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Srhythm NC25 – Over-Ear Bluetooth Kopfhörer mit ANC im Schnäppchen-Check

Zwischen 30 und knapp 60 Euro, je nach Quelle und Rabattlage, muss man für den NC25 hinblättern. Ab und an bekommt man ihn, wie auch ich, bei Amazon für knapp unter 30 Euro mit Rabattcode. Und da ich nicht sonderlich eitel bin (zumindest nicht bei sowas), durfte der NC25 die permanent drückenden Samsung Level On Pro auf meiner letzten Kanada-Reise ersetzen.

Der Grund war einfach, weil die Samsung Kopfhörer meine Ohren auf Langstrecken spätestens ab der zweiten oder dritten Stunde mit Vehemenz daran erinnern, dass etwas Frischluft ohne permanente Umklammerung endlich mal angebracht wäre.

Für diesen Preis darf man keine Qualitätsanmutung und ein so perfekt funktionierendes ANC (Aktive Geräuschunterdrückung) wie z.B. bei der QuietComfort-Reihe von Bose erwarten, aber ein wenig funktionieren muss das Konstrukt dann trotzdem. Und genau das hat der NC25 nämlich auch getan, selbst wenn es kleinere Macken und Nachteile gibt, die die teuren Produkte einfach besser können bzw. vermeiden. Doch es gibt auch Positives zu berichten, so dass ich dieses Teil auch mal ins Review mitnehmen will.

Die Kopfhörer kommen in einer Hard-Box zum Kunden, dazu gibt es ein USB-Ladekabel, ein 3.5mm-Klinkenkabel, sowie einen Flugzeugadapter für die ganz alten Mühlen á la United Airlines, wobei man sich da immer fragt, wer eigentlich älter ist – die Stewardess, die aussieht, wie Oma Hilde in gut erhalten oder die ausgeleierte 747, die noch den kalten Krieg er- und überlebt hat. Genau für Letztere ist ANC ein Muss, wenn man wenigstens ein paar Stunden zu schlafen gedenkt.

Das Handbuch sollte man immer bei sich führen oder zumindest mal in einer ruhigen Minute verinnerlichen. Die Multifunktionsknöpfe haben es nämlich in sich und man sollte schon wissen, welcher der Buttons mit welcher Funktion mehrfachbelegt ist. Hat man das irgendwann auch einmal weich, dann reichen drei dieser Druckstellen locker aus, um das portable Media-Center mindestens genauso sicher zu steuern, wie Käpt’n Hook vorn im Cockpit den Museums-Dampfer.

 

Optik, Haptik und Funktionalität

Rubbercoating, Chrom und weiches PU-Lederimitat – für diesen Preis geht es auch deutlich schlechter. Haptisch und optisch geht dieses Paket auf alle Fälle in Ordnung und das Erscheinungsbild ist zumindest nicht das eines asiatischen Billigbombers. Aber man muss das Teil nach dem Auspacken erst einmal an der frischen Luft für ein paar Stunden ausdünsten lassen, bevor man das Hardcase mit ins Handgepäck steckt. Sonst ist für eine gewisse Zeit die spätere Vollnarkose vorprogrammiert. Hilfreich bei Kleinkindern in der Vorderreihe, aber schlecht für die eigenen Sinne und den Sitznachbarn.

Befolgt man alle Ratschläge, dann steht einem Einsatz eigentlich nichts mehr im Wege. Der Bügelmechanismus beschränkt sich auf die 90°-Drehscharniere und das Kopfband, was allerdings ausreichend ist. Konzipiert als Over-Ear klappt das auch mit dem Sitz, der zudem nicht allzu straff ausfällt. Vorsichtiges Aufbiegen schafft dann die totale Freiheit, falls man mit Hutgröße 60+ daherkommt. Die Ohrpolster sind gerade so groß genug und liegen sehr gut an. Fast zu gut, denn es gibt keinen Druckausgleich.

 

Immerhin ist dieses akustische Eremiten-Feeling schon die halbe Miete für das ANC, welches mit Einschränkungen auch ganz gut funktioniert. Stimmen werden aber nur schlecht gefiltert, so dass man so einen NC25 fast schon als Spionage-Kopfhörer nutzen kann. Die recht breitbandigen Turbinen-Geräusche werden nämlich gut gefiltert, so dass die Stimmen und kurze Impulse im Gegenzug überdeutlich hervortreten. Nur möchte man ja manche Gespräche besser gar nicht hören.

Wenn der Akku leer ist und Bluetooth den Dienst quittiert, kann man mit dem mitgelieferten Klinkenkabel noch am Smartphone weiterhören – nur das mit dem Sprechen geht dann nicht mehr. Denn das Teil ist ja eigentlich ein Headset, dessen Mikrofon gleich zwei Funktionen erfüllen kann. Aufgeladen wird so ein NC25 übrigens nur per USB-Ladekabel, die Verbindung ist während des Ladevorgangs unterbrochen. Der Chromring zeigt auf dem Bild auch sehr schön die Fingerprints, die auf so einer Reise neben den sonstigen Eindrücken fest haften bleiben.

 

Apropos Laufzeit, die Herstellerangaben von 16 Stunden Musik würde ich jetzt nicht unterschreiben wollen, aber insgesamt 12 Stunden Reisezeit hat so ein Srhythm NC25 dann schon zu bieten. Leipzig-Vancouver über Frankfurt mit einem längeren Stopp waren jedenfalls locker drin. Das Aufladen ist nicht wirklich fix, hier sollte man bis zu vier Stunden einplanen.

Die Bedienung über die drei Buttons ist, wenn man sie einmal verinnerlicht hat, sicher und problemlos. Sie ist sogar deutlich sicherer als das nervige Touchpanel des Samsung-Headsets mit den Wischgesten, die immer nur dann funktionieren, wenn man sie so gar nicht beabsichtigt hat. Dann lieber old-school. so wie hier. Passt. Die Funktions-LED gibt Auskunft über Ladestatus und Betriebsmodi. Handbuch lesen bildet auch hier.

 

 

Sound-Check und Messung

Da ich das Headset auch per Klinkenkabel anschließen kann, habe ich es auch mal vermessen, was beim etwas dumpf klingenden Mikrofon (Bluetooth only) im Messraum leider nicht möglich war. Unterhalb der unteren Mitten bricht die Kurve im Schnitt um ca. 10 dB ein, was man aber ganz gut verschmerzen kann. Die extreme Delle bei ca. 225 Hz kann man ebenfalls verkraften, allerdings fehlen hier bei vielen Stimmen und Instrumenten dann auch etwas die Grundtöne. Damit wirkt Vieles davon eher unterkühlt bis richtig kalt.

Der Peak bei 5.4 KHz lässt die Sibilanten etwas arg nach vorn treten, was etwas metallisch klingt und nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Damit ist so ein NC25 sicher noch ganz gut für unterwegs und alle mögliche Musik, solange man nicht audiophil geprägt ist. Aber die Leidensfähigkeit wird in der Economy sowieso an anderer Stelle deutlich härter abgetestet, als die Ohren beim NC25. Wenn schon hinten sitzen und klebrige Pasta mampfen, dann wenigstens mit Stil.

Die CSD-Wasserfallkurve zeigt dann auch das übliche Nachschwingen, das man bei günstigen Treibern immer wieder beobachten kann. Das Ansprechverhalten ist übrigens recht ordentlich, auch herbere Resonanzen sind kaum festzustellen. Der Auftritt ist insgesamt durchaus als anhörbar zu klassifizieren, aber ein Kammerkonzert möchte ich damit nicht wirklich hören. Aber das Teil ist extrem pegelfest, was mich dann doch sehr positiv überrascht hat. Gershwins Klavierkonzert in F war druckstabil bis an die Schmerzgrenze. Immerhin etwas.

 

Zusammenfassung und Fazit

Für 30 Euro mit Rabatt-Code ein wirkliches Schnäppchen, für 50 bis 60 Euro muss man dann schon länger nachdenken. Für Gelegenheitsreisende mit 2-4 Stunden Flugfenster in der Holzklasse ist so ein Srhythm NC25 durchaus ok, wenn man die Umwelt und deren Geräuschabfälle einigermaßen souverän ausblenden möchte. Wer aber öfters auf so ein Gerät zugreifen möchte und muss, der sollte echt etwas Teureres kaufen. Kompromisse sind ja schön und gut, aber man muss überlegen, ob man sie auch eingehen möchte.

Bereut habe ich den Kauf nicht direkt, denn es sind ja keine Nullinger, die so gar nichts abliefern. Aber beim nächsten Flug nehme ich dann doch etwas Anderes mit ins Handgepäck. Nicht etwa, dass so ein NC25 schlecht fürs Image wäre, denn sie sind ja recht schick. Aber meine Ohren hätten gern etwas weniger Stimmenfang beim Nachbarn und dafür ein solideres Klangfundament mit mehr Tiefgang statt Abgang. Aber gut, man kann eben nicht alles haben. Aber man könnte es zumindest, eine dicke Kriegskasse vorausgesetzt.

 

NC25InstructionSheet_Srhythm

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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