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So nie, Sony! Warum die GDC-Präsentation der PS5 eigentlich ein verkapptes Desaster war | Kommentar

Es war eine zähe Angelegenheit, als Mark Cerny am 18. März eine ganze Stunde lang auf die technischen Details der nächsten Konsole aus dem Hause Sony einging. Trotz dessen, dass klar war, dass sich die Präsentation vornehmlich an Entwickler richten würde, so hinterließ sie einen reichlich faden Beigeschmack.

Schuld daran war die Konkurrenz aus Redmond. Microsoft hatte nämlich just einige Tage zuvor die (technischen) Hüllen ihrer Xbox Series X fallen lassen. So sperrig der Name, so potent präsentierte sich die neue Xbox. Mit einer GPU-Leistung von 12 TeraFLOPS wollte man unmissverständlich klar machen, dass die Zeiten des „TV! TV! TV!“, mit der die Xbox One 2013 angekündigt wurde, vorbei waren. Gaming soll im Vordergrund stehen. Medienwirksam in Form von „Digital Foundry“, welche die Xbox Series X sogar zusammenbauen durften (Das Design selbiger war ja schon länger bekannt), sollte auch dem Letzten klar sein, dass man sich hier auf dem Niveau aktueller High End-PCs befand. Somit wussten die Endkunden bereits was sie beim Kauf erwarten konnten. Das Design, die Specs, das Release-Fenster, bis auf den Preis wurde alles klar und verständlich kommuniziert.

Und so hatte Mark Cerny die undankbare Aufgabe zu erklären, warum die reine TeraFLOPS-Zahl ja nicht so entscheidend sei und es kein Wunder war, als er lieber die schnelle SSD anpries. Ähnlich wie bei der Series X ist diese eine maßgeschneidert und nicht von der Stange. Die Lesegeschwindigkeit ist aber deutlich höher als beim Pendant von Microsoft. Mit 5,5 GB/s ist man im Vergleich zu den 2,4 GB/s, mehr als doppelt so schnell unterwegs.  Zumindest hier ist Sony also überlegen. Ladezeiten sollten aber bei beiden auf ein Minimum reduziert werden. Dann wieder, warum schafft es Sony nicht bei der Speichergröße mit Microsoft gleichzuziehen? Denn die verbauen einen ganzen Terabyte an Speicher. Sony selbst belässt es bei 825 GB. Der Speicher ist zwar erweiterbar, da aber nicht jede SSD kompatibel sein wird, ist man erstmal auf diese Größe beschränkt.

Kompatibilität ist ein gutes Stichwort. Genauer die Abwärtskompatibilität- Auch hier hatte Microsoft vorher klar gemacht, dass sämtliche Xbox-Generationen, von der ersten Xbox bis hin zur Xbox One unterstützt werden. Eine Ansage sondergleichen, denn wer gerne Retro-Games spielt, braucht somit nur noch eine Konsole an der heimischen Glotze anzuschließen. Und Sony? Die bestätigen nur, dass man PS4 und PS4 Pro-Titel spielen kann. Also die beliebtesten 100 des PS4-Katalogs. Weitere Titel müssen einzeln geprüft werden.

Weder die PS3, PS2 oder die Ur-Playstation wurden von Cerny erwähnt. Und seit wann wird die PS4 Pro als eigenständige Plattform behandelt? Hatte man nicht 2016 bei der Ankündigung schnelleren PS4 immer betont, dass diese eben nicht mehr sei als eine Kaufoption für Spieler die ihren 4K-TV entsprechend ausreizen wollen? Es wirkt fast so, als ob man aus reiner Verlegenheit die PS4 Pro auf die Folie packte. Nur PS5 und PS4 zu erwähnen, hätten wohl noch karger im Vergleich zu Microsoft gewirkt.

Somit hielt man sich nicht lange thematisch dort auf und wandte sich sehr lange dem Thema Klang zu. Neben der SSD war dies einer der Hauptschwerpunkte der Präsentation. So setzt Sony statt auf Dolby Atmos auf eine eigene 3D Audio-Engine namens Tempest. Diese soll noch besser und realistischer, und sowohl für Heimkino-Anlagegen, Soundbars und Kopfhörer geeignet sein.  Ob Sony tatsächlich einen adäquaten Ersatz für die Soundlösung von Dolby gefunden hat, müssen Tests zeigen.

Allein, man weiß noch gar nicht ob zum Beispiel bestehende Soundbars die Dolby Atmos wiedergeben können auch Tempest unterstützen. Im schlimmsten Fall hat man viel Geld in ein entsprechendes Audio-System gesteckt, und kann die versprochene akustische Opulenz der PS5 gar nicht nutzen. Die Xbox One unterstützt bereits Dolby Atmos bei Spielen, auch wenn davon bisher nur wenige Titel gebrauch machen. Sollte die Series X dies ebenfalls tun, hätten Besitzer von Atmos-Anlagen eine Sorge weniger und müssten diese Kosten schon mal nicht einberechnen.

Ja, es war eine zähe Präsentation. Der Konkurrent hat sich medienwirksamer inszeniert, die Kundschaft direkter angesprochen. Hier hat Microsoft seine Hausaufgaben gemacht. Wo Sony bei der E3 2013 Microsoft düpierte indem sie auf einen Always On-Zwang verzichteten, günstiger waren, und ganz nebenbei die auf dem Papier bessere Konsole in den Laden brachten, wirkt ihre bisherige Strategie nicht durchdacht. Denn so interessant eine tiefe Betrachtung der technischen Umsetzung der PS5 sein mag für Entwickler, am Ende müssen die Käufer überzeugt werden. Und ob dies bisher gelang, darf bezweifelt werden.

Bildquellen und Informationen: Sony, GDC 2020  Livestream

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