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Alphacool Eisblock Aurora Plexi GPX-N für RTX 3080 und 3090 im Test – 340 Watt eiskalt auf den GeForce-Punkt gebracht

Mit dem Alphacool Eisblock Aurora Plexi GPX-N RTX 3090/3080 will ich die neue Runde der GPU-Wasserblöcke beginnen, aber diesmal für Ampere und nicht Turing. Eine Wasserkühlung ergibt bei Verlustleistungen über 300 Watt durchaus einen Sinn und schafft einen echten Mehrwert. Beginnen wir jetzt mit dem Alphacool-Produkt, das mir als erstes Modell zur Verfügung stand, der mögliche Rest kommt später.

Lieferumfang und Unboxing

Der Hersteller hat den Kühler im Vergleich zu den Vorgängern noch einmal grundlegend überarbeitet, was man später im Test auch deutlich merken wird, doch ich will ja nicht spoilern. Neu ist das Edge-Design der Plexi-Front nämlich nicht, nur der Rest ist quasi von null ausgehend neu designt worden. Doch packen wir den ganzen Spaß erst einmal aus. Was man für die knapp 127 Euro erhält, ist ein vormontierter Kühler mit Terminal einschließlich eingelassener 5V aRGB-Stripe und passendem Preci-Dip-Adapter, eine Backplate mit Kühlfunktion, zwei randlose Stopfen, Schrauben, Wärmeleitpads und Wärmeleitpaste. Das Handbuch liegt in gedruckter und digitaler Form vor, vorbildlich.

Womit wir nun endlich zum Wasserblock kommen. Alphacool hat hier nämlich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Weil man das Design auch für die Founders Edition in angepasster Form verwenden möchte (die ist diesmal nicht das Referenz-Design!), wäre man selbst mit den bisherigen 7 mm für die Kupferstärke nicht problemfrei hingekommen, weil z.B. der 5-pol-Stecker zum Originalkühler höher ist und nur schlecht ausgespart werden könnte. Also hat man sich, angelehnt an das Platinen-Layout zu einer cleveren Dreiteilung der Kühlflächen entschlossen, statt auf 12 mm Kupfer zu gehen, was den Kühler zudem sinnlos schwer gemacht hätte. Durch diese Teilung konnte man sogar auf 5.5 mm starkes Kupfer gehen, was allerdings durch den Mehraufwand beim Erstellen der Einzelteile und der Montage keine Kosten spart, jedoch gleichzeitig auch neue Design-Varianten eröffnet.

Was hier merkwürdig aussieht, hat doch Methode. Im Mittelpunkt steht der große Kühlblock für GPU und Speicher. Das thermisch von den Spannungswandlern zu entkoppeln, ergibt durchaus einen Sinn. Die Einspritzung erfolgt mittig über der GPU, nachdem man den kleineren VRM-Block in Richtung Slotblende gekühlt hat. Der nun zweigeteilte Kreislauf geht einerseits über die Speicher zurück zum Auslass und in einem zweiten Kanal über den größeren der beiden VRM-Blöcke. Hier musste Alphacool einen Kompromiss eingehen, um den Druckverlust zu minimieren und den Durchfluss nicht gar so stark zu reduzieren. Am Ende funktioniert das durchaus gut, aber exakt diese Stelle wirkt nicht wirklich rekordverdächtig, was die finalen Spannungswandler-Temperaturen betrifft.

Die Rückseite zeigt den Materialeinsatz sehr deutlich. Durch das dünnere Material kann die GPU die Grundfläche bestimmen, die etwas niedrigeren Speicherbausteine besitzen eine Erhöhung, die den Einsatz von 1 mm starken Pads erlaubt.  Hier kommen die super-soften Pads mit Brösel-Faktor zum Einsatz, die sich faktisch druckfrei fast jeder Stärke unterhalb des einen Millimeters anpassen können. Da die Packages der GA102-Chips in der Höhe extrem variieren, würde eine noch geringere Pad-Stärke am Ende mehr Probleme machen als Nutzen bringen. Doch dazu gleich mehr.

Der Wasserblock ist 22,49 cm lang, 12,14 cm hoch und 2,55 cm dick. Als Material kommt vernickeltes Elektrolytkupfer zum Einsatz und die Kühlfinnen sind 0,6 mm dick. Zur Kanalbreite und der Restbodenstärke existieren leider keine Angaben. Der Deckel ist komplett aus Acryl und die kantigen Ecken reflektieren die Strahlen der aRGB-Lichtleiste schön brav hin und her, so dass sich ein ziemlich buntes, großflächiges Bild ergibt. Das ist natürlich eine reine Geschmacksfrage, wie immer.

Die Backplate gehört zum Lieferumfang und wird vor allem bei der GeForce RTX 3090 auch zur Kühlung der rückseitigen RAM-Module benötigt. Wer eine RTX 3080 nutzt, sollte das Pad unterhalb des BGA und der Unterseite der Speicherbestückung auf der Frontseite mal testweise weglassen und NUR die Bereiche unterhalb der heißen Spannungswandler kühlen. Das kann helfen, die Backplate nicht als Wärmebrücke zu den kühleren Bereichen zweckzuentfremden.

Auswahl der Test-Karte und generelle Probleme beim Umgang mit dem GA102

Die Anforderungen sind ähnlich zu Turing, auch wenn ich mich diesmal auf ein 340-Watt-Setup und eine ganz spezielle GeForce RTX 3080 festgelegt habe, weil es nahezu unmöglich war, eine RTX 3090 im Referenzdesign speziell für diese Kühlertests aufzutreiben und man zudem eine Karte benötigt, die mitten im Toleranzbereich für die Package-Höhen liegt. Dazu wird es zu gegebener Zeit noch ein extra Review geben müssen, allerdings möchte ich fairerweise zuvor die Antwort von NVIDIA abwarten.

Wenn man das PCB wie üblich gereinigt hat, sollte man es zunächst mit den auf dem Kühler aufgebrachten Wärmeleitpads, aber OHNE Wärmeleitpaste testen, indem man es auflegt und schau, ob irgendetwas kippelt bzw. zwischen Platine und Abstandshaltern nicht zu viel Luft verbleibt. Ist der Abstand größer als ca. 0.2 mm, dann bekommt man nämlich ein Problem beim Verschrauben, weil es die Platine übermäßig verbiegen könnte. Für so einen Fall empfehle ich ca. 0.1 bis 0.2 mm dicke Abstandshalter aus Acryl oder getränkter Hartpappe.

Diese Abstandshalter kann man mit Sekundenkleber an den Abstandshaltern fixieren (nicht in die Gewindeöffnungen schmieren!). Danach legt man die Platine auf und übt mit den Fingern (vorher erden und am besten Handschuhe nutzen) auf die vier Stellen der GPU-Befestigung einen leichten Druck aus. Danach nimmt man die Platine wieder ab. Sind in den Pads für Speicher und VRM keine leichten Abdrücke zu sehen, muss man dickere Pads nutzen (ca. 1.5 mm) oder schichten 1 mm + 0.5 mm und das Ganze wiederholen.

   

Auch zur Wärmeleitpaste muss ich noch ein wichtiges Wort verlieren, denn so einfach ist es diesmal nicht. Entweder, man nimmt die allseits so beliebte, sehr dünnflüssige Kryonaut und riskiert ein langsames Aus- bzw. Weglaufen der Paste durch die Wölbung von Chip und Package, oder man setzt besser auf eine mindestens gleichwertige, aber viskosere Paste, die dann auch dort bleibt, wo man sie aufgetragen hat. Aus diesem Grund setze ich hier auf Alphacools Subzero, die mir zudem noch ein weiteres Kelvin weniger beim Delta zwischen Wasser und GPU-Sensor ermöglicht hat.

Danach schraubt man das Ganze final zusammen, schließt die Schläuche an und ist fertig.

Für die Interessenten habe ich einfach hier mal das Handbuch als PDF angehängt, da steht dann auch der Rest für die erfolgreiche Wasserschlacht beschrieben

Manual

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Nerevar

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@Igor Wallossek

Im Youtube-Video benennst Du das Material als "Plexi" analog der Produktbeschreibung. Im Produktdatenblatt von Alphacool steht "POM klar". Ich bin jetzt kein Chemiker, aber nach meinem Verständnis ist POM und Acryl (PMMA) nicht das gleiche Material.

Ich fände es gut, wenn kein PMMA sondern POM verwendet würde wegen Resistenz zu Alkohol und keine Spannungsrisse. Kannst Du hier mal nachforschen, woraus der Deckel und das Terminal gefertigt wurden.

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R
Rheinfels

Mitglied

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In 2 Wochen kommt endlich das Modell für die MSI 3080 Ventus, nach dem Testergebnis freue ich mich noch mehr aufs Umbauen.

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T
TRX

Mitglied

60 Kommentare 47 Likes

So, so. 340 Watt auf den G-Punkt gebracht. Bei der Überschrift gibtdas ja zwangsläufig ne heiße Story. ;-)

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G
Guest

Interessantes Produkt. Ich wollte eigentlich weiter auf die Kryographics von AquaComputer warten, aber da könnte man glatt schwach werden. Allerdings warte ich ja auch noch auf meine 3090, also wozu die Eile.

Denkst Du, dass das semiaktiv gekühlte Backplate der Kryographics für eine 3090 einen echten Vorteil bringen könnte?

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Najuno

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16 Kommentare 12 Likes

Das scheint ein wirklich interessanter WaKü Fullcover Block zu sein :). Werde ich mir notieren. Danke für das Review!

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LurkingInShadows

Urgestein

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Ich finde das Bild mit der RADEON-Backplate am Karton "interessant" bei einem NVidia Test^^

@BGA-Höhen: Macht NV jetzt AMD nach oder wie?

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Hans Yolo

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ICh finds einfach verwirrend, dass auf der Produktseite steht, dass die ROG Strix und OC damit kompatibel sind, ich dachte grad diese eher höher klassierten Modellreihen entsprechen nicht dem Referenz-Design?

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Igor Wallossek

1

10,105 Kommentare 18,594 Likes

Solange die Leave Out Areas passen.... Vorteil des modularen Designs. RAM und GPU sind immer vorgeschrieben Die VRM können variieren, ja.

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N
Nothhelfer

Neuling

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Ich habe eine 2080 Ti und meine Wassertemperatur liegt bei max. 40°C, d. h. bei mir wären wohl alle Temps. ca. 20°C höher als im Test. Der VVDD#1 hätte dann ja ca. 84°C an der PCB-Rückseite. Wie hoch ist hier das Delta zur internen Temp., sind das auch 20°C wie beim Speicher?

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DocAngelo

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37 Kommentare 23 Likes

Die ROG STRIX 3080/3090 OC wird diesen edlen Kühler nach den letzten Berichten wohl eher nicht brauchen, da nach den letzten Tests (kitguru) die Karte ab Werk sehr gut gekühlt ist auch bei OC. Es sei denn man hat zu wenig Platz im Gehäuse für den Powerriegel oder die Lüftung vom Case passt nicht ..........................

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Igor Wallossek

1

10,105 Kommentare 18,594 Likes

Nein. Die Spannungswandler sind direkt verlötet, da ist das PCB oft sogar wärmer als die Oberseite der VRM. beim Speicher (FlipChip) sieht das anders auf, der sitzt auf den Lötperlen und nicht direkt auf der Platine. Da ist sogar Luft dazwischen. Turing ist heißer als Ampere ;)

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Hans Yolo

Veteran

120 Kommentare 25 Likes

Oder man hat einfach einen Custom Wasser Loop der CPU + GPU Kühlt und egal welche Grafikkarte rein kommt, sowieso unter wasser gesetzt wird...

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P
Postguru

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38 Kommentare 5 Likes

habe ich was nicht mitbekommen .. Igor schreibt ein Deta von 9 K ... Wasser ist 20°C .. auf der Rückseite sind 35°C bei der GPU ... ich würde mich auf die internen Sensoren nicht verlassen .. Real würde ich schätzen das der Chip bei ~45°C liegt was reeller ist als die 29 ! und selbst die 45°C wären ein wahnsinns wert ...

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Igor Wallossek

1

10,105 Kommentare 18,594 Likes

Die internen Sensoren stimmen, auch mit den Engineering-Tools. Die Rückseite ist Kupfer-verseucht, die Wärme kommt frei Haus von der Spannungsverorgung. Der Chip sitzt auf einer Platine (BGA) und diese wiederum auf dem PCB, da ist sogar etwas Luft dazwischen. Ich denke mal, NV hat die Chips jetzt etwas flacher gehalten, da sitzt das Substrat wie bei Pascal wieder näher am Kühler.

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Sk3ptizist

Veteran

135 Kommentare 57 Likes

ja, aber nur für die Kühleroberseite...

View image at the forums

halte Dich doch an Igors Empfehlung von max. 0,6 Nm, ansonsten erwähnte er am Anfang was von einem mitgelieferten "Kunststoff-Dreher", der das max. Drehmoment auch begrenzt bzw. sich dann verformt
so teuer sind Drehmoment-Schraubenzieher ja nicht, siehe

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P
Postguru

Mitglied

38 Kommentare 5 Likes

Meine Skepis kommt daher das ich bei einem Kumpel bei seiner 1080Ti gesehen hab, das die Temperatursensoren der GPU im leerlauf weniger angezeigt haben als die Wassertemperatur ... und da macht einen dann doch misstrauisch

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u
ursmii

Veteran

107 Kommentare 20 Likes

schade, dass die backplate keine finnenstruktur hat um die kühlung durch den leichten airflow, der auch in einem wakü-system herrscht, zu unterstützen. das würde sicher bei der 3090 etwas nutzen.
nicht viele haben einen chiller und damit konstante 20.0°C vorlauftemperatur ;)

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LurkingInShadows

Urgestein

1,345 Kommentare 549 Likes

Da stimmt etwas nicht, oder die Temp. wurde im Rücklauf gemessen.

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x
xXSamyXx

Neuling

6 Kommentare 2 Likes

Moin Igor hättest du das teil nicht mal in Aktion zeigen können will mir das teil auch holen aber mich hätte mal interessiert wie es mit und ohne RGB aussieht =/

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Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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