Kommen wir nun zur spannendsten Frage, der Performance. Wir haben dafür bewusst Originalversionen weit verbreiteter Anwendungen genutzt und um nur wenige komplett synthetische Benchmarks ergänzt. Da wir zudem jeden Durchlauf mit drei Iterationen durchführen, dauert der Test einer einzelnen Grafikkarte bereits knapp elf Stunden. Dies schränkt uns bei der Auswahl naürlich etwas ein, so dass wir die Radeon Pro WX 7100 mit ihrer direkten Mitbewerberin Quadro M4000 und den beiden Vorgängermodellen verglichen haben, die vereinzelt noch recht günstig angeboten werden.
Wir haben bewusst auf äquivalente Consumer-Karten verzichtet. Denn wer Software nutzt, die zertifizierte Treiber verlangt, kommt mit solchen Karten hier nicht sonderlich weit, da viele Funktionen von Haus aus nicht mehr verfügbar sind. Eine solche Applikation ist beispielsweise Solidworks 2016, das wir mit und ohne FSAA im SPECapc-Workload getestet haben:
Egal, ob man nun die Kantenglättung nutzt, oder nicht – die Unterschiede zwischen der angepeilten Quadro M4000 und der Radeon Pro WX 7100 fallen recht knapp aus. Das meiste sieht man nur im Detail, so dass wir auch die ganzen Sub-Scores mit aufgelistet haben.
Ähnliches gilt auch für Creo 3.0, bei dem die Quadro M4000 in Gesamtergebniss augenscheinlich erst einmal so richtig schlecht abschneidet:
Vor allem bei den Graphic-Sub-Scores sieht die Quadro M4000 kein Land. Doch das war nicht immer so: Noch im Sommer diesen Jahrens haben wir lange mit AMD an einer Fehlerdiagnose getüftelt, denn Creo 3.0 lief in den aktuellen Versionen (ab M90) nicht stabil auf den damaligen FirePro-Karten. Mittlerweile hat der Treiber dieses Manko jedoch nicht nur ausgleichen, sondern mehr als wettmachen können.
Betrachtet man hingegen die doch sehr ausgeglichenen Anwendung Workflows, dann sieht man sehr deutlich, dass die Quadro M4000 aufgrund der doch sehr viel niedrigeren Rechenleistung so deutlich einbricht. Da helfen auch keine noch so guten Optimierungen weiter, denn es ist AMD ganz gut gelungen, den theoretische Leitungsvorsprung vom Papier hinunter auf die Straße zu retten.
Bei AutoCAD setzt Autodesk auf DirektX11 als grafische Schnittstelle und stützt sich auch noch recht intensiv auf die CPU für alle notwenigen Berechnungen. Und so verwundert es nicht, dass vor allem die 2D-Ausgabe eher CPU- denn GPU-limitiert ist. Nur die FirePro W7100 ist bei der 3D-Darstellungen einen kleinen (aber reproduzierbaren) Tick langsamer. Hier würden übrigens normale Consumer-Karten eine mindestens genauso gute Figur machen, solange man keine speziellen Features benötigt.
Cinebench ist so ein synthetische Bechmark, anhand dem man die OpenGL-Performance ganz gut abschätzen kann, wenn jeder Hersteller zeigt, wie gut er auf einen Benchmark hin optimieren kann. Folgerichtig gewinnt hier dann auch die Radeon Pro WX 7100, wobei es immer wieder erstaunlich ist, was Nvidia aus der nominell deutlich schwächeren Quadro M4000 noch so „herauszaubern“ kann. Dies gilt vor allem im direkten Vergleich zu den Vorgängerinnen FirePro W7100 und 7000.
Da wir oft gefragt wurden, ob man für Adobes Creative Cloud überhaupt eine Workstation-Grafikkarte benötigt, haben wir auch diesen Vergleich mit aufgenommen, wobei die Antwort ein fast eindeutiges Nein ist. Bis auf wenige, Hardware-beschleunigte Filter oder Plugins steht die CPU deutlich im Vordergrund.
Diese relative Ausgewogenheit zeigt sich dann auch bei den Einzelanwendungen hinter dem Overall-Score, die genauso ausgeglichen daherkommen.
Womit wir beim letzten Test angekommen wären, der ebenfalls einen eher synthetischen Charakter hat, weil Unwägbarkeiten und nicht vorhersehbare Workloads ausgeschlossen sind. Somit hatte und hat jeder Hersteller Zeit und Gelegenheit genug, um seine Treiber entsprechend anzupassen. Deshalb sehen wir den SPECviewperf-Benchmark eher mit einem lachenden und einem weinenden Auge, auch wenn er natürlich zur Vervollständigung mit absolviert werden muss.
Zwischenfazit
Egal ob totoptimierte Synthetics oder echte Anwendungen: AMD hat seine Hausaufgaben recht gut erledigt – zumindest für unserere Benchmark-Auswahl. An dieser Stelle müssen wir auch die verstärkten Anstrengungen des Treiber-Teams positiv hervorheben. Wie bereits erwähnt wurde nicht nur unser Feedback zu Creo 3.0 berücksichtigt und aufgearbeitet, sondern auch kurzfristig Abhilfe bei Solidworks 2016 geschaffen, wo wir noch Probleme beim Einsatz von FSAA protokollieren konnten. Diese Fehler sind nun Vergangenheit.
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