-Prozessoren.
Ebenfalls neu ist Precision Boost 2. Der elegantere und linearere Boost-Algorithmus von Precision Boost 2 ermöglicht es dem “Raven Ridge”-Design, mehr Kerne effizienter zu nutzen, und zwar häufiger und bei mehr Workloads als bisher bei “Ryzen”. Wir werden gleich noch näher darauf eingehen.
Die Herstellung eines skalierbaren Midrange-Produkts erfordert natürlich immer auch jede Menge Kompromisse, aber AMD ist sich sicher, damit eine gute Balance gefundenzu haben, die es auch ermöglicht, ausgehend von sparsamen Modellen mit 12 Watt TDP für den Mobile-Bereich bis hin zu den Desktop-Modellen mit 65 Watt TDP nahezu perfekt zu skalieren.
Wer nun mit einem günstig aufzubauenden HTPC liebäugelt, für den sind sicher die nachfolgenden Features des implementierten Video-Decoding (und-Encoding) nicht ganz uninteressant:
Auch der Anschluss externen Displays bzw. TV-Geräte ist von Bedeutung, wenn es z.B. um Ultra-HD, HDR und Bildwiederholraten geht. Bei den APUs hat AMD nicht gekleckert und bietet zudem auch FreeSync ohne Einschränkung:
Mit an Bord sind auch die kleinen Versionen des (unbeleuchteten) Wrait-Coolers, die wie immer von AVC gefertigt werden und die über das bekannte Mounting-System für den Sockel AM4 samt Schrauben statt wackeliger Push-Pins oder einer Klemmen-Befestigung verfügen.
Testsystem, Testmethoden und ein Follow-Up
Wir testen die beiden neuen AMD Ryzen 5 2400G und Ryzen 3 2200G auf einer passenden Sockel-AM4-Plattform. Dafür nutzen wir ein platzsparendes Gigabyte AB350N GAMING WIFI im Mini-ITX-Format, 2x 8GB G.Skill FlareX DDR4 3200 und kühlen die APUs, wie gerade erwähnt, mit dem Boxed-Kühler, den AMD Wraith-Kühler nennt.
Wir wollen an dieser Stelle noch darauf hinweisen, dass wir die Punkte Leistungsaufnahme, Taktverlauf, Temperaturen und Throttling / Limitierungen in einem sehr ausführlichen Follow-Up behandelt haben, das man hier lesen kann:
AMD Ryzen 5 2400G und Ryzen 3 2200G: Leistungsaufnahme, Takt und Temperaturen
Für die Kühlermontage ist es unerlässlich, die alte Kühlerbefestigung der AM2- und AM3-Generation zunächst zu entfernen und empfehlen zudem, die lose Backplate mit doppelseitigem, dünnen Power-Tape zusätzlich zu fixieren.
Das Bild zeigt unseren sehr platzsparenden Testaufbau, der mit Sicherheit in viele Mini-ITX-Gehäuse passen dürfte. Wem der Boxed-Kühler zu hoch ist, kann auch auf flachere 3rd-Party-Kühler zurückgreifen, solange diese ausreichend Reserven bieten.
Interessierten bietet die Zusammenfassung in Tabellenform schnell noch einen kurzen Überblick, bevor wir (nach etwas notwendiger Theorie) gleich loslegen:
Testsysteme und Messräume | |
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Hardware: |
AMD Ryzen 5 2400G, Ryzen 3 2200G Gigabyte AB350N GAMING WIFI 2x 8GB G.Skill FlareX DDR4 3200 1x 1050 GB Crucial MX300 Be Quiet Dark Power Pro 11, 850-Watt-Netzteil |
Kühlung: |
AMD Boxed Cooler |
Gehäuse: |
Microcool Banchetto 101 |
Monitor: | Eizo EV3237-BK |
Betriebssystem | Windows 10 Pro (1709, alle Updates) |
- 1 - Einführung und Testsystem
- 2 - Ryzen als Basis, aber mit Verbesserungen
- 3 - Kernschmelze von Zen und Vega für die Grafik
- 4 - Gaming: Vorwort und 3DMark
- 5 - Gaming: Battlefield 1
- 6 - Gaming: Civilization VI
- 7 - Gaming: Grand Theft Auto V
- 8 - Gaming: Dota
- 9 - Gaming: Far Cry Primals
- 10 - Gaming: The Witcher 3
- 11 - Anwendungs- und Office-Benchmarks
- 12 - Zusammenfassung und Fazit
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