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Nvidia GeForce GTX 1080 Ti: Unboxing von Verpackung und Platine

Die von Nvidias Chef Jen-Hsun Huang im Rahmen der Games Developers Conference in San Francisco vorgestellte GeForce GTX 1080 Ti stellt die neue Speerspitze der GeForce-Consumer-Karten dar, denn sie bietet genau so viele Shader wie die Titan X (Pascal)...

Die von Nvidias Chef Jen-Hsun Huang im Rahmen der Games Developers Conference in San Francisco vorgestellte GeForce GTX 1080 Ti stellt die neue Speerspitze der GeForce-Consumer-Karten dar, denn sie bietet genau so viele Shader wie die Titan X (Pascal), taktet aber etwas höher.

Mit 819 Euro ist das neue Flaggschiff nicht wirklich billig, aber deutlich günstiger als die Titan X (Pascal) – und verdrängt preislich mit Leichtigkeit auch einige der Board-Partner-Karten der GeForce GTX 1080 ohne Ti.

Die ganzen GeForce-GTX-1080-Modelle dürften in Kürze – nach dem Verkaufsstart der GeForce GTX 1080 Ti am Ende dieser Woche – deutlich im Preis nachgeben und dem Schicksal der GeForce GTX 980 folgen, der seinerzeit das Gleiche passierte.

Und weil es so schön ist, sich zurückzuerinnern: Diese Art von Salami-Scheibchen-Launches ist für die (Grafikkarten-)Hersteller mittlerweile scheinbar unverzichtbar geworden.

War es vor Jahren zuerst die GeForce GTX 680, hat mittlerweile sogar AMD sehr intensiv von dieser Taktik Gebrauch gemacht. Und so wundert es auch nicht, dass wir heute nur „Unboxing“-Bilder zeigen dürfen, jedoch keinerlei Benchmarks oder irgendwelche Messwerte veröffentlichen können.

Doch wo endet Unboxing? Wir haben einfach alles bis (fast) zur letzten Schraube ausgepackt und uns zu den dabei entstandenen Fotos unsere Gedanken gemacht. Wir werden uns logischerweise an das NDA halten, aber auch so bereits interessante Kenntnisse gewinnen können.

Zunächst fassen wir jedoch die bereits bekannten Leistungsdaten zusammen, die wir bereits veröffentlich dürfen, da sie nicht dem NDA unterliegen. Ihnen werden wir auch den Vollausbau des Chip in Form der Quadro P6000 gegenüberstellen:

  Nvidia
GeForce GTX 1080
Founders Edition
Nvidia
GeForce GTX 1080 Ti
Founders Edition
Nvidia
Titan X
(Pascal)
Nvidia
Quadro P6000
GPU GP104 GP102 GP102 GP102
Transistors App. 7.2 Billion App. 12 Billion App. 12 Billion App. 12 Billion
Shader Units 2560 3584 3584 3850
Base Clock Frequency 1607 MHz 1480 MHz 1417 MHz 1506 MHz
Maximum Clock Frequency 1785 MHz 1582 MHz 1531 MHz 1645 MHz
TMUs/ROPs 160/64 224/88 224/96 240/96
Pixel Fill Rate 114.2 GPix/s 130.24 GPix/s 136.0 GPix/s 144.6 GPix/s
Texel Fill Rate 257.1 GTex/s 331.5 GTex/s 317.4 GTex/s 361.4 GTex/s
GDDR5X Memory Size 8192 MB 11,264 MB
12,228 MB 24,576 MB
Memory Clock Frequency 5000 MHz 5500 MHz 5000 MHz 4512 Mhz
Memory Interface 256 Bit 352 Bit 384 Bit 384 Bit
Memory Bandwidth 320 GB/s 484 GB/s 480 GB/s 433.2 GB/s
Power Consumption (TDP) 180 Watt 250 Watt 250 Watt 250 Watt

Unboxing der Karte

Nvidia meinte bei der Vorstellung, dass sich der Kühler gegenüber der Titan X (Pascal) noch einmal geändert habe, was optisch jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht auffällt. Doch im Verlaufe unserer Enthüllungsaktion können wir später sicher auch dazu noch etwas schreiben.

Kommen wir deshalb zurück zur Grafikkarte an sich, deren Äußeres bis auf die Beschriftung komplett übernommen wurde. Dies gilt auch für den Materialmix aus Aluminiumguß und Kunststoffen sowie den optisch dominanten Radialkühler mit 6,2 cm Nettodurchmesser.

Mt 26,9 cm vom Äußeren der Slot-Blende bis hin zum Kühlerende hat sich an den Abmessungen gegenüber der Titan X (Pascal) nichts geändert, was auch für die Einbauhöhe von 10,5 cm von der Oberkante des Mainboard-Slots bis hin zur Kühleroberkante gilt. Die Einbautiefe von 3,5 cm steht ebenfalls für das bereits bekannte Dual-Slot-Design, während das Gewicht der Karte ein klein wenig auf nunmehr 1039 Gramm zugelegt hat.

Da ja die Größen- und Gewichtsangaben eigentlich echte Messungen sind, hoffen wir natürlich, damit nicht gegen das NDA verstoßen zu haben.

Die Oberseite gibt sich ebenfalls im gewohnten Bild und zeigt neben dem grün beleuchteten Schriftzug je einen 8- und 6-poligen externen Stromversorgungsanschluss. Die Unterseite ist noch wesentlich unspektakulärer und zeigt außer dem Cover eigentlich … nichts.

Das Kartenende bietet die üblichen Luftöffnungen für einen Teil des Luftaustritts, wobei anhand des Plattendesigns vermutet werden kann, dass die Wärmeabgabe ins Gehäuseinnere eher marginal ausfällt. Doch zu den konkreten Werten werden wir erst im Rahmen des Restwurstzipfels kommen können; noch ist alles unter Verschluss.

Um den Luftaustritt an der Slot-Blende zu verbessern, hat Nvidia auf den DVI-Anschluss komplett verzichtet und bietet stattdessen nur noch drei DisplayPort-Anschlüsse sowie einmal HDMI. Der Rest wird vom Lüftungsgitter dominiert.

Wir möchten den Lesern natürlich auch nicht Nvidias Einführungsvideo vorenthalten, auf dessen Basis wir die Karte später auch selbst noch einmal näher betrachtet haben. Wir zeigen dann nämlich mit eigenen Bilder genau das, was uns Nvidia im Video als nett anzuschauende Rendergrafik bereits mit auf den Weg gegeben hat.

 

Unboxing des Kühlers

Da das NDA ausschließlich für Messwerte und Benchmark-Ergebnisse gilt und Unboxing ausdrücklich erwünscht ist, haben wir den Besteckkoffer zu Rate gezogen und die Karte einfach wie sonst üblich von ihrer Außenhülle befreit.

Nvidia nutzt zur Befestigung der zweiteiligen Backplate überwiegend ganz dünne Schräubchen (0,5 mm), deren Gegengewinde wiederum im Schraubenkopf von Nvidias speziellen Huckepackschrauben unterhalb der Backplate sitzen. Diese eher ungewöhnlichen Sechskantschrauben (M2.5) dienen gleichzeitig zur Befestigung des kompletten Gehäuses auf der Platine.

Die erste Änderung ist bereits sichtbar geworden, denn Nvidia verbindet den PWM-Controller-Chip auf der Platinenrückseite mit einem eigentlich selten genutzten dicken Wärmeleitvlies mit der einen Backplate-Hälfte zur besseren Wärmeabfuhr. Das würde sogar noch besser funktionieren, hätte Nvidia an dieser Stelle die Kunststofffolie, mit der die Backplate innen beklebt ist, einfach ausgespart.

Betrachten wir nun kurz noch die freigelegte Rückseite der die Platine, dann sehen wir halb links noch zwei markierte und mit „Thermal Pad 1“ und „Thermal Pad 2“ beschriftete Bereiche, bei denen aber im Endprodukt die vorgesehen Pads fehlen. Ob Nvidia hier einfach nur der Mut (oder gar die Lust) verlassen hat, können wir nicht beurteilen – und dürfen ja auch noch nichts messen.

Die massive Platte des Kühler-Frames trägt neben den üblichen Wärmeleitpads für Spannungswandler und Speicher erneut einige der eben erwähnten Vliesstreifen, die zusätzlich aktive Bauelemente wie VR-Chips, MOSFETs und Dioden thermisch mit dem Boden der großen Platte verbinden. Andere Änderungen konnten wir am Kühler bisher nicht ausmachen.

Nvidia setzt – wie bei den anderen Karten der Founders Edition (FE) auch – wiederum auf eine in den Boden eingesetzte Vapor-Chamber, die mit vier Federschrauben an der Platine befestigt wird und den eigentlichen GPU-Kühler darstellt. Der Rest wird wie bereits beschrieben über den großen Frame mitgekühlt.

Unboxing: Platinendesign

Abschließend wollen wir noch einen Blick auf die Platine und die von Nvidia angekündigten Verbesserungen werfen. Was auf den ersten Blick auffällt: Der Bereich der Spannungswandler hat im Vergleich zur Titan X (Pascal) nunmehr eine Vollbestückung erfahren, auch wenn es sich immer noch um die gleiche Platine handelt.

Diese gemeinsame Basis nutzt Nvidia ja bereits seit der Quadro P6000, deren 8-Pin-Versorgungsanschluss rückseitig liegt, was man an den acht unbelegten Lötaugen gut ausmachen kann.

Werfen wir aber zunächst einen kurzen Blick auf den Speicher, bei dem im Unterschied zur Titan X (Pascal) ja ein Modul fehlt.

Insgesamt 11 der neuen G5X-Micron Module vom Typ MT58K256M321-Ja110, die bis zu 11 GByte/s bieten und damit die fehlenden 32 Bit des Speicherinterfaces durch einen höheren Takt von 5500 MHz (effektiv) wieder ausgleichen sollen, sind auf dieser Karte verbaut.

Uns wundert etwas, dass Nvidia nicht gleich die MT58K256M321-Ja120 verbaut hat, die noch einmal etwas höher takten. Aber vermutlich hat man Angst vor einem thermischen Problem des mit bis zu 1,35 Volt betriebenen Speichers, der jedoch in beiden Fällen bis maximal 95°C heiß werden darf.

Bei den Spannungswandlern bleibt sich Nvidia treu und setzt bei der GPU und deren sieben Phasen mit dem uP9511 auf einen guten alten Bekannten, der wie gehabt auf der Platinenrückseite zu finden ist.

Diese Komponentenauswahl für den PWM-Controller ergibt durchaus einen Sinn, da dieser die sieben Phasen gleichzeitig betreiben und nicht nur 6(+2)-Phasen-Designs ansteuern kann.

Das Design der Spannungswandler ist insofern interessant, als dass Nvidia einerseits auf ein eher simples Design aus einfachem Buck-Converter (LM53603) für die High-Side und nunmehr zwei statt einem MOSFET auf der Low-Side setzt, die in Form zweier Fairchild-D424-N-Channel-MOSFETs realisiert wurde. Damit entzerrt man etwas die Hotspots, denn die Verlustleistung verteilt sich dadurch auf eine doppelt so große Fläche.

Bei den Spulen setzt man auf einfach gekapselte Ferritschalen, die qualitativ in etwa Foxconns Magic-Coils entsprechen, maschinell bestückt werden können und nicht durchgesteckt sind. Thermisch gesehen ist dies für die Platinenrückseite ein Vorteil, wobei Nvidia die heißen Spulen unverständlicherweise nicht mitkühlt, sondern nur die daneben liegenden Kondensatoren.

Der Speicher wird über zwei parallel angesteuerte Phasen gespeist, die von einem uP1685 angesteuert werden. Die Low-Side ist über jeweils zwei parallel geschaltete Dual-N-Channel-Logic-Level-PowerTrench-MOSFETs E6930 gelöst, was eher ungewöhnlich ist, die High-Side mit dem bereits oben erwähnten FD424. Die Spulen fallen für diese beiden einfacheren Phasen dann auch entsprechend kleiner aus.

Fazit – und Teaser

Was ist nun mit dem erwähnten neuen Kühlerdesign? Da wir noch keine konkreteren Zahlen nennen dürfen, würden wir es besser als neues Kühlkonzept be- und umschreiben, bei dem sowohl die aktiven Komponenten als auch die Abwärmeabfuhr mit weiteren Pads zu den augenfälligsten Änderungen gehören. Die Kühlleistung dürfte nämlich kaum anders ausfallen.

Doch dazu und vor allem darüber, wie sich die neue Karte im täglichen Einsatz schlägt, können wir erst zu einem späteren Zeitpunkt berichten. So spannend es auch ist – NDA bleibt NDA. Auch für uns. Ein Anfang ist zumindest schon einmal gemacht, auch wenn es nur ein Scheibchen der dicken Salami ist.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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