Groundhog-Day Feeling bei den Grafikkarten und ihrer Stromversorgung. Mal wieder, wird man denken, aber diesmal ist alles viel entspannter. Ja, es müffelt erneut nach grandios verbrutzeltem Kunststoff, denn KrisFix hat mich erneut mit olfaktorischen Köstlichkeiten eingedeckt. Wer solche Leute kennt, der braucht auch keine Räucherstäbchen mehr. Aber ich finde, man sollte das Elend mit den 12VHPWR-Steckern auch von der anderen Seite her beleuchten. Denn während sich die ganzen überlasteten Zwerge in ihrer thermischen Endphase auftürmen, hat in der ganzen Zeit nur eine klitzekleine Gruppe der Riesen im bekannten Mini-Fit-Design den Aufstand geprobt und einen auf Nylon-Schmorpfanne gemacht. Ja, die gibt es auch, aber das sind de facto Einhörner in Schwarz.
Ihr wisst schon, Ausnahmen bestätigen die Regel und statistisch gesehen kommt wohl auf 50 defekte Micro-Fit-Derivate aktuell nur 1 bis 2 Mini-Fit Ausfälle. Ich habe auch diese Header-Leichen genauer untersucht und am Ende war bei den mir vorliegenden Ausfällen wohl eher die Qualität der Versorgungskabel der ausschlaggebende Vernichtungs-Faktor und nicht Endanwender oder gar die Unterdimensionierung. Aber auch für diese Untersuchung brauche ich noch etwas Zeit und es ist sicher nicht die schlechteste Idee, an einem verregneten Novembertag lieber drin am Keyence in netter Grundwärme zu sitzen als draußen bei knapp über null graue Matsch-Moleküle zu zählen. Das gibt es von mir quasi als Wasserstandsmeldung für Euch mit ins Wochenende.
Ergo sitze ich gerade an einem Artikel, der zeigen wird, dass dieser 8-Pin-Header samt des bekannten Cable Plugs eigentlich die sinnvollere Steckverbindung ist. Nicht der verhunzte 6+2, der ja seit gefühlten Jahrhunderten (als die Netzteile noch Bomben mit dünnen Drähten waren) zwei Sense-Pins als unnützen Overhead zur Absicherung mit sich rumschleppt, sondern das, was man als z.B. echten 8-Pin EPS-Anschluss für die CPU kennt. Den kennt übrigens auch NVIDIA, denn man hat ihn seinerzeit dankend auf die RTX A6000 gelötet! Und ja, da flossen auch 300 Watt und die Reserven waren riesig! Man hätte also locker über 650 Watt mit nur zwei solcher Steckverbinder realisieren können, OHNE irgendetwas Neues hinzufrickeln! Das Argument der Kompatibiliät ist keines, denn man hätte sich die CEM mittels PCI SIG genauso zurechtbiegen können, wie bei den leidigen Micro-Fit-Derivaten.
Man hätte nur den 8-Pin als Ersatz für den 6+2 Pin in die Norm aufnehmen müssen. Hätte…
Eine Geschichte, wie sie zufällig hätte stattfinden können
Ich gehe jetzt einmal etwas unter die Literaten und umschreibe einen Vorgang, wie er hätte stattfinden können, ohne jetzt irgendjemanden beim Namen zu nennen. Es ist also eine kleine Geschichte, bei der man auch etwas zwischen den Zeilen lesen sollte. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Denn in der Welt der Technik, wo die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn oft so dünn ist wie die neueste Nanometer-Fertigungstechnologie, hat NVIDIA mit dem Design der RTX 3080 Founders-Edition eine neue Ära eingeläutet. Technisch und optisch. Eine Ära, in der man sich fragt: Ist das noch ein Grafikprozessor oder schon ein abstraktes Kunstwerk?
Beginnen wir mit dem Shape-Design der RTX 3080. NVIDIA hatte damals, in einem mutigen Schritt, der die Grenzen der Physik und vielleicht auch des guten Geschmacks bis zur Grenze auslotet, ein Design gewählt, das irgendwo zwischen “futuristisch-schick” und “mein PC ist jetzt ein heißer Transformer” liegt. Und so saßen die Ingenieure mit rauchenden Köpfen vor rauchenden Steckern vor einer winzig erscheinenden Platine mit wagemutigem V-Halsausschnitt, als man in einem verzweifelten Anfall von “Warum nicht?” entschied, den Micro-Fit-Header zu adaptieren und hochkant zu verbauen.
Eine Skyscraper-Entscheidung, die so unerwartet ist wie ein Plot-Twist in einer Seifenoper für Ingenieure. Man stelle sich wirklich einmal diese Szene vor: Ingenieure, die um einen Tisch sitzen und sich fragen, wie sie das Unmögliche möglich machen können. “Lasst uns den Header hochkant setzen!” – “Aber warum?” – “Weil wir es können!” Und dann ist da ja noch der mangelnde Platz auf dem kleinen PCB. Jeder Millimeter des PCB wird genutzt, was zu einer dichten Bevölkerung von Widerständen, Kondensatoren und anderen Bauteilen führt. Das Boot war voll und man setzte man einfach den Turm des Grauens auf die Platine, immer in der Hoffnung, der Kunde wird das schon schlucken und der Adapter (hin)richten.
Bis rund 400 Watt kann man mit den 2x 6 Pins schon gehen, denn es gibt nur sehr wenige Fälle von verschmorten Steckern an einer GeForce RTX 3080 oder RTX 3090. Das machte die lustige Ingenieurs-Tafelrunde aber umso mutiger. Und so sagte man sich “Lasst uns den spillerigen Stecker doch einfach zum neuen Gold-Standard erheben und als 12VHPWR in die CEM 5.0 reinpressen!” Nach dem dritten Herrengedeck wurde aus Mut purer Übermut und man spann den Faden immer weiter… “So, nun lasst uns noch vier Seitenband-Signale hinzufügen und erst später drüber nachdenken, wie smart wir den PC mal hindongeln!” Da kam die GeForce RTX 3090 Ti als Test-Objekt für die kommende RTX 4090 gerade recht. Nach dem sechsten Herrengedeck dachte man, dass die 6 ja gar keine schlechte Zahl wäre und weil eh schon genug Nullen mit am Tisch saßen, beschloss man, den armen Ampere-Chip mit einem fetten 600-Watt-BIOS zwangszubeatmen, nur um mal zu schauen, was so alles passiert. Im Laden gabs dann moderate 450 Watt für den kaufwütigen End-Willi und immer noch keine nennenswerte Anzahl in der Rauchmelder-Warn-App. Dafür aber einen neuen Header, der mit nichts und niemandem sonst mehr kompatibel war.
Aber nun konnte das große Backen endlich beginnen! Man beachte die obere Reihe der stromführenden Pins! In der Mitte war beim Cable-Plug eine Verbindung zwischen den zwei Terminalsteckern, so dass der mitglieferte Adapter später einmal nirgendwo mehr passen würde. Die vier Seitenband-Kanäle waren zwar schon vorhanden und konnten auf der Karte auch schon getestet werden, nur waren sie mangels passender Netzteile und Kabel für Außenstehende eh noch komplett wertlos. Naja, und dann kam die GeForce RTX 4090 und mit Ihr all diese kleinen olfaktorischen Nasenstüber, die der Kunde für fast 2000 Euro als überraschendes Raumparfüm gleich mit inkludiert bekam. Den Rest der Geschichte, bis hin zur CEM 5.1 und dem neuen 12V-2×6 Connector kennt Ihr ja schon.
Damit entlasse ich Euch jetzt ins Wochenende und wir haben gelernt, dass wenn die Form nicht der Funktion folgt, die Funktion so lange durchgeknetet wird, bis sie endlich zur Form passt. Und was jeglichen Standards widerspricht, erhebt man einfach kurzerhand zum eigenen Standard. Dann klappts auch wieder mit der Technik. Oder eben auch nicht. Molex bietet mit einigen Micro-Fit-Varianten sogar noch höhere Ströme als der Frickelstecker mit seinen schöngerechneten 9,x Ampere und vergoldeten Kontakten. Aber warum sollte man den einfachen Weg gehen, wenn man auch das bekannte “Trial & Error” spielen kann? Das ist doch viel lustiger…
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