Update
Da im Bezug auf die Chip-Preise auch noch explizite Nachfragen im Forum kamen, möchte ich hier öffentlich im Artikel noch ein Update voranstellen, um mir redundante Diskussionen zu sparen. Ich kann aus gewissen Gründen nicht alle Preise offenlegen, jedoch klarstellen, dass die in der News zitierten Aussagen des Händlers definitiv nicht der Realität entsprechen. Als Grundlage für die orignale News und auch dieses Update dienen die Aussagen von insgesamt drei AIC, die auch nicht zu einer gemeinsamen Unternehmensgruppe gehören, sowie von NVIDIA selbst.
Basis für den Chipeinkauf der Boardpartner (AIC) ist, so merkwürdig es klingen mag, immer noch der sogenannte MSRP von NVIDIA, also quasi die unverbindliche Preisempfehlung für die jeweilige Karte. Dieser Preis ist der beste Indikator dafür, ob auch der Einkaufpreis fürs Lot als solcher gestiegen ist. Solange NVIDIA diese Preise nicht anhebt, solange kauft auch der AIC das jeweilige Kit (bestehend aus GPU + Speicher) zum selben Preis ein. Die Spanne, die jeweils bei den AIC verbleibt, liegt nur noch in etwa zwischen 10 und 15%, auch das ist zwar kein Geheimnis (ich habe ja mehrmals schon darüber geschrieben), aber es ist allgemein nicht so bekannt und liegt am Ende auch deutlich niedriger, als so mancher denken mag.
Die allgemeine Warenverknappung hat viele andere Komponenten verteuert, auch das ist kein Geheimnis. Nur wird auch hier der jeweilige AIC hart rechnen (müssen), was seine Spanne betrifft, da er natürlich seinen Abnehmern gegenüber ebenfalls die Mehrkosten in Rechnung stellen und erklären muss. Nur ist es definitiv nicht so, das man hier, so wie der Händler aus meiner News, einfach NVIDIA und die LHR-Kits als Argument nutzen kann, da es definitiv falsch ist. Zumal viele der aktuell noch ausgelieferten Karten noch gar keine LHR-Karten sind. Es sind allerdings bereits erste LHR-Modelle im Umlauf, da vor allem Ende letzter Woche nicht kleine Mengen an Karten auch Deutschland erreicht haben.
Was natürlich den Händlern in die Karten spielt, ist der Umstand, dass NVIDIA zur besseren Transparenz nicht nur die spezielle LHR-Kennzeichnung auf den Kartons verlangt, sondern dass diese LHR-Karten auch fast durchgehend andere Artikel- bzw. Bestellnummern aufweisen. Damit ist es, auch aus rechtlicher Sicht, nicht mehr dasselbe Produkt, sondern nur ein vergleichbares. Das kennen wir ja auch gewissen Märkten, wo man damit wirbt, die Differenz zu erstatten, wenn man dasselbe Produkt woanders billiger bekommt. Kunststück, bei eigens für den Abnehmer kreierten Artikeln.
Wenn also der Händler behauptet, NVIDIA hätte die Preise für die (LHR-) Chips angehoben, dann entspricht dies definitiv nicht der Wahrheit. Das haben mir drei große AIC aus Asien persönlich bestätigt. Es hätte dem Händler auch freigestanden, NVIDIA in diesem Fall selbst zu kontaktieren, was ich ja auch getan habe. Ich bin mir sicher, dass es NVIDIA keinem AIC durchgehen lassen würde, derartige Argumente zu nutzen, um die eigenen, nunmehr vielleicht höheren Preise zu rechtfertigen. So etwas gibt nämlich richtig Ärger. Meist ist sogar das Gegenteil der Fall und NVIDIA hat Boardpartner bei Turing auch schon mal sogar mit einer Cash-Back-Aktion unterstützt, nur um den Markt wieder “zu befrieden”.
Originalartikel vom 11. 07.2021 um 07:36 Uhr
Das heute vorgestellte Beispiel von Digitec aus der Schweiz ist rein exemplarisch, aber nichtsdestotrotz schon so frech, dass ich es einmal vorstellen und auch in Teilen kommentieren möchte. Wir wissen ja alle, dass sich die Marktlage auch bei den Grafikkarten durch viele Umstände sehr stark verändert hat und auch weiterhin täglich ändern kann. Wer da als Händler schon zum Launch unendlich viele Vorbestellungen entgegen genommen hat, ist eigentlich selber schuld. Gut, man kann seiner Bank gegenüber natürlich tolle Umsätze in Aussicht stellen, aber es birgt auch immer ein gewisses Risiko. Bisher waren die Launchpreise ja fast immer höher als dann später die Straßenpreise nach mehreren Wochen oder Monaten. Nur diesmal eben nicht und es dürften sich so einige Händler damit grandios verzockt haben jetzt versuchen, dies noch zu korrigieren. Und zwar zu Lasten der Kunden.
Nun muss man auch fair bleiben und festhalten, dass es in Deutschland beispielsweise keine rechtliche Verpflichtung des Händlers gibt, diese Bestellungen auch zu liefern, solange es keine explizite Auftragsbestätigung gibt oder gar Vorkasse abverlangt wurde, sondern maximal eine moralische. Und auf die kann ein Händler auch guten Gewissens verzichten, denn man kann ihn darauf hin ja nicht festnageln. Es ist also in jedem Falle ärgerlich und man wird als Kunde sehr stark darüber nachdenken müssen, inwieweit man einem solchen Händler auch in Zukunft für andere Dinge das Vertrauen schenkt (oder vielleicht besser auch nicht).
Ich kenne Kunden, die haben bei einem großen deutschen Händler online bestellt bestellt – allerdings mehrmals über Monate hin versetzt- und freuen sich aktuell über die bereits abgewickelten letzten Bestellungen, während die ersten immer noch seit dem Launch offen sind. Es wird also nicht nach dem zeitlichen Eingang der Bestellung abgearbeitet, sondern nach dem vereinbarten Preis. Immer in der Hoffnung, die Altlasten auf diese Art und Weise irgendwann automatisch loszuwerden. Doch zurück zum Händler aus der Schweiz, der das mit den Preisen auf seiner Homepage vermeintlich clever präsentiert und den Schwarzen Peter den Herstellern bzw. NVIDIA zuschiebt, denn die Kernaussage stimmt so definitiv nicht.
Naja, so geht es natürlich auch und es wird sicher nicht wenige Kunden geben, die sich jetzt vielleicht sogar noch zähneknirschend mit dem Händler solidarisieren und auf das Ganze letztendlich auch eingehen und brav stornieren. Dabei hatten sich die Grafikkarten ja bereits vorher verteuert und die als Bundle zusammen mit dem RAM an die Boardpartner gelieferten LHR-Chips wurden nicht noch einmal extra verteuert. Es ist sogar so, dass manche dieser Karten am Ende günstiger an die Distribution weitergegeben wurde, weil man sich im Werk wieder zu Teilen auch auf die Zielgruppe der Gamer orientieren musste.
Auf Nachfragen an diverse Boardpartner wurde nämlich kommuniziert, dass die Karten mit den bewussten LHR-Chips nicht extra deswegen im Preis angehoben wurden, eher war das Gegenteil der Fall, wenn denn überhaupt genügend LHR-Chips an die Boardpartner geliefert wurden! Hier lügt der Schweizer Händler wider besseres Wissens und es liest sich fast schon wie in einem Heimatroman, wo der Krämer-Michl immer der Gute ist und man sich doch bitte mit ihm solidarisieren möge, weil ja alle im gleichen Boot säßen. Nur dass das so nicht stimmt…
Ich finde die aktuelle Situation auch komplett unbefriedigend und würde mir kundengerechtere Preise wünschen. Nur muss man bei allen berechtigten Emotionen auch Realist bleiben und das Gesamtbild nicht durch solche Einlassungen verzerren. Es ist alles ärgerlich, so wie viele anderen Dinge und Preise auch, aber hier wird der Kunde aus Gründen der Gewinnmaximierung schlichtweg belogen. Denn man darf ja auch mal die berechtigte Gegenfrage stellen: Hätte der Händler die Bestellungen auch storniert, wenn die Preise eingebrochen wären? Wohl eher nicht, oder? Dumm gelaufen, also Augen auf und nicht immer alles glauben!
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